Müde Zebras hatten alles unter Kontrolle: Heimsieg gegen Celje
Im Hinspiel am 1. Oktober stand der THW Kiel in der slowenischen Handball-Hochburg Celje kaum auf dem Feld, da lag er schon 0:5 zurück. Die schnelle Auszeit von Trainer Filip Jicha verhinderte damals Schlimmeres, führte die Zebras dann Schritt für Schritt zu einem ungefährdeten 35:24-Sieg über Pivovarna Lasko. In der heimischen Wunderino Arena war der Deutsche Meister am Dienstagabend von Beginn an hellwach, legte schnell eine 5:2-Führung vor und gewann die vorletzte Partie der Gruppenphase in der Handball-Champions-League mit 33:29 (19:15). Beste Torschützen der Kieler waren Magnus Landin (5) und Niclas Ekberg (5/4). Für den Gast, der 2004 die europäische Handballkrone in zwei Finalspielen gegen Flensburg gewonnen hatte, traf Tadej Mazej (6) am besten.
THW rückt auf Rang drei vor
Der Sieg am späten Dienstagabend war der achte Kieler Erfolg im zwölften Spiel auf europäischer Ebene gegen den slowenischen Rekordtitelträger. Durch diese wichtigen zwei Punkte zogen die Kieler in der Champions-League-Tabelle der Gruppe B von Rang fünf auf drei vorbei an Aalborg Handball und HC Motor Zaporozhye, weil sie die bessere Tordifferenz aufweisen und zudem in der Wertung bei Punktgleichheit die Duelle gegen beide Teams für sich entschieden haben.
THW marschiert von Beginn an weg
Magnus Landin verrichtete auch in der Deckung Schwerstarbeit
Gegen die im Durchschnitt mit 23 Jahren jüngste Mannschaft aller Champions-League-Teilnehmer nutzte THW-Trainer Filip Jicha die Gelegenheit, seine Leistungsträger Niklas Landin, Domagoj Duvnjak und Rune Dahmke komplett zu schonen, zudem nahm Ekberg den Ball zunächst nur bei Siebenmetern in die Hand, die er alle sicher verwandelte, bevor er in den letzten 15 Minuten den jungen Sven Ehrig auf Rechtsaußen ersetzte. Auch in ungewohnter Besetzung geriet der Kieler Sieg nie wirklich in Gefahr. Auch, weil den Slowenen viele technische Fehler unterliefen. So lagen die Zebras, nach Weinholds Gegenstoßtor zum 8:4 (14.) durchweg mit drei, vier oder sogar fünf Toren vorne - obwohl längst nicht alles gelang, viele Chancen vergeben wurden und zudem Celjes Torhüter Miljan Vujovic einen Glanztag erwischte: 13 Bälle hielt der slowenische Nationaltorhüter auf. Insgesamt aber zu wenig, um Kiels Angriff zu bremsen.
Starker Miha Zarabec
Zarabec glänzte als Regisseur und Torschütze
Auffälligstes Zebra war ausgerechnet Miha Zarabec, der nach seiner dreiwöchigen Corona-"Pause" eine großartige Partie ablieferte, vier Treffer selbst erzielte, als Vorlagengeber glänzte und gegen seine ehemalige Mannschaft bemerkenswert Regie führte. Von 2014 bis 2017 trug Zarabec das Celje-Trikot mit der Werbung für eine Bierbrauerei. Seine glänzende Leistung hätte aber beinahe einen kleinen Kratzer abbekommen: Als Celje in der Schlussphase Kieler Unaufmerksamkeiten nutzte und die Sechs-Tore-Führung von 30:24 (51.) auf 31:29 (55.) schmolz, hätte Zarabec frei vor Vujovic alles klarmachen können, traf aber nur den Pfosten. Der einzige Fehlwurf des quirligen Slowenen in Spiellaune.
Sagosen packt den Deckel drauf
Sander Sagosen erzielte drei Tore
So wurde es noch einmal etwas spannend, Jicha zog den grünen Karton, um seine Mannschaft für den Schlussspurt einzustimmen und zudem Hendrik Pekeler für die letzten Minuten wieder in den Mittelblock zu beordern. Die Entscheidung war dann die Sache des Neuzugang: Sander Sagosen stoppte den nächsten Celje-Angriff, traf vorn sehenswert zum 32:29 (58.) und nahm damit die letzte Spannung aus der Partie, die mit Sagosens Anspiel auf den an den Kreis eingelaufenen Ekberg auch noch ein spielerisches Highlight vor der Sirene parat hielt. "Es war ein schweres Spiel", befand Filip Jicha nach der Partie. "Meine Jungs waren wirklich müde, aber wir haben es hinbekommen. Ich bin stolz auf sie." Die drei bis vier Tore, die seine Mannschaft in der ersten Halbzeit herausgespielt hätten, seien der Schlüssel zum Erfolg gewesen, führte Jicha weiter an: "So bin ich sehr froh, dass wir das Spiel gewonnen haben."
Donnerstag gegen Zagreb
Auch Pavel Horak trug sich gegen Celje in die Torschützenliste ein
Schon am Donnerstag geht’s weiter. Dann ist um 17 Uhr (live bei DAZN, Heimspiel-TV ab 16:15 Uhr) der Tabellenletzte, Kroatiens Titelträger PPD Zagreb, Gast in Kiel. Gelingt gegen den Kielern gegen den kroatischen Traditionsclub ein weiterer Sieg, ist Platz drei und damit eine gute Ausgangsbasis für das Achtelfinale endgültig gesichert. Weiter geht's in nicht einmal 48 Stunden, Kiel!
EHF Champions League, 12. Spieltag: THW Kiel - RK Celje Pivovarna Lasko: 33:29 (19:15)
THW Kiel: Landin (n.e.), Quenstedt (1.-60., 5/1); Ehrig (3), Duvnjak (n.e.), Sagosen (3), Reinkind (1), M. Landin (5), Sunnefeldt (1), Weinhold (2), Wiencek (4), Ekberg (5/5), Dahmke (n.e.), Zarabec (4), Voigt, Horak (1), Pekeler (4); Trainer: Jicha
RK Celje Pivovarna Lasko: Vujovic (1.-60., 12 Paraden), Gabersek (1 Siebenmeter); Mazej (6), Dragasevic (2), Razgor (3), Marguc (2), Sarac, Groselj (2), Poteko, Cepic (1), Kodrin (1), Horzen (1), Mlakar (4), Leban, Novak (2), Nacinovic (5); Trainer: Ocvirk
Schiedsrichter: Bartosz Leszczynski / Marcin Piechota (POL)
Zeitstrafen: THW: 1 (Reinkind (39.)) / Celje: 1 (Poteko (47.))
Siebenmeter: THW: 4/4 / Celje: 4/3 (Quenstedt hält Novak (21.))
Spielfilm: 0:1, 3:1 (5.), 5:2, 6:4 (10.), 8:4 (15.), 10:5 (17.), 12:7, 13:8 (20.), 13:10 (23.), 15:12, 16:13 (27.), 18:15 (29.), 18:16;
20:16 (33.), 20:18 (34.), 22:20 (38.), 24:20 (40.), 26:22 (44.), 28:23 (49.), 30:24 (51.), 30:27 (54.), 31:27, 31:29 (55.), 33:29.
Zuschauer: 0 (Wunderino Arena, Kiel)
Stimmen zum Spiel
THW-Trainer Filip Jicha: Das war ein wirklich hartes Spiel. Meine Jungs waren unglaublich müde, dieser Rhythmus ist für niemanden einfach. Deshalb habe ich heute bis auf Domagoj Duvnjak und Niklas Landin alle Spieler eingesetzt. Ich bin stolz auf meine Jungs, die Führung in der ersten Halbzeit mit drei bis vier Toren war entscheidend für diese Partie. Jetzt bin ich glücklich, dass wir dieses Spiel gewonnen haben. Und in ein paar Stunden sehen wir uns hier alle wieder und haben die nächste Aufgabe vor der Brust.
Celjes Trainer Tomaz Ocvirk: Glückwunsch an den THW Kiel und danke für ein großes und faires Spiel. Meine Spieler haben das heute richtig gut gemacht, aber die ersten zehn Minuten waren entscheidend für den weiteren Verlauf der Partie. Nach ein paar Umstellungen haben wir dann dynamischer und aggressiver agiert, so dass auch ich heute sehr stolz auf meine Spieler bin. Am Ende hat die größere Erfahrung den Ausschlag zugunste des THW Kiel gegeben.
THW-Rückraumspieler Sander Sagosen: Es war ein hartes, aber faires Spiel.Celje hat eine sehr junge und unglaublich hungrige Mannschaft, die mit sehr viel Herz spielt. Wir haben in den ersten zehn bis 15 Minuten richtig gut gespielt, haben eine gute Abwehr gestellt und so die Grundlagen für den Sieg gelegt. Über den Erfolg bin ich richtig froh, aber wir müssen weiter hart arbeiten - und in zwei Tagen geht es direkt weiter.
Celje-Spieler Vid Poteko: Wir müssen trotz der Niederlage positiv denken - wir haben heute schließlich gegen den Champions-League-Sieger gespielt. Jeder von uns hat eine gute Leistung gezeigt, nun nehmen wir das Gute aus dieser Partie mit nach Aalborg, um dort zu gewinnen.