Zebras starten mit souveränem Sieg in Zagreb
Der THW Kiel ist mit einem deutlichen Erfolg in die EHF Champions League gestartet. 193 Tage nach dem bisher letzten Pflichtspiel hatten die Kieler in der gespenstischen Atmosphäre der leeren, in normalen Zeiten 16.500 Zuschauern Platz bietenden, Arena Zagreb zu keiner Zeit Probleme mit einem zwar engagierten, letztlich aber doch chancenlosen RK PPD Zagreb. Am Ende eines Spiels, das zur Pause bereits eine Vorentscheidung erlebt hatte, freute sich der THW Kiel nach dem 31:21 (14:6) über die ersten zwei Punkte einer langen Saison. Bester Torschütze auf Seiten des THW Kiel war Sander Sagosen mit sieben Treffern, der nach der Partie zum ersten "Man of the Match" der neuen Königsklassen-Saison gewählt wurde.
Landin nach Warmmachen angeschlagen
Endlich wieder ein Pflichtspiel: 193 Tage nach dem letzten Auftritt kämpften die Zebras in der Königsklasse.
In Zagreb waren bis auf Nikola Bilyk und Sven Ehrig alle an Bord - auch die zuletzt angeschlagenen Rune Dahmke und Magnus Landin meldeten sich rechtzeitig vor der Pflichtspiel-Premiere einsatzbereit. Trotzdem gab es einen echten Schreck-Moment in der leeren Zagreb Arena: Beim Warmmachen zog sich Niklas Landin eine Zerrung im Knie zu und konnte deshalb nicht mitwirken. Seine Teamkollegen legten trotzdem los, wie die sprichwörtliche Feuerwehr. Vor allem die Abwehr war hellwach und ließ den kroatischen Angriff nicht zur Entfaltung kommen. Bereits in der zehnten Minute war Zagrebs Coach Igor Vori gezwungen, die erste Auszeit zu nehmen. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Zebras durch Ekbergs Siebenmeter, Weinholds Kracher, Quenstedts Treffer auf den verwaisten Kasten und Sagosens Gegenstoß nach eigenem Steal aus dem 2:2 eine 6:2-Führung herausgeworfen. Trotz der kurzen Pause blieb der THW am Drücker, weil er im Angriff auf das Zusammenspiel und die Wurfgewalt des Rückraums setzen, aber auch mit tollen Anspielen wie bei Zarabec' Pass auf Pekeler in Unterzahl zum 9:5 glänzen konnte.
Klare Pausenführung
Kieler Abwehrbollwerk: Im ersten Durchgang kassierten die Zebras nur sechs Gegentreffer
Immer dann, wenn Zagreb seine Gefährlichkeit andeutete, legten die Zebras nach: Mandic traf mit einem Doppelschlag zum 5:8, Zarabec ließ den Ball zum 10:5 ins Netz rauschen, ging beim 11:5 durch die kurzfristig auf eine 3-3-Formation umgestellte kroatische Abwehr wie das heiße Messer durch die Butter, und als das Kieler Norwegen-Duo Harald Reinkind/Sander Sagosen beim 12:6, 13:6 und 14:6 perfekt harmonierte, war bereits nach 30 Minuten so etwas wie eine Vorenscheidung gefallen. Nur sechs Gegentore in 30 Minuten - das war gegen zunehmend demorailisert wirkende Gastgeber beinahe schon so etwas wie eine Vorentscheidung. Der klare Halbzeitstand ließ auch einige der vielen Fehler, die sich beide Teams nach der langen Wettkampf-Pause erlaubten, vergessen.
Zwei Champions-League-Debütanten
Hendrik Pekeler traf und zeigte auch seine Anspiel-Klasse
Die zweite Hälfte begann dann mit starken Gastgebern, die bis auf 9:15 verkürzen konnten. Doch dann zogen die Zebras wieder ihre Kreise. Weinhold, Wiencek, Reinkind, Sagosen mit Traumanspiel auf Reinkind, Pekeler mit Traumpass auf Ekberg - auch das Zusammenspiel ließ im zweiten Durchgang wenig Wünsche offen. Und so erzielte Sagosen beim 23:13 die ersten Zehn-Tore-Führung für den THW Kiel - Zeit für die beiden "Youngster": Bevan Calvert, Co-Trainer der U23, feierte mit 34 Jahren sein Champions-League-Debüt genauso wie Philipp Wäger, Jahrgang 2000. Beide bekamen angesichts der klaren Führung viel Einsatzzeit von Filip Jicha, die Glanzpunkte setzte aber zunächst wieder der "Man of the match": In doppelter Unterzahl drosch Sander Sagosen den Ball mir Urgewalt zum 28:17 in die Maschen - von Halbrechts. Und am Ende wurde dann im Zebra-Tross richtig laut gejubelt: Wäger erzielte kurz vor der Sirene seinen ersten Königsklassen-Treffer der noch jungen Karriere. Am Ende feierten die Schwarz-Weißen ein souveränes 31:21 - ein klasse Start in die Saison!
Donnerstag Heimspiel gegen Nantes
Werde mit deinem Foto Teil der weißen Wand!
Direkt nach der Partie machten sich die Zebras auf die Rückreise via Chartermaschine nach Kiel. Der Zehn-Stunden-Zagreb-Trip war bewusst so geplant, dass die Kieler möglichst wenig Zeit in der kroatischen Hauptstadt verbringen müssen. Die nächste Partie findet dann in der Wunderino Arena statt: Am kommenden Donnerstag erwarten die Zebras den französischen Topclub HBC Nantes zum Duell in der Königsklasse. Anwurf ist um 18:45 Uhr, der Streamingdienst DAZN überträgt live. Noch ist nicht endgültig klar, ob und wenn ja wieviele Zuschauer dann in der Arena dem THW Kiel den Rückens stärken können. Mit einem Fan-Foto kann aber jeder schwarz-weiße Anhänger zumindest optisch dabei sein und so mit für eine stimmungsvolle #weisseWand sorgen - alle Infos zu der Aktion, die bei den Spielern des Rekordmeisters einen überragenden Anklang findet, gibt's in diesem Artikel! Weiter geht's zu Hause, Kiel!
Foto: PIXSELL photo & video agency
EHF Champions League, 1. Spieltag: HC PPD Zagreb - THW Kiel: 21:31 (6:14)
HC PPD Zagreb: Ristanovic (n.e.), Asanin (1.-60., 10 Paraden); Sipic, Vistorop (6/2), Mrakovcic (1), Mandic (2), Bozic-Pavletic, Klarica (2), Buric (2), Vuglac (2), Stojnic, Bozovic (4/2), Matanovic, Ravnic, Grahovac, Vlah; Trainer: Vori
THW Kiel: N. Landin (n.e.), Quenstedt (1.-60., 11 Paraden, 1 Tor); Duvnjak (2), Sagosen (7), Reinkind (5), M. Landin (2), Weinhold (4), Wiencek (1), Ekberg (5/4), Wäger (1), Dahmke, Zarabec (2), Calvert, Horak, Pekeler (1); Trainer: Jicha
Schiedsrichter: Amar Konjicanin / Dino Konjicanin (BIH)
Zeitstrafen: Zagreb: 5 (Bozovic (4.), Bozic-Pavketic (6.), Ravnic (35.), Grahovac (41.), Vistorp (49.)) / THW: 6 (2x Sagosen (15., 42.), Reinkind (33.), Calvert (53.), M.Landin (53.), Weinhold (57.), )
Siebenmeter: Zagreb: 6/4 (Mandic an den Pfosten (15.), Bozovic vorbei (40.)) / THW: 4/4
Spielfilm: 0:1, 2:2 (4.), 2:6 (9.), 3:8 (11.), 5:8 (15.), 5:11 (21.), 6:11 (22.), 6:14;
6:15, 9:15 (34.), 9:17, 11:18 (39.), 11:20 (41.), 13:21, 13:23 (43.), 14:24, 15:26 (50.), 17:29. (56.), 19:29, 20:31, 21:31.
Zuschauer: keine (Arena Zagreb, Zagreb (CRO))
Stimmen zum Spiel
THW-Debütant Sander Sagosen: Heute war das erste richtige Spiel, und natürlich wissen wir jetzt ein bisschen mehr, wo wir stehen. In Testspielen kann man zwar eine Menge erkennen, aber auf das Heute kommt es an. Wir haben richtig gut gespielt, standen gut in der Abwehr und Dario hat gut gehalten. Nur sechs Gegentore zur Halbzeit - das ist das, wo wir als Mannschaft hinwollen. Schade war nur, dass wir nicht in einer vollen Halle spielen konnten. Aber alles ist besser, als gar nicht mehr spielen zu dürfen. Jetzt freue ich mich auf ein freies Wochenende - es wird für lange, lange Zeit das letzte sein.
Champions-League-Debütant Bevan Calvert: Es war unglaublich. Ich bin sehr dankbar, dass ich diesen Einsatz bekommen habe. Und ich habe jeden Moment genossen. Ein bisschen enttäuscht bin ich, dass ich kein Tor gemacht habe - aber dafür habe ich es ja mit einer Zeitstrafe in die Statistik geschafft (lacht). Man kann sagen, dass ich heute ein richtig glücklicher Handballer bin.
Champions-League-Debütant Philipp Wäger: Es ist ein überragendes Gefühl, heute für den THW Kiel in Zagreb gespielt zu haben. Ein bisschen schade ist es, dass keine Fans in der Arena waren. Aber wenn die Mannschaft so hinter einem steht und sich so sehr für einen freut, wenn man dann auch noch ein Tor wirft, dann ist das ein ganz besonderes Erlebnis. In diesen Genuss kommen nicht viele Spieler in ihrer Karriere, und ich hätte nie damit gerechnet, so etwas wie den heutigen Abend überhaupt einmal erleben zu dürfen. Ich habe nach dem Spiel unglaublich viele Nachrichten bekommen von Menschen, die sich mit mir freuen - und über jede einzelne habe auch ich mich sehr gefreut.