Dezimierter THW Kiel verliert Punkt gegen Zaporozhye
Der THW Kiel hat am Mittwochabend einen Rückschlag im Kampf um die Tabellenspitze hinnehmen müssen: Gegen den HC Motor Zaporozhye kamen die Zebras nicht über ein 32:32 (16:17)-Unentschieden hinaus. Die ohne vier verletzte Rückraumspieler angetretenen Kieler versäumten es gegen den kämpferisch starken Gast aus der Ukraine, aus ihren vielen klaren Torchancen Kapital zu schlagen. Bester Torschütze des THW Kiel vor 7618 Zuschauern war Niclas Ekberg, der aufgrund der Einblutung an der Achillessehne erneut "nur" bei Siebenmetern zum Einsatz kommen konnte, mit 9/9 Treffern.
Königsklasse ohne vier
Bester Torschütze: Niclas Ekberg verwandelte alle neun Siebenmeter
Nur drei Tage nach dem Bundesliga-Sieg gegen Hannover wurde es auf der Bank des THW Kiel richtig übersichtlich: Mit Steffen Weinhold, Gisli Thorgeir Kristjansson, Kapitän Domagoj Duvnjak und Nikola Bilyk, der mit Leistenproblemen ausfiel, fehlte dem THW Kiel mehr als eine komplette Rückraumreihe. Die Mannschaft, die Trainer Filip Jicha ins Rennen schicken konnte, stellte sich daher beinahe von allein auf. Trotzdem hatten die Zebras in einer hektischen Anfangsphase zunächst die besseren Argumente. In der Defensive wurde aufmerksam gearbeitet, was sich in Ballgewinnen auszahlte. Und auch der Angriff, in dem zunächst Miha Zarabec, später Linksaußen Rune Dahmke und dann wieder Zarabec Regie führten, erspielte sich gute Möglichkeiten. Vor dem Tor allerdings wurde zu hektisch agiert.
Zu viele Chancen liegen gelassen
Vier Tore und gute Anspiele: Lukas Nilsson
So gelang es den Zebras mehrfach nicht, sich trotz klarster Chancen abzusetzten und so ein bisschen mehr Ruhe ins Spiel zu kommen. Hendrik Pekeler, Lukas Nilsson, Ole Rahmel, Miha Zarabec, Rune Dahmke, Patrick Wiencek, Harald Reinkind - die komplette Startformation der Schwarz-Weißen fand in Torhüter Victor Kireev seinen Meister. So wie in der 16. Minute, als Pekeler das 9:7 erzielte, kurz darauf aber mit einem Gegenstoß an Kireev scheiterte. Zehn Paraden in 16 Minuten - der ukrainische Keeper gab seinem Team das Selbstbewusstsein. Mit einem Doppelschlag vom Kreis durch Babichev erzielten die Gäste den Ausgleich, gingen dann durch den überragenden Pukhouski und den schnellen Malasinskas mit zwei Treffern in Führung. Diese hielt, auch wenn Dahmke mit einem Rückraum-Unterarm-Hammer traf, Rahmel in Unterzahl verkürzen konnte und Lukas Nilsson, der 60 Minuten mit viel Emotionen und Leidenschaft agierte, zum 14:15 traf. Bis zur Pause blieb es dennoch bei dem Ein-Tor-Rückstand.
Motor zieht weg
Bekam die Härte der Motor-Abwehr zu spüren: Lukas Nilsson
Die stärkste Phase der Kieler brachte sie zurück in die Spur: In der Abwehr wurde trotz aller Strapazen durch die fehlenden Wechselmöglichkeiten intensiv gearbeitet, zudem glangen dem zur Pause gekommenen Niklas Landin einige Paraden. Die Folge: Ekberg und Nilsson, der bei seinem Treffer zum 19:18 erstmals die ganze brutale Härte der Motor-Abwehr durch Doroshchuks Ellenbogen im Gesicht zu spüren bekam, und Pekeler machten aus dem 17:18 ein 20:18 (35.). Doch abschütteln ließen sich die Gäste nicht: Pukhouski, den die Zebras nie in den Griff bekamen und der in der Schlussphase beim Sieben-gegen-Sechs der Ukrainer als Rechtshänder im rechten Rückraum die entscheidenden Nadelstiche setzte, mit Tor und Assist, dazu ein Siebenmeter von Soroka - 21:20 für Motor. Wieder waren die Gäste vorn, legten nach Reinkinds 21:21 und einer folgenden Aneinanderreihung von technischen Fehlern auf Kieler Seite mit einem 3:0-Lauf sogar auf 24:21 vor.
Ein Abend mit vielen Gesichtern
Rune Dahmke erzielte vier Treffer
Die Zebras kämpften, gingen erneut mit ihrer Energie in den dunkelroten Bereich. Und hatten Erfolg, auch weil Dahmke, Horak, wieder Dahmke Steals gelangen. Nach Patrick Wienceks Gegenstoß war der Ausgleich geschafft, später legte Ekberg eiskalt zwei Siebenmeter in den gegnerischen Kasten, und als Nilsson mustergültig den starken Dahmke bediente, war neun Minuten vor dem Ende beim 28:26 doch wieder ein Happyend aus Zebra-Sicht möglich. Doch dazu sollte es nicht kommen, weil Doroshchuk Nilsson erneut im Gesicht traf, weil Zaporozhye durch Pukhouski und Malasinskas im Sieben-Gegen-Sechs die Lücken fanden, weil Kozakevych sich von Außen keinen Fehler erlaubte. Und weil dem THW Kiel zusehends die Kräfte schwanden. Reinkind fand Pekeler am Kreis: 32:31. Zhukov setzte sich über Links durch: 32:32. Eine gute Minute zu spielen. Dann kam Soroka aus dem Kreis und rang Pekeler nieder, was zwar iene Zeitstrafe, aber keinen Siebenmeter zur Folge hatte. Ein letzter Wurf aus der Bedrängnis, die 16. Parade von Kireev - Ende. Enttäusche, nach 60 Minuten großartigem Einsatz ausgepumpte Zebras auf der einen, ausgelassene Freude auf der anderen Seite. Dieser Königsklassen-Abend hatte viele Gesichter.
Sonntag gegen Leipzig - noch Tickets verfügbar
Alles gegeben, und doch bitter enttäuscht: Die Zebras nach dem Schlusspfiff
Kein Verschnaufen, kein Innehalten: Bereits am Sonntag sind die Zebras wieder gefordert. Zum Abschluss der Heimspiel-Trilogie erwartet der THW Kiel den starken SC DHfK Leipzig zu einer Top-Begegnung in der Sparkassen-Arena. Die Sachsen, mit lediglich vier Punkten Rückstand auf den Tabellenführer in Lauerstellung, haben zuletzt gegen die Rhein-Neckar Löwen nur unglücklich verloren - neuerlicher Beleg für die Stärke der Mannschaft um den jungen Top-Star Franz Semper. Anpfiff in der Sparkassen-Arena ist um 13:30 Uhr, Sky wird live aus Kiel übertragen. Für die Begegnung gibt es noch einige Tickets an allen bekannten Vorverkaufsstellen, in der THW-FANWELT, bei CITTI, in den famila-Märkten mit Eintrittskartenverkauf und im Ticketcenter der Arena sowie mit Mobile- oder Print@Home-Variante im Online-Ticketskop des THW Kiel. Die THW-FANWELT mit Tageskasse öffnet am Sonntag von 10:30 Uhr bis Anpfiff sowie maximal eine Stunde nach Abpfiff. Weiter geht's in der stärksten Liga der Welt, Kiel!
VELUX EHF Champions League, 9. Spieltag: THW Kiel - HC Motor Zaporozhye (UKR): 32:32 (16:17)
THW Kiel: N. Landin (31.-60., 4 Paraden), Quenstedt (1.-30., 4 Paraden); Reinkind (3), M. Landin, Wiencek (2), Ekberg (9/9), Rahmel (3), Dahmke (4), Zarabec, Horak, Pekeler (6), Nilsson (5); Trainer: Jicha
HC Motor Zaporozhye: Komok (3 Siebenmeter, keine Parade), Kireev (1.-60., 16 Paraden); Vujovic, Babichev (3), Malasinskas (2), Pukhouski (10), Denysov (3), Dorushchuk (3), Kravchenko, Kozakevych (5), Jaanimaa, Gurkovsky, Zhukov (2), Kus, Soroka (3/1), Parovinchak; Trainer: Lanevych
Schiedsrichter: Michal Badura / Jaroslav Ondrogrecula (SVK)
Zeitstrafen: THW: 1 (Nilsson (22.)) / Motor: 5 (Zhukov (19.), Kus (47.), Kozakevych (49.), Doroshchuk (52.), Sorokoa (60.))
Siebenmeter: THW: 9/9 / Motor: 1/1
Spielfilm: 0:1, 2:1, 2:2 (5.), 4:2 (6.), 4:4 (9.), 6:4, 7:5 (11.), 7:7 (14.), 9:7, 10:8 (19.), 10:12 (21.), 12:14, 13:15 (26.), 15:17 (29.), 16:17;
17:17, 17:18, 20:18 (35.), 20:21 (38.), 21:21, 21:24 (43.), 23:24 (45.), 23:25, 25:26 (48.), 28:26 (51.), 30:28 (53.), 30:30 (56.), 31:30, 32:31 (59.), 32:32.
Zuschauer: 7618 (Sparkassen-Arena, Kiel)
Stimmen zum Spiel
THW-Trainer Filip Jicha: Warum sollte ich auf meine Mannschaft draufhauen? Meine Spieler leisten Unmenschliches, heute haben sie ihre menschliche Seite gezeigt. Meine Spieler haben heute alles auf dem Feld gelassen, was in ihnen steckte. Für uns war es nach dem harten Match gegen Hannover am Sonntag schwer, unseren Weg in diese Begegnung zu finden. Wir haben tolle Chancen kreiiert, haben aber nicht getroffen. Dann haben wir unseren Rhythmus verloren. Wir haben einen Punkt verloren, aber Motor hatte seinen Punkt auch verdient. Sie haben im 7-6 unüblich mit einem Rechtshänder im rechten Rückraum gespielt und sind zu leichten Toren gekommen, haben insgesamt sehr stark gespielt. Das Unentschieden tut weh, aber wir bewahren Ruhe und arbeiten weiter.
Motor-Trainer Rostyslav Lanevych: Wir sind in der Gruppe in einer nicht so guten Position, haben aber theoretisch und praktisch noch Chancen auf das Achtelfinale. Deswegen haben wir alles in das heutige Spiel gelegt. Es ist ein Vergnügen, in dieser Atmosphäre und in dieser Arena einen Punkt zu holen. Für uns ist dieser Punkt wie ein Sieg. Danke an mein Team, das bis zum Ende gekämpft hat und sich diesen Punkt in einem großartigen Fight verdient hat.
Ex-Zebra Dener Jaanimaa: Es war schön, zurück zu kommen. Und es ist schön, einen Punkt in dieser Arena gegen diese Mannschaft zu gewinnen. Ich denke, das Unentschieden ist ein gerechtes Ergebnis, da beide Mannschaften während des Matches kaum mehr als zwei Tore vorn lagen. Kiel hatte vier verletzungsbedingte Ausfälle auf wichtigen Positionen, so dass am Ende vielleicht ein bisschen die Power fehlte. So ist es zu erklären, dass wir 32 Tore in Kiel erzielen konnten. Das ist vollkommen unüblich. Ich bin jetzt trotzdem sehr glücklich über den Punkt, der für unseren Verein richtig wichtig ist.
THW-Toptorschütze Niclas Ekberg: Wir hatten Probleme, sind nicht in unseren Rhythmus gekommen. Wir haben einfache Fehler in kritischen Phasen des Spiels gemacht, Motors Sieben-gegen-Sechs war richtig effektiv. Wir müssen jetzt weiter hart arbeiten und auf unserem Weg bleiben.