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KN: Steiniger Weg nach Europa

Champions League

KN: Steiniger Weg nach Europa

Hamburg/Kiel. Schlechte Nachrichten für die Handball-Bundesliga (HBL), schlechte Nachrichten für den THW Kiel: In der kommenden Saison sind nur noch zwei statt zuletzt drei deutsche Vereine in der Champions League vertreten. Das Exekutivkomitee der Europäischen Handball-Föderation (EHF) beschloss auf seiner Sitzung am Rande der Frauen-WM in Hamburg, in der Spielzeit 2018/19 keine Wildcard für die Königsklasse an die Bundesliga zu vergeben.

Steiniger Weg nach Europa

"Das ist so zunächst ein Rückschritt für den deutschen Klubhandball und sehr schade für die Sportler, Fans und Vereine, die den deutschen Handball in Europa präsentieren. Wir als Vereine können das leider nur zur Kenntnis nehmen. Ich glaube aber, dass auch eine bessere Lösung für die Bundesligisten möglich gewesen wäre", sagte ein enttäuschter THW-Geschäftsführer Thorsten Storm am Montag. Entrüstet reagierten auch die Verantwortlichen im Lager des deutschen Meisters Rhein-Neckar Löwen. "Die Champions League beraubt sich eines ihrer Zugpferde", sagte Geschäftsführerin Jennifer Kettemann dem "Mannheimer Morgen". Sie bedauere die Entscheidung, "da die deutschen Champions-League-Teilnehmer sich über Jahre nicht nur als sportliche Aushängeschilder für den gesamten Wettbewerb, sondern auch als Publikumsmagnete erwiesen haben."

EHF und HBL hatten zuletzt einen öffentlichen Streit wegen der zunehmenden Terminkollisionen ausgetragen. "Diese Entscheidung wird die Terminproblematik der nun verbleibenden zwei deutschen Teilnehmer nicht lösen. Ich würde es begrüßen, wenn alle Beteiligten gemeinsam nach einer Lösung suchen, statt auf ihren Standpunkten zu verharren", so Kettemann. In der Tat liegen die deutschen Königsklassen-Teilnehmer in der Gunst der Fans immer weit vorn. Das Ranking der 28 Vereine führte der THW Kiel sowohl am Ende der Vorsaison (im Schnitt 10 121 Zuschauer) als auch aktuell vor der Winterpause (9339) mit weitem Vorsprung an, lockt allein stets zehn bis zwölf Prozent aller Fans in Europa in die Sparkassen-Arena und kam deswegen, aber auch als dreimaliger Titelträger in dieser und der vergangenen Saison als Bundesliga-Dritter in den Genuss einer Wildcard.

Auch wenn die Bundesliga keinen Anspruch auf die Wildcard erheben kann, muss die Entscheidung der EHF im aktuellen Konflikt als Retourkutsche verstanden werden. "Hätte die EHF ihre Drohung wahr gemacht und nur noch eine deutsche Mannschaft zugelassen, hätte das den EHF-Regularien widersprochen. Aber so haben wir keine Handhabe. Ich hoffe aber, dass das letzte Wort noch nicht gesprochen ist", sagte HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann am Montag gegenüber unserer Zeitung. Im November war der Konflikt eskaliert, hatte sich die HBL klar gegen die Reform der Champions League zu einer Eliteliga mit nur noch zwölf Teams positioniert und vor allem eine Höchstgrenze von 20 Spielen im Europapokal pro Klub und Saison gefordert. "Bei der EM in Zagreb wird es ein weiteres Treffen geben", sagte Bohmann am Montag. "Wir sprechen da auch mit einer Stimme mit Dänemark, Frankreich, Schweden, Norwegen und anderen. Eine Erhöhung der Anzahl der Spiele ist einfach nicht möglich. Hier werden jetzt Probleme miteinander vermischt, und diese Retourkutsche der EHF ist nicht in Ordnung."

Nach der Reform kämen bis zu 26 Partien auf die Königsklassen-Klubs zu, bei einer weiteren Aufstockung auf 16 Mannschaften sogar 34. Dann wäre nur der deutsche Meister fest am Start. In einer ersten Reaktion hatte Bohmann gelassen auf die aktuelle Reduzierung auf zwei deutsche Vereine reagiert ("Sehe das völlig gelassen"). Diese Aussage kritisierte THW-Geschäftsführer Thorsten Storm scharf: "Es gibt einige Vereine in der Bundesliga, die um einen Platz in Europa, um jeden Millimeter kämpfen. Diese Aussage ist deplatziert. Es wäre seine Aufgabe gewesen, hier zu harmonisieren." Momentan belegen die Zebras in der Bundesliga mit 23:11 Punkten Platz fünf, vier Zähler hinter Platz zwei (SG Flensburg-Handewitt/27:7). "Die Entwicklung ist schade, die Situation wird für uns noch schwieriger", sagte THW-Trainer Alfred Gislason. "Aber wir werden alles dafür tun, um einen dieser beiden Plätze zu erreichen."

(Von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 19.12.2017, Foto: Sascha Klahn)