Heimspiel gegen Meshkov Brest
Nur zwei Tage nach der bitteren Bundesliga-Pleite beim VfL Gummersbach hat der THW Kiel in der VELUX EHF Champions League ein beeindruckendes Comeback gezeigt: Gegen den weißrussischen Champion siegten die Kieler am Samstagabend mit 33:23 (15:10) und feierten damit den bisher deutlichsten Erfolg in der Gruppenphase der Königsklasse und vergrößerten damit im Kampf um das Achtelfinale den Vorsprung auf die Verfolger. Die Kieler präsentierten sich vor 9.000 frenetischen Fans stark: Angeführt von einem überragenden Niklas Landin, der allein drei Siebenmeter parierte und am Ende auf 20 gehaltene Bälle kam, und dem besten Torschützen Patrick Wiencek, der sieben Mal erfolgreich war, kamen sie zu einem auch in dieser Höhe verdienten Erfolg.
Großartige Königsklassen-Atmosphäre
Anspieler und Vollstrecker: Lukas Nilsson machte eine starke Partie
Die Fans des THW Kiel leisteten bereits vor dem Anpfiff Aufbau-Arbeit: Mit lautstarkem Jubel wurden die "Zebras" von den 9.000 empfangen, die in der Folge trotz des 0:2-Rückstandes nicht nachließen. Die Schwarz-Weißen auf dem Feld taten ihr Übriges im Zusammenspiel mit ihren Anhängern, so dass in der Sparkassen-Arena eine grandiose Königsklassen-Atmosphäre breit machte. Und die beflügelte den THW, der - angetrieben von einem starken Lukas Nilsson, nach sieben Minuten den Ausgleich markierte. Noch einmal ging Brest in Führung, dann setzte sich der THW über Vujins tolles Zusammenspiel mit Wiencek zum 5:3 und Nilssons Traumpass auf den an den Kreis eingelaufenen Vujin auf 6:4 ab. Dass die Gäste aber wahrlich keine Laufkundschaft sind, bewiesen sie in den folgenden Minuten: Mit schnellem Spiel über Yurinok und Kulak glichen sie erneut aus, und als Shylovich seine Landin-Allergie, zuvor hatte der Däne drei Würfe des Brester Rückraumspielers gehalten, ablegte, war das intensive Ringen um zwei ganz wichtige Punkte nach einer Viertelstunde wieder vollkommen offen.
Zebras befreien sich
Vier Tore im ersten Durchgang: Youngster Nikola Bilyk
Eine Zeitstrafe für Shylovich, ein sich weiter steigernder Landin und die mit jedem Erfolgserlebnis befreiter wirkenden "Zebras" ebneten dann den Weg zur klaren Halbzeitführung: Christian Zeitz stahl den Gästen hinten den Ball, Ekberg bediente den durchstartenden Bilyk zum 8:7. Rune Dahmke ließ nach tollem Nilsson-Anspiel das 9:7 folgen, der schwedische THW-Youngster machte krachend das 10:7 selbst, Ekberg und der sich selbst und das Publikum anpeitschende Wiencek erhöhten auf 12:7, ehe der jüngste Kieler, Nikola Bilyk, den 6:0-Zwischenspurt in unnachahmlicher Art perfektionierte. Doch die Gäste ließen sich davon nicht aus der Ruhe bringen, verkürzten nach einigen Kieler Holztreffern erneut auf 9:13, machten mit der Schnellen Mitte Druck. Der THW hielt diesem mit einer beweglichen Abwehr stand und verhinderte gar noch das Verkürzen vor dem Halbzeitpfiff: Bilyk hatte den weiten Pass der Brester fünf Sekunden vor der Pausen-Sirene abgefangen und Wiencek bedient, der die Fans mit dem 15:10 von den Sitzen riss.
Gäste leisten heftige Gegenwehr
Die Wand im Tor: Niklas LandinWarum der weißrussische Champion bisher die Top-Clubs der Königsklasse auch auswärts ordentlich ärgern konnte, bewies er nach dem Wechsel: Egal, was die "Zebras" auch anstellten, die Blau-Weißen hatten meist eine schnelle Antwort parat, boten in dieser Phase ihren besten Handball und leisteten heftige Gegenwehr. Umgekehrt aber ließen sich auch die Kieler davon nicht bange machen. Marko Vujin traf zum 18:12 und 20:14, Bilyk machte mit seinem sechsten Tor das 21:15, und Dahmke, der wenig später erneut mit einem ausgekugelten Finger und unter großen Schmerzen vom Feld musste, begeisterte mit einem Traum-Dreher zum 22:16 die Fans. Als Landin dann den freien Wurf von Kulak parierte und Ekberg im Gegenstoß das 23:16 erzielte (41.), war das wie ein Schock für die Brester Gegenwehr. Noch einmal konterten die Gäste durch Igropulo, der nach dem von Landin gehaltenen Siebenmeter den Nachwurf zum 19:25 versenkte.
Ovationen und La Ola
Sechs Tore und tolle Anspiele: Marko Vujin
Ein Wurf von Meshkov-Keeper Mijatovic, der weit über das wegen einer Unterzahl leere Kieler Tor segelte, läutete dann eine Phase ein, in der beim THW alles funktionierte: Landin wurde zur menschlichen Wand, Emil Frend Öfors nagelte den Ball in Unterzahl zum 26:19 ins Netz, Vujin ließ es beim 27:19 ebenso krachen, Wiencek setzte sich zum 28:19 durch und ließ - traumhaft bedient vom inzwischen eingewechselten Miha Zarabec - gleich noch die Zehn-Tore-Führung folgen. Die Auszeit von Brest nutzten die Fans, um ihre Mannschaft mit stehenden Ovationen für ihren engagierten und leidenschaftlichen Auftritt zu feiern. Bei diesem setzte jedes "Zebra" seine Akzente: Ole Rahmel traf nach tollem Zarabec-pass zum 31:21 und ließ gleich noch das 32:21 folgen, Landin hielt seinen dritten Siebenmeter, Zarabec setzte eine Fackel ins lange Eck - La Ola kreiste um die Sparkassen-Arena. Nur das Sahnehäubchen, der grandiose Kempa-Versuch über Rahmel, gab es nicht: Brests Pesic verhinderte die Krönung eines starken Kieler Handball-Abends, bei dem die "Zebras" spielerisch und kämpferisch die Antwort auf die zuletzt dürftige Leistung in Gummersbach gaben - und zurecht gemeinsam mit ihren Anhängern einen auch in der Höhe verdienten Sieg im letzten Königsklassen-Heimspiel des Jahres 2017 feierten.
Mittwoch Derby, Samstag Hüttenberg
Jubel nach dem Schlusspfiff einer starken Vorstellung
Für die Kieler geht es am Mittwoch mit dem letzten Champions-League-Spiel 2017 weiter - und das hat es in sich: Die "Zebras" reisen nach Flensburg, wo um 19:30 Uhr das 95. Derby gegen die SG Flensburg-Handewitt anpfiffen wird. Nach dieser Partie ist der Marathon-Monat November Geschichte, am Samstag dann startet der THW Kiel in den Dezember, in dem "nur" noch Partien in der DKB Handball-Bundesliga auf dem engen Spielplan stehen: Los geht's mit dem Heimspiel gegen den von vielen Fans begleiteten Aufsteiger TV Hüttenberg. Anpfiff ist Samstag um 20:30 Uhr, für diese Partie gibt es an allen bekannten Vorverkaufsstellen und online im THW-Ticketshop noch Karten (ab 14,50 Euro): Weiter geht's, Kiel!
VELUX EHF Champions League, Statistik, 9. Spieltag, 25.11.17: THW Kiel - HC Meshkov Brest: 33:23 (15:10)
THW Kiel: Landin (1.-60., 20/3 Paraden), Wolff (n.e.); Firnhaber, R. Toft Hansen, Dissinger (n.e.), Wiencek (7), Ekberg (3/2), Zeitz, Frend Öfors (1), Rahmel (2), Dahmke (3), Zarabec (1), Vujin (6), Bilyk (6), Nilsson (4); Trainer: Gislason
HC Meshkov Brest: Pesic (1.-30., 47.-60., 12 Paraden), Matskevich (31.-44., 2 Paraden), Mijatovic (44.-47., 0 Paraden); Rutenka (2), Kulak (5), Shkurinskiy (3), Yurynok (4), Poteko (1), Nikulenkau, Shumak, Prodanovic (1/1), Horak, Razgor, Igropulo (1), Djordjic (3), Shylovich (3); Trainer: Bebeshko
Schiedsrichter: Slave Nikolov / Gjorgji Nachevski (MKD)
Strafzeiten: THW: 2 (Toft Hansen (45.), Bilyk (60.)) / Brest: 3 (Shylovich (18.), Djordjic (27.), Igropulo (42.))
Siebenmeter: THW: 3/2 (Ekberg vorbei (6.)) / Brest: 4/1 (Landin hält 2x Igropulo (19., 35.) und Djordjic (55.))
Spielfilm: 0:2 (2.), 2:2 (7.), 2:3, 5:3 (12.), 6:4, 6:6 (14.), 7:7 (15.), 13:7 (26.), 13:9 (28.), 15:10;
16:10, 18:12 (34.), 20:14 (36.), 21:16 (39.), 23:16 (41.), 24:18, 25:19 (45.), 29:19 (49.), 30:20, 33:21 (56.), 33:23.
Zuschauer: 9.000 (Sparkassen-Arena, Kiel)
Stimmen zum Spiel:
THW-Trainer Alfred Gislason: Trotz des 0:2-Rückstandes haben wir gut begonnen. Die Abwehr stand sehr sicher, und Niklas Landin hatte hinter dieser guten Defense einen überragenden Tag. Im Angriff war der Spielfluss deutlich besser als zuletzt, die Jungs haben richtig gut gespielt. Gegen diese Mannschaft aus Brest, die gegen die Top-Mannschaften die Spiele immer eng gestaltet hat, war das aber auch notwendig. Ich freue mich für meine Mannschaft über den Sieg. Ein großes Dankeschön geht an die Fans, sie waren heute phänomenal. Das ist nach einem Spiel wie in Gummersbach nicht selbstverständlich.
Brests Trainer Sergej Bebeshko: Kiel hat heute gut gespielt. Ab der Zeitstrafe Mitte der ersten Halbzeit war unser Spiel schlecht, unsere Fehler hat Kiel gut genutzt, sodass wir mit fünf Toren Rückstand in die Pause gegangenen sind. Wir haben die 15 Minuten nach der Pause richtig gut gespielt, den Rückstand aber nicht verkürzen können. Danach macht Landin ein richtig gutes Spiel, sodass wir mit zehn Toren verloren haben.
Brests Pavel Horak: Wir wollten hier etwas holen. Zu Anfang hat es auch gut ausgesehen, doch dann sind wir zusammengebrochen und haben hoch verloren. Während Kiel gut gespielt hat, haben wir vielleicht unsere schlechteste Leistung dieses Jahr in der Champions League gezeigt.
THW-Kreisläufer Patrick Wiencek: Nach der Pleite in Gummersbach wollten wir heute einiges wieder gutmachen. Wir waren alle richtig heiß und haben Willen gezeigt. Und mit diesen Fans im Rücken ist Gewinnen einfach.