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KN: Die Kraft der weißen Wand

Champions League

KN: Die Kraft der weißen Wand

Kiel/Barcelona. Handball-Champions-League am Sonntag (17.30 Uhr, Sparkassen-Arena) zwischen dem THW Kiel und dem FC Barcelona gegen die Zebras. Einfach alles. "Wir sind krasser Außenseiter", sagt auch THW-Trainer Alfred Gislason. Werden die Kieler dennoch einen Weg finden, die Sensation der Vorsaison zu wiederholen, als sie ebenfalls im Viertelfinale der Königsklasse die Katalanen ausschalteten? 

Hier die Blaugrana (die Blau-Dunkelroten) des FCB, die zu Wochenbeginn durch ein 39:25 gegen Bidasoa Irun ihre siebte Meisterschaft in Folge in der Liga Asobal feierten, auf 118 Ligasiege ohne Punktverlust seit 1430 Tagen blicken. Der Ex-Kieler Filip Jicha, der am Mittwoch seinen 35. Geburtstag feierte, und das ihn umgebende Superstar-Kollektiv bringen auf der vereinseigenen Homepage schon einmal im Italo-Western-Stil als „Grandiose 18“ ihre Schießeisen in Stellung. Tief sitzt der Stachel des vergangenen Jahres, als der THW nach dem 29:24 in Kiel im Palau Blaugrana nur mit 30:33 unterlag und den Einzug ins Kölner Final-Four festhielt. Niklas Landin (33 Paraden in beiden Spielen), Dominik Klein (9 Tore im Hinspiel), Steffen Weinhold (spielte im Rückspiel mit gebrochener Hand) und der im Rückspiel alles überragende Joan Cañellas hießen die Protagonisten dieses Handball-Märchens, dass sich nun möglichst wiederholen soll. Und die Kieler haben begriffen, dass es mit ihren hauseigenen Mitteln auf dem Feld allein nicht klappen kann. Klein hat den Verein verlassen, ebenso Cañellas. Anführer und Pokal-Held Domagoj Duvnjak (Knie-OP) und Christian Zeitz (Muskelfaserriss) fallen beide aus. Fragezeichen stehen hinter dem Einsatz von René Toft Hansen (Schambeinentzündung) und Nikola Bilyk (Ellenbogen). Hier also die schillernde Blaugrana, dort ein trist-gräuliches Schwarz-Weiß, das unter der Last einer Niederlage in Lemgo, eines Unentschiedens gegen Minden und zuletzt wirklich deprimierender Leistungen ächzt. "Wir müssen alles mobilisieren, sonst haben wir keine Chance. Jeder muss seinen Beitrag leisten", sagt Alfred Gislason. Dabei haben seine Zebras oft gut ausgesehen gegen diese katalanischen Kraftpakete, dieses physische und zugleich blitzschnelle Spiel der Spanier. In der Gruppenphase wurden sie beim 25:26 auswärts verpfiffen, trotzten dem Favoriten in der Kieler Arena ein 27:27 ab. Gislason: "Wir müssen ähnlich gut in der Abwehr stehen wie in den letzten Begegnungen gegen sie. Müssen geduldig spielen, brauchen eine gute Torhüterleistung, müssen gut im Rückzugsverhalten sein und beweglich." Klingt so einfach, klappte aber in Lemgo (zwölf technische Fehler) und gegen Minden (elf verworfene Bälle) auch nicht. Zudem durchschreitet nahezu die komplette "zweite Reihe" mit Blazenko Lackovic, Christian Dissinger oder Raul Santos ebenso ein Tief wie Andreas Wolff im Tor. "Wir müssen es schaffen, sie wie im letzten Jahr in unserer Arena mit dieser verrückten Energie anzugreifen", sagt Lackovic. Verrückte Energie - der große Trumpf im Ärmel des THW soll die "weiße Wand" werden, die Fans, die ihre Helden in Hamburg zum Pokalsieg trieben. Alle sind angehalten, in weißer Oberbekleidung in die Arena zu kommen, in die Niklas Landin als Kapitän seine Mannschaft führen wird. "Die stehenden Fans in Hamburg haben uns gepusht", erinnert sich Landin. "Wir brauchen gegen Barca einen echten Hexenkessel, eine Atmosphäre, die uns hilft." Der FC reist heute per Charterflieger via Hamburg in Kiel an. Mit an Bord ist dann auch Torwart und Kiel-Schreck Gonzalo Perez de Vargas, der erst vor einer Woche wegen eines gebrochenen kleinen Fingers operiert werden musste. Einsatz fraglich. Beim THW setzt auch der verletzte Duvnjak auf den "Schub der weißen Wand". Der Kieler Captain wird das Krankenhaus am Wochenende verlassen und in der Arena dabei sein. (Von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 22.04.2017, Foto: Sascha Klahn)