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THW verliert beim Fehlerfestival in Plock

Champions League

THW verliert beim Fehlerfestival in Plock

Der THW Kiel hat das erste Spiel nach der Nationalmannschafts-"Pause" verloren: Bei Orlen Wisla Plock unterlagen die "Zebras" in der VELUX EHF Champions League am Mittwochabend mit 22:24 (13:12). Bester Kieler Torschütze in einer hektischen Partie, die beide Mannschaften mit einer hohen Fehlerquote bestritten, war Marko Vujin mit sechs Toren. Durch den ersten Sieg in der Gruppenphase verkürzte der polnische Vizemeister den Rückstand auf Platz sechs, während die "Zebras" im Kampf um die Platzierungen im oberen Tabellendrittel durch die dritte Auswärtsniederlage einen Rückschlag erlitten.

Dahmke wieder zurück

Die Kieler waren ohne den erkrankten Ilija Brozovic und den Langzeitverletzten Christian Dissinger nach Plock gestartet - beide verpassten eine Anreise, die auf dem Hamburger Flughafen wegen Problemen mit der Enteisung der Maschine bereits ins Stocken geriet: Mehr als zwei Stunden mussten die Kieler auf dem Rollfeld im nicht klimatisierten Flugzeug ausharren, ehe dieses wirklich in Richtung Warschau abhob. Von dort ging es mit dem Bus nach Plock - der Zeitplan der "Zebras" geriet durch die Verspätung gehörig ins Stocken, und so fand die erste gemeinsame Trainingseinheit mit allen Nationalspielern nach den EM-Qualifikations-Spielen erst am späteren Abend in der Orlen Arena statt. Gut aber für den THW Kiel, dass mit Rune Dahmke nach seiner Sprunggelenksverletzung wieder ein lange Zeit verletztes Zebra in den Kader zurückkehrte und auch sofort in der Startaufstellung stand. In dieser setzte THW-Trainer Alfred Gislason auf Linkshänder Steffen Weinhold auf der mittleren Rückraumposition, Regisseur Domagoj Duvnjak agierte im linken Rückraum.

Hohe Fehlerquote auf beiden Seiten

Das überraschte die Gastgeber zunächst, weil Vujin Freiräume bekam und sie gleich mit zwei Krachern nutzte. Allerdings versäumten es die Kieler schon in der Anfangsphase, mehr aus ihrer guten Abwehrarbeit zu machen. Reihenweise scheiterten sie freistehend an Corrales, zielten neben oder über das Tor oder hatten Pech mit Holztreffern. Weil auch die Gastgeber häufig in Niklas Landin ihren Meister fanden oder technische Fehler produzierten, neigte sich das Spiel in der ersten Hälfte stets in Richtung des Teams, das die Fehlerquote zumindest phasenweise minimieren konnte. Wie beim 4:2 von Orlen Wisla Plock, das Domagoj Duvnjak mit einem Doppelschlag wieder ausglich. Wie nach Duvnjaks vergebenem Gegenstoß und seinem anschließenden Durchbruch zum 9:9 (19.) und dem kurz darauf folgenden öffnenden Pass des Kapitäns auf Weinhold zum 10:9 für den THW Kiel. 

Knappe Halbzeitführung

Die "Zebras" blieben vorn. Dahmke traf zum 12:11, ehe es auf der Platte richtig rund ging. Landin hielt einen Gegenstoß-Heber des ansonsten starken Ivic, Dahmke verzog auf der Gegenseite, ehe Wisniewski einen Heber am Tor vorbeisetzte und Landin gegen Ghionea einen weiteren Konter vereitelte. In den sechs Minuten vor der Pause gelang beiden Teams so nur noch ein Treffer: Raul Santos traf mit dem einzigen Kieler Siebenmeter der Partie zum 13:12-Halbzeitstand - allerdings waren da noch vier Minuten im ersten Durchgang zu spielen. In diesen vereitelte Corrales mit einer Doppelparade eine höhere Kieler Führung, hielt Weinhold mit einem spektakulären Steal seine Mannschaft vorn - ehe kurz vor der Sirene noch einmal Konfusion herrschte: Der THW vergab die Chance auf eine Zwei-Tore-Führung, Vujin blockierte den Ball, die Zeit lief ab. Doch die Uhr wurde korrigiert, Plock durfte noch einmal werfen, Landin hielt. Zeit zum Durchschnaufen.

Nordderby voraus

Die enttäuschten "Zebras" machten sich direkt nach dem Spiel per Bus auf die Reise nach Warschau. Von dort aus fliegen sie am frühen Donnerstagmorgen nach Hamburg - und die Vorbereitung für das Spitzenspiel der DKB Handball-Bundesliga beginnt: Am Sonntag empfangen die Kieler in der seit Wochen ausverkauften Sparkassen-Arena den bisher ungeschlagenen Tabellenführer SG Flensburg-Handewitt zum mit Spannung erwarteten Nordderby, in dem auf SG-Seite auch der ehemalige Kieler Rasmus Lauge nach seiner Knieverletzung wieder mitwirken kann. Anpfiff ist um 15 Uhr, Sport1 zeigt das "Spiel der Spiele" im Land zwischen den Meeren live. Für die Schwarz-Weißen gilt es jetzt, die Niederlage schnell zu analysieren und volle Konzentration auf das 89. Derby zu richten: Auf geht's, Kiel! (Foto: Wojciech JabÅ‚oÅ„ski)

THW mit erster Zwei-Tore-Führung

Diese schien den Kielern gut zu tun, die nach dem Wechsel im Angriff auch auf die beiden jungen Neuzugänge Lukas Nilsson und Nikola Bilyk setzten. Zudem ersetzte Santos Rune Dahme auf der Außenposition, und Weinhold wechselte in den rechten Rückraum. Das trug Früchte: In Unterzahl spielte Weinhold einen Traumpass auf Niclas Ekberg, der zum 14:13 traf. Und kurz darauf stiebitzte Santos den Ball und vollendete den Konter zum 15:13 - die erste Kieler Zwei-Tore-Führung der Partie. Doch Sicherheit im Angriff gab es trotzdem nicht, weil Plock immer wieder zurückschlug, weil Corrales immer dann da war, wenn der THW davonziehen wollte. Trotzdem blieben die Kieler vorn, Christian Zeitz machte mit seinem erste Ballkontakt das 17:15 (41.).

Neun torlose Minuten waren zuviel

Allerdings: Dieses Tor sollte der letzte THW-Treffer für mehr als neun Minuten gewesen sein. Fehlerhafte Anspiele, Stürmerfouls, Corrales-Paraden und Holztreffer - die "Zebras" bekamen einfach keinen Zugriff mehr auf die Partie, während die Gastgeber mit einem doppelten Innenpfosten-Tor-Treffer von Mihic auch Glück hatten und ansonsten die Gegenstöße sicher verwandelten. Als Ivic per Rückraum-Kempa zum 20:17 traf (49.), tobten die Fans auf den Rängen. Gislason versuchte alles, wechselte durch, brachte einen siebten Feldspieler. Vujin beendete die Torflaute nach neun Minuten, Santos markierte den 19:20-Anschluss, scheiterte kurz darauf aber am unglaublich reagierenden Corrales. Dann fand ein weiter Landin-Pass nicht sein Ziel, der Abpraller nach einer Glanztat des Dänen landete bei Ivic - sechs Minuten vor dem Ende war Orlen Wisla Plock wieder mit drei Treffern vorn. Die "Zebras" kämpften, verkürzten durch Vujin noch auf 22:23 (60.), versuchten alles mit der offenen Deckung - doch die Zeit spielte gegen sie: Mihic ließ drei Sekunden vor dem Ende seine Fans jubeln, machte mit dem 24:22 den ersten Vorrunden-Sieg des polnischen Vizemeisters perfekt.