Königsklasse in Silkeborg: THW will die ersten Auswärtspunkte
Gespielt wird in Silkeborg
Die kürzesten Auswärtstouren in der VELUX EHF Champions League führen den THW Kiel nach Norden: Dieses Mal passieren die "Zebras", die sich bereits am Sonnabend auf den Weg machen, die Stadt des Derby-Rivalen Flensburg, um 180 Kilometer weiter nördlich ihr Quartier in Silkeborg zu beziehen. Die 43.000-Einwohner-Stadt, Geburtsort der dänischen Ruder-Legende Eskild Ebbesen (dreifacher Olympiasieger), ist Austragungsort des ersten Pflichtspiel-Duells zwischen dem aktuellen dänischen Meister und dem deutschen Rekordmeister. Der BSV pendelt in seiner insgesamt vierten Königsklassen-Saison zwischen drei Spielstätten: Am Sonntag wird in der nur rund 2.500 Zuschauer fassenden Jysk-Arena gespielt, für die Partie gegen Flensburg war der BSV nach Aarhus in die 5.000 Plätze bietende Ceres-Arena ausgewichen, gegen Paris wollen die Dänen die 14.000-Mann-Arena in Herning füllen.
Wiedersehen mit Knudsen und Rasmussen
Der THW Kiel wird bis auf den verletzten Christian Dissinger mit seinem kompletten Kader nach Dänemark reisen, allerdings steht hinter dem Einsatz von Rune Dahmke ein Fragezeichen. Die "Zebras" werden am Sonntag auf eine ganze Reihe bekannter Gesichter treffen, hat sich der BSV in den vergangenen Jahren doch mit zahlreichen ehemaligen Bundesliga-Spielern verstärkt. Allen voran natürlich Kapitän Michael V. Knudsen: Der inzwischen 38-jährige Kreisläufer lieferte sich in den neun Jahren im Dress der SG Flensburg-Handewitt zahlreiche Derby-Duelle mit dem THW Kiel. Gleiches gilt für Sören Rasmussen: Vier Jahre spielte er für die SG, gewann wie Knudsen mit ihr 2014 in Köln die wichtigste Trophäe im Vereinshandball und schloss sich danach dem BSV Bjerringbro-Silkeborg an.
Ziel: Achtelfinale
Mit ihrer Erfahrung trugen die beiden Routiniers ihren Teil zum größten Triumph der erst 2005 mit der Fusion von Bjerringbro FH und Silkeborg-Voel KFUM begonnenen Vereinsgeschichte bei: Mit einem Erfolg im Playoff-Finale gegen TvisHolstebro holte der BSV, bei dem THW-Keeper Niklas Landin von 2010 bis 2012 das Tor hütete, zum ersten Mal die dänische Meisterschaft. "Dieser Tag hatte eine große Bedeutung für den Verein", blickt Trainer Peter Bredsdorff-Larsen zurück, "schließlich war es der erste Titel überhaupt, den der BSV je gewonnen hat." Zudem sicherte man sich neben dem Titel zum vierten Mal nach 2011, 2012 und 2013, als man im Achtelfinale ausschied, die Teilnahme an der VELUX EHF Champions League. Das Achtelfinale ist in dieser Spielzeit das Ziel der Dänen: "Wir stehen vor einer großen Herausforderung, aber wir wollen in jedem Spiel um die Überraschung kämpfen", so Bredsdorff-Larsen. "Ich sehe Chancen, dass wir dann vor Plock und Schaffhausen landen."
Auch Markussen mit Königsklassen-Erfahrung
Dabei helfen soll ein erfahrener Halblinker: Nicolaj Markussen (28), 2,11 großer Rückraumspieler, gewann 2012 mit der dänischen Nationalmannschaft die Europameisterschaft und spielte zwischen 2011 und 2013 für Atletico Madrid in der Königsklasse, scheiterte 2012 aber in einem denkwürdigen Finale am THW Kiel. Auf der Mittelposition spielt beim kommenden THW-Gegner der einzige Nicht-Däne im BSV-Kader: Der slowenische Nationalspieler Sebastian Skube teilt sich den Regisseurs-Posten mit Allan Damgaard, der 2016 nach der Insolvenz des HSV Hamburg zurück in seine dänische Heimat zum BSV gewechselt war. Beste Torschützen der Dänen in der Königsklasse sind bisher Rechtsaußen Johan a Plogv Hansen (11), der mit sieben Treffern beim 25:24-Auftakterfolg in Schaffhausen erfolgreichster Werfer war, Markussen (10) und Skube (8). Im zweiten Spiel unterlag der BSV der SG Flensburg-Handewitt im "Beinahe-Derby" mit 19:25, boten dem Gegner dabei aber bis in die Schlussphase hinein Paroli.
260 Kieler Fans reisen mit
Sky überträgt live
Schiedsrichter der Partie sind die beiden Franzosen Karim und Raouf Gasmi, als EHF-Delegierter wird der Norweger Per Morten Sodal in Silkeborg erwartet. In Kiel kann man die Übertragung des Spiels auf Sky Sport ab 16:50 Uhr gemeinsam mit THW-Fans sehen: Die Sky-Bars "Bar Cultura", das Sporthotel Avantage, "McLang's Irish Pub", das Gutenberg, das Pagelsdorf Sportcenter und die Projensdorfer Sportsbar zeigen das Spiel der Kieler in Dänemark. "Wir wollen die ersten Auswärtspunkte", gibt Kapitän Domagoj Duvnjak die Marschroute für Sonntag vor. Auf geht's, Zebras!
KN: THW trifft auf eingespieltes Dänen-Team
Kiel. Premiere in Jütland: Zum ersten Mal treffen der BSV Bjerringbro-Silkeborg und der THW Kiel aufeinander. Nach Paris und Barcelona der erste vermeintlich leichtere Gegner in der Gruppe A der Handball-Champions-League - doch der dänische Meister ist keine Laufkundschaft. "Für uns ist diese Gruppe einfach sehr schön", sagt Michael Knudsen. "Alle Handballer träumen davon, gegen Teams wie Kiel, Paris und Barcelona zu spielen." Für den 38-Jährigen hat die Partie gegen Kiel einen zusätzlichen Reiz. Schließlich spielte Knudsen von 2005 bis 2014 für die SG Flensburg-Handewitt, hat also jede Menge THW-Erfahrung. "Klar war es als Flensburger immer ganz speziell, gegen Kiel zu spielen", sagt er. Darauf muss der 234-fache dänische Nationalspieler am Sonntag wegen einer in Schaffhausen erlittenen Rückenverletzung wohl verzichten. Trotzdem war das Gastspiel in der Schweiz ein großer Erfolg, der 25:24-Sieg ein Schritt Richtung Achtelfinale. "Wir kämpfen um jeden Punkt, vor allem gegen Schaffhausen und Plock. Aber vielleicht können wir zu Hause auch gegen ein Topteam was holen", so Knudsen. Auch für einen Kieler ist die Partie besonders: Niklas Landin spielte von 2010 bis 2012 in Silkeborg, ehe er zu den Rhein-Neckar Löwen wechselte. "Das wird sehr speziell, das erste Mal zurück in meiner alten Heimat", sagt er. "Ich habe in den zweieinhalb Jahren dort meinen ersten richtig großen Schritt als Handballer gemacht." Am Sonntag bekommt es der THW-Keeper unter anderem mit dem 2,11 Meter großen Rückraumshooter Nikolaj Markussen zu tun, der Respekt vor seinem Landsmann hat. "Du wirfst schnell und präzise - und hoffst dann, dass Niklas sich für die falsche Seite entscheidet", sagte er auf die Frage, wie Landin zu bezwingen sei. Doch an Selbstvertrauen mangelt es den Dänen nicht. "Wir sind eingespielt, haben starke Leute und eine gute Mischung aus Routine und Jugend", sagt Michael Knudsen. Der große Trumpf ist die seiner Aussage nach "etwas andere 6:0-Deckung", die sehr offensiv agiert. "Mit einem sehr, sehr guten Spiel ist vielleicht auch gegen Kiel etwas drin." (Von Niklas Schomburg, aus den Kieler Nachrichten vom 08.10.2016)