Furioser Endspurt: THW gewinnt Krimi gegen Celje
Dissinger scheidet nach erstem Angriff aus
Das Spiel begann für den THW Kiel mit einer weiteren Hiobsbotschaft: Nachdem mit Joan Canellas und Duvnjak beide Mittelmänner angeschlagen in die Partie gingen, musste nach der ersten Offensivaktion auch noch Christian Dissinger passen: Der Halblinke hatte sich stark zum 1:0 durchgetankt, und war dann noch gefoult worden. Die Folge: Eine schwere wie schmerzhafte Rippenprellung, und für Dissinger war die Partie zur Ende. Für den Youngster im Rückraum sprang Duvnjak in die Bresche: Er drückte der Partie in der Anfangsphase seinen Stempel auf und traf zum 2:1 und 3:2. Die Gäste agierten indes wie erwartet: Mit schnellem Spiel und einem guten Auge für den Kreis blieben sie dran. Es dauerte bis zur zwölften Minute, ehe sich der THW erstmals mit drei Toren absetzen konnte: Duvnjak bediente erst Toft Hansen und dann im Gegenstoß Niclas Ekberg per spektakulärem Bodenpass zum 9:7. Nachdem Duvnjak gefoult worden war, der Pfiff aber ausblieb, profitierte der Kroate von Canellas' Ballgewinn und traf sogar zum 10:7.
16:14 zur Pause
Donnerstag Gala - Mittwoch DHB-Pokal
Celje gleicht aus
Nach dem Wechsel verkürzte Razgor direkt auf 15:16, was aber Canellas vom Siebenmeterstrich und Dahmke, der mit seinem Zauberwurf das 18:15 erzielte, umgehend konterten. Doch dann riss der Faden im Kieler Spiel: Der immer stärker werdende Blaz Janc verkürzte, dann parierte Gajic einen Wurf und schickte Kapitän Zivzej auf die Reise, ehe sich Mlakar mit einem Gegenstoß für den ausbleibenden Pfiff nach einem deutlichen Foul an Toft Hansen mit dem 18:18-Ausgleich "bedankte" (35.). Duvnjak trieb den Ball nun nach vorn, und der Kieler Kapitän erzielte die erneute THW-Führung - es sollte für mehr als 20 Minuten die letzte gewesen sein.
Celje plötzlich vier Tore vorn
Was folgte, war ein Fehlerfestival auf Kieler Seite. In Reihe verloren die "Zebras" vorn den Ball, verpassten in der Abwehr die Sicherung der Abpraller oder scheiterten mit ihren Würfen. Ganze zwei Minuten benötigten die Gäste, um mit einem Gegenstoßfestival das 22:19 (40.) zu erzielen. Selbst in Unterzahl fand Razgor den Weg durch die Kieler Deckung, und als Mlakar eines seiner platzierten Geschosse ins lange Eck abfeuerte und Zvizej erneut einen Konter versenkte, führte Celje urplötzlich mit 25:21 (43.) und hatte in Ballbesitz sogar die Chance, zu erhöhen. Doch genauso plötzlich ging ein Ruck durchs Kieler Team, das in der Abwehr fortan viel mehr investierte und den Gegner ins Zeitspiel trieb, was Dahmke zum Kontern nutzte. Und auch Celje machte unter Druck nun Fehler: Duvnjak verwandelte einen Gegenstoß, Mamelund spitzelte Razgor den Ball aus der Hand, und Weinhold versenkte den Konter zum 24:25 (46.).
Toft Hansen wird in der Kabine genäht
Längst waren da die THW-Fans wach: Sie versuchten, ihrer sichtlich am körperlichen Limit agierenden Mannschaft zu helfen. Doch der Erfolg blieb zunächst aus, und als Vujin nur den Pfosten anvisierte und Babarskas durch die Beine von Katsigiannis zum 27:25 traf und dabei auch noch - unbeabsichtigt - Rene Toft Hansen eine Platzwunde über dem rechten Auge verpasste, schien sich das Blatt endgültig zugunsten der Slowenen zu wenden. Toft Hansen wurde in die Kabine gebracht, mit zwei Stichen nähte Mannschaftsarzt Dr. Frank Pries die Wunde. Der Kieler Abwehr fehlte trotz des schnellen Eingreifens minutenlang der Chef - elf Minuten vor dem Ende wurden bereits die THW-Archive auf der Suche nach der letzten Heimniederlage in der "VELUX EHF Champions League" durchforstet.
Celje führt kurz vor Schluss mit drei Toren
"Zebras" spielen sich in einen späten Rausch
Doch die mobilisierten ihre letzten Kräfte. Toft Hansen kam mit einem dicken Pflaster über der frisch genähten Wunde zurück, Alfred Gislason stellte seine Abwehr auf die 3-2-1-Variante um, und jedes "Zebra" kämpfte nun für seinen Nebenmann mit. Canellas bediente Dahmke mit einem No-Look-Pass hinter dem Rücken: 29:31. Dahmke fing einen eigentlich schon in Richtung Tribüne segelnden Pass und setzte den Ball zum 30:31 in die Maschen. Die Halle tobte. Dann holte Toft Hansen einen Siebenmeter heraus, den Canellas zum nicht mehr für möglich gehaltenen Ausgleich verwandelte (57.). Und wie aus dem Nichts war er da - der berühmte Kieler Rausch.
6:0-Lauf bringt die Entscheidung
Angefacht von klasse Landin-Paraden, unterstütz durch nervös werdende Gäste, durchgesetzt mit dem unbedingten Siegeswillen von Duvnjaks 32:31 (58.), angestachelt durch Mlakars Foul gegen den nach vorn stürmenden Dahmke, wofür es zwei Minuten für Celje und Siebenmeter für Kiel gab. Wie aus dem nichts waren sie da, die Emotionen. Auf dem Platz und auf den Tribünen. Dahmke feierte den herausgeholten Siebenmeter trotz Schmerzen, Canellas das 33:31 in bester Sprenger-Manier, und als Landin Zvizej den Ball abkaufte und Toft nach 58:25 Minuten zum 34:31 einnetzte, riss es die Fans von den Sitzen. Mit einem unglaublichen 6:0-Lauf zwischen der 55. und 59. Minute hatten die Kieler das Spiel gedreht. Und die Statistiker packten ihre gesammelten Heimniederlagen-Informationen wieder ins Archiv. Der THW Kiel bleibt in der Königsklasse seit dem 9. Oktober 2011 ungeschlagen und wird am Donnerstag den 1474 Tag in Folge ohne Niederlage in der "VELUX EHF Champions League" sein.