Champions League
THW vergeigt CL-Auftakt in Zagreb
Der THW Kiel ist mit einer Niederlage in die neue Spielzeit der "VELUX EHF Champions League" gestartet. Am Sonntagabend unterlagen die "Zebras" beim kroatischen Serienmeister RK Zagreb mit 25:27. Nach 13:9-Halbzeitführung verloren die Kieler im zweiten Durchgang die Kontrolle über das Spiel und rannten sich gegen die starke Deckung der Gastgeber fest. Diese gerieten mit einem 11:3-Lauf bis zur 49. Minute auf die Siegerstraße und verließen sie trotz letzter THW-Gegenwehr nicht mehr.
Erfolgreichste Kieler Torschützen waren Aron Palmarsson, Marko Vujin und Christian Sprenger mit jeweils vier Treffern. Für RK Zagreb erzielten Zlatko Horvat und Sandro Obranovic jeweils sechs Tore.
Zagreb ohne Vujevic, THW ohne Jicha
Die Gastgeber mussten nicht nur auf die beiden verletzten Rückraumshooter Stipe Mandalinic und Mario Vuglac verzichten – auch der frisch verpflichtete Trainer Veselin Vujovic durfte sein Team nicht von der Bank aus betreuen. Der Montenegriner war vor zwei Jahren als Coach von Vardar Skopje im EHF-Pokalspiel beim SC Magdeburg wegen Schiedsrichterbeleidigung disqualifiziert und für zwei Partien gesperrt worden. Weil Skopje damals an den Bördestädtern scheiterte, begann Vujovics Sperre erst jetzt gegen den THW – Co-Trainer Zlatko Saracevic übernahm für ihn. Die Kieler wiederum mussten neben Mittelmann Rasmus Lauge auch Kapitän Filip Jicha ersetzen, der nach einer Sprunggelenksoperation rund sechs Wochen ausfällt. Kreisläufer René Toft Hansen führte die „Zebraherde“ stellvertretend für Jicha aufs Parkett der riesigen, aber nur zu etwa zwei Dritteln gefüllten Arena Zagreb.
Abwehrschlacht von Beginn an
Früh kristallisierte sich heraus, dass die Partie eine kampfbetonte werden und keinen Schönheitspreis gewinnen würde. Dafür sorgten allein schon die beiden offensiven 3:2:1-Deckungsreihen der Mannschaften, die das Aufbauspiel des Gegners jeweils im Keim ersticken sollte. Dies klappte auf beiden Seiten auch sehr gut, wodurch Aron Palmarsson erst in der 4. Spielminute der erste Treffer gelingen sollte. Es sollte weitere fünf Minuten dauern, ehe Marko Vujin das zweite Tor für den THW erzielen konnte. Fünf Minuten, in denen sich die „Zebras“ an der kroatischen Abwehr mit dem vorgezogenen Lovro Sprem die Zähne ausbeißen sollten. Fünf Minuten, in denen der 21-jährige Obranovic aus dem Rückraum und Horvat per Nachwurf nach einem Block Toft Hansens gegen Luka Stepancic die Gastgeber mit 2:1 in Führung brachten.
5:0-Lauf des THW
Doch mit Vujins Ausgleich zum 2:2 löste sich ein wenig der Knoten bei den Kielern – auch bedingt durch eine Zeitstrafe gegen Obranovic, der Dominik Klein regelwidrig bei einem Gegenstoß stoppte. Christian Sprenger versenkte den fälligen Siebenmeter zum 3:2, und nachdem der famos startende Johan Sjöstrand gegen Josip Valcic parierte, sorgte Klein nach Vorarbeit von Duvnjak zum 4:2 nach. Zagreb war zeitweilig völlig von der Rolle, was Sprenger mit einem Leger vom Siebenmeterstrich und Klein nach zentimetergenauem Sjöstrand-Pass gar mit dem 6:2 bestraften. Nach 13 Spielminuten schien für die „Zebras“ alles nach Plan zu laufen, als Saracevic seine erste Auszeit nahm.
THW mit klarer Halbzeitführung
Fortan konnte RK Zagreb den Abwärtstrend stoppen und weckte mit einem tollen Kempa von Horvat auf Obranovic zum 3:6 auch die Arena wieder auf. Dichter als auf zwei Tore ließen die Kieler den Gastgeber aber nicht heran kommen. Dafür sorgte auch der in der 19. Spielminute für Vujin ins Spiel gekommene Steffen Weinhold, der sich sogleich mit zwei Treffern und tollen Anspielen auf Niclas Ekberg und den Kreis einbrachte. Nachdem Johan Sjöstrand in der Schlussphase des ersten Durchgangs dann auch noch einen Siebenmeter Horvats entschärfte, lag der THW Kiel durch Weinholds Treffer zum 13:8 bereits mit fünf Treffern vorne. Zagreb gelang durch Luka Rakovic aber der letzte Treffer vor dem Seitenwechsel, zudem mussten die „Zebras“ den zweiten Durchgang nach eine Strafe gegen Palmarsson in Unterzahl beginnen.
Zagreb kämpft sich heran
Dennoch deutete zunächst nichts darauf hin, dass der THW die Partie noch aus der Hand geben würde. Nach Wiederanpfiff sorgte der bullige Kreisläufer Ilija Brozovic zwar für das 10:13, doch erneut Sprenger mit einem Strafwurf und erstmals Domagoj Duvnjak bei seiner „Heimkehr“ stellten beim 15:10 den alten Fünf-Tore-Vorsprung wieder her. Nach einer Sjöstrand-Parade gegen Luka Sebetic hatten die „Zebras“ gar die Chance, auf 16:10 zu erhöhen, doch Filip Ivic parierte nacheinander gegen Vujin und Palmarsson und rüttelte damit seine Vorderleute noch einmal wach. Diese kämpften jetzt noch verbissener in der Deckung und blockten nacheinander die verzweifelten Versuche von Vujin, Duvnjak und Palmarsson. RK verkürzte durch einen Horvat-Doppelpack und den ersten Treffer von Regisseur Josip Valcic, und nachdem Duvnjak ein technischer Fehler unterlief und Stepancic den Anschluss zum 14:15 herstellte, stand die Arena Zagreb Kopf, als Alfred Gislason seine Auszeit nahm.
Kiel verliert in Überzahl die Führung
Der Kieler Coach brachte mit Steffen Weinhold und Joan Cañellas frische Rückraumkräfte, und dies führte kurzzeitig zum Erfolg: Weinhold traf zum 16:14 für den THW. Doch nachdem der von Palmarsson bediente Sprenger bei seinem Torwurf in den Kreis trat, hatten die Gastgeber nach einem genialen Valcic-Pass auf Brozovic die Gäste beim 16:16 gestellt. Hoffnung keimte bei den Fans des deutschen Rekordmeisters aber noch einmal auf, als Weinhold Toft Hansen das 17:16 auflegte und Stepancic nach verlorenem Ringkampf gegen den Kieler Kreisläufer noch für zwei Minuten auf die Bank musste. Doch ausgerechnet in Überzahl verloren die „Zebras“ jetzt komplett die Kontrolle: Während Obranovic und Valcic sich jeweils beherzt durch die THW-Deckung tankten und Siebenmeter herausholten, die Horvat mit frechen Hebern gegen Andreas Palicka verwandelte, unterlief Weinhold im Angriff ein Fehlpass – trotz eines Spielers weniger war Zagreb erstmals seit dem 2:1 wieder in Führung gegangen.
Gislason stellte seine Deckung auf eine 6:0 mit Toft Hansen und Patrick Wiencek im Mittelblock um, und nach Kleins Treffer zum 18:18 zeigte Palicka zwei wichtige Paraden. Doch Sprenger vermochte es nicht, den von Klein erkämpften Siebenmeter an Ivic vorbei zu bringen. Statt Kieler Führung sorgte Stepancic für das umjubelte 19:18, dem Valcic und Sprem durch zwei Gegenstöße gegen nun völlig kopflos agierende „Zebras“ gar das 21:18 folgen ließen.
THW kämpft, aber Zagreb siegt
Elf Minuten vor Schluss nahm der THW daher seine letzte Auszeit, stellte zurück auf die 3:2:1-Deckung, erkämpfte sich auch zweimal beherzt den Ball und kam durch zwei Vujin-Treffer wieder zum 20:21-Anschluss. Doch Zagreb blieb cool: Einmal mehr Obranovic traf zum 22:20, und nachdem Kleins Versuch das Tor verfehlte, sorgte Horvat für das 23:20. Den Kielern rannte langsam die Zeit davon, weshalb es Palmarsson und Duvnjak mit ihren postwendenden Treffern eilig hatten – 22:24. Fünf Minuten vor Schluss warf sich Obranovic erneut in die THW-Deckung, statt auf Stürmerfoul gegen Wiencek entschieden die norwegischen Unparteiischen aber auf Tor. Doch der THW kämpfte, Duvnjak und Vujin fanden Lücken im kroatischen Deckungsverbund und sorgten zwei Minuten vor Schluss für das 24:25. Zagreb aber hatte heute den längeren Atem: Stepancic setzte sich außen zum 26:24 durch, und nachdem Ekberg an Ivic scheiterte, nahm die Überraschung Formen an. Gegen eine offene Manndeckung sorgte schließlich Domagoj Pavlovic für die endgültige Entscheidung, der abschließende Treffer Palmarssons war nur noch Kieler Ergebniskosmetik.
Am Donnerstag Heimauftakt gegen La Rioja
Damit mussten die „Zebras“ nach drei Bundesligasiegen in Folge wieder einen Rückschlag hinnehmen. Die Champions-League-Saison ist aber noch lang, und bereits am kommenden Donnerstag (Anwurf: 19.30 Uhr) hat der THW Kiel die Chance, seine ersten Punkte in der Gruppe A zu sammeln. Zu Gast in der Sparkassen-Arena ist dann der spanische Vizemeister Naturhouse La Rioja. Karten für den Königsklassen-Heimauftakt sind noch an allen bekannten Vorverkaufsstellen erhältlich.