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VELUX EHF Champions League: THW in Kielce ohne Chance

Champions League

VELUX EHF Champions League: THW in Kielce ohne Chance

CL, Gruppe B, 4. Spieltag: 19.10.2013, Sa., 18.15: KS Vive Targi Kielce - THW Kiel: 34:29 (17:11)

Update #3: KN-Artikel und Stimmen ergänzt

Erfolgreichster Torschütze in Kielce war Filip Jicha. © RobohmDer THW Kiel hat am vierten Gruppenspieltag in der "VELUX EHF Champions League" die erste Niederlage kassiert. Am frühen Samstagabend unterlagen die "Zebras" beim weiter verlustpunktfreien polnischen Meister KS Vive Targi Kielce mit 29:34 (11:17). Bis zum 8:8 (20.) hielten die ersatzgeschwächten Kieler im ausverkauften Hexenkessel "Hala Legionow" mit, doch mit sechs Treffern in Folge geriet Kielce danach auf die Siegerstraße. Der THW kämpfte sich im zweiten Durchgang zwischenzeitlich wieder auf drei Treffer heran, das Umbiegen der Partie gelang aber nicht mehr. Erfolgreichster Torschütze der Partie war Kielces Rückraumshooter Michal Jurecki, der acht Treffer erzielte. Beim THW war Filip Jicha 7/1 Mal erfolgreich.

THW ohne Wiencek und Palmarsson

Mit nur zwölf Spielern hatte der THW am Freitag die Reise nach Polen angetreten: Neben Aron Palmarsson (Kniebeschwerden) musste auch Patrick Wiencek passen, der derzeit an einer Oberschenkelzerrung laboriert. Auf der Gegenseite hingegen konnte Kielces Trainer Bogdan Wenta nahezu aus dem Vollen schöpfen - lediglich Regisseur Uros Zorman fiel für das Spitzenspiel der Gruppe B aus. Und dieses Spitzenspiel fand in einem mehr als würdigen Rahmen statt: 4.200 fast ausnahmslos in gelb gekleidete Zuschauer in der im Vorverkauf nach zehn Minuten ausverkauften "Hala Legionow" veranstalten von Beginn an ein Höllenspektakel - und angesichts des Spielstands wurden sie auch in der zweiten Halbzeit nicht müde.

Ausgeglichene erste 20 Minuten

Den besseren Start erwischten unter dieser Atmosphäre auch folgerichtig die Gastgeber: Nachdem Filip Jicha beim ersten Angriff mit seinen ersten Würfen am Querbalken und an den Pranken des kroatischen Abwehrkolosses Zeljko Musa gescheitert war, sorgte der pfeilschnelle Linksaußen Manuel Strlek für den ersten Treffer, ehe Michal Jurecki per Sprungwurf auf 2:0 erhöhte. Der THW Kiel brauchte ein wenig, um in die Partie zu finden, auch Vujins trockener Anschluss zum 1:2 brachte noch keine Sicherheit. Doch nachdem der von Vujin eingesetzte Sigurdsson erfolgreich war, Johan Sjöstrand im Kieler Tor das erste Mal parieren konnte und Jicha mit seinem vierten Versuch endlich das gegnerische Abwehrbollwerk und Keeper Venio Losert überwinden konnte, stand es nach fünf Minuten dann doch 3:3 unentschieden.

Zebras lassen Chancen liegen

Rene Toft Hansen hatte beim polnischen Meister einen schweren Stand. © RobohmDoch Kielce legte zunächst weiter vor: Ein verzögerter Abschluss bei Jureckis Sprungwurf brachte das 4:3, und nachdem Jicha verzogen hatte, erhöhte Cupic per Siebenmeter auf 5:3. Der THW lief in dieser Phase zwar einem leichten Rückstand hinterher, hatte aber durchaus die Chancen, das Kommando zu übernehmen. Jedoch ließen Vujin vom Siebenmeterstrich und Toft Hansen vom Kreis beste Chancen aus, so dass die Gastgeber durch zwei Lijewski-Treffer weiter vorn blieb. Nichtsdestotrotz zeigte der THW nun sein Potential: So vollendete Vujin per zweiter Welle aus zehn Metern wuchtig zum 4:5; so zeigte Spielmacher Rasmus Lauge einen fantastischen Stemmwurf zum 5:6. Und als Vujin dann in Unterzahl - Toft Hansen hatte für ein kleines Scharmützel mit Musa im Angriff (!) eine Zeitstrafe kassiert - das 6:7 gelang, Sjöstrand Rechtsaußen Cupic einen Ball abkaufte und Jicha einen von Sprenger erkämpften Strafwurf verwandelte, hatten die Kieler nach 17 Minuten wieder ausgeglichen.

Kielces 6:0-Lauf vorentscheidend

Auch eine Auszeit von THW-Trainer Alfred Gislason konnte den Kielce-Lauf nicht stoppen. © RobohmIndes: Nach 19 Minuten und dem 8:8 Jichas lief bei den "Zebras" nicht mehr viel zusammen. Christian Sprenger kassierte mur wenige Sekunden nach diesem Kieler Treffer eine Zeitstrafe, nachdem er die schnelle Mitte der Gastgeber durch Strlek regelwidrig unterband. Cupic traf per Siebenmeter zum 9:8, und nachdem Vujins Hüftwurf bei angezeigtem Zeitspiel geblockt wurde und sich Sigurdsson beim Rausrücken in der Abwehr verschätzte, hatte Lijewski freie Bahn zum 10:8. Die kurzzeitig ruhiger gewordene "Hala Legionow" brodelte nun wieder, Alfred Gislason versuchte mit einer Auszeit entgegenzuwirken. Jedoch scheiterte Jicha kurz darauf mit einem Strafwurf an Losert, und der im Angriff lange Zeit glücklose Toft Hansen konnte den Kroaten auch nicht überwinden. So erhöhten Rosinski per Durchbruch und Strlek per Gegenstoß nach einem Block gegen Vujin auf 12:8 für die Polen. Doch damit nicht genug: Da Lauge sich einen Ballverlust erlaubte und Jicha ein Stürmerfoul abgepfiffen wurde, sorgten Rosinski und Cupic gar für das 14:8 für Kielce, ehe Ekberg die über achtminütige Kieler Torflaute beendete. 

Sechs-Tore-Führung für den Gastgeber

Mittlerweile war Christian Zeitz für Rasmus Lauge auf die Rückraummitte gerückt, und nach seinem Steal in der Abwehr verkürzte erneut Ekberg zum 10:14. Doch die Endphase des ersten Durchgangs gehörte nach einer Auszeit Wentas erneut den Gastgebern: Rosinski spazierte trotz Unterzahl durch die Kieler Deckung und traf zum 15:10, die Flügelzange Cupic/Strlek bestrafte ein gewagtes Kreisanspiel von Zeitz zum 16:10, und selbst auf Zeitz' fulminanten Hüftwurf zum 11:16 sieben Sekunden vor der Pausensirene hatte Kielce in Form von Krzystof Lijewski noch eine Antwort parat: Der Linkshänder traf in allerletzter Sekunde zum 17:11-Pausenstand für die Gastgeber.

Sjöstrand-Paraden halbieren Rückstand

Filip Jichas Tore wurden von den Polen oftmals schnell gekontert. © RobohmDer THW kehrte personell unverändert aus der Kabine zurück: Christian Zeitz schwang weiter den Taktstock, doch Kielce legte zunächst weiter vor: Als Abwehrchef Musa nach Jichas Treffer die schnelle Mitte mitmachte und zum 20:13 traf, betrug Kielces Vorsprung sogar schon sieben Treffer. Doch die Kieler gaben sich noch lange nicht geschlagen, machten ordentlich Tempo und hatten nun auch ausnahmsweise mal das Glück auf ihrer Seite: Ein abgewehrter Zeitz-Hüftwurf landete bei Rene Toft Hansen, der endlich seinen ersten Treffer erzielen konnte und verkürzte. Es war der Auftakt zu den besten schwarz-weißen Minuten der Partie: Begünstigt durch drei Paraden Sjöstrands gegen Cupic, Buntic und Tkaczyk pirschten sich die "Zebras" heran: Sigurdsson per Gegenstoß und der von Jicha bediente Toft Hansen trafen zum 16:20, und nach Aguinagaldes Treffer verkürzten Zeitz per Schlagwurf und Jicha per Gegenstoß, nachdem Lauge ein Kreisanspiel Buntics antizipiert hatte, gar auf 18:21.

Ekberg knallt gegen Werbebande

Allerdings blieb die Kieler Aufholjagd ein Strohfeuer, die kurzzeitig unkonzentrierten Gastgeber wachten wieder auf und gewöhnten sich langsam an die auf eine 3:2:1-Deckung umgestellte Kieler Abwehr. Rosinski bediente Strlek zum 22:18, und nachdem Losert einen Toft-Hansen-Wurf noch an den Pfosten lenken konnte, hatte erneut der kroatische Linksaußen wieder für eine für Kielce und ihr Publikum beruhigendere Fünf-Tore-Führung gesorgt. Der THW blieb aber weiterhin bissig: Sigurdsson traf ins kurze Eck zum 19:23, ehe Ekberg artistisch aus spitzem Winkel das 20:24 markierte. Allerdings: Kiels schwedischer Rechtsaußen prallte danach in die Werbebande und verletzte sich dabei an der rechten Schulter. Zu allem Überfluss übersahen die kroatischen Unparteiischen die Verletzung des Kielers und ermöglichten damit die postwendende Antwort Kielces durch Jurecki zum 25:20.

Kielce gelingt frühe Entscheidung

Freute sich über die gute Leistung seiner Mannschaft: Kielces Coach Bogdan Wenta. © RobohmMittlerweile hatte Rene Toft Hansen eine verdiente Ruhepause bekommen. Seinen Platz am Kreis übernahm kurzzeitig Filip Jicha, während Wael Jallouz im Rückraum wirbelte. Doch nachdem Gudjon Valur Sigurdsson aus dem Rückraum an Losert scheiterte und einmal mehr Jurecki auf 26:20 erhöhte, war die Kieler Aufholjagd endgültig ins Stocken geraten. Zwar traf Sigurdsson wenig später per Nachwurf von Rechtsaußen (!) artistisch zum 21:26, doch nachdem der viel Verantwortung übernehmende Jicha einmal mehr am Gesamtkonstrukt Mittelblock/Losert scheiterte und Lauge den Ball verlor, hatten Rosinski und Cupic gar auf 28:21 für Kielce gestellt. Zwölf Minuten vor dem Spielende war die Partie in der "Hala Legionow" endgültig entschieden.

Kampf um jeden Treffer bis zum Schluss

Da man sich in der Gruppenphase der Königsklasse immer zweimal sieht und der direkte Vergleich noch eine wichtige Rolle spielen könnte, ließen beide Mannschaften auch in der Schlussphase keineswegs locker: Dank zweier Sjöstrand-Paraden konnten der von Zeitz bediente Toft Hansen und Jicha per zweiter Welle wieder etwas verkürzen, und auch Niclas Ekberg kehrte für zwei souverän verwandelte Siebenmeter noch kurz aufs Parkett zurück, um wichtige Ergebniskosmetik zu betreiben. Letztlich blieben aber bei der Schlusssirene noch fünf Tore Rückstand übrig, die die "Zebras" am neunten Gruppenspieltag in der heimischen Sparkassen-Arena wieder wettmachen wollen.

Mittwoch im Pokal bei der SG Wallau

Dieses Rückspiel allerdings ist noch Zukunftsmusik für die Kieler, findet es doch erst im Februar 2014 statt. Überhaupt pausiert die Königsklasse nun erst einmal für vier Wochen, ehe es für den THW mit dem bereits vierten Auswärtsspiel weitergeht: Gegner ist dann am 17. November der französische Vizemeister US Dunkerque, der dann drei Tage darauf bereits an der Förde zu Gast sein wird. Doch bereits am kommenden Mittwoch wird es für die Kieler bereits wieder Ernst: Dann tritt der Titelverteidiger im DHB-Pokal beim Drittligisten und zweifachen deutschen Meister SG Wallau in Rüsselsheim an. (Sascha Krokowski)