Riesen-Auswärtsaufgabe in Lemgo: Zebras am Sonntag zu Gast bei der Mannschaft der Stunde

Bundesliga

Riesen-Auswärtsaufgabe in Lemgo: Zebras am Sonntag zu Gast bei der Mannschaft der Stunde

Die Zebras stehen am Sonntag vor einer Riesen-Auswärtsaufgabe: Der THW Kiel gastiert dann beim minuspunktgleichen TBV Lemgo Lippe. Die Ostwestfalen sind nach ihren jüngsten Siegen unter anderem beim Meister Berlin und zu Hause gegen Flensburg die "Mannschaft der Stunde" in der stärksten Liga der Welt und mischen kräftig mit im Kampf um die Champions-League-Qualifikation. "Lemgo ist gerade auswärts eine brutale Aufgabe. Wir haben aber die Möglichkeit, gegen einen direkten Konkurrenten Punkte zu holen. Dafür muss bei uns aber fast alles passen, denn der TBV hat momentan einen richtigen Lauf", sagt THW-Trainer Filip Jicha. Anwurf im ausverkauften Hexenkessel Phoenix Contact Arena ist um 15 Uhr, Dyn überträgt natürlich live. Zu sehen ist die Top-Partie des 17. Spieltags in der DAIKIN HBL auch im Free-TV bei Welt TV sowie ebenfalls kostenlos im Stream bei sportbild.de und bild.de.

Lemgo setzt auf lange Angriffe mit vier Rückraumspielern

Eine von bisher erst zwei Heim-Niederlagen kassierte der TBV Lemgo Lippe direkt am ersten Spieltag gegen den bis heute ungeschlagenen Champions-League-Sieger SC Magdeburg. Aber selbst die "Übermannschaft" aus der Börde, die seit neun Monaten in der DAIKIN Handball-Bundesliga ohne Niederlage ist, tat sich beim 33:29 lange Zeit schwer mit den Ostwestfalen. Diese setzen auf eine harte Abwehr und im Angriff wie zuletzt auch der TVB Stuttgart auf vier Rückraumspieler. Das System, bei dem auf einen Kreisläufer verzichtet wird, ist mit seinen lang vorgetragenen Angriffen darauf aus, viele Freiwürfe zu bekommen und so den Defensiv-Rhythmus des Gegners komplett zu zerstören, die gegnerische Abwehr durch viele Eins-gegen-Eins-Situationen müde zu spielen. "Gegen solch einen Angriff ist es eine große Umstellung der Art, wie man Abwehr spielt", erklärt THW-Trainer Filip Jicha. "Defensiv geht es da nicht um einen Schönheitspreis. Es ist eher eine Geduldsfrage, bei der du unglaublich viele Zweikämpfe bestreiten musst, viel dreckige Arbeit verrichten musst, von der erst einmal nicht zu sehen ist, dass sie belohnt wird."   

Zebras stehen vor erneuter Geduldsprobe

Ein Handballtorwart in einem blauen Trikot und einer schwarzen Hose steht mit ausgebreiteten Armen, konzentriert auf einen herannahenden Ball während eines Spiels, mit einem Netz und Zuschauern im Hintergrund.

Starker Rückhalt: Constantin Möstl

Das hat auch Lukas Zerbe beobachtet. "Lemgo spielt das System mit vier Rückraumspielern eher noch zäher als Stuttgart. Uns erwartet also erneut eine Geduldsprobe, bei der wir auch nach gefühlten drei Minuten in der Abwehr noch kühlen Kopf bewahren müssen." Zerbe ist wie der jüngst in den Kader zurückgekehrte Hendrik Pekeler und auch Filip Jicha eines von drei Zebras, die einst für den TBV Lemgo Lippe auf Torejagd gingen und daher weiß, welcher Druck am Sonntag auch von den Tribünen auf den THW Kiel einwirken wird. "Ich habe den Sieg gegen Flensburg in der Halle verfolgt - die Zuschauer werden den TBV schon beim Aufwärmen pushen. Uns erwartet wie schon beim letzten Auftritt an Weihnachten 2025 eine sehr emotionsgeladene Atmosphäre." Keine Frage: Die Siegesserie der Lemgoer hat in Ostwestfalen eine große Euphorie ausgelöst und die Phoenix Contact Arena zu einer Festung werden lassen. In dieser rutschten die Lemgoer nur noch gegen die TSV Hannover-Burgdorf aus, weil beim 29:30 auch ein wenig das Fortune in der Schlussphase fehlte.

Eingespielte Lemgoer Mannschaft

Ein männlicher Handballspieler in einem blauen Trikot springt mit ausgestrecktem Arm in die Luft, um den Ball zu werfen. Die Zuschauer schauen von der Tribüne im Hintergrund zu.

Bester Torschütze: Tim Suton

Der Lemgoer Erfolg kommt nicht von ungefähr. Geschäftsführer Jörg Zereike und Trainer Florian Kehrmann, seit 2002 an der TBV-Seitenlinie und damit der dienstälteste seiner Zunft in der DAIKIN Handball-Bundesliga, haben in den vergangenen Jahren sukzessive eine Mannschaft aufgebaut, die wieder an die goldenen Zeiten des TBV Lemgo Lippe anknüpfen kann. Bei der bisher letzten Meisterschaft 2003 war Kehrmann noch selbst auf der Platte, damals überraschten die Ostwestfalen alle Gegner mit der gerade eingeführten schnellen Mitte in Perfektion. Heute ist es der Angriff mit vier Rückraumspielern, den die Lemgoer aus dem Effeff beherrschen und damit ihre Gegner vor eine Nervenprobe stellen. Für diese Taktik hat Kehrmann mit dem bisher überragend agierenden Mittelmann Tim Suton (102 Tore und 37 Vorlagen), Linkshänder Niels Versteijnen (89 Tore und 41 Vorlagen), dem halblinken österreichischen Nationalspieler Lukas Hutecek (52 Tore und 35 Vorlagen) sowie Hendrik Wagner, Frederik Simak, und Nicolai Theilinger eine große Auswahl an Spielern, die sich zudem schon lange kennen und deshalb extrem eingespielt sind. Die Rückraum-Achse wird komplettiert von Nachwuchsmann Jan Mudrow. Der 18-Jährige, Sohn des ehemaligen Lemgoer Meistertrainers Volker, kam vom MTV Braunschweig und ist einer von nur drei Neuzugängen, die Kehrmann ins System integrieren musste.  

Verstärkungen am Kreis

2,04 Meter am Kreis: Joel Willecke

Größere Veränderungen gab es beim TBV nur am Kreis: Für Jan Brosch, der zum ASV Hamm-Westfalen wechselte, und Leos Petrovsky (SV Plauen) holte man gleichsam starken wie namhaften Ersatz: Von GWD Minden eiste man den erfahrenen Schweden Adam Nyfjäll los. Die Zukunft am Kreis gehört aber einem Schweizer: Vom HSC Suhr Aarau, Heimatverein des Kieler Kreisläufer Lukas Laube, verpflichteten die Ostwestfalen den 2,04 Meter-Riesen Joel Willecke. Der 22-jährige feierte bereits mit 17 sein Debüt in der der Nationalmannschaft und nahm bereits an einer Welt- und einer Europameisterschaft teil. Er kann wie Nyfjäll auch im Innenblock decken und so Simak, Hutecek und Wagner entlasten. Sie stehen für die knallharte Defensive der Ostwestfalen, die bisher die zweitwenigsten Gegentore der Liga kassiert hat. Auch ein Verdienst von Constantin Möstl. Der österreichische Nationaltorwart, der selbst ins Auszeiten gerne das Publikum anheizt, ist mit einer Paradenquote von nahezu 30 Prozent einer der besten Keeper der Liga. Er bildet mit slowenischen Nationalspieler Urh Kastelic ein bärenstarkes Duo zwischen den Pfosten, das im Schnitt auf zehn Paraden pro Spiel kommt.  

Infos rund um die Auswärtspartie

Wie schwer es ist, in Lemgo zu punkten, haben die Zebras bereits in den vergangenen Jahren erlebt. An Weihnachten 2025 gab es einen unglaublich emotionalen 23:22-Erfolg der Kieler, im Jahr zuvor war es beim 28:27-Sieg genauso dramatisch (siehe auch Gegnerstatistik im THW-Archiv). Auf die Zebras kommt am Sonntag also eine wirkliche Herkules-Aufgabe zu. Dyn überträgt  die Auseinandersetzung des Tabellendritten und -vierten live aus Lemgo. Aber auch Fans ohne Abo des Handball-Streamingdienstes können sich freuen: Denn die Top-Partie des 17. Spieltags in der DAIKIN HBL wird auch im Free-TV bei Welt TV sowie ebenfalls kostenlos im Stream bei sportbild.de und bild.de zu sehen sein. Schiedsrichter sind Fabian Baumgartund Philip Dinges, Anwurf im mit 4520 Zuschauern restlos ausverkauften Hexenkessel Phoenix Contact Arena ist um 15 Uhr. Für die Kieler Fans vor Ort reist auch der mobile Fanshop der Zebras nach Ostwestfalen und wird vor der Halle alles vom Schlüsselanhänger bis zum Trikot anbieten. Weiter geht's in Lemgo, Kiel!

Fotos: TBV Lemgo Lippe/Paul Cohen