Der letzte Tanz: Sonntag empfängt der THW Kiel den ThSV Eisenach

Der letzte Tanz der Saison, der letzte schwarz-weiße Tanz von Linus Kutz, Henri Pabst und Tomas Mrkva, der letzte Pflichtspiel-Tanz von Patrick Wiencek: Am Sonntag endet für den THW Kiel mit dem Heimspiel gegen den ThSV Eisenach die Saison 2024/2025, die von immer wieder auftretenden verletzungsbedingten Ausfällen geprägt war und vom 13. Pokalsieg der Kieler gekrönt wurde. "Unsere Akkus sind leer", sagt THW-Kapitän Domagoj Duvnjak vor dem letzten Spieltag, der auch von Abschieden geprägt sein wird. Duvnjak weiß, was deshalb gefordert ist: "Für Sonntag haben wir aber noch genug Energie, weil es das letzte Spiel von unserem Piet Wiencek ist. Er ist eine Ikone, eine Legende, und wir werden alles dafür tun, ihn mit einem Sieg in die verdiente Handball-Rente zu schicken. Die Halle muss brennen, denn wir wollen natürlich auch für Tomas, Henri und Linus gewinnen!" Anwurf ist um 15 Uhr, Dyn überträgt das Spiel, Ehrungen und die Verabschiedungen live. Restkarten gibt es in der THW-FANWELT (Sonntag ab 12 Uhr geöffnet), online unter www.thw-tickets.de und im offiziellen Zweitmarkt von Fans für Fans 

Emotionaler letzter Spieltag

Das wird ein emotionaler letzter Spieltag, denn neben der sportlichen Herausforderung, eine lange Saison mit einem Sieg gegen eine starke, unorthodox spielende Eisenacher Mannschaft um Silvio Heinevetter und Jungstar Marko Grgic zu beendet, sagt Kiel nach der Partie "Auf Wiedersehen" zu Tomas Mrkva, Henri Pabst und Linus Kutz, die den THW Kiel verlassen. Sein letztes Pflichtspiel bestreitet Kapitän Patrick Wiencek, der aber erst am 25. Juli mit "Ahoi Patrick!" (Tickets) offiziell verabschiedet wird. Für Wiencek, der bisher 994 Bundesliga-Tore in seiner Karriere erzielte, wird das kein einfacher Tag: "Ich hatte schon in Hannover bei der Ehrung Gänsehaut, und ich mag mir gar nicht ausmalen, wie es Sonntag laufen wird." Eines ist klar: Die Zebras wollen das Spiel für ihre vier Mitspieler, die die letzte Partie im schwarz-weißen Dress absolvieren, unbedingt gewinnen. "Wir werden alles reinlegen, um für die drei und 'Piet' Wiencek unbedingt noch zwei Punkte zum Abschied holen“, so Lukas Zerbe. 

Handball gehört zur Identität Eisenachs

Engagierter Coach: Misha Kaufmann

Der letzte Tanz der Saison geht also gegen Eisenach. Eisenach - das ist mehr als nur die Wartburg. Es ist die Geburtsstadt Johann Sebastian Bachs, Wirkungsstätte Martin Luthers und ein kulturelles Zentrum mit historischer Strahlkraft. Die enge Verzahnung von Tradition und Moderne zeigt sich auch im Sport. Seit der Nachkriegszeit gehört Handball fest zur Identität der Stadt. Schon zu DDR-Zeiten sorgte Eisenach regelmäßig für sportliche Höhepunkte - zunächst in der DDR-Oberliga, später auch im gesamtdeutschen Profihandball. Mit dem Wiederaufstieg in die DAIKIN Handball-Bundesliga 2023/24 ist der ThSV Eisenach erneut im Oberhaus des deutschen Handballs angekommen - und redet längst ein gewichtiges Wort mit in der stärksten Liga der Welt. 

Der Liga-Torschützenkönig ist erneut ein Eisenacher

Wird Torschützenkönig der Liga: Marko Grgic

Das liegt natürlich auch an Marko Grgic. Der 21-jährige Rückraumspieler hat nach dem Abschied des Top-Torschützen Manuel Zehnder vor dieser Spielzeit dessen Rolle übernommen und adaptiert. Nach der Partie am Sonntag wird Grgic aller Voraussicht nach als bester Torschütze der DAIKIN Handball-Bundesliga geehrt werden. Mit 292 Treffern führt er vor dem letzten Spieltag die Liste der Wurf-Superstars in der stärksten Liga der Welt vor Welthandballer Mathias Gidsel (265) an, hat längst die Marke seines Eisenacher Vorgängers Zehnder (277 Treffer) überboten und ist der Star im Ensemble des scheidenden Schweizer Trainers Misha Kaufmann, der am Saisonende den Weg nach Stuttgart einschlagen und seinen Platz für Sebastian Hinze räumen wird. Kaufmann hat aus dem Kader des Thüringer Sportvereins Eisenach eine homogene, eingeschworene Mannschaft geformt, die die Gegner gerne auch mit offener Manndeckung über das Feld jagt oder im Angriff mit vier Rückraumspielern neue Aspekte in den Handballsport brachte. Die mit viel Einsatz und Kampf jede Partie gegen die Wartburgstädter in ein Ringen um jeden Zentimeter Hallenboden verwandelt. 

Thüringer sind Garant für enge Spiele

Der sportliche Erfolg ließ nicht auf sich warten: Die nicht selten äußerst unorthodox aufspielenden Eisenacher machen es inzwischen jedem Gegner schwer. Gleich zwölf ThSV-Spiele in der laufenden Serie gingen mit maximal zwei Toren Differenz zu Ende. In Flensburg lieferte der ThSV dabei eine der spektakulärsten Vorstellungen der aktuellen Spielzeit ab: 39:39 hieß es nach 60 turbulenten Minuten. Gegen die MT Melsungen gewannen die Hausherren in der Werner-Aßmann-Halle mit 32:31, in Kassel dagegen unterlagen sie der MT ebenso knapp mit 25:26. Nicht minder dramatisch die hauchdünne 32:33-Niederlage in Magdeburg: Die jüngste Serie von sechs Niederlagen in Folge täuschte über das wahre Leistungsvermögen des ThSV Eisenach hinweg, der zuletzt auch punktemäßig wieder in die Erfolgsspur fand und sich mit einem 37:19-Schützenfest gegen Potsdam von den eigenen Fans verabschiedete. 

Zweitbestes ThSV-Ergebnis in der Erstliga-Geschichte

Zwischenzeitlich hatte sich der Klub, dessen Kader wir bereits im Vorbericht zum Hinspiel ausführlich vorstellten, in der laufenden Saison sogar bis auf Platz acht gespielt, mittlerweile haben sich die Wartburgstädter auf dem elften Tabellenrang etabliert und feiern damit das zweitbeste Ergebnis ihrer Bundesliga-Geschichte. Klar, dass sie schon früh auch nichts mehr mit dem dramatischen Abstiegskampf in der DAIKIN HBL zu tun hatten. Der ThSV reist nun ohne Druck, aber mit viel Selbstbewusstsein, an die Kieler Förde und will sich unbedingt für die 33:37-Hinspiel-Niederlage revanchieren und den scheidenden Spielern und Trainer Misha Kaufmann ein besonderes Abschiedsgeschenk bereiten.