Zebras fahren mit Energie, Elan und Freude 39:24-Kantersieg gegen den SC DHfK Leipzig ein

Bundesliga

Zebras fahren mit Energie, Elan und Freude 39:24-Kantersieg gegen den SC DHfK Leipzig ein

Mit viel Energie, Elan und Freude fegte der THW Kiel nur drei Tage nach den kraftraubenden Maschinensucher EHF Finals in Hamburg und der gewonnenen Bronzemedaille im Europapokal in eigener Halle über den SC DHfK Leipzig hinweg. Am Ende jubelten mehr als 10.000 Zuschauer über den auch in der Höhe verdienten 39:24 (21:11)-Erfolg, an dem vor allen Dingen drei Zebras den Hauptanteil hatten: Tomas Mrkva war gegen seinen künftigen Arbeitgeber mit 20 Paraden ein grandioser schwarz-weißer Rückhalt, und vorne trafen der junge Bence Imre (12/7 Tore) und der Routinier Patrick Wiencek (10) jeweils so oft wie noch nie in der "stärksten Liga der Welt".

Wiencek und Imre auf Rekordjagd

Spritzig, torhungrig und glänzend aufgelegt präsentierten sich die Zebras im dritten Spiel binnen fünf Tagen. Die Sachsen waren nur in den ersten acht Minuten auf Augenhöhe mit dem THW, der folgende 7:0-Lauf der Zebras vom 4:4 auf 11:4 in der 14. Minute deutete dann schon früh auf den Kantersieg des Rekordmeisters hin. Bester Torschütze beim umjubelten Sieger war Bence Imre, der zwölfmal ins Leipziger Tor traf und damit so häufig wie noch nie im THW-Trikot. Ebenfalls auf Rekordjagd war Patrick Wiencek, der seine letzten Meter auf dem Parkett der Wunderino Arena absolviert, seine Karriere bekanntlich mit Saisonabschluss beendet. Letztlich schraubte Kiels Kreisläufer und Abwehr-Riese seine Torbilanz auf zehn Treffer - öfter hatte er in der DAIKIN HBL noch nie im schwarz-weißen Dress getroffen, in 13 Jahren THW Kiel nur einmal im September 2022 gegen Celje in einem Königsklassen-Spiel ebenfalls zehnmal. "Ich freue mich, dass es so gut geklappt hat, dass ich weiterhin eine ordentliche Leistung abrufen kann", sagte Wiencek bescheiden wie eh und je. Seine Mitspieler taten hingegen alles, dass es letztlich mit den zehn Toren auch klappte: Nikola Bilyk legte Wiencek den Ball nach gelungener Stafette Sekunden vor dem Ende passgenau in die Hände. "Klar", sagte der Östereicher später, "wir hatten mitbekommen, dass er schon bei neun Toren war. Schön, dass er die zehn vollmachen konnte."

Beide Teams mit Verletzungssorgen

THW-Trainer Filip Jicha musste beim viertletzten Saisonspiel ein weiteres Mal auf seine verletzten Leistungsträger Harald Reinkind (Handbruch) und Hendrik Pekeler (Knie) verzichten. Außerdem meldeten sich Rune Dahmke mit einer Reizung in der Achillessehne und Henri Pabst (Mittelhandprellung) kurzfristig spielunfähig. Für Dahmke rückte Youngster Ben Szilagyi in den Kader. Verletzungssorgen beklagt auch der Gast, der die lange Reise ohne Matej Klima (Kreuzband) und seine Nationalspieler Luca Witzke (Knie) und Simon Ernst antrat. Tragisch vor allem für Simon Ernst, der Leipziger Abwehrchef erlitt einen Kreuzbandriss, es ist bereits der vierte in der Karriere des Rückraumspielers.

Mrkva nagelt den Kasten zu

Ein besonderes Spiel war es für Tomas Mrkva, Kiels Torhüter wechselt bekanntlich im Sommer nach Sachsen zum SC Hochschule für Körperkultur Leipzig, stand im viertletzten Saisonspiel somit seinen künftigen Mitspielern gegenüber. Und dürfte seinem neuen Arbeitgeber mit einer großartigen Leistung und insgesamt 20 Paraden erst Sorgenfalten auf die Stirn, im Bus zurück nach Sachsen aber ein Lächeln ins Gesicht gezaubert haben. Der Tscheche hielt schon im ersten Durchgang 13 Bälle auf, war maßgeblicher Rückhalt der Kieler, die viele gewonnene Bälle auf der anderen Seite mit viel Tempo im Kasten der Gäste unterbrachten. So sorgten sie schnell für eine großartige Stimmung bei den 10023 Fans sorgten. Patrick Wiencek war es, der das Premieren-Tor der einseitigen Begegnung erzielte: Großartig von Eric Johansson angespielt, zirkelte der Kieler Kreisläufer den Ball an Torhüter Säveras vorbei zum 1:0, war vom Kreis auch Torschütze des zweiten THW-Tores zum 2:2. Zweimal nur lagen die Gäste in Führung, lagen dank Krzkilla mit 3:2 ein letztes Mal in Front.

Kieler eiskalt

Bence Imre glich dann per Siebenmeter zum 3:3 aus. Ein wenig glücklich, der Ball prallte von der Unterkante der Latte hinter die Torlinie, brachte dem jungen Ungarn aber enorme Sicherheit vom Strafwurf-Strich. Siebenmal trat Bence Imre gegen das Leipziger Torhütergespann Säveras/Ebner vom Strich an, siebenmal versenkte der 22-Jährige den Ball. Einfach eiskalt. Imre war es auch, der sich zweimal am richtungsweisenden 7:0-Lauf beteiligte. Johansson beendete das Kieler Torgewitter in der Anfangsphase mit einem krachenden Hammer unter die SC-Torlatte, sorgte für ratlose Blicke in den Augen der überforderten Gästemannschaft, die vor allem in der ersten Halbzeit immer wieder ihren Meister in Mrkva fand. Der THW-Torhüter entnervte vor allem Leipzigs Torschützen vom Dienst, Franz Semper. Der Linkshänder der deutschen Nationalmannschaft fand immer wieder seinen Meister in seinem künftigen Mitspieler.

Zehn-Tore-Führung zur Pause

Weil die Gäste viele technische Fehler fabrizierten, zudem auf der Mittelposition ohne Witzke und Ernst improvisieren mussten, nahmen die Zebras Spiel und Geschehen schnell in ihre Hände. Sie zogen unaufhaltsam davon, legten zumeist sechs, sieben Tore zwischen sich und die Gäste. Der finale 4:0-Lauf vom 17:11 in der 26. Minute bis zum 21:11-Halbzeitstand riss dann die Zuschauer endgültig von den Sitzen, sorgte zudem für eine ganz frühe Vorentscheidung. Emil Madsen startete mit einem Ballklau Richtung SC-Tor, versenkte den Ball per frechem Leger zum 18:11. Imre traf von der Siebenmeterlinie, Patrick Wiencek vom eigenen Kreis ins leere Leipziger Tor, abschließend schleuderte Bence Imre die Kugel von Rechtsaußen zum 21:11-Halbzeitstand am bedauernswerten Säveras vorbei.

Schungvolle Kieler überrollen Leipzig

Nach der schwungvollen Halbzeitshow der Kieler Tanzgruppe "Just 241", die auch online Spenden für ihre Tour zur WM in den USA sammelt, ging es nach Wiederanpfiff ebenso schwungvoll weiter: Johansson eröffnete den Torreigen der zweiten Halbzeit, stieg neun Meter vor dem Tor hoch und ließ es krachen: 22:11. Leipzigs Trainer Sigtryggsson brachte Domenico Ebner für Säveras. Und der Italiener im Tor von Leipzig erwischte eine starke Phase, reihte einige Paraden aneinander. Leipzig kam zwischenzeitlich wieder auf acht Tore heran. Es war aber nur ein kurzes Zwischenhoch. Duvnjak, Johansson und Co. nahmen das Heft schon bald wieder in ihre Hände, rauschten Tor um Tor davon. Sehenswert waren auch die Tore von Elias Ellefsen á Skipagötu. Der Färinger brachte Tempo ins Spiel, ließ sich nicht aufhalten. So kam dann auch die Zeit für den THW-Nachwuchs. Linus Kutz wurde von Filip Jicha schon Ende der ersten Halbzeit aufs Parkett beordert, trug sich später mit energischem Einsatz in die Torjägerliste ein. Am Ende durfte dann auch Ben Szilagyi weitere Bundesliga-Minuten schnuppern. Die letzten Minuten gerieten dann aber zum Schaulaufen von Patrick Wiencek, der im 13. Jahr beim THW Kiel einmal mehr Geschichte schrieb und beim Siegertänzchen von jedem seiner Kollegen gefeiert und in den Arm genommen wurde.

Am Samstag gegen Hamburg im Kieler-Woche-Trikot

Weiter geht’s für die Zebras am Samstag mit dem vorletzten Heimspiel der Saison. Das hat es in sich, kommt es in der Wunderino Arena doch zum "kleinen Derby" gegen den Handball Sport Verein Hamburg. Die Partie werden die Zebras in ihren einzigartigen Kieler-Woche-Trikots bestreiten, die die Fans des Rekordmeisters und des größten Sommerfestivals in Nordeuropa ab Freitag online unter www.thw-fanshop.de und in der THW-FANWELT kaufen können. Diese hat am Samstag von 10 Uhr bis zum Anpfiff um 19 Uhr durchgehend geöffnet. Dort sowie unter www.thw-tickets.de bekommt man noch Restkarten für das Spiel. Weiter geht’s gegen Hamburg, Kiel!

Text: Reimer Plöhn / Fotos: Sascha Klahn

DAIKIN Handball-Bundesliga, 31. Spieltag: THW Kiel – SC DHfK Leipzig 39:24 (21:11)

THW Kiel: Mrkva (1.-60., 20 Paraden), Wolff (n.e.); Duvnjak (1), Landin (1), Överby, Wiencek (10), Johansson (4), Zerbe (n.e.), Kutz (1), Szilagyi, Madsen (6), Bilyk (1), á Skipagötu (3), Imre (12/7); Trainer: Jicha
SC DHfK Leipzig: Ebner (26.-55. und 1 Siebenmeter, 6 Paraden), Saeveras (1.-22., 56.-60., 5 Paraden); Runarsson (5), Krzikalla (5), Greilich, Binder (3/2), Mamic, Bogojevic (2), Preuss, Schmitt (1), Semper (2), Rogan (2), Seitz (2), Voß, Hönicke (1); Trainer: Sigtryggsson

Schiedsrichter: Martin Thöne / Marijo Zupanovic
Zeitstrafen: THW: 2 (Wiencek (18.), á Skipagötu (31.)) / Leipzig: 1 Mamic (28.))
Siebenmeter: THW: 7/7 / Leipzig: 2/2
Spielfilm: 1.Hz.:1:0, 1:2(4.), 2:3, 4:4 (7.), 11:4 (14.), 13:6, 13:8 (22.), 15:8, 17:11 (26.), 21:11;
2. Hz: 23:11 (32.), 23:15 (35.), 25:17, 27:19 (40.), 28:20 (42.), 34:20 (48.), 34:22, 36:22 (51.), 37:24, 39:24.
Zuschauer: 10.023 (Wunderino Arena, Kiel)

Stimmen zum Spiel: 

THW-Trainer Filip Jicha: Ich bin sehr zufrieden mit der Leistung und der Energie, die wir heute wie am Sonntag gegen Melsungen aufs Feld gebracht haben. Wir haben auf uns geschaut und unsere Sache durchgezogen. Tomas hatte einen sehr guten Tag, er hat uns sehr geholfen, dass wir ins Laufen kommen und uns damit beflügelt. Bence hat ebenfalls ein ganz starkes Spiel gemacht - ebenso wie ein Spieler, der schon sehr lange bei uns ist: Patrick hat seinen Bundesliga-Torrekord im THW-Trikot geworfen, die Jungs feiern ihn dafür in der Kabine. Mit der heutigen Energie und dem Elan wollen wir auch die letzten drei Spiele angehen, nicht aufhören und einfach so fortfahren.

Leipzigs Trainer Runar Sigtryggsson: Wir fangen auf Augenhöhe an, und dann hat uns Tomas Mrkva sehr viele Würfe weggenommen. Dadurch haben wir viel Selbstbewusstsein im Angriff verloren und sind danach dem Spiel nur noch hinterhergelaufen. Ich habe heute eigentlich – wie so oft in dieser Saison – nur drei Rückraumspieler zur Verfügung gehabt, die anderen sind ausgefallen oder wurden verkauft. Uns fehlen dann die Alternativen, wenn jemand nicht seinen besten Tag hat – wie heute gegen Kiel in dieser tollen Atmosphäre. Wir haben zudem viele technische Fehler gemacht und sind dann ordentlich unter die Räder gekommen. Wir müssen jetzt versuchen, die Köpfe hochzubekommen und wieder aufstehen. Jetzt geht es auswärts nach Gummersbach, da müssen wir uns besser präsentieren.

THW-Kapitän Patrick Wiencek: Ich höre immer wieder, dass ich zu gut sei, um aufzuhören. Denen entgegne ich, dass irgendwann der Zenit erreicht ist und es dann gut ist, aufzuhören. Heute sind wir durch die Paraden und Ballgewinne in der Abwehr schnell in einen Flow gekommen, obwohl es gestern in der Trainingshalle schon schwer war, nach diesem kraftraubenden Wochenende wieder auf den Platz zu gehen. Aber wir wollten ein gutes Spiel machen, und das haben wir geschafft. Samstag geht es weiter: Wir spielen ein Derby, wir spielen zu Hause – wir wollen gewinnen. Aber es wird schwer, Hamburg ist ein unangenehmer Gegner mit einem starken Trainer Torsten Jansen, der sich mit Sicherheit wieder etwas für uns ausgedacht hat.