30:24 in Gummersbach: Starke Zebra-Abwehr sichert Sieg im Top-Spiel

Bundesliga

30:24 in Gummersbach: Starke Zebra-Abwehr sichert Sieg im Top-Spiel

Es war eine lange und schwere Reise über fünf Tage und über viele Stationen. Aber der THW Kiel belohnte sich für seine Anstrengungen mit zwei wichtigen Siegen. Nach dem Erfolg vom Dienstag in der European League beim spanischen Torrevalega setzte der nachgereiste Kapitän Domagoj Duvnjak und seine Mitspieler am Freitagabend in der mit 4132 Zuschauern ausverkauften Gummersbacher Schwalbe-Arena die Kirsche auf die Sahnetorte: Die Kieler gewannen nachs starkem Spiel und mit einer überragenden Abwehrleistung die wichtige Partie in der DAIKIN Handball-Bundesliga mit 30:24 (16:15), revanchierten sich eindrucksvoll für die in der Vorsaison erlittene 29:40-Schmach an selber Stelle und zogen in der Tabelle am VfL Gummersbach vorbei.

Mrkva und die Defensive Schlüssel zum Sieg

Bester Torschütze beim Sieger war Rechtsaußen Lukas Zerbe, der achtmal ins VfL-Tor traf. Der Kieler Sieg war das Ergebnis einer überragenden Mannschaftsleistung. Der von seinem Infekt genesene Kapitän Domagoj Duvnjak hatte die Zügel in seinen Händen, Abwehrchef Hendrik Pekeler verdiente sich Bestnoten und ackerte gemeinsam mit Patrick Wiencek, Petter Överby und dem "VfL-Störenfried" Magnus Landin die Gummersbacher Angreifer mürbe. Und Tomas Mrkva, der in der 23. Minute für Andreas Wolff ins Kieler Tor kam, war ein bärenstarker Rückhalt der großartigen Kieler Abwehrreihe. Klar, dass der Jubel in Reihen der Zebras entsprechend groß war. "Das war ein hochverdienter Sieg", sagte Domagoj Duvnjak, schwer nach Luft ringend. "Unsere Abwehr stand überragend, und Tommy im Tor hat großartig gehalten. Gummersbach ist ein unfassbares Tempo gegangen. Aber wir waren ebenfalls sehr schnell auf den Beinen, haben toll gegengehalten und verdient gewonnen."

Zebras mit Start nach Maß

Dabei hatte die lange Tour Spuren hinterlassen, denn neben dem Langzeitverletzten Harald Reinkind (Fersen-OP) musste Trainer Filip Jicha auf Mittelmann Elias Ellefsen á Skipagötu verzichten, der an einer muskulären Verletzung der rechten Wurfschulter leidet. Zudem musste Nikola Bilyk nach wenigen Minuten passen, seine Kniebeschwerden ließen einen weiteren Einsatz nicht zu. Vor dem erwartungsvollen VfL-Publikum entpuppten sich die Zebras erst einmal als Stimmungskiller: Sie waren trotz der Reisestrapazen hellwach und erwischten einen Start nach Maß. Nach vier Minuten lagen sie mit 4:0 in Front. Ballgewinne in der Abwehr wurden in Tore umgemünzt, Pekeler war zweimal am Kreis zur Stelle, verwertete die exakten Anspiele von Eric Johansson und Duvnjak. Dann drückte Rechtsaußen Zerbe aufs Tempo, verwandelte zwei Gegenstöße nach technischen Fehlern der Gastgeber. Die Zebras waren davongaloppiert. Aber die Mannschaft von VfL-Trainer Goggi Sigurdsson hatte Antworten: Blohme, Kodrin und Köster verkürzten auf 3:4. Die Stimmung war zurück in der Arena.

Unterzahl-Situationen lassen VfL ins Spiel

Dann war der THW Kiel wieder dran: Duvnjak erhöhte mit gekonntem Solo, wurde aber wenig später gefoult, musste kurz behandelt werden. Der Pfiff der Schiedsrichter blieb aus, Blohme erzielte per Doppelschlag den 5:5-Ausgeich. So kam die Partie schnell auf Hochtouren. Der THW war maßgeblich beteiligt, ließ dem Start-4:0 einen erneuten 3:0-Lauf durch Zerbe, der mit seinem Strafwurf zunächst am starken Kuzmanovic gescheitert war, aber den Nachwurf einnetzte, Johanssons Solo und den Tempogegenstoß von Bence Imre zum 8:5 folgen. Die Gastgeber blieben vor allem durch die Torerfolge von den Außen erfolgreich, Blohme traf zum vierten Mal, und als Torhüter Kuzmanovic bei Kieler Unterzahl ins leere THW-Tor einnetzte, war Gummersbach Mitte der ersten Halbzeit erneut dran: 9:8 stand es nach 14 Minuten.

Knappe Kieler Führung

Dann rollte die dritte THW-Welle Richtung VfL-Gehäuse: Patrick Wiencek verwandelte die glänzende Duvnjak-Vorarbeit, ehe "Dule" selbst per Solo erfolgreich war. Per Tempogegenstoß erhöhte Zerbe auf 12:8. Das Kieler Spiel lief, aber geriet erneut ins Stocken. Zeitstrafen gegen den THW Kiel halfen Gummersbach bei der Aufholjagd und einem 5:0-Lauf bis zur 23. Minute, der durch Köster zum 13:12 zur ersten VfL-Führung führte. Doch die Zebras schnauften kurz, besannen sich auf ihre (Abwehr)-Stärken und sicherten per Doppelschlag von Zerbe und Johansson, der mit der Sirene traf, ihre 16:15-Halbzeit-Führung.

Entschlossene Zebras nach dem Kabinengang

Aus der Kabine kam dann ein noch entschlosseneres Kieler Team. Die Zebras schockten VfL-Mannschaft und -Publikum mit einem erneuten 4:0-Lauf. Mrkva hielt gegen den frei vor ihm auftauchenden Horzen, Johansson traf per Rückraum-Kracher. Rune Dahmke mit Doppelschlag und Zerbe nach Zuckerpass von Emil Madsen machten den erneuten Blitzstart perfekt. Zeit für VfL-Trainer Gudjon Valur Sigurdsson für eine weitere Auszeit. Die Worte des ehemaligen Zebras blieben allerdings ohne Echo. Kiels Abwehr wurde zum nahezu unüberwindbaren Hindernis für Köster und Co. Rutschte dennoch ein Ball oder ein Spieler durch, war Tomas Mrkva zur Stelle, nagelte seinen Kasten in wichtigen Phasen zu.

THW Kiel eilt davon

Und vorne lief es ebenfalls rund: Duvnjak traf mit einem Schlagwurf, Madsen nach einem Sololauf. Und Jicha griff auch in die Taktikkiste, füllte nach den Erfahrungen der ersten Halbzeit seinen Angriff nach der Zeitstrafe gegen Magnus Landin nicht auf. Mrkva blieb im Kasten, und Madsen traf nach starkem Eins-gegen Eins. 24:18 hieß es nach 45 Minuten, die Kieler bogen langsam auf die Siegerstraße ein. Auch, weil sie sich mit vollem Einsatz in die Partie warfen - wie Dahmke bei seinem artistischen "Offensiv-Rebound". Allerdings trafen sie jetzt ebenfalls auf eine starke VfL-Abwehr, die den THW-Angriff zehn Minuten lang nicht zur Entfaltung kommen ließ. Gut, dass die Zebras stark blieben in der Rückwärtsbewegung. Vujovic verkürzte in der 52. Minute per Siebenmeter dennoch auf 21:24. 

Zerbe schraubt den Deckel drauf

Als Tomas Mrkva dann großartig den Tempogegenstoß von Blohme parierte, setzten die Kieler in zehn Sekunden den entscheidenden Doppelschlag: Erst traf Eric Johansson zum 25:21, dann spitzelte Duvnjak nach dem Gummersbacher Anwurf den Ball aus den Händen der VfL-Angreifer. Madsen traf zum 26:21. Zerbe machte per Tempogegenstoß den Deckel aufs Spiel, traf nach Pekelers Steal und einer weiteren Energieleistung. Der Rest waren hängende VfL-Köpfe und eine jubelnde Zebra-Herde. 

Dienstag erstes „Hauptrunden-Spiel“ gegen Vojvodina

Direkt nach dem Spiel machten sich die Zebras mit dem Mannschaftsbus auf die mehrstündige Rückreise nach Altenholz, wo sie am frühen Samstagmorgen nach der letzten -Fünf-Tages-Reise des Jahres zurückerwartet werden. Umgehend startet dann auch die Vorbereitung auf das erste „Haupteunden-Spiel“ der EHF European League: Zum Abschluss der Europa-Gruppenphase geht es gegen den ebenfalls bereits für die nächste Phase des Wettbewerbs qualifizierten serbischen Meister  RK Vojvodina schon um die ersten Hauptrunden-Punkte geht, da die in der Gruppenphase gegeneinander errungenen Zähler mitgenommen werden. Für das Spiel sind bereits über 7000 Tickets verkauft, Eintrittskarten für das Spiel sind aber weiterhin unter www.thw-tickets.de , bei CITTI sowie in der THW-FANWELT erhältlich. Weiter geht’s zu Hause gegen Vojvodina, Kiel!

Text: Reimer Plöhn / Fotos: VfL Gummersbach

DAIKIN Handball-Bundesliga, 11. Spieltag: VfL Gummersbach  – THW Kiel: 24:30 (15:16)

VfL Gummersbach: Kuzmanovic (1.-60., 14/1 Paraden), Obling (n.e.); Kodrin (2), Vujovic (3/3), Köster (3), Blohme (5), Häseler, Einarsson (1), Schluroff (5), Tskhovrebadze, Pregler, Horzen (3), Koschek, Zeman; Trainer: Sigurdsson
THW Kiel: Mrkva (23.-60., 8 Paraden), Wolff (1.-23., 3 Paraden); Duvnjak (3), Landin, Överby, Wiencek (1), Pabst, Johansson (6/1), Dahmke (3), Zerbe (8), Kutz (n.e.), Madsen (4), Bilyk, Pekeler (4), Imre (1); Trainer: Jicha

Schiedsrichter: Robert Schulze / Tobias Tönnies
Zeitstrafen: VfL: 2 (Zemann (23.), Kodrin(37.)) / THW: 4 (Zerbe (12.), Duvnjak (14.), Dahmke (18.), Landin (43.))
Siebenmeter: VfL: 3/3 / THW: 2/1 (Kuzamnovic hält Zerbe, der den Nachwurf verwandelt (8.))
Spielfilm: 0:4 (4.), 3:4 (6.) 5:5 (7.), 5:8 (12.), 8:9 (14.), 8:12 (18.), 13:12 (22.), 13:14, 15:14 (29.), 15:16;
2. Hz: 15:20 (38.), 17:21 (40.), 17:23 (42.), 18:24 (44.), 21:24 (52.), 21:27 (57.), 23:29, 24:30.
Zuschauer: 4132 (ausverkauft) (Schwalbe-Arena, Gummersbach)

Stimmen zum Spiel: 

THW-Trainer Filip Jicha: Ein großes Lob an meine Mannschaft, die heute in einer der schwierigsten Hallen der Bundesliga gewonnen hat. Einsatz, Körpersprache und der Wille haben mir gefallen. Wir sind hier von einigen Monaten unter die Räder gekommen, auch deshalb hat sich unsere Rumpftruppe, in der nach Elias auch Niko passen musste und Duvnjak nachreiste, ein Lob verdient. Ich freue mich auch über die Energie, mit der wir uns die zwei Punkte verdient haben. Es war nicht einfach gegen diese Abwehr. In unserer Abwehr habe ich Pekeler lange nicht mehr so lebendig auf den Beinen gesehen wie heute. Jetzt fahren wir nach sechs Tagen mit zwei Siegen nach Hause – und darauf freue ich mich.

VfL-Trainer Gudjon Valur Sigurdsson: Das war ein verdienter Kieler Sieg, der THW war besser und effektiver heute. Wir starten in beide Halbzeiten mit einem 0:4, kämpfen uns dann wieder heran. Kurz vor der Pause führen wir, kassieren den Ausgleich, haben aber den Ball, verlieren den und gehen mit einem Rückstand in die Kabine. In der zweiten Halbzeit kamen wir nicht mehr gegen die Kieler Abwehr an. Was Pekeler da alles wegverteidigt hat, war aller Ehren wert. Aber wir waren im Angriff auch sehr eindimensional, konnten die Last nur auf drei Schultern verteilen. Wir haben gut verteidigt, hatten eine gute Torwartleistung, und der Kampf hat gestimmt. Vorn waren wir aber nicht bissig genug, um Kiel zu schlagen. Als Mrkva dann bei minus drei den Tempogegenstoß hält, war auch die letzte Hoffnung vorbei und der THW hat das Spiel sicher nach Hause gebracht.

THW-Kapitän Domagoj Duvnjak: Zunächst möchte ich meiner gesamten Mannschaft einen Riesen-Respekt aussprechen. Wir haben heute verdient gewonnen. Wir starten super in die Partie, bekommen dann in Unterzahl drei Würfe ins leere Tor. Aber wie wir in der zweiten Halbzeit gekämpft und uns in der Abwehr bewegt haben, war brutal. Unsere Abwehr war unfassbar gut, Tommy war in der zweiten Halbzeit überragend. Dadurch konnten wir ein paar leichte Toren machen, was dann der Schlüssel für unseren Sieg war. 

THW-Rechtsaußen Lukas Zerbe: Ich bin einfach super stolz auf die gesamte Mannschaft. Wie wir in der zweiten Halbzeit alle zusammen verteidigt haben mit Tommy im Tor  - das war überragend. Jeder hat für jeden gekämpft, jeder hat sich nach dem Ball geschmissen. Das spricht für die gesamte Mannschaft. Die Busfahrt nach Hause wird mit diesen zwei Punkten deutlich schöner, und man freut sich jetzt schon auf das eigene Bett, das eigene Sofa und vor allem die Familie.

THW-Kapitän Patrick Wiencek: Das hat heute definitiv Spaß gemacht. Nur neun Gegentore in der zweiten Halbzeit - das war stark. Wir standen gut in der Abwehr, aber Tommy hat das Tor zugenagelt und war der Garant für den Sieg. Aber wir haben auch gute Lösungen im Angriff gefunden. Es waren wieder fünf lange Tage mit viel Reisestress. Gestern konnten wir erst sehr spät trainieren, weil der Flug Verspätung hatte. Danach solch ein Spiel zu machen, war sehr schön.