Nächstes schweres Auswärtsspiel: HC Erlangen wird den THW Kiel am Freitag richtig fordern
Drei Tage nach der schweren Auswärtspartie in der EHF European League beim HC Nexe in Kroatien wartet auf den THW Kiel eine weitere schwierige Aufgabe in der DAIKIN Handball-Bundesliga: Am Freitagabend sind die Zebras beim HC Erlangen gefordert, der sich mit seiner kompromisslosen Abwehrarbeit einen Namen in der stärksten Liga der Welt gemacht hat. Die aktuell noch im Abstiegskampf steckende Mannschaft mit ihrem neuen Coach Martin Schwalb wird gegen die Zebras alles dafür tun, um diese aus dem Konzept zu bringen. Das weiß auch THW-Kapitän Patrick Wiencek: "Das wird ein sehr intensives, sehr hartes Spiel." Die Begegnung in der "Arena Nürnberger Versicherung" wird um 20:30 Uhr angepfiffen, Dyn überträgt live.
Zebras reisen direkt aus Kroatien zum nächsten Spiel
Die Vorbereitung auf das Spiel in Nürnberg begann für die Zebras noch in Kroatien: Am Mittwochvormittag absolvierten Wiencek & Co. noch eine Trainingseinheit in Osijek, bevor sie sich auf den Weg ins gut 280 Kilometer entfernte Zagreb machten. Von dort aus ging es mit dem Flugzeug nach München, wo der Reise-Tross vom Mannschaftsbus "KI-EL 1" in Empfang genommen und nach Erlangen transportiert wurde. Dort und am Freitag in Nürnberg stehen zwei weitere Trainingseinheiten auf dem Programm, ehe es am Freitagabend ernst wird. "Wir haben jetzt zwei Tage zum Regenieren und für die Vorbereitung, und dann werden wir die richtigen Lösungen finden", ist Wiencek überzeugt.
Erfahrene Verstärkungen geholt
Der HC Erlangen hatte im vergangenen Jahr lange mit den Abstiegssorgen zu kämpfen. Am Ende reichte es für die Mannschaft, denen Experten großes Potenzial bescheinigten, doch noch zum Klassenerhalt. Mann hinter dem Erfolg auf der Zielgeraden war der Co-Trainer: Johannes Sellin hatte mitten in der Saison den Chefcoach-Job von Hartmut Mayerhoffer übernommen. Mit Sellin arbeitete man an Verstärkungen für den Kader, damit sich Geschichte nicht wiederholt. Vom Champions-League-Teilnehmer Eurofarm Pelister holte man den erfahrenen algerischen National-Torhüter Khalifa Ghedbane, der einst mit Vardar Skopje die Königsklasse gewann und nun mit dem slowenischen Nationalkeeper Klemen Ferlin ein starkes Gespann bildet. Für die Kreisposition, auf der Ex-Zebra Sebastian Firnhaber nach einem Kreuzbandriss an seinem Comeback arbeitet, verpflichtete man mit Maciej Gebala aus Leizpig einen Zwei-Meter-Hünen.
Zehnder zog weiter nach Magdeburg
Vom Tus N-Lübbecke kam der 23-jährige Marek Nissen, der nun neben dem Schweden Jonathan Svensson auf der halblinken Königsposition für Druck sorgt. In Kolding wurden die Erlanger auf der Suche nach einem Mittelmann fündig: Der Norweger Sander Overjördet wurde geholt, um Nico Büdel zu unterstützen. Eigentlich sollte der nach Eisenach ausgeliehene Bundesliga-Torschützenkönig Manuel Zehnder zur aktuellen Saison nach Erlangen zurückkehren. Erst klagte der Schweizer gegen seinen Verein vor dem Arbeitsgericht, dann brachte er ihm eine laut Medienberichten stattliche Ablöse: Zehnder zog weiter nach Magdeburg.
Bezjak kam aus Nexe
Um die entstandene Lücke im 22-Mann-Kader zu schließen, machte sich der HCE auf die Suche nach einem Regisseur mit Erfahrung und Defensiv-Qualitäten. Fündig wurde man beim HC Nexe: Beim kroatischen Vizemeister stand Marko Bezjak noch auf der Lohnliste, spielen durfte der inzwischen 38-Jährige in der nationalen Liga aber zumindest für ein Jahr nicht mehr. Der ehemalige Magdeburger hatte im Spitzenspiel gegen Zagreb einen Delegierten mit einem Schulterrempler zu Boden geschickt – die Folge waren einen Spielabbruch und eine Sperre für kroatische Wettbewerbe. Erlangen nutzte die Chance und holte sich den Slowenen, der nach einigen internationalen Irrungen und Wirrungen um die Sperre nun in der DAIKIN Handball-Bundesliga spielberechtigt ist.
HCE holt Martin Schwalb
Doch all die Verstärkungen sorgten bisher nicht für die dringend benötigten Erfolgserlebnisse in Erlangen: Nach der erwartbaren, aber dennoch hohen 28:42-Niederlage in Flensburg folgten Rückschläge gegen Eisenach (24:28), Stuttgart (25:26) und Berlin (27:30). Die Verantwortlichen um den Präsidenten und Aufsichtsratsvorsitzenden Dr. Carsten Bissel sahen die Ziele des Clubs gefährdet und zogen die Reißleine: Johannes Sellin musste zurück ins zweite Glied, dafür holte man mit Martin Schwalb einen der erfahrensten und erfolgreichsten Coaches der DAIKIN HBL zurück auf die Trainerbank. Nach dem Pokal-Aus gegen Gummersbach gelang Schwalb mit seiner Mannschaft der Befreiungsschlag: Gegen Aufsteiger Potsdam holte sich der HCE die ersten beiden Saisonpunkte. Weil danach aber in Leipzig und bei den Rhein-Neckar Löwen verloren wurde, sind die Mittelfranken aktuell nur hauchdünn über dem berühmten "Strich" zu finden.
Erlanger Abwehr-Beton
Mit Bezjak hat die traditionell kompromisslose 6-0-Defensive der Mittelfranken nun eine weitere Alternative bekommen: Der Deckungsverband, der mit seiner Härte schon viele Gegner in der Arena Nürnberger Versicherungen beeindruckt hat, rührt meist mit Rechtsaußen Hampus Olsson - oder Bezjak-, DHB-Nationalspieler Christoph Steinert, dem seit 2012 für den HCE spielenden Nikolai Link, dem aus der eigenen Jugend stammenden Linksaußen Christopher Bissel, Svensson und Gebala Beton an. Offensiv machte zuletzt auch der 19-jährige Rechtsaußen Tim Gömmel auf sich aufmerksam: Eer wurde schon im vergangenen Jahr von Sellin aus der eigenen Jugend hochgezogen und übernimmt bereits viel Verantwortung - auch vom Siebenmeterstrich.
Mobiler Fanshop ist in Nürnberg
Dennoch erwarten die Zebras nach der kraftraubenden Reise mit der Partie beim HC Nexe auch am Freitag einen schweren Gang: "Auswärts beim HC Erlangen - das ist ein ganz hartes Brett, dass es zu bohren gilt", sagt Patrick Wiencek. "Aber wir fahren nicht dahin, um nach dieser langen Auswärtstour ohne Zählbares nach Hause zu fahren." Die "Arena Nürnberger Versicherung" ist noch nicht ausverkauft. THW-Fans, die die Zebras vor Ort unterstützen möchten, können sich im Online-Shop des HCE noch Eintrittskarten sichern. Der mobile THW-Fanshop ist - wie gewohnt - vor Ort und wird im Hallenumlauf allerhand schwarz-weiße Lieblingsartikel anbieten. Übrigens: Der Anwurf der Partie wurde kurzfristig um 30 Minuten nach hinten verschoben, damit die Anreise der Handball-Fans nicht mit der Abreise der Fußball-Fans, die nebenan im Max-Morlock-Stadion die Zweitliga-Begegnung zwischen dem 1. FC Nürnberg und Jahn Regensburg verfolgen, kollidiert. Los geht's jetzt um 20:30 Uhr, Dyn überträgt live. Geleitet wird die Partie des achten Spieltags von den Schiedsrichtern Philipp Dinges und Fabian Baumgart. Weiter geht's beim HC Erlangen, Kiel!
Text: Reimer Plöhn / Fotos: Sascha Klahn/Heiko Voigt