37:28 beim HC Erlangen: Starke Kieler Teamleistung

Bundesliga

37:28 beim HC Erlangen: Starke Kieler Teamleistung

Jubel, großartige Stimmung und zufriedene Gesicher nach Abschluss der kleinen Europatournee des THW Kiel: Am Freitagabend brachten die Zebras in der Arena Nürnberger Versicherung im zweiten schwierigen Auswärtsspiel innerhalb von vier Tagen ihre Tor-Maschinerie auch in der DAIKIN Handball-Bundesliga auf Hochtouren. Sie gewannen beim HC Erlangen mit 37:28 (18:15) Toren und freuten sich Wettbewerbsübergreifend über den achten Sieg in Folge, während die Franken im 19. Duell mit Rekordmeister zum 19. Mal den Schwarz-Weißen gratulieren mussten. Herausragend aus einer geschlossen auftretenden Kieler Mannschaft war erneut Linkshänder Emil Madsen, der 9/3 Treffer erzielte. 

Schwarz-weißes Lazarett lichtet sich

Zwei Spiele, vier Punkte und ein zufriedener Trainer an der Seitenlinie: Filip Jicha blickte auf einen gelungenen Sechs-Tage-Trip zurück, zumal auch der Kader nach den großen Problemen in den vergangenen Wochen und Monaten wieder nahezu vollständig ist. Nikola Bilyk und Elias Ellefsen á Skipagötu sind zurück im Team, waren bei RK Nexe gleich spielprägende Figuren. In Erlangen hatte Jicha auch Eric Johansson und Bence Imre wieder dabei: Kiels schwedisches Rückraum-Ass hatte in Kroatien aus privaten Gründen gefehlt, Imre ist nach überstandenem Infekt wieder auf die Beine gekommen. So fehlten in Nürnberg "nur" noch Linkshänder Harald Reinkind (Fersen-OP) und Torhüter Samir Bellahcene, der als dritter Torhüter in Kiel geblieben war.

Zebras suchen nach ihrem Rhythmus

Der Auftakt in Erlangen glückte. Nach einem technischen Fehler von Bezjak traf Emil Madsen knallhart zur Kieler Führung. Link und Metzner brachten die Gastgeber postwendend in Front, doch Madsen per Siebenmeter und Lukas Zerbe von Rechtsaußen brachte Kiel wieder nach vorn. Dann suchten die Zebras lange vergeblich ihren Rhythmus, offenbarten Löcher in der eigenen Abwehr und ließen Torhüter Andreas Wolff ein wenig im Stich. Die Gastgeber reagierten, trafen vor allem durch Metzner und den von Siebenmeter sicher vollstreckenden Gömmel und hatten stets die Nase knapp vorn, führten 8:6 und 9:7. Jicha reagierte, brachte Tomas Mrkva für den glücklosen Wolff ins Tor. Fortan packte auch die Abwehr um den Mittelblock Patrick Wiencek/Hendrik Pekeler fester zu, Mrkva bekam mehrfach die Hände an den Ball. Der THW glich wieder aus. Ein Raunen ging vor allem dann durch die Nürnberger Arena, wenn THW-Neuzugang Madsen trocken aus dem Rückraum abzog - wie in der 20. Minute, als er zum 10:10 ausglich.

Drei-Tore-Pausenführung

Nach dem 10:11 durch Bissel drückte Jicha den Auszeit-Knopf. Seine Ansprache zeigte Wirkung. Mit einem 3:0-Lauf gingen die Kieler vom 11:12 in der 23. Minute auf 14:12 nach 25 Minuten in Front, fanden mit jeder Minute besser zum eigenen Spiel und nahmen das Zepter in die Hand. Rune Dahmke war zur Stelle, erzielte seinen ersten Treffer. Wenig später tanzte á Skipagötu die Erlanger Abwehr aus, traf zum 16:14 und holte eine Zeitstrafe heraus. Nach der fünften Mrkva-Parade traf der erneut herausragende THW-Kapitän Domagoj Duvnjak, brachte die Zebras auf 17:14 nach vorn. Wichtig: "Dule" setzte sich drei Sekunden vor dem Halbzeitpfiff noch einmal energisch durch und markierte die 18:15-Pausenführung. „Tomas uns sehr geholfen", erklärte THW-Rechtsaußen Lukas Zerbe den Kieler Umschwung ab Mitte der Halbzeit. Und prophezeite: "Wir hauen uns in den zweiten 30 Minuten voll rein, alle im Team sind trotz der Reisestrapazen frisch und heiß."

Zebras zauben

Gesagt, getan: Johansson gab in Unterzahl das Startsignal unter Zeitnot mit einem Kracher unter die Erlanger Torlatte: 19:15. Beim 21:17 war er nach rasend schneller Mitte und einem á Skipagötu-Pass erfolgreich, und nach 36 Minuten schweißte der den Ball zur ersten Kieler Fünf-Tore-Führung ins Tor der Gastgeber. Es wurde langsam ruhig im weiten Rund der ausverkauften Arena. Nur einige hundert Kieler Fans, darunter auch Zebra-Legende Steffen Weinhold und einige Mitarbeiter des Ausrüsters PUMA aus dem benachbarten Herzogenaurach, bejubelten die tollen Aktionen der Kieler. Nach dem traumhaften Kempa-Tor von Emil Madsen nach ebenso traumhaften Duvnjak-Abspiel in der 39. Minute wollte Neu-Trainer Martin Schwalb Kiels Schwung per Auszeit unterbrechen. Doch die Zebras ließen sich nicht beirren, antworteten durch Hendrik Pekelers Tor vom Kreis. Und sie feierten Johanssons Traumtor zum 28:21 in der 42. Minute, als der Schwede das Spielgerät mit dem Rücken zum Erlanger Tor per Dreher an Torhüter Ghedbane vorbei schlenzte. 

Alle mitgereisten Spieler eingesetzt

Immerhin hatten die heimischen Fans ein wenig Freude an ihrem Jüngsten: Tim Gömmel traf dreimal in Folge, hielt seine Farben halbwegs im Rennen und war am Ende bester Torschütze des HCE. Aber die Kieler steckten sogar auch eine doppelte Unterzahl schadlos weg, gewannen das Spiel vier gegen sechs gar mit einem Tor. Und als Duvnjak zu seinem zweiten Doppelpack einnetzte, Mrkva erneut parierte und Hendrik Pekeler nach großartigem Madsen-Zuspiel den Ball in der 50. Minute per  Dreher zum 33:24 im HCE-Tor-versenkte, war eine frühe Vorentscheidung gefallen. Am Ende setzte Jicha alle mitgereisten Spieler ein und schickte auch seinen wiedergenesenen Bence Imre aufs Parkett, der von Rechtsaußen eiskalt zum 37:28-Endstand traf.

Weiter geht's am Dienstag gegen Nexe

Nach der langen Tour über Kroatien nach Erlangen machten sich die Zebras direkt nach der Partie im Mannschaftsbus „KI-EL 1“ auf den Rückweg nach Altenholz, wo sie am Samstagvormittag zurückerwartet wurden. Nach sechs Tagen und rund 3.500 Reise-Kilometern freuen sich die Kieler Handballer auf einige Nächte zu Hause, denn nach zuletzt zwei Auswärtspartien steht endlich wieder ein Heimspiel an: Am kommenden Dienstag, 29. Oktober, startet mit dem Spiel gegen den HC Nexe der zweite Gruppenphasen-Teil auf internationalem Parkett. Eintrittskarten für das Spiel sind unter www.thw-tickets.de , bei CITTI sowie in der THW-FANWELT erhältlich, die am Spieltag ihre Tageskasse von 10 Uhr bis zum Anpfiff durchgehend geöffnet hat. Weiter geht’s zu Hause gegen Nexe, Kiel!

Text: Reimer Plöhn / Fotos: HC Erlangen

DAIKIN Handball-Bundesliga, 8. Spieltag: HC Erlangen - THW Kiel: 28:37 (15:18)

HC Erlangen: Ferlin (1.-30., 51.-60., 5 Paraden), Ghedbane (31.-51., 2 Paraden); Nissen, Overjördet, Büdel, Bissel (6), Bezjak, Metzner (7), Svensson (5), Link (1), Steinert, Wagner, Olsson, Gebala (1), Gommel (8/5), Bauer; Trainer: Schwalb
THW Kiel: Mrkva (13.-60., 9/1 Parade), Wolff (1.-13. und 1 Siebenmeter, keine Parade); Duvnjak (5), Landin, Överby, Wiencek (2), Pabst, Johansson (5), Dahmke (3), Zerbe (2), Madsen (9/3), Wallinius, Bilyk (3), Pekeler (5), á Skipagötu (2), Imre (1); Trainer: Jicha

Schiedsrichter: Philipp Dinges / Fabian Baumgart
Zeitstrafen: HCE: 2 (Nissen (24.), Bissel (27.)) / THW: 5 (2x á Skipagötu (30., 49.), Dahmke (47.), Wallinius (59.), Bilyk (59.))
Siebenmeter: HCE: 7/5 (Gömmel überweg (59.), Mrkva hält Gömmel (59.)) / THW: 3/3
Spielfilm: 0:1, 2:1, 2:3 (4.), 5:3 (8.), 5:5 (8.), 7:5, 9:7 (13.), 9:9 (18.), 12:11 (22.), 12:14 (24.), 14:15 (26.), 14:17 (27.),15:18;
2. Hz: 15:19 (31.), 18:21 (34.), 18:23 (36.), 20:24, 20:27 (41.), 22:29, 24:30 (47.), 24:33 (51.), 25:34, 28:35, 28:37.
Zuschauer: 8400 (ausverkauft) (Arena Nürnberger Versicherungen, Nürnberg)

Stimmen zum Spiel: 

THW-Trainer Filip Jicha: Ich war heute sehr froh, wie wir dieses Spiel gestaltet haben. Wir hatten am Dienstag ein sehr physisches Spiel, und auch heute hat Erlangen lange dagegengehalten mit einer unglaublichen Abwehr. Und von den ersten zehn Angriffen der Erlanger waren neun Volltreffer, dann haben wir Schritt für Schritt im Kollektiv gearbeitet und Schritt für Schritt zu unserem Abwehrspiel gefunden. Im Positionsangriff hatten wir eine enorme Effizienz, später brauchten wir dann das Tempospiel, um uns nicht festzubeißen. Da hat Elias seinen Beitrag geleistet, aber er muss noch viel Arbeit und viel Fleiß in seinen Körper stecken, wobei wir ihn unterstützen. Wir sind jetzt seit einer Woche zusammen auf Tour gewesen, und wir freuen uns, jetzt mit zwei Siegen im Gepäck nach Hause zu kommen. In dieser Woche wurde etwas Mannschaftliches geweckt, wir hatten in beiden Spielen eine gute Energie und eine super Körpersprache. Jetzt, direkt nach dem Erfolg, steckt viel Energie in uns. Mit zwei Siegen ist die mentale Erholung viel einfacher, mit einer geschlossenen Teamleistung ist die mentale Erholung viel einfacher. Aber es raubt unglaublich viel Kraft, dass wir jetzt um 23:30 Uhr in den Bus steigen und morgen um 10 Uhr wieder in Altenholz sind. Am Sonntag wird dann wieder trainiert.

HCE-Trainer Martin Schwalb: Wir sind sehr gut in dieses Spiel gekommen, hatten in der ersten Halbzeit gute Antworten auf das sehr gute und effektive Angriffsspiel der Kieler. Aber wir bekommen zum dritten Mal in Folge mit dem Halbzeitpfiff einen Gegentreffer, ein Zwei-Tore-Rückstand gegen Kiel ist etwas komplett anderes als ein Drei-Tore-Rückstand. In der zweiten Halbzeit fehlte uns dann der Zugriff, und in der Abwehr konnten wir das Niveau nicht halten. Die Kieler hatten einen starken Tag der kompletten Rückraumreihe. Es hat sich bei uns trotzdem niemand hängen lassen, wir sollten uns auf unser Spiel konzentrieren und an uns arbeiten.

THW-Rechtsaußen Lukas Zerbe: Ich bin super stolz auf die Mannschaft. Es war eine lange Reise mit keinen einfachen Spielen. Wir sind heute auf der Hut gewesen, jeder hat seinen Job gemacht. Anfangs haben wir Andi nicht wirklich geholfen, da fehlte uns in der Abwehr ein wenig der Zugriff. Der Angriff lief aber von Minute eins an, später konnten wir in der Defensive eine Schippe drauflegen. Tommy konnte dann noch ein paar Würfe wegfischen, das hat uns Sicherheit gegeben. Und unser Tempospiel war einfach überragend.

THW-Torhüter Tomas Mrkva: Wir sind froh, dass wir zwei Punkte aus einer geilen Atmosphäre in einer ausverkauften Halle mit nach Hause nehmen können. Das Ergebnis ist vielleicht ein bisschen hoch ausgefallen, denn die Erlanger haben uns vor allen Dingen in der ersten Halbzeit vor große Aufgaben gestellt. Wir haben diese dann aber gut gelöst und souverän gewonnen.

THW-Kreisläufer Hendrik Pekeler: Das Gefühl nach dieser langen Reise ist gut. Wir haben zwei gute Spiele gemacht, beide deutlich gewonnen. Es war eine lange Tour mit vielen tausend Reisekilometern, deshalb freuen wir uns jetzt umso mehr, dass wir Samstagmorgen gegen 10 Uhr wieder in Kiel sind.

THW-Rückraumspieler Eric Johansson: Wir haben gut gespielt, auch wenn wir in der ersten Halbzeit zwischenzeitlich eine nicht so gute Phase hatten. Aber in der zweiten Halbzeit haben wir eine sehr gute Abwehr gestellt und waren sehr konzentriert. Gegen Nexe wird es am Dienstag schwer. Wir haben dort gut gespielt, aber jetzt beginnt das Duell wieder bei Null. Wir wollen aber an die Leistung heute anknüpfen und auch vor unseren Fans ein gutes Spiel machen.