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Dezimierte Zebraherde verliert hart umkämpfte Partie bei den Rhein-Neckar Löwen

Bundesliga

Dezimierte Zebraherde verliert hart umkämpfte Partie bei den Rhein-Neckar Löwen

Ohne vier Stammkräfte war der THW Kiel nach Mannheim zum schweren Auftakt der DAIKIN Handball-Bundesliga gereist, nach einer frühen roten Karte für Patrick Wiencek und dem verletzungsbedingten Ausscheiden von Karl Wallinius schrumpfte die Zahl der einsatzfähigen, erfahrenen Feldspieler weiter zusammen. Und trotzdem zeigten die Zebras bei den Rhein-Neckar Löwen unbändigen Einsatz und hielten die Begegnung im saunaartig heißen Hexenkessel lange offen. Am Ende stand aber eine 27:32 (14:14)-Niederlage nach einer dramatischen und höchst umkämpften Partie. 

Torhüterleistungen im Mittelpunkt

Zum Auftakt der 59. Meisterrunde in der Handball-Bundesliga gab's zunächst ein munteres Wiedersehen der Olympia-Edelmetall-Gewinner auf Kieler und Mannheimer Seite. Juri Knorr, Rune Dahmke und Magnus Landin hatten sichtlich Spaß beim Hallo-Sagen. Besonders war zudem die veränderte Rollenverteilung von Andreas Wolff und David Späth, dem deutschen Torhütergespann bei Olympia in Paris. In der SAP-Arena stand Andi Wolff erstmals seit 2019 wieder im Tor des THW, auf der anderen Seite wollte Späth zeigen, dass er es genau so gut kann wie die deutsche Nummer eins. So standen die Torhüterleistungen schnell im Mittelpunkt der Partie : THW-Rückkehrer Andreas Wolff glänzte mit 16 Paraden auf Kieler Seite, David Späth war ein starker Rückhalt im Tor der Mannheimer und sorgte mit seinen Paraden in der Schlussphase mit dafür, dass die Zebras trotz ihrer gut herausgespielten Möglichkeiten nicht zum Erfolg kamen. 

Immerhin zwei der Verletzten wieder einsatzbereit

Während Mannheims Coach Sebastian Hinze mit Halil Jaganjac und Patrick Groetzki nur zwei verletzte Spieler zu beklagen hatte, musste THW-Coach Filip Jicha gleich auf vier Stammkräfte verzichten: Tomas Mrkva (Meniskus), Harald Reinkind (Achillessehnen-OP), Nikola Bilyk (Muskelfaserriss) und Elias Ellefsen á Skipagötu (Knie) werden ihrem Team wochenlang, zum Teil sogar über Monate fehlen. Immerhin waren die zuvor verletzten Rune Dahmke und Hendrik Pekeler zurück im Team.

Frühe Rote Karte schwächt Zebras 

Als große Hilfe erwies sich von Beginn an Hendrik Pekeler, der mehr Einsatzzeiten bekam als ihm wohl lieb war. Die Partie in der SAP-Arena begann nämlich mit einem herben Rückschlag für die Kieler. Bereits nach 45 Sekunden sah THW-Abwehrspezialist Patrick Wiencek Rot. Der Kapitän hatte Mannheims Neuzugang Martinovic bei einer Abwehraktion mit der Hand unglücklich im Gesicht getroffen, das Schiedsrichtergespann sah sich die Szene im Video an - und verwies Wiencek von der Spielfläche. Eine harte, aber auch vertretbare Entscheidung und ein bitterer Moment für Wiencek und das Kieler Team, das nun noch einen Mann weniger für die Hitzeschlacht in der wohl größten Sauna Baden-Württembergs zur Verfügung hatte. Die Gastgeber nutzten die kurze Schockstarre im THW-Team, legten durch Kohlbacher und Martinovic die schnelle 2:0-Führung vor. Pech für die Zebras, die den Anschluss durch einen verworfenen Strafwurf von Bence Imre verpassen: Späth parierte großartig. 

THW Kiel kommt trotzdem gut ins Spiel

Doch die Zebras steckten den Kopf nicht in den Sand: Emil Madsen stieg hoch und erzielte seinen ersten Bundesligatreffer in der fünften Spielminute, dann war Eric Johansson zweimal zur Stelle. Die Kieler drückten aufs Gas, machten aus dem 1:4-Rückstand die schnelle 7:4-Führung. Petter Överby, Madsen und Domagoj Duvnjak zeichneten für die Tore verantwortlich. Ruhe brachte die Führung allerdings nicht in die bisweilen zerfahrene, aber immer umkämpfte Partie. Johansson, der eine gute erste Hälfte spielte, brachte seine Farben in der 15. Minute mit einem Rückraum-Kracher erneut drei Tore in Front, die Kieler setzten sich auf 9:6 ab. Doch innerhalb von zehn Minuten antworteten die Gastgeber mit einem 5:0-Lauf, bei dem Wolff den THW Kiel mit einigen Glanztaten noch vor Schlimmerem bewahrte. 

Unentschieden zur Pause

So drehten die Löwen den 6:9-Rückstand bis zur 24. Minute in die eigene 11:9-Führung. Die THW-Deckung hatte vor allem Probleme mit dem aus Melsungen gewechselten Ivan Martinovic, der die THW-Deckung vor teils unlösbare Probleme stellte, als Torschütze wie als Anspieler eine große Partie ablieferte. Martinovic war auch zum 14:11 in der 28. Minute zur Stelle, doch die Paraden von Wolff und Treffer durch Hendrik Pekeler, Eric Johansson und Petter Överby bescherten den Zebras noch das 14:14-Halbzeitresultat.

THW Kiel kämpft bis zum Schluss

Weil seinen Spielern zunehmend die Kraft ausging, griff Filip Jicha in die Taktik-Kiste: Der siebte Eingreifer, den er brachte, sorgte wieder für Spannung im Spiel: In der 52. Minute verkürzte Madsen 23:25, doch dann rettete Späth spektakulär. Als Juri Knorr in der 57. Minute zum 29:25 für Mannheim einnetzte, schmolz die letzte Hoffnung der mitgereisten THW-Fans zusammen. Madsen und Zerbe verkürzten zwar noch einmal auf 27:29, der Doppelschlag von Lindenchrone gegen die offene Manndeckung der Zebras stellte die Weichen für die Rhein-Neckar Löwen dann aber endgültig auf Sieg.

Späth vereitelt THW-Aufholjagd

Aus der Pause kamen die Kieler zunächst selbstbewusst zurück, hielten die Partie offen. Auch dank des weiterhin starken Alleinunterhalters im rechten Rückraum, Emil Madsen. Er sollte nach dem Seitenwechsel sieben seiner insgesamt zehn Tore erzielen, die ihn zum erfolgreichsten Kieler Torschützen machten. Nach 36 Minuten hieß es durch Imres verwandelten Siebenmeter folgerichtig 18:18, dann zogen die Rhein-Neckar Löwen innerhalb von vier Minuten auf 21:18 davon. Knorr, Heymann und Martinovic trafen, sorgten für eine Führung, die sie nahezu durch die gesamte Restspielzeit behielten. Auch, weil nun David Späth zum richtigen Faktor wurde. Er entschärfte zum Teil beste Chancen von Madsen, Rune Dahmke, Johansson, Överby oder Duvnjak.

Erstes Heimspiel am kommenden Donnerstag

In einer Woche steht für den THW Kiel, der sich direkt nach dem Spiel mit dem Mannschaftsbus "KI-EL 1" auf die gut achtstündige Heimfahrt machte, das erste Heimspiel an: Am Donnerstag, 12. September, empfangen die Zebras Frisch Auf Göppingen in der Wunderino Arena. Für die Begegnung gegen den Altmeister, der sich mit seinem neuen Coach Benjamin Matschke und zahlreichen namhaften Neuzugängen runderneuert zeigt, gibt es noch Tickets in allen Kategorien. Diese sind rund um die Uhr online unter www.thw-tickets.de sowie in der THW-FANWELT und bei CITTI erhältlich. Weiter geht’s - endlich wieder in Kiel!

Text: Reimer Plöhn / Fotos: Max Krause

DAIKIN HBL, 1. Spieltag: Rhein-Neckar Löwen - THW Kiel: 32:27 (14:14)

Rhein-Neckar Löwen: Appelgren (n.e.), Späth (1.-60., 16/1 Paraden); Martinovic (10/2), Nothdurft (3), Plucnar Jacobsen, Knorr (3), Oskarsson, Heymann (6), Moré, Mayer, Davidsson, Forsell-Schefvert, Lindenchrone (5), Kohlbacher (5); Trainer: Hinze
THW Kiel: Wolff (1.-60., 16/1 Paraden), Bellahcene (n.e.); Duvnjak (2), Landin, Överby (2), Wiencek, Pabst (n.e.), Johansson (5), Dahmke (2), Zerbe (1), Kutz (n.e.), Madsen (10), Wallinius, Pekeler (4), Imre (1/1); Trainer: Jicha

Schiedsrichter: Philipp Dinges / Fabian Baumgart
Zeitstrafen: RNL: 4 (Heymann (11.), Kohlbacher (16.), Martinovic (18.), Knorr (57.)) / THW: 3 (Överby (19.), 2x Pekeler (22., 42.))
Rote Karte: Wiencek (grobes Foulspiel (1.))
Siebenmeter: RNL: 4/2 (Martinovic vorbei (6.), Wolff hält Martinovic (42.)) / THW: 3/1 (Späth hält Imre (3.), Imre an den Pfosten (41.))
Spielfilm: 2:0, 3:1 (5.), 4:2 (5.), 4:7 (12.), 5:8, 6:9 (14.), 11:9 (24.), 11:10, 13:10 (27.), 14:11 (28.), 14:14;
2. Hz: 14:15, 16:15 (32.), 16:17 (34.), 18:18 (36.), 21:18 (36.), 23:21 (42.), 25:21 (46.), 25:23 (50.), 26:24, 28:24 (56.), 29:25, 29:27 (58.), 32:27
Zuschauer: 9114 (SAP Arena, Mannheim)

Stimmen zum Spiel: 

THW-Trainer Filip Jicha: Glückwunsch an Sebastian und seine Mannschaft zu den zwei Punkten. Zum Spiel: Wir sind zu dieser Herkulesaufgabe schon dezimiert angereist, verlieren dann in der ersten Abwehraktion einen wichtigen Spieler. Im Verlauf der ersten Hälfte verlieren wir dann mit Karl Wallinius den zweiten. Er hat etwas an der Hüfte, konnte weder gehen noch laufen noch verteidigen. In dieser Hitze, in der der Hallenboden nicht trocken zu bekommen war, war klar, dass es dann am Ende konditionell schwer werden würde. Die Rhein-Neckar Löwen haben das dann gut gemacht, haben uns mit viel Tempo attackiert. Wir hätten hingegen bei den gut herausgespielten Möglichkeiten ein wenig mehr Kaltschnäuzigkeit gebraucht, um das Spiel zu kippen. Das ist eine Niederlage, die wir akzeptieren müssen. Ich hoffe, dass in der kommenden Woche der ein oder andere Spieler zurückkommt. An positiven Dingen nehme ich mit, dass wir nie aufgebeben haben, obwohl meine Jungs in dieser Hitze beinahe nur zu sechst durchspielen mussten. Mir bleibt auch nichts anderes übrig, als Emil Madsens Elan als Alleinunterhalter im rechten Rückraum zu loben. Ich habe viele positive Elemente gesehen und freue mich, dass es endlich losgegangen ist und wir viele spannende Spiele erleben werden!

Top-Torschütze Emil Madsen: Mannheim ist ein schweres Pflaster. Wir haben eigentlich sehr gut gespielt, aber leider haben wir zu viele Chancen liegengelassen. Über meine zehn Tore kann ich mich nicht freuen, ich wollte mit meiner Mannschaft dieses Spiel gewinnen. Das ist uns nicht gelungen, und deshalb bin ich nicht glücklich. Aber ich freue mich auf unser nächstes Spiel. Wir werden da sein, und ich hoffe, die Wunderino Arena ist bereit, mit uns die zwei Punkte gegen Göppingen zu holen.  

RNL-Trainer Sebastian Hinze: Filip hat das Spiel sehr gut analysiert. Ich habe eine extrem ausgeglichene Partie gesehen mit zwei guten Abwehrreihen und zwei guten Torhütern. Dann sind wir in eine Phase gekommen, in der wir mit viel Tempo ein wenig wegziehen konnten. Kiel spielt das dann richtig gut, aber David Späth hält dann eben diese guten Möglichkeiten. Hinten raus sind wir dann ein wenig in den Verwaltungsmodus verfallen, schaffen es jedoch, mit dem überragenden Martinovic und Einzelaktionen die Partie nach Hause zu bringen.

THW-Kapitän Patrick Wiencek: Wenn man überlegt, wie nah wir dran waren, ist es wirklich schade, dass wir das Spiel verloren haben. Man hat aber gesehen, dass die Jungs bis zuletzt gekämpft haben. Sie waren nachher komplett platt, haben alles reingeworfen. Man kann denen, die heute auf der Platte standen, überhaupt keinen Vorwurf machen. Mein Gefühl zur Aktion vor der roten Karte war, dass es ziemlich unglücklich war. Ich gehe zum Block hoch, Martinovic macht dann noch eine Finte, ich nehme die Arme runter und treffe ihn im Gesicht. Absicht war das nicht, aber es sah wahrscheinlich hart aus. Die Rote Karte war sehr, sehr ärgerlich, weil ich meiner Mannschaft nicht mehr helfen konnte. Jetzt freue ich mich auf unser Heimspiel in einer Woche. Wenn man sieht, wie die Löwen heute nach vorn gepeitscht wurden, freue mich noch mehr auf unsere Fans. Wir haben ja nicht ohne Grund eine der schönsten Arenen in Europa.