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Mrkva-Show beim klaren Heimsieg gegen Wetzlar

Bundesliga

Mrkva-Show beim klaren Heimsieg gegen Wetzlar

Drittes Saisonspiel in der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga, dritter Sieg: Für Meister THW Kiel war die HSG Wetzlar am Sonntagnachmittag in der fast vollbesetzten Wunderino Arena über weite Strecken der ersten Halbzeit nur ein Spielball. Einmal mehr zeigten die Zebras mit einer grandiosen Abwehrleistung einem Gegner die Grenzen auf - dieses Mal mit der "tschechischen Wand" zwischen den Pfosten: Tomas Mrkva machte den ersten Durchgang zu seiner Show, hielt in den ersten 30 Minuten 78 (!) Prozent aller Würfe auf sein Tor, kassierte bis zur Pausen-Sirene nur vier Gegentore und wurde von den Fans beim 33:22 (14:5) mit stehenden Ovationen gefeiert. 

So wenig Liga-Gegentreffer zur Pause wie seit 26 Jahren nicht mehr

.Rune Dahmke bedankte sich Tomas Mrkva

Die Kieler begeisterten nicht nur ihre rund 10000 Fans in der Wunderino Arena, sondern sorgten auch bei Dominik Klein für Erstaunen. "Da steht ein echter Tscheche im THW-Tor - unglaubliche Leistung", zollte Kiels ehemaliger Nationalmannschafts-Linksaußen dem alles überragenden THW-Schlussmann, der schon in der ersten Halbzeit 14 schwere Bälle aufhielt und unter anderem zwei Siebenmeter und mehrere Gegenstöße parierte, ein Riesenlob. Nur vier Gegentreffer in einer Halbzeit zugelassen - das war den Kielern in der stärksten Liga der Welt zuletzt im Februar 1997 beim 32:22-Erfolg gegen den TBV Lemgo gelungen. So erhielt in den letzten zehn Minuten, als die einseitige Partie längst entschieden war, auch Magnus Bierfreund wertvolle Spielminuten im Kieler Tor. Bester Kieler Torschütze war indes Niclas Ekberg. Der Schwede stand zwar nur rund zehn Minuten auf dem Spielfeld, aber packte insgesamt sieben weitere Treffer auf sein Konto, sechs davon von der Siebenmeterlinie. Der junge Jarnes Faust löste Ekberg früh auf Rechtsaußen ab, hatte in der Folgezeit vier Torchancen und brachte unter dem Jubel der Fans allesamt im Wetzlarer Tor unter.

Zwölf Minuten kein Gegentor

Youngster Jarnes Faust erzielte vier Tore

HSG Wetzlar? Da war doch was: "THW-Angstgegner" klebte lange auf dem Etikett der Mittelhessen. Immerhin neunmal zogen die Zebras bisher den Kürzeren gegen einen Gegner, der zwar zum Bundesliga-Establishment, aber nie auch nur in die Nähe von Titelambitionen gerückt ist. THW-Angstgegner? Schon in der vergangenen Saison räumten die Kieler gründlich auf mit diesem Attribut, gewannen zweimal klar. Spätestens seit Sonntagnachmittag sind die Wetzlarer ihren Schrecken erst einmal los. Und das, weil vor allen Dingen die Kieler Abwehr mit Tomas Mrkva im ersten Durchgang ein Glanzstück absolvierte. Bis zur zwölften Minute hielt Mrkva seinen Kasten total sauber, kassierte nicht ein Gegentor. Gewohnt engagiert agierte auch Domagoj Duvnjak, der sich später in der offensiven Abwehr als Speerspitze mit Magnus Landin abwechselte. Ãœberhaupt waren die Zebras defensiv auf sehr schnellen Beinen unterwegs, stopften aufmerksam alle Lücken, halfen auch ihrem Torhüter bei seiner Glanzleistung im Kieler Tor. Karl Wallinius über die zweite Welle, Niclas Ekberg mit verwandeltem Siebenmeter und raffiniertem Wurf von Rechtsaußen ins lange Eck sowie Magnus Landin von Linksaußen: Nach zwölf Minuten führten die Kieler mit 4:0 Toren, es hätten mehr sein können, aber im Angriff lief zunächst nicht alles nach Wunsch.

Klare Zebra-Dominanz

Bester Torschütze: Niclas Ekberg

Als Domen Novak Tomas Mrkva den Ball in der 13. Minute hart an den Kopf warf, musste der Videobeweis Aufschluss geben. Zur Überraschung gab’'s eine Zeitstrafe für den Kieler Karl Wallinius, Wetzlar freute sich über einen Siebenmeter. Der Grund: Kiels Schwede soll Novak geschubst haben. Die Folge: Novak verwandelte den fälligen Siebenmeter, nach zwölf Minuten jubelten die Gäste über ihr erstes Tor in der Wunderino Arena. Die Freude war nur von kurzer Dauer. Es folgten fünf weitere Kieler Tore zumeist über die zweite Welle nach vorheriger Glanzparade von Mrkva. Zweimal Patrick Wiencek, Harald Reinkind, Magnus Landin und Jarnes Faust zeichneten für die 9:1-Führung nach 20 Minuten verantwortlich. Die THW-Fans feierten ihre Lieblinge, die Lautstärke in der Arena kannte nur eine Richtung: nach oben. Wagner netzte nach 21 Minuten zum zweiten HSG-Treffer ein. Und Kiels Antwort? Folgte prompt. Harald Reinkind, Magnus Landin, Elias Ellefsen á Skipagötu per Tempogegenstoß nach Ballklau von Landin. Niclas Ekberg mit weiteren Siebenmetern und Jarnes Faust, der am schnellsten schaltete und einen Abpraller ins Wetzlarer Netz zauberte. Halbzeit, die Zebras hatten ihre Nase mit 15:4 vorne, Wetzlars Spieler schlichen mit hängenden Köpfen vom Spielfeld.

Dritter Elf-Tore-Sieg in Folge

Und die zweite Halbzeit? Stand im Zeichen von Probieren auf Kieler Seite und dem Versuch von Wiedergutmachung bei der HSG Wetzlar. Eröffnet wurde der Torreigen von Nikola Bilyk, der sein erstes Tor in der 32. Minute über die zweite Welle erzielte. Rune Dahmke traf zum 17:4, es war das erste von drei Toren für den THW-Linksaußen. Immerhin hatten jetzt auch die Gäste mehr Freude am Spiel. Lenny Rubin, in der Vergangenheit bisweilen ein echter THW-Schreck aus dem HSG-Rückraum, erzielte sein erstes Tor nach 33 Minuten. Anadin Suljakovic kam jetzt ins Wetzlarer Tor, zeichnete sich in der Folge mit sechs Paraden aus. Ein weiteres Glanzstück lieferte aber der Schlussmann auf der anderen Seite ab: Hatte Mrkva den ersten Strafwurf von Lukas Becher bereits abgewehrt, den Nachwurf allerdings passieren lassen müssen, so triumphierte er beim Siebenmeter in der 48. Minute, fischte den Ball aus der linken oberen Ecke heraus. Es war die letzte Großtat des Kieler Torhüters, Mrkva räumte sein Tor für Bierfreund, strahlte übers ganz Gesicht und holte sich Glückwünsche und Umarmungen von seinen Mitspielern und den Trainern ab. Den Schlusspunkt hinter die sehr einseitige Partie setzte aus Kieler Sicht Niclas Ekberg, der auch seinen sechsten Strafwurf sicher im HSG-Tor unterbrachte. Der Rest war Jubel über den dritten Elf-Tore-Sieg in Folge. 

Derby am Donnerstag

Für die Kieler startet am Montag die erste Top-Spiel-Woche der Saison: Am Donnerstag sind sie zu Gast beim großen Titelfavoriten SG Flensburg-Handewitt. Das 109. Derby wird um 20:30 Uhr angepfiffen, Dyn überträgt live von der dänischen Grenze. Am darauf folgenden Sonntag ist die bisher unbesiegte MT Melsungen mit ihrem Starensemble um Neuzugang Dainis Kristopans zu Gast in der Wunderino Arena. Das Top-Spiel am Sonntag wird ab 15 Uhr von BILD.tv im frei empfangbaren Fernsehen gezeigt, natürlich ist auch Dyn live dabei. Eintrittskarten für das Duell mit den millionenschweren Hessen gibt es in der THW-FANWELT, die am Spieltag von 12 Uhr bis zum Anpfiff geöffnet hat, bei CITTI und online unter www.thw-tickets.de. Der THW-Zweitmarkt für weitere Tickets öffnet Samstag um 9 Uhr. Weiter geht’s aber erst einmal in Flensburg, Kiel!

Text: Reimer Plöhn / Fotos: Sascha Klahn

LIQUI MOLY HBL, 6. Spieltag: THW Kiel - HSG Wetzlar 33:22 (15:4)

THW Kiel: Bierfreund (51.-60., keine Parade), Mrkva (1.-51., 18/2 Paraden); Duvnjak, Reinkind (3), Landin (3), Øverby (1), Wiencek (2), Ekberg (7/6), Faust (4), Johansson (2), Dahmke (3), Gurbindo (1), Schwormstede, Wallinius (2), Bilyk (3), á Skipagøtu (2); Trainer: Jicha
HSG Wetzlar: T. Klimpke (1.-30., 9 Paraden), Suljakovic (31.-60., 7 Paraden); Ejlersen, Kuzmanovski, Vranjes (2), Becher (3/1), Fredriksen, Wagner (1), Mellegard, Zelenovic (6), Rubin (6), Fuchs (2), Novak (2/2), Cavor; Trainer: Carstens

Schiedsrichter: Marcus Hurst / Mirko Krag
Siebenmeter: THW: 6/6 / HSG: 5/3 (Mrkva hält 2x Becher (12., 48.))
Zeitstrafen: THW: 4 /Wallinius (12.), Wiencek (35.), Landin (51.), Schwormstede (55.)) / HSG: 3 (Vranjes (7.), 2x Ejlersen (14., 40.))
Spielfilm: 4:0 (11.) 4:1 (12.), 9:2 (20.), 11:4 (23.), 15:4;
2. Hz.: 18:4 (33.), 20:6, 23:9 (40.), 23:11 (43.), 27:11 (50.), 30:18 (57.), 31:20 (59.), 33:22
Zuschauer: 9971 (Wunderino Arena, Kiel)

Stimmen zum Spiel: 

THW-Trainer Filip Jicha: Ich bin zufrieden mit der Energie und dem Flow in der Abwehr. Das hat mir gefallen, dazu kam dann noch ein überragender Tomas Mrkva hinter der guten Defensive. Die erste Halbzeit hat Tomas dominiert. Wir machen neun technische Fehler in den ersten 30 Minuten, was relativ viel ist. Aber Tomas hat dann die Gegenstöße pariert und sich in einen Rausch gespielt. Solch eine Leistung sieht man nicht so häufig. Ich konnte heute viele probieren und vielen Spielern eine Chance geben. Deshalb bin ich froh, dass wir dieses Spiel auch in der Höhe nach Hause gebracht haben. Jetzt kommt eine interessante Woche auf uns zu. Wir müssen bereit sein für die Aufgaben, wir müssen uns messen wollen. Alles, was bisher geschehen ist, müssen wir löschen. Wir fangen in dieser Woche wieder von vorn an.

HSG-Trainer Frank Carstens: Glückwunsch an Filip und den THW Kiel zum verdienten und souveränen Start-Ziel-Sieg. Ich fasse mich kurz: In der ersten Halbzeit waren wir offensiv nicht in der Lage, Bundesliga-Handball zu spielen. Das beste am heutigen Tag war noch das Endergebnis, wir haben noch viel Arbeit vor uns.