Traditionsduell am ersten Advent: THW Kiel trifft am Sonntag auf den VfL Gummersbach
Zwischen den Klassikern in der Machineseeker EHF Champions League gegen Barça wartet auf den THW Kiel am Sonntag der Klassiker der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga: Um 14 Uhr empfängt der Rekordmeister seinen Vorgänger, den VfL Gummersbach. Der starke Aufsteiger reist mit viel Selbstbewusstsein und der Empfehlung eines Sieges gegen Flensburg an die Kieler Förde, weshalb THW-Kapitän Patrick Wiencek von "einer ganz wichtigen Partie" spricht: "Wir wollen natürlich gewinnen, auch wenn der VfL derzeit einen Lauf hat. Wir werden dafür unsere Fans brauchen, denn es wird ein richtig hartes Match. Aber gemeinsam werden wir es schaffen!" Tickets gibt es unter anderem online unter www.thw-tickets.de und in der THW-FANWELT, die auch am Sonntag ab 11 Uhr für die Tageskasse geöffnet sein wird.
Schwere Zeiten folgte großer Jubel
Das Duell mit dem VfL Gummersbach hat eine große Tradition in der "stärksten Liga der Welt". Allerdings liegen die ruhmreichen Zeiten des VfL Gummersbach schon eine ganze Weile zurück. 2019 war der einstige Deutsche Rekordmeister erstmals aus der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga abgestiegen, dunkle Wolken hatten sich längst über den Oberbergischen zusammengezogen. "Das Wort Insolvenz geisterte durch die Stadt", machte Geschäftsführer Christoph Schindler die damals dramatische Situation öffentlich. Der zwölfmalige Deutsche Meister, der 2007 vom THW Kiel als Rekordmeister abgelöst wurde, wandelte am Abgrund. Aber die Gummersbacher rückten zusammen und formierten sich nach ihrem Abstieg 2019 zu einem Neuanfang im Unterhaus. Gesellschafter und Sponsoren tilgten einen Großteil der Altlasten. Jetzt ist der einstige Dino der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga endlich wieder zurück!
Zwei ehemalige Kieler am Ruder
Die Hauptakteure des Neuanfangs trugen einst beide das schwarz-weiße Trikot: Schindler wurde 2005 und 2006 Meister mit dem THW Kiel, Aufstiegstrainer Gudjon Valur Sigurdsson 2013 und 2014. Der ehemalige Linksaußen Sigurdsson formte mit Entschlossenheit und Akribie, die ihn schon als Spieler auszeichneten, als Trainer ab Sommer 2020 ein Team, das den Handball östlich von Köln erst wieder salonfähig und bald dann auch wieder erstklassig machte. Mit 1218 Treffern ballerte sich das Team von Gudjon Valur Sigurdsson im vergangenen Jahr zurück auf die große Handballbühne. Mit dem Meistertitel in der Zweiten Liga sorgte der Coach und seine Mannschaft für einen emotionalen Ausbruch bei den Oberbergischen - jetzt arbeitet der VfL hart dafür, diese positiven Gefühle auch im Oberhaus weiter zu leben. Und das bereits jetzt sehr erfolgreich: Mit einem Altersdurchschnitt von 23,43 Jahren stellt der Aufsteiger das jüngste Team der LIQUI MOLY HBL. Und genauso unbekümmert, wie es die junge Mannschaft erwarten lassen könnte, tritt der VfL auch auf.
Starker Saison-Eindruck
Gleich zum Saisonstart erwischte es den TBV Lemgo Lippe, der zu Hause mit 26:30 verlor. Dann punktete die Mannschaft, Kurz darauf brauchte der Deutsche Meister aus Magdeburg eine gehörige Portion Fortune, um in Gummersbach beim 30:28 die Oberhand zu behalten. Dann ließen es die Sigurdsson-Jungs unter anderem in Wetzlar und gegen Stuttgart krachen, ehe sie beim 31:29-Erfolg gegen Flensburg die erste Mannschaft aus den Top5 besiegen konnten. Zuletzt gab es ein Remis beim Bergischen HC - Punkt Nummer 14 für den Aufsteiger, der damit Anschluss an die obere Tabellenhälfte hielt. Der Umbruch mit zehn Abgängen und acht Neulingen ist folglich gut gelungen. "Spielerisch haben wir Leute mit viel Qualität dazugewonnen", lobte Sigurdsson seine Mannschaft. Aus dieser einen herauszuheben, fällt dem externen Betrachter nicht schwer: Dominik Mappes, vom TV Hüttenberg zum VfL gewechselter Mittelmann, ist nach seiner Wahl zum "besten Spieler der zweiten Liga" eine der Entdeckungen der LIQUI MOLY HBL-Saison. Mit 77 Treffern führt er die interne Torschützenliste vor Rechtsaußen Lukas Blohme (54), der sich als ehemaliger Flensburger besonders auf das Spiel in Kiel freuen dürfte, und Nationalspieler Julian Köster (53) an.
Kieler Trio fehlt gegen Gummersbach
Aktuell trüben nur einige Verletzungen das ansonsten fröhliche Bild beim zwölffachen Deutschen Meister, der erst 2007 den inoffiziellen Titel "Rekordmeister" an den THW Kiel weiterreichen musste. Der talentierte norwegische Torhüter Oskar Knudsen verletzte sich am Auge, Schlussmann Martin Nagy brach sich den Mittelfuß. Der eilends herbeigeholte Schwede Fabian Norsten aus Skövde hilft daher bis Saisonende aus und bildet aktuell mit Tibor Ivanisevic, der 2021 aus Wetzlar kam, das Torhütergespann bei den Oberbergischen, die am Sonntag auf eine einmal mehr dezimierte Zebraherde treffen werden: Neben Sander Sagosen (Sprunggelenk) und Sven Ehrig (Knie) fällt jetzt auch Eric Johansson (Mittelhandbruch) aus. Hinter dem Einsatz von Nikola Bilyk (Infekt) und Miha Zarabec, der sich Barca vermutlich einen Finger an der Wurfhand gebrochen hat, steht noch ein Fragezeichen.
Rund ums Spiel
Das Traditionsduell der LIQUI MOLY HBL (siehe auch Gegnerstatistik im THW-Archiv) wird am Sonntag um 14 Uhr in der Wunderino Arena angepfiffen. Für das Topspiel am ersten Advent gibt es bei CITTI, in famila-Märkten mit Ticketservice, unter www.thw-tickets.de sowie in der THW-FANWELT, die am Spieltag von 11 Uhr bis Anpfiff auch als Tageskasse geöffnet hat, noch Eintrittskarten für das Spiel. Schiedsrichter sind Marcus Hurst und Mirko Krag. Sky überträgt live, Informationen und Zwischenstände wie bei einem ausführlichen Liveticker liefert die kostenlose THW-Watch-Party auf dem Twitch-Kanal des THW Kiel. Weiter geht's gegen Gummersbach, Kiel!
Fotos: Oliver Vogler / Philipp Ising