THW mit klarem Auswärtssieg beim HC Erlangen
Der THW Kiel hat eine hohe Auswärtshürde souverän übersprungen und zwei wichtige Zähler in der DKB Handball-Bundesliga geholt: Beim heimstarken HC Erlangen siegten die Zebras am Samstagabend klar mit 30:21 (14:12). Nach einer hart umkämpften ersten Hälfte war die 6-0-Abwehr der Kieler mit einem starken Andreas Wolff dahinter im zweiten Durchgang kaum zu überwinden. Mit einem 7:1-Lauf kurz vor und nach dem Wechsel stellten die Schwarz-Weißen die Weichen auf Sieg. Beste Torschützen waren die beiden Schweden Niclas Ekberg (6/5 Treffer) und Lukas Nilsson (5).
Riesen-Atmosphäre in Nürnberg
Lukas Nilsson traf vier Mal vor der Pause
8600 Zuschauer in der restlos ausverkauften Nürnberger Arena bedeuteten Vereinsrekord für den HC Erlangen, der das Fassungsvermögen mit Zusatztribünen immer wieder aufgestockt hatte. 8600 blaue und rote Fahnen sorgten schon während der Einlaufzeremonie für Gänsehaut. In dem Hexenkessel mussten die Kieler kühlen Kopf bewahren. Das fiel ihnen zunächst aber nicht leicht. Mit einer extrem aggressiven Abwehr und einigen harten Aktionen versuchten die Gastgeber sofort, Hektik in die Partie zu bringen und die Zebras zu beeindrucken. Der THW ging zwar immer voran, aber in Unterzahl gelang den Franken durch einen Theilinger-Wurf in den verwaisten Kieler Kasten beim 4:3 die Führung für den HCE.
Knappe Pausenführung
Magnus Landin traf vier Mal
Diese glich Ekberg per Siebenmeter aus, und Nikola Bilyk brachte seine Farben mit einem ansatzlosen Hammer wieder nach vorn. Nach dem erneuten Ausgleich durch den starken Büdel waren es der überragende Nilsson und Steffen Weinhold, die beim 7:5 den ersten Zwei-Tor-Vorsprung herauswarfen. Dieser hielt aber nicht einmal 100 Sekunden. THW-Trainer Gislason reagierte, stellte seine Defensive auf 6-0 um und brachte Andreas Wolff für den glücklosen Niklas Landin. Die Abwehr gewann sofort einen Ball, und Magnus Landin sorgte für das 9:8. Aber die Partie blieb umkämpft, der THW legte wieder vor und kassierte nach einem missglückten Kempa-Pass-Versuch von Ekberg auf Landin, der ein wenig die Ungenauigkeiten im Kieler Angriffsspiel der ersten 30 Minuten widerspiegelte, durch Link den 12:12-Ausgleich. Da waren nur noch zwei Minuten im ersten Durchgang zu spielen - und die nutzte der THW optimal: Landin traf von Außen zum 13:12, und Nilsson jagte bei drohendem Zeitspiel den Ball zum 14:12 in die Maschen. Sein vierter Treffer vor der Pause, die Wolff mit seiner dritten Parade veredelte.
Starker Neustart
Die "Katze" hielt Erlangen einigermaßen im Spiel
Was niemand zu diesem Zeitpunkt wusste: Mit den zwei Toren vor der Pause sollten die Kieler die vorentscheidende Phase eingeläutet haben. Zwar traf Büdel direkt nach Wiederanpfiff zum 13:14, aber dann regierte nur noch der THW Kiel. Die 6-0-Abwehr rührte auf beweglichen Beinen Beton an, und Wolff steigerte sich phasenweise in einen Rausch. Der einzige, der dem Kieler Wirbel etwas entgegen zu setzten hatte, war Ex-Zebra Nikolas Katsigiannis, der gegen Wiencek, Ekberg, Duvnjak und mit einer unglaublichen Doppel-Parade gegen Nilsson und Ekberg seine Farben einigermaßen im Spiel hielt. Auf der anderen Seite war es Wolff, der den HCE zur Verzweiflung trieb und unter anderem einen Siebenmeter von Büdel hielt. Durch Nilsson, Ekbergs verwandelte Strafwürfe, Landins tollen Treffer von Außen und Wienceks Gegenstoß nach Duvnjak-Steal setzten sich die Zebras auf 19:13 ab - ein pausenübergreifender 7:1-Lauf der Kieler, die sich damit als Partycrasher am "Champions Day" in Nürnberg betätigten.
THW schraubt am Punkte- und Torekonto
Zwei Tore in der Heimat: Steffen Weinhold
Der Sechs-Tore-Vorsprung nach 39 Minuten sollte tatsächlich vorentscheidend gewesen sein. Denn der THW machte es den Gastgebern zunehmend schwerer, in Tornnähe zu kommen, die Zebras trieben den HCE reihenweise ins drohende Zeitspiel und nutzten ihre Chancen. Harald Reinkind traf in Unterzahl zum 22:15 (47.), Wirbelwind Miha Zarabec zum 24:17 (51.), Hendrik Pekeler nach Skof-Parade gegen Reinkind zum 26:18 (55.). Längst hatte Gislason den ehemaligen Erlanger Ole Rahmel und den zukünftigen Erlanger Sebastian Firnhaber eingewechselt, und die Kieler taten weiterhin etwas für ihr Torkonto: Bilyk jagte eine Fackel zum 27:19 ins Tor rauschen und bediente Rahmel mit einem weiten Traum-Pass zum 29:20, ehe Zarabec mit dem 30:21 einen Schlussstrich unter die erfolgreiche Auswärtstour zog. Die Zebras hatten sich bei einem Gegner, der den Rhein-Neckar Löwen und dem SC Magdeburg zuvor Punkte abgeknöpft hatte, souverän durchgesetzt und feierten das mit ihren Fans.
Weiter geht's in Wetzlar
Die Abwehr war in Nürnberg der Schlüssel zum Sieg
Die Schwarz-Weißen machen sich am Sonntag per Zug zurück auf den Heimweg an die Förde. Dort können sie es sich allerdings nicht allzu lange "gemütlich" machen, denn bereits am Mittwoch geht's wieder auf Tour: Nächstes Ziel ist Wetzlar, wo die HSG am Donnerstagabend um 19 Uhr den THW Kiel zum heißen Bundesliga-Duell empfängt. An die Mannschaft von Trainer Kai Wandschneider haben die Kieler nicht die besten Erinnerungen - drei der letzten vier Spiele gegen die Hessen gingen aus Kieler Sicht verloren. Im Hinspiel allerdings beendeten die Zebras ihre "schwarze Serie" gegen die HSG und gewannen nach ausgeglichener erster Hälfte am Ende klar mit 29:19 (siehe Spielbericht). Sky wird diese Begegnung genauso live übertragen wie das seit Monaten ausverkaufte Derby, das dann am Sonntag um 14:30 Uhr auf dem Plan der DKB Handball-Bundesliga steht. Weiter geht's, Kiel!
Fotos: Bernd Dunstheimer
Statistik: DKB Handball-Bundesliga, 29. Spieltag, 04.05.19: HC Erlangen - THW Kiel: 21:30 (12:14)
HC Erlangen: Skof (53.-60. und 1 Siebenmeter, 2 Paraden), Katsigiannis (1.-53., 9 Paraden); Theilinger (2), Poser, Överby (2), Haaß, Kellner (3), Büdel (6/1), Bissel (1), Mappes, Murawski, Schäffer (1), Link (2), v. Gruchalla (2/2), Thümmler, Schröder (2); Trainer: Eyjolfsson
THW Kiel: N. Landin (1.-15. und 1 Siebenmeter, 1 Parade), Wolff (15.-60., 12/1 Paraden); Duvnjak (1), Reinkind (2), M. Landin (4), Firnhaber, Weinhold (2), Wiencek (3), Ekberg (6/5), Rahmel (1), Dahmke (n.e.), Zarabec (2), Bilyk (3), Pekeler (1), Nilsson (5); Trainer: Gislason
Schiedsrichter: Julian Köppl / Denis Regner
Zeitstrafen: HCE: 3 (Överby (33.), Haaß (36.), Bissel (44.)) / THW: 4 (2x Duvnjak (5., 43.), 2x Weinhold (25., 45.))
Siebenmeter: HCE: 4/3 (Wolff hält Büdel (36.)) / THW: 5/5
Spielfilm: 0:1 (1.), 1:2, 2:3 (4.), 4:3 (6.), 4:5 (9.), 5:5, 5:7 (12.), 7:7 (13.), 9:9 (17.), 10:10, 10:12 (23.), 12:12 (28.), 12:14 (30.);
13:14 (31.), 13:19 (39.), 14:19 (43.), 14:21 (45.), 15:22, 17:23 (50.), 17:25 (54.), 19:26, 19:28 (58.), 21:30.
Zuschauer: 8600 (ausverkauft) (Arena Nürnberger Versicherung, Nürnberg)
Stimmen zum Spiel:
THW-Trainer Alfred Gislason: Im ersten Durchgang haben wir ordentlich angegriffen, aber unsere 3-2-1-Abwehr war nicht beweglich genug. Dadurch hatte es auch Niklas Landin schwer, in die Partie zu kommen. Mit der Umstellung auf die 6-0 und Andi Wolff, der sehr stark gehalten hat, wurde es dann besser. Im zweiten Durchgang war das defensiv sehr stark. Die ersten zehn Minuten nach der Pause waren der Schlüssel zum Sieg, durch die Abwehr, Wolff und die daraus resultierenden Gegenstöße haben wir dann hochverdient gewonnen. Heute zu sehen, wie sich Handball beim HC Erlangen und der Handball in Nürnberg entwickelt haben, war toll. Unser Ziel war es, die Halle nach der Pause etwas ruhiger zu bekommen. Das haben wir geschafft (er lächelt).
Jetzt geht es für uns nach Wetzlar, eine Aufgabe, die wir sehr ernst nehmen müssen. Wir haben dort zweimal in Folge verloren und hatten insgesamt zuletzt erhebliche Mühe mit der HSG. Wir werden dort so wie heute oder besser spielen müssen, um dort zu gewinnen.
HCE-Toptorschütze Nico Büdel: Es war fantastisch, hier heute zu spielen. Es war Ausnahmezustand, das volle Haus hat uns beflügelt im ersten Durchgang. Dann lassen wir zu Beginn des zweiten Durchgangs ein paar Bälle liegen, Andi Wolff nimmt ein paar gute Würfre weg und Kiel macht dann viel zu viele Tore. Der THW stellt eine robuste Abwehr, und wir haben es nicht geschafft, sie vor Aufgaben zu stellen. Am Ende geht uns dann ein bisschen die Luft aus.
THW-Rückraumspieler Steffen Weinhold: Das war heute eine super Atmosphäre. Man hat schon vor dem Anpfiff gespürt, dass alle Fans richtig Lust auf dieses Spiel hatten. Und das freut mich als gebürtigen Franke. Für unseren Sieg war heute die Deckung ausschlaggebend. Die 3-2-1 hat leider nicht so funktioniert, wie wir uns das vorgestellt hatten, aber mit der 6-0 haben wir Erlangen vor Probleme gestellt. Die ersten 20 Minuten in Hälfte zwei kassieren wir dann nur vier oder fünf Treffer - das war entscheidend.