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KN: Nicht schon wieder Wetzlar

Bundesliga

KN: Nicht schon wieder Wetzlar

Kiel/Wetzlar. 2016, 2017, 2018 - in diesen drei Jahren begleitete den Handball-Rekordmeister THW Kiel die Schlagzeile "Schon wieder Wetzlar". Heute (19 Uhr) gastieren die Zebras wieder bei der HSG in der Rittal Arena. Mit schlechten Erinnerungen und guten Vorsätzen, auch im Hinblick auf das "Mega-Nordderby" am Sonntag (14.30 Uhr) gegen die SG Flensburg-Handewitt.

Der THW Kiel muss heute bei der HSG gewinnen, damit das 99. Nordderby spannend bleibt

"Alle wissen, wie wichtig eine Reaktion auf die Niederlagen in Wetzlar ist. Alle haben begriffen, dass wir am Sonntag gegen Flensburg nur noch ein Freundschaftsspiel haben, wenn wir in Wetzlar nicht gewinnen", sagt THW-Trainer Alfred Gislason. Im September 2016 (24:27) und 2017 (22:30) zog der THW in Wetzlar den Kürzeren, wurde von der Mannschaft von Trainerfuchs Kai Wandschneider im Februar 2018 auch in der Kieler Sparkassen-Arena besiegt (25:26). "Und Wetzlar wird auch jetzt keinen Druck haben, befreit aufspielen", prognostiziert Gislason. Die HSG sei zwar "Weltmeister im Sich-Kleinreden", habe aber, so der Isländer, eine "komplett gute Mannschaft". In der seien eine robuste Abwehr und der "schlaue Spielmacher" Filip Mirkulovski die Eckpfeiler. Derzeit habe laut Gislasons Analyse auch der Schwede Olle Forsell Schefvert auf Halblinks ein Leistungshoch. Am Mittwoch begab sich der Zebra-Tross im Bus auf den Weg in die mittelhessische 50 000-Einwohner-Stadt. Am Freitag geht’s für die Kieler allerdings im Flieger zurück, damit die Mannschaft vor dem wichtigen 99. Nordderby ausgeruht wieder in der Landeshauptstadt ankommt. 

Die HSG Wetzlar hätte heute beinahe eine Premiere erlebt. Am Dienstag war Trainer Kai Wandschneider noch optimistisch, dass erstmals in dieser Spielzeit alle seine Spieler einsatzbereit sein könnten. Dann brach sich Rückraumspieler Joao Ferraz den Daumen. Hinter dem Einsatz von Kapitän Mirkulovski (Fußprobleme) steht noch ein Fragezeichen. Vize-Weltmeister Kristian Bjørnsen soll nach Achillessehnenproblemen aber wieder spielen können. Das Verletzungspech ist für Wetzlar - durch seine Rolle als Ausbildungsverein der Liga ohnehin im ständigen Wandel - eine zusätzliche Herausforderung. "Uns zeichnet ein starker Zusammenhalt aus", sagt Wandschneider. "Die Mannschaft kämpft jede Saison um den Klassenerhalt, der ganze Verein kämpft ständig ums Ãœberleben." Auch in finanzieller Hinsicht. Die Grün-Weißen, die derzeit auf Rang zwölf der Bundesliga mit 23:35 Punkten in sicheren Gefilden rangieren, verfügen über einen der kleinsten Etats der Liga (4 Millionen Euro).

"Die Jungs haben diese Saison eine tolle Leistung gebracht", sagt Wandschneider. Eine Schlüsselrolle kam dabei Anton Lindskog zu. Der Kreisläufer ist aus dem Mittelblock mit Olle Forsell Schefvert nicht wegzudenken. Nach zwei Jahren als Abwehrspezialist trat er zu Saisonbeginn auch im Angriff in die Fußstapfen von Jannik Kohlbacher. "Die ersten acht, neun Spiele waren nicht so gut", gibt er zu. "Das lag auch daran, dass mein Körper nicht wirklich bereit für 60 Minuten Angriff war." Seit die Puste für die volle Distanz reicht, läuft es bei Lindskog. So gut, dass auch bei ihm der Wetzlar-Effekt einsetzte. Im Herbst gab es Kontakt zum THW Kiel, der auf der Suche nach einem starken Abwehrspieler als Ersatz für Sebastian Firnhaber war. Äußern möchte sich Lindskog dazu nicht. "Gerade bin ich in Gesprächen mit Wetzlar über eine Vertragsverlängerung."

Der Kreisläufer, mit 72 Toren zweitbester Feldtorschütze der HSG hinter Linkshänder Stefan Cavor (121), gehört zur Stammformation von Wandschneider. "Die Spiele, in denen es um die Big Points für uns ging, hat immer eine Besetzung aus acht Mann erledigt", sagt der Trainer. Fünfmal verlor die HSG in dieser Saison nur mit einem, viermal mit zwei Toren. "Da sieht man den Unterschied zu Mannschaften, die sich über mehrere Jahre einspielen können", sagt Wandschneider. Gegen den THW Kiel trumpften der Trainerfuchs und seine Schützlinge zu Hause aber gerne auf. "Einen Heim-Effekt gibt es immer. Wir haben ein geiles Publikum. Die Leute kennen den Verein und wissen, dass wir nie aufgeben", sagt Wandschneider. "Wir wissen, dass wir zu Hause jeden Gegner schlagen können", sagt auch Lindskog. "Das ist ein gutes Gefühl."

(Von Merle Schaack und Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 09.05.2019, Foto: Sascha Klahn)