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THW gewinnt schweres Spiel in Melsungen

Bundesliga

THW gewinnt schweres Spiel in Melsungen

Die Zebras haben am Donnerstagabend eines der vielleicht schwersten Auswärtsspiele der Saison gewonnen: Bei der MT Melsungen siegte der THW Kiel aufgrund einer deutlich verbesserten Abwehrleistung im zweiten Durchgang mit 29:25 (16:14). Zudem war Niklas Landin mit 13 Paraden gegen die Hessen ein starker Rückhalt. Bester Torschütze war indes Marko Vujin, der eiskalt alle fünf Strafwürfe sicher verwandelte. Aus dem Feld war Rechtsaußen Ole Rahmel, für den erkrankten Kieler Topscorer Niclas Ekberg in die Startformation gerückt, vier Mal erfolgreich. Die Kieler festigten mit dem Auswärtssieg Platz zwei in der DKB Handball-Bundesliga.

Ekberg mit Grippe zu Hause

Eine Hiobsbotschaft gab es für die Kieler und ihre Fans schon vor dem Anpfiff der Partie: Ekberg, mit 121 Treffern erfolgreichster Torschütze der Zebras, war mit einer Grippe in der Landeshauptstadt geblieben. Und auch Top-Torschütze Nummer zwei, Kapitän Domagoj Duvnjak, ging mit andauernden Adduktoren-Beschwerden angeschlagen in das Top-Spiel bei der MT Melsungen. Und dieses lief zunächst auch nicht wie geplant - und das trotz der frühen 3:1- und 4:2-Führung, zu der Vujin drei Strafwürfe beisteuerte. Aber die Kieler Abwehr, wie bei den bisherigen Erfolgen gegen die MT in der offensiven Formation, fand kaum einen Zugriff auf die Hessen, ließ Lücken. Das rächte sich spätestens nach einer Viertelstunde, als Philipp Müller die MT mit 8:7 in Führung brachte. Alfred Gislason reagierte früh, nahm die Auszeit, zog die Abwehr auf die 6-0-Linie zurück und beorderte Lukas Nilsson für Duvnjak und Patrick Wiencek aufs Feld.

Auszeit bringt Kieler Vorteil

Eine Maßnahme, die offensiv von schnellem Erfolg gekrönt war: Nilsson bediente Magnus Landin zum Ausgleich, holte den agilen Steffen Weinhold, der per Dreher zum 9:9 traf, fand erneut Landin zum 10:9, traf selbst zum 11:10 und 12:10 (21.). Ganz starke Minuten des Youngsters, dem in der Folge aber wie nahezu jedem THW-Spieler auch Fehler unterliefen. Ein Pass in die Arme von Lasse Mikkelsen führte zum direkten 12:12-Ausgleich, den der Melsunger Toptorschütze aufgrund einer THW-Unterzahl in den leeren Kasten vollstrecken konnte. Trotzdem blieben die Zebras offensiv ruhig. Weinhold bediente Rahmel, der mustergültig zur erneuten Kieler Führung vollstreckte. Und dann funktionierte wieder die Achse Nilsson/Weinhold: 14:12. Allerdings - auch die Fehlerquote beim THW blieb hoch. Gegen die lange ihre Angriffe vortragenden Melsunger verlor die Abwehr ein ums andere Mal die Geduld. Weil Niklas Landin aber einen guten Tag erwischt hatte, blieb der THW vorn: Duvnjak traf im Gegenstoß zum 15:13, Nilsson fand Wiencek am Kreis, der gekonnt per fantastischem Heber zum 16:14-Halbzeitstand einnetzte.

THW übersteht doppelte Unterzahl

In der zweiten Halbzeit packte die THW-Abwehr beherzter zu

Auch der zweite Durchgang begann für die Zebras suboptimal. Und das, obwohl Weinhold eine Landin-Parade gegen Michael Müller mit dem 17:14 - und damit der ersten Drei-Tore-Führung - veredelt hatte. Kurz darauf kassierten aber zunächst Weinhold, dann Lukas Nilsson eine Zeitstrafe. 88 Sekunden mussten die Kieler nach Sidrowicz' Anschluss zum 16:17 in doppelter Unterzahl überstehen. Und das taten sie grandios. Duvnjak jagte einen Schlagwurf bei drohendem Zeitspiel zum 18:16 ins Netz, Landin hielt mit der "tiefen Hand" einen Reichmann-Wurf, dann fackelte Mikkelsen gegen die nun auf schnellen Beinen und aggressiver arbeitende THW-Deckung am Kasten vorbei. Die doppelte Unterzahl beendete der THW Kiel also mit einem 1:0 - und legte nach, weil Harald Reinkind, der nun im rechten Rückraum für ordentlich Druck sorgte, einen Strahl in die kurze Ecke abfeuerte: 19:16 für den THW, durchatmen. Auch, weil die Kieler nun auch einmal Glück hatten. Duvnjak spielte Doppelpass mit dem Gegner und fand Wiencek am Kreis, der wieder per Heber zum 20:17 traf.

THW setzt die Big Points

Die Zebras blieben also vorn, richtig abschütteln konnten sie die Gastgeber aber nicht. Und das, obwohl die Defensive nun wesentlich konsequenter arbeitete. Und so war es ein Ballgewinn der Abwehr, der den Schwarz-Weißen den ersten Vier-Tore-Vorsprung brachte: Reinkind vollendete einen Tempogegenstoß zum 25:21 (53.). Längst setzte MT-Trainer Heiko Grimm auf den siebten Feldspieler im Angriff, um der Partie doch noch eine Wende zu geben. Aber die Zebras behielten das Heft des Handelns in ihren Händen: Duvnjak traf mit hohem Luftstand zum 26:22, Nilsson in unnachahmlicher Art zum 27:23. Da waren noch etwas mehr als drei Minuten zu spielen. Grimm setzte alles auf eine Karte, ließ nach Pekelers 28:24 eine offene Deckung spielen - doch der THW Kiel ließ sich davon nicht beeindrucken. Gislason nahm die Kreisläufer aus der Partie, brachte dafür einen weiteren Rückraumspieler. Nikola Bilyk zog das Tempo an, sah den freien Ole Rahmel: Vierter Treffer des Rechtsaußen, 29:25 - das Spiel war entschieden. Mit zwei wichtigen Punkten im Gepäck fuhren die Kieler noch am Abend gen Landeshauptstadt.

Am Sonntag Matchball-Spiel in Odense

Am Sonntag steht noch einmal der internationale Wettbewerb im Fokus, ehe sich die DKB Handball-Bundesliga und der EHF-Cup in eine kurze Länderspiel-Pause verabschieden: Am Vormittag setzt sich eine lange schwarz-weiße Karawane in Richtung Dänemark in Bewegung, um 15 Uhr empfängt GOG die Zebras zum EHF-Cup-Rückspiel. Die Kieler haben dabei ihren ersten Matchball: Gewinnen sie die Partie beim dänischen Tabellenführer, dann ist ihnen die Qualifikation für die "AKQUINET EHF Cup Finals" am 17. und 18. Mai in der Kieler Sparkassen-Arena sicher. Ihrer Mannschaft in Odense den Rücken stärken wird die "weiße Wand": Rund 500 Fans begleiten den THW Kiel nach Odense, alle Fans zu Hause können die Partie live beim Online-Streamingdienst DAZN verfolgen. Weiter geht's, Kiel!

Fotos: Alibek Käsler

Statistik: DKB Handball-Bundesliga, 23. Spieltag, 28.02.19: MT Melsungen - THW Kiel: 25:29 (14:16)

THW Kiel: N. Landin (1.-60., 13 Paraden), Wolff (n.e.); Duvnjak (3), Reinkind (3), M. Landin (3), Firnhaber (n.e.), Weinhold (3), Wiencek (2), Rahmel (4), Dahmke (n.e.), Zarabec, Vujin (5/5), Bilyk (2), Pekeler (1), Nilsson (3); Trainer: Gislason
MT Melsungen: Sjöstrand (19.-31. und 1 Siebenmeter, keine Parade), Simic (1.-19., 31.-60., 5 Paraden); Lemke (1), Reichmann (4/1), Ignatow, Kunkel (3), Mikkelsen (8), Danner (4), P. Müller (1), Allendorf, Birkefeldt (2), M. Müller, Sidrowicz (2); Trainer: Grimm

Schiedsrichter: Robert Schulze / Tobias Tönnies
Zeitstrafen: MT: 3 (Lemke (17.), 2x Danner (23., 57.)) / THW: 3 (Pekeler (21.), Weinhold (34.), Nilsson (35.))
Siebenmeter: MT: 1/1 / THW: 5/5
Spielfilm: 0:1, 1:1 (3.), 1:3 (6.), 3:5 (7.), 5:5 (9.), 6:7 (12.), 8:7, 9:8, 9:10 (19.), 10:10, 10:12 (21.), 12:12 (23.), 12:14 (15.), 13:15 (27.), 14:16;
14:17 (32.), 16:17 (35.), 16:19 (39.), 18:21 (43.), 21:23 (51.), 21:25 (53.), 23:27 (57.), 24:28 (59.), 25:29.   
Zuschauer: 4.300 (ausverkauft) (Rothenbach-Halle, Kassel)

Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Alfred Gislason: Wir haben vor allem im ersten Durchgang bei jeder Aktion ein bisschen geschlafen und Melsungen damit einfache Tore ermöglicht. Melsungen hat lange Angriffe gespielt, und wir haben nicht die Geduld gehabt, sondern wollten immer etwas erzwingen. Die 3-2-1 war zu weit auseinander, die 6-0 stand zu passiv. Das wurde nach der Pause deutlich besser. Deshalb haben wir heute die zwei Punkte geholt. Wir müssen jetzt unser DIng durchziehen, haben nach oben nichts mehr in unserer eigenen Hand und müssen auch nach hinten schauen. Es ist wichtig, dass wir uns immer auf das nächste Spiel richtig fokussieren und möglichst auch nach dem letzten Spieltag nur sechs Minuspunkte haben.

MT-Trainer Heiko Grimm: Wir hatten heute zu wenig Spieler, die sich positiv in Szene setzten konnten. Das braucht man aber gegen den THW Kiel. Auch die Emotionen und positive Abschlüsse. Wir sind ein klein bisschen enttäuscht, mit dem 7:6-Überzahlspiel wollte ich einen neuen Akzent setzen. Die Quote war ok, es hat aber nicht gereicht, um ranzukommen. Wir halten aber fest, dass wir mit einer nicht überragenden Leistung gegen Kiel mithalten konnten. Wir sind gut, das müssen wir gegen Teams auf Augenhöhe weiter beweisen. Kiel wäre ein Bonus gewesen.

MT-Toptorschütze Lasse Mikkelsen: Heute haben zehn bis 15 Prozent in der Abwehr gefehlt, dadurch konnten wir weniger Gegenstöße laufen als man gegen Kiel braucht. Wir hatten die Kieler 3-2-1 erwartet und haben gute Lösungen dagegen gefunden. Der Angriff war ok, die Abwehr muss in so einem Spiel besser sein.