KN: Schon wieder Magdeburg
Kiel. Die Serie (22 Siege in Folge) gerissen, die Laune verhagelt: Der THW Kiel hat am Sonntagmittag einen herben Rückschlag im Titelrennen der Handball-Bundesliga erlitten und die zweite Niederlage der Saison gegen den SC Magdeburg kassiert. Am Ende bedeutet das 25:28 (13:14, siehe THW-Spielbericht) die Minuspunkte fünf und sechs, während sich Spitzenreiter SG Flensburg-Handewitt (28:18 gegen Erlangen) weiter schadlos hält.
Erste Niederlage seit dem 13. September
Der Kader der Zebras ist wieder komplett, doch Rune Dahmke kommt nicht zum Einsatz, bei Alfred Gislason ist das Taschentuch noch immer im Dauereinsatz. Verschnupft muss der Isländer ob der Defensivleistung seiner Mannschaft gar nicht sein, zunächst jedoch wegen der anhaltenden Abschlussschwäche: Lukas Nilsson über das Tor (7.), Magnus Landin scheitert an Jannick Green (9.), der im SCM-Tor wie erwartet den Vorzug vor dem künftigen Kieler Dario Quenstedt erhält, Patrick Wiencek per Aufsetzer an die Latte (15.).
Die Kieler tun sich auch sonst schwer im Positionsangriff gegen den Magdeburger Riegel mit den großen Zeljko Musa (2,00 Meter) und Piotr Chrapkowski (2,02) in der Mitte. Wo tut sich eine Lücke auf? Und wann? Es ist ein Geduldsspiel, in dem die Außen wenig Beachtung finden, in dem Pässe zum Kreis selten ihren Adressaten erreichen.
Domagoj Duvnjak reißt das Heft des Handelns immer wieder an sich, bringt die Zebras im Alleingang mit 9:7 in Führung (17.). Zehn Minuten später: 11:13 (27.), weil sich der eingewechselte Miha Zarabec mit unüberlegten Aktionen einfügt, Lukas Nilsson Anspielfehler unterlaufen, Magdeburg jeden Fehler mit Tempospiel bestraft.
Nilsson schwankt zwischen Genie und Wahnsinn, trifft nach der Pause zweimal in Folge (15:15/35.). Marko Vujin bleibt aus sieben Metern cool wie eine Hundeschnauze (17:17/40.). Niklas Landin macht im Tor in kurzer Abfolge gegen Albin Lagergren (34.), Christian O'Sullivan (35.) und (per Kopf!) gegen Matthias Musche (38.) voll auf Weltmeister. Duvnjak (19:19/42.) und Steffen Weinhold (20:20/44.) punkten mit individueller (Schlagwurf-)Klasse. Kippt das berühmte Momentum jetzt auf die Seite des Gastgebers?
Es kippt – in die andere Richtung. Weil der SCM immer wieder gegen die Nahtstellen zwischen Außen und Halbposition reüssiert, Musche, O'Sullivan und der Österreicher Robert Weber zum 21:23 (50.) treffen und Lagergren, Weber und O'Sullivan gleich zum 22:26 (56.) nachlegen.
Nilsson schraubt sein Fehlwurf- und Fehler-Konto in dieser Phase auf acht nach oben (wird trotzdem nur partiell von Nikola Bilyk abgelöst), Jannick Green sein Paradenkonto gegen Niclas Ekberg (Tempogegenstoß/45.), Harald Reinkind (47.), Hendrik Pekeler (50.) und noch einmal Ekberg (52.) hoch.
Nationalspieler Pekeler geht nach dem Abpfiff hart mit seiner Mannschaft ins Gericht. "Wir haben heute ohne Außenverteidiger gespielt, dort zu viele Durchbrüche und Tore kassiert. Das war nie die richtige Stimmung, zu statisch im Angriff, wo wir zu wenig Lösungen gefunden haben. Diese Niederlage war nicht eingeplant", sagt der 27-Jährige, redet Klartext, auch in Bezug auf die fehlende Hexenkessel-Atmosphäre in der ausverkauften Arena: "Dafür sind nur wir selbst verantwortlich." Der Funke springt an diesem Abend nicht über.
Apropos Außen: Magnus Landin muss auf Linksaußen durchspielen, Ole Rahmel kommt erst spät (53.) für Ekberg, sorgt mit seinem 25:26 (59.) für einen letzten Hoffnungsschimmer. Nilsson hat da mit zwei schwachen Würfen eigentlich schon alle Chancen weggeworfen. Für die Entscheidung sorgt schließlich SCM-Kapitän Christian O'Sullivan im Duell gegen Pekeler.
Zwischen Magdeburg (30:35 im Hinspiel) und Magdeburg hat der THW 22-mal in Folge gewonnen. Pekeler: "Jetzt brauchen wir noch einmal eine ähnliche Serie und müssen hoffen, dass Flensburg strauchelt."
(Von Von Tamo Schwarz und Merle Schaack, aus den Kieler Nachrichten vom 18.02.2019, Foto: Archiv/Sascha Klahn)