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KN: Rechtsaußen Rahmel wieder auf der Jagd

Bundesliga

KN: Rechtsaußen Rahmel wieder auf der Jagd

Kiel. Das hat gepasst. Gerade war eine Diskussion um ihn, um seine Zukunft, um seinen im Sommer 2019 auslaufenden Vertrag sacht aufgeflammt. Und prompt spielte sich Ole Rahmel, Rechtsaußen des Handball-Rekordmeisters THW Kiel, zurück ins kollektive Bewusstsein - nicht nur der Zebra-Verantwortlichen. Der 28-jährige Linkshänder traf am Sonntag beim 34:20 gegen Aufsteiger SG BBM Bietigheim gleich neunmal, stand in der Start-Sieben und strahlte nach dem Abpfiff bis über beide Ohren.

Mit neun Toren zurück im Bewusstsein

"Es ist schön, zu spielen, schön, anfangen zu dürfen und dann auch noch dank einer guten Mannschaftsleistung viele Chancen zu bekommen. Ich freue mich über meine gute Quote", sagte Rahmel nach für ihn fast optimalen 60 Minuten. Neun Tore bei zehn Versuchen, darunter souveräne Treffer über das Kieler Tempospiel, clevere Einlauf-Aktionen am gegnerischen Kreis und zwei reaktionsschnelle, aufmerksame Treffer ins "Schwarze" in Form eines leeren Gehäuses. Das kann sich sehen lassen und kam eben irgendwie zufällig ganz passend in einer Phase, in der der Name Ole Rahmel zum plötzlichen Thema wurde. Denn im Zuge der überraschenden Nachricht, der Österreicher Robert Weber würde im Sommer 2019 den SC Magdeburg verlassen, äußerte sich Viktor Szilagyi, Sportlicher Leiter des THW Kiel, eben auch zu seinem Personal auf dem rechten Flügel. Eine Entscheidung sei, so der 40-Jährige, noch nicht gefallen. Es habe bisher ein Gespräch mit Rahmels Berater gegeben. Bis Weihnachten solle möglichst für alle Seiten Klarheit herrschen. Ein Treuebekenntnis eines Sportchefs für seinen Schützling klingt anders. Und zudem dürfte der gebürtige Ostfriese angesichts eher überschaubarer Spielanteile zu Saisonbeginn nicht gerade in Jubelstürme ausgebrochen sein.

Doch Ole Rahmel wäre nicht Ole Rahmel, würde er seine Rolle und derzeitige Situation als Positionskollege des ein Jahr älteren Schweden Niclas Ekberg (Vertrag beim THW verlängert bis 2021) nicht ganz realistisch und gesund und im floskel-überhäuften Sportbusiness auch erfrischend umreißen: "Ich habe nun mal jemanden vor mir, der unser bester Spieler ist, der immer präsent ist, die beste Quote hat und eine tolle Performance zeigt. Ganz ehrlich: Als Trainer würde ich Niclas auch spielen lassen." In der Tat ist an dem Skandinavier nur schwer vorbeizukommen. Ekberg war in der Vorsaison mit 256 Treffern wettbewerbsübergreifend torhungrigstes Zebra, belegte im Bundesliga-Ranking mit 171 Toren Rang acht und bringt es mittlerweile seit 2012 auf 323 Einsätze und 1178 Tore im THW-Dress. Allerdings: Auch Ekberg zeigte im bisherigen Verlauf dieser Spielzeit ungewohnte Schwächen im Abschluss. Und Ole Rahmel (60 Spiele/78 Tore)? Der bleibt ganz gelassen: "Natürlich will ich auch immer spielen, ist ja klar. Es ist doch aber nichts passiert - ich habe von vier Spielen in der Bundesliga jetzt einmal durchgespielt, das finde ich akzeptabel. Mit mir wird fair und transparent umgegangen."

Missverständnisse, der 1,90-Meter-Mann mit dem Zopf und den Lebens-Eckdaten-Tattoos auf dem Arm würde vor einer vermeintlichen Reservistenrolle kapitulieren, die Flucht (zurück) in die Liga-Mittelklasse antreten, lässt Rahmel gar nicht erst aufkommen: "Ich bin hergekommen, um beim THW Kiel zu spielen." Daran ändert auch die Fernbeziehung zu Freundin Julia aus Erlangen nichts. "Das passt gut, die Entfernung ist kein Problem, stört uns nicht. Wir sind glücklich hier." Ganz und gar nicht unglücklich mit seinem Schüler, den er in Gummersbach zum Profi machte, ist auch THW-Trainer Alfred Gislason: "Ole ist ein sehr wertvoller Spieler für uns. Er kann auch auf Position zwei decken (Auf der Halbposition in der Abwehr, d. Red.) und hat seine Chancen bisher immer gut genutzt." Startformationsdebüt, neun Tore, seit Sonntag ist Rechtsaußen Rahmel wieder auf der Jagd - und das nicht nur im sprichwörtlichen Sinne. Im Oktober legt Rahmel seine Prüfung für den Jagdschein ab. Der "Friesenjung" von der Insel Norderney, der mit Vater Jürgen gern auf die Jagd geht und bei selbst erlegtem Wild die einzige Ausnahme bei seinem ansonsten veganen Lebensstil macht, will dann auch möglichst bald selbst Wild in den Wäldern des Kieler Umlandes erlegen. Möglichst über den Sommer 2019 hinaus.

(Von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 18.09.2018, Foto: Sascha Klahn/Nick Jürgensen)