Spielbericht Letztes Auswärtsspiel in Göppingen
Der neunfache Torschütze Miha Zarabec und Andreas Wolff mit 17 Paraden haben starke "Zebras" zum souveränen Sieg bei Frisch Auf! Göppingen geführt: Der THW Kiel gewann das letzte Auswärtsspiel des Jahres in der "Hölle Süd" mit 29:22 (14:8) und verdarb den Gastgebern damit die Party zum 1000. Bundesliga-Spiel. Durch den Erfolg verkürzten die Kieler den Rückstand auf Platz zwei auf vier Punkte. 5.600 Zuschauer erlebten in der ausverkauften EWS-Arena eine konzentrierte Zebraherde, die den Grundstein zu den zwei wichtigen Zählern bereits im ersten Durchgang legte.
Duvnjak bringt THW ins Spiel
Steffen Weinhold spielte eine überragende erste Hälfte
Den Gastgebern mit einem konzentrierten Spiel und der richtigen Einstellung das Selbstvertrauen rauben: So hatte Steffen Weinhold es von sich und seinen Teamkameraden vor der Partie gefordert. Und die "Zebras" folgten dem routinierten Linkshänder - allen voran Kapitän Domagoj Duvnjak, der gemeinsam mit Lukas Nilsson in der Startformation stand. 4:48 Minuten hatte es gedauert, bis der THW endlich das erste Mal traf: "Dule" bediente Ekberg zum 1:2-Anschluss, der Auftakt für rasante Kieler Minuten. Duvnjak im Gegenstoß, Toft Hansen in der 2. Welle, und erneut Duvnjak per Konter erzielten das 4:2. Und nach dem Anschluss von Kneule sollte es noch deutlicher werden, dass der THW Kiel unbedingt gewillt war, dieses letzte schwere Auswärtsspiel des Jahres zu gewinnen. Und dieser Wille hatte - neben einer konsequent arbeitenden 6-0-Defensive - einen Namen: Andreas Wolff. Der schwarz-weiße Torhüter, mit einer starken Erkältung in die Partie gegangen, schwang sich einmal mehr zu ganz großer Form auf, entnervte reihenweise die frei vor ihm auftauchenden Gegenspieler.
Wolff überragend
Zwölf Paraden allein im ersten Durchgang: Andreas Wolff
Die Folge der Paraden-Flut: Duvnjak, Nilsson in Unterzahl, Zarabec mit einem großartigen Wackler und der im ersten Durchgang überragende Steffen Weinhold brachten die "Zebras" mit 8:3 in Führung (18.). Trainer-Professor Dr. Rolf Brack, der auf den Ausfall von Zarko Sesum mit zwei Kreisläufern im Angriff reagiert hatte, nahm die erste Auszeit. Doch die hatte nur kurz positive Effekte für die Grün-Weißen: Zarabec bediente am Geburtsort des "Kempa-Tricks" Weinhold, der mit dieser spektakulären Angriffs-Aktion zum 9:4 traf, kurz darauf legte Weinhold mit einem furiosen Schlagwurf das 10:5 nach, ehe Duvnjak nach einem Toft-Steal das 11:5 erzielte. Zwischendurch hielt Wolff mit dem Fuß über dem Kopf einen Schöngarth-Wurf und dürfte bei Daniel Fontaine für Albträume gesorgt haben: Der Halblinke blieb trotz zahlreicher Versuche gegen Wolff torlos. Im Gegenzug machten die Kieler kurzen Prozess: Zarabec fand bei angedrohtem Zeitspiel die Lücke zum 12:5, und nach Weinholds guter Abwehraktion traf Patrick Wiencek in das wegen des von Brack gebrachten siebten Feldspielers leere Tor.
Sechs-Tore-Führung zur Pause
Gastgeber kommen heran
Lukas Nilsson erzielte vier TrefferDiese Hoffnung bekam schnell weitere Nahrung: Daniel Rebmann, nach dem Wechsel für Primoz Prost zwischen den FAG-Pfosten, parierte einige Kieler Würfe, und nach zwei Kontern der Gastgeber durch Schiller und Rentschler lagen die "Zebras" nur noch mit vier Treffern vorn. Gut, wer in einer derart kniffligen Situation einen Wolff im Tor hat: Kozina scheiterte mit einem weiteren Gegenstoß an dem Kieler Torhüter, der damit das Verkürzen auf einen Drei-Tore-Rückstand durch die Grün-Weißen verhinderte. Auf der Gegenseite sorgten Zarabec und Niclas Ekberg vom Kreis für zunächst ruhigere Gesichter auf der THW-Bank. Allerdings nur kurz: Wieder machte der THW Fehler, wieder nutzten die Süddeutschen dies konsequent aus. Nach Rentschlers Gegenstoß-Tor in Unterzahl waren es Vujin und Nilsson, die mit dem 20:14 wieder den alten Abstand herstellten. Allerdings: Weiter absetzen konnten sich die "Zebras" nicht, weil Rebmann unter anderem einen Konter von Rune Dahmke entschärfte.
Nilssons faire Geste
Nicht zu stoppen: Miha Zarabec erzielte neun Tore
Mit einem Doppelschlag von Zarabec zum 23:16 und zwei Wolff-Paraden gegen Ritterbach und Fontaine ging es in die letzten zehn Minuten der Partie: Auch diese kontrollierten die Kieler nach Belieben, hatten immer die bessere Antwort parat. Wie Zarabec' Abtropf-Pass auf Ekberg vor dennesen 25:19 (54.), wie Duvnjaks Steal, den Ekberg zum 26:19 verwandelte, dem Wiencek gleich noch das 27:19 folgen ließ. Oder auch Nilssons 28:20, bei dem der Schwede von Kozina gefoult wurde. Die Zwei-Minuten-Strafe gegen den Göppinger Kreisläufer nahm das Schiedsrichtergespann Behrens/Fasthoff nach der Intervention von Nilsson zurück: Der 21-jährige THW-Youngster hatte den Unparteiischen klar gemacht, dass das Eingreifen von Kozina nicht strafzeitwürdig gewesen sei - eine mehr als faire Aktion von Nilsson. Die Partie war nach dem Tor des Rechtshänders natürlich entschieden, und als Toft mit der Schluss-Sirene das 29:22 erzielte, war es amtlich: Der THW Kiel beendete die Auswärts-Serie 2017 mit einem Sieg bei einem starken Konkurrenten, holte den sechsten Sieg in Folge und rückte damit in der Tabelle bis auf vier Punkte an den derzeit von den Füchsen Berlin gehaltenen Platz zwei heran.
Letztes Spiel 2017 am 27. Dezember
Deckel drauf: Niclas Ekberg traf vier Mal
Am Freitag kehren die Kieler zurück aus Göppingen und verabschieden sich dann für ein paar Weihnachtstage mit der Familie voneinander. Am zweiten Weihnachtsfeiertag ruft Alfred Gislason die Mannschaft zum Abschluss-Training für die letzte Partie des Jahres wieder zusammen: Am 27. Dezember empfangen die "Zebras" den Aufsteiger TuS N-Lübbecke zum 60. und letzten Spiel des Jahres 2017. Anwurf in der ausverkauften Sparkassen-Arena ist um 19 Uhr, Sky überträgt live aus Kiel. Dauerkarten-Inhaber verwenden für diese Partie bitte die Karte Nummer 9 mit dem Aufdruck "HBW Balingen-Weilstetten". Weiter geht's, Kiel!
Fotos: Bernd Dunstheimer
DKB Handball-Bundesliga, Statistik, 18. Spieltag, 21.12.17: Frisch Auf Göppingen - THW Kiel: 22:29 (8:14)
Frisch Auf Göppingen: Rebmann (31.-60., 8 Paraden), Prost (1.-30., 5 Paraden); Kneule (3), Ritterbach (1), Damgaard (2), Trost, Bagersted, Fontaine, Schiller (5/3), Pfahl, Rentschler (4), Schöngarth (4), Kozina (3); Trainer: Dr. Brack
THW Kiel: Landin (2 Siebenmeter, 1/1 Parade), Wolff (1.-60., 17 Paraden); Duvnjak (4), Toft Hansen (2), Firnhaber, Weinhold (3), Wiencek (2), Ekberg (4), Zeitz (n.e.), Frend Öfors, Rahmel, Dahmke, Zarabec (9), Vujin (1), Bilyk (n.e.), Nilsson (4); Trainer: Gislason
Schiedsrichter: Peter Behrens / Marc Fasthoff
Strafzeiten: FAG: 2 (Kozina (40.), Bagersted (49.)) / THW: 1 (Ekberg (13.))
Siebenmeter: FAG: 4/3 (Landin hält Schiller (33.)) / THW: 0
Spielfilm: 2:0 (5.), 2:4 (10.), 3:4 (10.), 3:8 (18.), 5:9 (21.), 5:13 (26.), 6:14 (29.), 8:14;
9:14, 9:16 (33.), 12:16 (35.), 12:18 (38.), 14:18, 14:20 (43.), 16:21, 16:23 (48.), 17:24, 19:24 (53.), 19:27 (55.), 20:28 (56.), 22:28 (59.), 22:29.
Zuschauer: 5.600 (ausverkauft) (EWS-Arena, Göppingen)
Stimmen zum Spiel:
THW-Torhüter Andreas Wolff: Wir haben im ersten Durchgang eine sehr starke Abwehr gespielt, die nur die Würfe zugelassen hat, die wir uns vorher vorgenommen hatten. Vielleicht haben wir Göppingen auch mit unserer Einstellung überrascht, die wie in Flensburg war. Allerdings haben wir am Ende viel zu viele Gegenstöße kassiert. Das hat uns einmal mehr gezeigt, dass wir jede Aufgabe hochkonzentriert angehen und bis zum Ende durchziehen müssen. "Dule" hat ein überragendes Spiel abgeliefert, er hat einfach eine unglaubliche Handball-Intelligenz. Es ist sehr wichtig, dass er wieder dabei ist.
Göppingens Kreisläufer Kresimir Kozina: Wir haben alles gegeben, alles probiert. Mit Sesum hat uns heute aber ein wichtiger Spieler in Abwehr und Angriff gefehlt. Hinzu kam ein Andreas Wolff, der uns alles mögliche abgenommen hat. Andi wird dann immer größer und größer, und dem einen oder anderen Spieler zittert dann die Hand. Für mich war er der Matchwinner heute. In der zweiten Halbzeit macht es dann Zarabec richtig gut, als unsere Beine müder wurden.