KN: Zebras auf Mission Wiedergutmachung
Handball-Bundesliga : THW Kiel empfängt Lemgo
"Wenn man die ganze Saison sieht, sind wir sehr stabil, haben gute Spiele gemacht und stehen in der Tabelle gut da", sagt Fabian van Olphen, der am vergangenen Wochenende durch einen Last-Minute-Treffer einen Punkt im Derby gegen GWD Minden sicherte. Zur ostwestfälischen Stabilität trägt der Niederländer einen gehörigen Teil bei, der erfahrene Bundesliga-Recke und Abwehrspezialist wechselte im Sommer nach elf Jahren beim SC Magdeburg nach Lemgo, verlieh dem TBV gemeinsam mit Isaias Guardiola, Neuzugang vom HC Erlangen, deutlich mehr Kompaktheit.
"Wir haben mit Ausnahme vom Spiel in Berlin immer wenig Gegentore kassiert, decken gut und haben gute Torhüter - das ist die Basis", erklärt van Olphen, der in Magdeburg in den vergangenen zwei Jahren nur noch wenig Einsatzzeiten bekam. In Lemgo zählt der 36-Jährige zum Stammpersonal und darf auch offensiv im linken Rückraum ran. "Das war natürlich ein Grund für den Wechsel", erklärt "Tulpe", der seit 2004 insgesamt 410 Bundesligaspiele absolvierte. "Ich fühlte mich noch nicht so, dass ich aufhören muss, habe immer noch Spaß am Handball und bin gesund", sagt van Olphen. "Die Umstellung von Magdeburg zu Lemgo war nicht so groß, ich bin sehr gut aufgenommen worden und habe viel Freude in einer tollen Mannschaft." Einziger Wermutstropfen: Frau Steffi und die Zwillinge Amy und Stella sind in Magdeburg geblieben. "Ich kann aber häufig zu ihnen fahren, Flo (TBV-Trainer Florian Kehrmann, d. Red.) kommt mir da sehr entgegen", sagt der Niederländer.
Mit einem Sieg in Kiel würde Lemgo nach Punkten mit dem THW gleichziehen, stünde mit dann 15 Zählern im Rennen um den Klassenerhalt sehr gut da. "Es wären zwei wichtige Punkte für uns, aber das gilt auch für den THW", sagt van Olphen. "Selbst wenn wir dann punktgleich wären - vor drei Wochen standen wir sogar vor dem THW. Das ist nur eine Momentaufnahme und sagt nichts aus." Der TBV kann beim Rekordmeister befreit aufspielen. "Ein Spiel in Kiel ist immer besonders, eine Partie in toller Atmosphäre gegen Weltklasse-Spieler", sagt van Olphen, der die Kieler Arena nach mehr als 13 Bundesliga-Spielzeiten bestens kennt. "Natürlich ist es nicht wie beim ersten Mal, aber immer eine reizvolle Aufgabe."
Im Lager der Zebras stehen die Vorzeichen anders, statt reizvoll trifft eher der Begriff Pflichtaufgabe zu. "Die Enttäuschung vom Celje-Spiel ist noch nicht ganz verdaut, ich hoffe, dass Wiedergutmachung angesagt ist", sagt THW-Trainer Alfred Gislason, der vor dem Gast Respekt hat. "Lemgo macht einen sehr guten Eindruck, das hat man zuletzt auch in Flensburg gesehen. Sie spielen guten Handball, sind in erster und zweiter Welle sehr gefährlich." Der Isländer legte es im Training der vergangenen Tage vor allem darauf an, seiner Mannschaft die Lockerheit zurückzugeben. "Vor allem die Jungen machen sich das Leben unheimlich schwer, machen sich selbst zu viel Druck", sagt Gislason, der neben den drei Verletzten Domagoj Duvnjak, Raul Santos und Steffen Weinhold auch um Mittwoch-Geburtstagskind Christian Dissinger bangt. "Er hat seit dem Brest-Spiel Probleme mit seinem Knie, wir werden beim Aufwärmen entscheiden, ob er spielen kann."
(Von Niklas Schomburg, aus den Kieler Nachrichten vom 16.11.2017, Foto: Archiv/Sascha Klahn)