fbpx

KN: Zwei Punkte mit Beigeschmack

Bundesliga

KN: Zwei Punkte mit Beigeschmack

Kiel. Die Saison des THW Kiel bleibt eine Achterbahnfahrt mit Licht und sehr viel Schatten. Am Sonntag retteten sich die Zebras nur knapp davor, zum Gespött der Handball-Bundesliga zu werden, und zogen den Kopf beim 28:26 (12:11) gegen den Absteiger HSC 2000 Coburg gerade noch aus der Schlinge.

THW Kiel rumpelt müde zum Pflichtsieg über Coburg

"Es ist schwer zu erklären", sagte THW-Linkshänder Marko Vujin nach der Partie und versuchte, das Geschehene so nüchtern wie möglich zu analysieren. "Wir haben in zu vielen Aktionen viel zu langsam gespielt. Immer wenn wir schnell und mit Selbstvertrauen agiert haben, sind die Tore auch gefallen. In der zweiten Halbzeit haben wir immerhin Charakter gezeigt." Ja, der Rekordmeister hat das Spiel am Ende gewonnen. Aber Teil der Wahrheit ist auch, dass sich die Kieler vor allem gegen die schwächeren Teams der Liga sehr schwer tun, die Partie gegen den Tabellenletzten aufgrund vieler Fehler und einer insgesamt enttäuschenden Leistung zur Hängepartie wurde. "Wir müssen solche Spiele einfacher gewinnen", sagte Vujin. Linksaußen Rune Dahmke fügte hinzu: "Wir müssen das cleverer spielen. Im Laufe der ersten Halbzeit lässt die Konzentration nach, und dann verkrampfen wir, weil es eng ist und weil wir wissen, was auf dem Spiel steht." Auf dem Spiel steht in der zweiten Saison in Folge ohne Meistertitel nicht weniger als die Qualifikation zur Champions League. "Wir haben viel Druck, wir brauchen den Champions-League-Platz", sagte Dahmke. "Der Druck ist da, und er ist jetzt ein ganz anderer", erklärte Vujin. "Es geht nicht wie sonst um Platz eins, sondern um die Champions League. Aber das müssen wir jetzt professionell lösen." Ja, den Zebras fehlten mit Domagoj Duvnjak, René Toft Hansen und Steffen Weinhold Schlüsselspieler, weitere sind angeschlagen. Aber bei allem Respekt vor dem HSC Coburg: Ein Team mit dem Anspruch des THW und den personellen Möglichkeiten muss in der Lage sein, eine solche Partie klar zu gewinnen. "Gegen diesen Gegner muss das besser sein", sagte auch Dahmke. Das ist zweifelsohne richtig, auch angesichts der zehn Tage Vorbereitungszeit auf diese Partie. Ob Argumente wie Müdigkeit oder gar zu viel Training in diesem Fall den Kern des Problems treffen, ist fraglich. Und so fällt dann auch das Fazit der Spieler aus. "Wir können stolz sein, dass wir gewonnen haben - aber auf die Art und Weise, wie wir gewonnen haben, können wir ganz und gar nicht stolz sein", sagte Kreisläufer Patrick Wiencek. "Wir freuen uns über zwei Punkte, aber nicht mehr", meinte Vujin. Betrachtet man nur das Ergebnis und die Tabellensituation, stehen die Zeichen für den THW tatsächlich nicht schlecht. "Es war sehr wichtig, dieses Spiel zu gewinnen, sonst hätten wir in Mannheim ein echtes Problem gehabt", sagte Dahmke. So ganz ausgeräumt ist das aber nicht: Mit einer Niederlage bei den Rhein-Neckar Löwen am Mittwoch und einem (deutlichen) Sieg der Füchse Berlin gegen den abstiegsgefährdeten VfL Gummersbach könnte der Vorsprung auf Platz vier schnell dahin sein - das gilt auch für die um 18 Treffer bessere Tordifferenz. Diese deutlich zu verbessern und so eine Niederlage in Mannheim tatsächlich verschmerzen zu können, verpasste der THW gegen Coburg und muss sich das ankreiden lassen. Und so ist das Dahmke-Fazit "Wir haben gewonnen, und damit ist es erstmal gut" zwar richtig, hat aber einen leicht bitteren Beigeschmack. (Von Niklas Schomburg, aus den Kieler Nachrichten vom 30.05.2017, Foto: Sascha Klahn)