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THW gewinnt Krimi gegen den TVB 1898 Stuttgart

Bundesliga

THW gewinnt Krimi gegen den TVB 1898 Stuttgart

Der THW Kiel hat in der DKB Handball-Bundesliga einen wichtigen Sieg errungen: Angetrieben von 10.285 Fans in der Sparkassen-Arena gewannen die Kieler nach einem Drei-Tore-Rückstand zur Pause gegen den TVB 1898 Stuttgart letztlich noch mit 25:24 (12:15). Drei Tage nach dem Kräfte zehrenden Champions-League-Sieg bei den Rhein-Neckar Löwen zeigte die Zebraherde eine große Willensleistung, die am Ende mit einem knappen Erfolg belohnt wurde. Bester Kieler Torschütze war Marko Vujin (6), nach dem Wechsel blies zudem Andreas Wolff mit 14 seiner insgesamt 16 gehaltenen Bälle zur Aufholjagd.

Schlussphasen-Krimi

Die Gäste robbten sich wieder heran, Orlowski sorgte mit einem Doppelschlag für das 22:23. Sechs Minuten waren da noch zu spielen, und es drohte ein Punktverlust. Nun übernahm erneut Marko Vujin Verantwortung: Der Serbe drosch den Ball mit 103 km/h zum 24:22 in die Maschen, legte nach Weiß' TVB-Tor mit einem Hammer an die Lattenunterkante ins Tor das 25:23 nach. Doch entschieden war dieses Spiel damit noch nicht - Lobedank traf 75 Sekunden vor dem Ende zum 24:25, Bitter hielt einen Nilsson-Wurf, der THW blieb aber in Ballbesitz, schien die das Spielende aber nun mehr denn je herbeizusehnen. Elf Sekunden vor dem Ende vereitelte Bitter bei einem Bilyk-Wurf die Entscheidung, und es wurde richtig dramatisch: Weiß und Wiencek prallten spektakulär zusammen, es gab Freiwurf für die Gäste - und angesichts von zwei noch zu spielenden Sekunden die Möglichkeit, noch einmal zu passen: Kraus nahm sich ein Herz, doch sein Wurf zischte am Kieler Kasten vorbei - der Rest war einmal mehr schwarz-weißer Jubel nach einer absoluten Willens-Leistung des THW und seiner Fans.

Zeitz verletzt sich an der Wade

Allerdings mussten die Kieler bei aller Freude über den wichtigen doppelten Punktgewinn einen erneuten personellen Rückschlag verkraften: Zu Steffen Weinhold und Domagoj Duvnjak, die die Partie nur von der Tribüne aus verfolgten, und dem angeschlagenen Rene Toft Hansen im THW-Lazarett gesellte sich nun auch Linkshänder Christian Zeitz: Der THW-Routinier verletzte sich in der 49. Minute ohne Einwirkung des Gegners und musste das Spiel frühzeitig beenden. Vermutet wird eine Zerrung oder ein Faserriss in der Wadenmuskulatur, in beiden Fällen würde Zeitz das REWE Final Four am kommenden Wochenende verpassen. Eine Verschnaufpause nach Wochen der Dauerbelastung bekam Niclas Ekberg: Für ihn rückte Christian Sprenger in die Anfangsformation.

Bissige Gäste

Diese bekam gleich zu spüren, wie die Stuttgarter, die sich den Beinamen "Wild Boys" gegeben haben, an diesem Tag ihren Kampf um den Klassenerhalt gestalten wollten: Bissig. zuweilen wild und extrem aggressiv präsentierte sich die Abwehr des TVB, und im Angriff suchte Michael Kraus immer wieder Kreisläufer Simon Baumgarten: Gleich drei Mal tauchte dieser frei vorm Kieler Tor auf und trug seinen Teil zur starken ersten Hälfte der Süddeutschen bei. Diese führten nach einem Baumgarten-Tor mit 3:1 und profitierten dabei auch von der anhaltenden Siebenmeter-Seuche des THW: Marko Vujin war früh an Johannes Bitter gescheitert, der im weiteren Verlauf auch noch Sprengers Wurf entschärfte, bei Raul Santos' Pfostentreffer Glück hatte, während Rune Dahmke einen Heber vom Strich über den Kasten setzte.

Final Four vor der Tür

Nach der DKB Handball-Bundesliga ist vor dem großen Pokal-Wochenende: Fünf Tage lang haben die "Zebras" und ihre Kontrahenten vom SC DHfK Leipzig Zeit, sich auf den ersten Saison-Höhepunkt vorzubereiten. Am kommenden Sonnabend treffen die beiden Teams um 14:30 Uhr in der Hamburger Barclaycard-Arena im Halbfinale des DHB-Pokals aufeinander. Im zweiten Halbfinale (17:30 Uhr) fordert die SG Flensburg-Handewitt die Rhein-Neckar Löwen zum Duell, das Finale findet am Sonntag um 14:30 Uhr statt. Das ausverkaufte "REWE Final Four" wird live bei Sport1 gezeigt. "Wir freuen uns riesig auf Hamburg", sagt Marko Vujin. "Wir wissen, dass wir ein sehr schweres Halbfinale vor uns haben. Das ist unser nächster, wichtiger Schritt." Auf geht's, Kiel!

THW dreht die Partie

Und doch war schnell zu sehen, dass sich auch die Kieler eine Menge vorgenommen hatten für ihr 45. Pflichtspiel der Saison: Nach einem Sprenger-Steal und einem toll vorgetragenen erweiterten Gegenstoß traf Ilija Brozovic zum 3:3, ehe Vujin die erste Kieler Führung erzielte. Die "jungen Wilden" und Vujin machten da weiter, wo sie gegen die Löwen aufgehört hatten: mit sehenswerten Spielzügen, viel Tempo und tollen Toren. Nilsson traf mit 101 km/h zum 7:6, Brozovic legte nach, und als Routinier Sprenger zum 9:7 einnetzte, schien das Spiel einen positiven Verlauf für die Zebras zu nehmen. 

Hoher Pausenrückstand

THW-Trainer Alfred Gislason wollte nun seinen jungen Spielern eine wohlverdiente Pause gönnen, doch das brachte einen Bruch ins Kieler Angriffsspiel: Nichts lief mehr rund, technische Fehler und Fehlwürfe reihten sich aneinander. Die Gäste glichen aus und trafen mit einem sehenswerten Kempa-Tor zum 11:10 (23.). Gislason reagierte und tauschte zurück - doch der Wurm war in dieser Phase nicht mehr aus dem Spiel zu bekommen. Schagen traf zum 12:10 für die Gäste, ehe Kraus das 13:10 nachlegte. Gut, dass Nilsson und Dahmke in dieser Phase ohne Nerven trafen. Nicht gut, dass die Stuttgarter nach einer nahezu perfekten ersten Halbzeit ihrerseits mit der Pausen-Sirene noch zum 15:12 trafen.

Schneller Ausgleich

Aus der Pause kamen die Kieler mit Rene Toft Hansen: Dermit Problemen an den Adduktoren kämpfende Däne sollte eigentlich nicht zum Einsatz kommen, aber der Zwischenstand und die zuweilen zu passiv agierende Kieler Abwehr des ersten Durchgangs forderten den Abwehrchef. Und das hatte positive Folgen: Toft Hansen, Patrick Wiencek und Ilija Brozovic rührten Beton an, dem Andreas Wolff nun mit einer Vielzahl an Parade noch mehr Festigkeit verlieh. Die Konsequenz: Bilyk bediente Dahmke im liegen zum 13:15, Sprenger verwandelten einen Siebenmeter zum 14:15, Dahmke scheiterte mit einem Gegenstoß an Bitter, den Abpraller sicherte Sprenger, ehe Dahmke es im zweiten Versuch besser machte: Ausgleich, 15.15 - die Arene entwickelte sich zu einem echten Hexenkessel. 

Zebras vier Tore vorn

Erst Recht, weil die Zebras nun immer mehr Druck machten: Bilyk traf mit einem Hammer in die lange Ecke zum 17:16, Wolff hielt erst gegen Kretschmer, dann gegen Baumgarten, was Wiencek mit dem Gegenstoß zum 18:16 belohnte. Baur nahm eine Auszeit - und trotz der knappen THW-Führung schwappte La Ola durchs rund. Die Fans merkten, dass ihre Zebras die Zusatz-Energie von den Rängen bitter nötig hatten - und sie gaben richtig Gas. Davon beflügelt setzte Wiencek einen Heber ins Netz, traf Bilyk im Gegenstoß zum 21:18 und machte auch das 22:18 allein: Hinten schnappte sich der Österreicher einen Abpraller, sprintete nach vorn und traf nach einem Wackler zur Vier-Tore-Führung. Doch die Zeitz-Verletzung schien die jungen Zebras zu beeindrucken - und Stuttgart wollte sich nicht abschütteln lassen.