THW Kiel gewinnt Thriller in Hannover
THW ohne drei Leistungsträger
Während Hannover zum ersten Mal in dieser Spielzeit nahezu in Bestbesetzung antreten konnte, mussten die "Zebras" in der ausverkauften TUI-Arena verletzungsbedingt erneut auf ihren Kapitän Domagoj Duvnjak (Knie) und Rene Toft Hansen (Adduktoren) verzichten. Patrick Wiencek, der aus dem Achtelfinal-Hinspiel gegen die Löwen eine Verletzung an der Oberlippe davon trug, meldete sich aber einsatzbereit für das Spiel. Kurzfristig passen musste allerdings auch Steffen Weinhold: Ein hartnäckiges Problem in der Nackenmuskulatur, das den Rückkehrer bereits beim Königsklassen-Spiel gegen die Löwen gehandicapt hatte, verhinderte einen Einsatz des Europameisters in Hannover. Kurzfristig beorderte THW-Trainer Alfred Gislason deshalb Nachwuchs-Mann Sebastian Firnhaber in die niedersächsische Landeshauptstadt. Der 22-Jährige kam sogar in der Abwehr zum Einsatz und feierte damit seine ersten Spielminuten in der DKB Handball-Bundesliga.
Hannover liegt mit vier Toren vorn
Ob der angespannten Personal-Situation war Gislason erneut zum Improvisieren gezwungen. Er wechselte viel durch, und nachdem Hannover in eine 3:2-Führung der Kieler in ein 5:3 verwandelt hatte, setzte der Isländer auf Routinier Blazenko Lackovic, der dem Angriffsspiel mehr Ruhe verleihen sollte. Nikola Bilyk wechselte dafür auf Halblinks, während Marko Vujin auf der halbrechten Seite im Angriff den Alleinunterhalter mimte. Und wie: Der Serbe traf zum 5:6, stellte nach dem 5:8 nach Schneller Mitte den Anschluss her und war auch in der Folge omnipräsent. Allerdings: Vor allem im Angriff unterliefen den Kieler viele Fehler, die die 2017 noch sieglosen Gastgeber durch schnelle Gegenstöße umgehend bestraften. So dauerte es nach Lackovic' Traumpass auf Ekberg zum 8:9 (22.) ganze 90 Sekunden, bis die selbst ernannten "Recken" nach Kieler Fehlern auf 12:8 davon gezogen waren.
Kieler Pausenführung
25 Minuten waren da gespielt, und Gislason versammelte seine Mannen in der Auszeit um sich. Vehement und bis unter das Hallendach ersichtlich forderte er von seiner Mannschaft mehr Aggressivität in der Abwehr und mehr Konsequenz im Angriff ein und brachte Ilija Brozovic fortan auch im Angriff. Der Weckruf von Gislason zeigte Wirkung: Brozovic holte einen Siebenmeter heraus, den Ekberg verwandelte. Bilyk ging mit Dampf auf die Abwehr und traf aus halbrechter Position. Die nun auf wesentlich schnelleren Beinen deckenden "Zebras" zwangen die TSV-Akteure zu Fehlern - und hatten in Wolff einen starken Rückhalt. Der Keeper hielt in dieser Phase gegen Olsen, Häfner und Patrail. Und dann war da ja auch noch Marko Vujin: Bei angedrohtem Zeitspiel jagte er den Ball aus elf Metern zum 11:12 in die Maschen, traf einen Angriff später aus dem Stand aus zehn Metern zum Ausgleich, den der THW sogar noch in eine Pausenführung verwandeln konnte: Wolff schnappte sich einen Olsen-Wurf, Bilyk stürmte nach vorn und bediente Brozovic, der mit dem Pausenpfiff zum 13:12 traf.
Alles oder nichts in Mannheim
9:0-Lauf der Zebras
Eine Führung, die dem THW Selbstbewusstsein gab. Mit Wiederanpfiff machte Lackovic kurzen Prozess, Wolff hielt einen Häfner-Wurf fest, Ekberg verwandelte einen von Vujin herausgeholten Strafwurf, ließ kurz darauf nach einer doppelten Pfosten-Einlage von Vujin und Bilyk einen weiteren Siebenmeter-Treffer folgen. Dann klaute Brozovic hinten den Ball, um sich vorn in Position zu bringen und zum 17:12 zu treffen. Mit einem halbzeitübergreifenden 9:0-Lauf hatten die "Zebras" sich aus einem Vier-Tore-Rückstand in eine komfortabel wirkende Fünf-Tore-Führung gekämpft - und damit den Gegner zutiefst verunsichert. Olympiasieger Mortensen warf einen Siebenmeter neben das Tor, um dann in der 40. Minute die eine Viertelstunde lang andauernde Torflaute der Gastgeber zu beenden. Dennoch: 20 Minuten vor dem Ende waren die "Zebras" am Drücker.
THW übersteht doppelte Unterzahl
Zebras machten Fehler
Andreas Wolff sicherte mit seinen Paraden den VorsprungDie Zebras liefen sich in der TSV-Defensive fest gleich acht Minuten lang sollten sie in dieser Phase ohne Torerfolg bleiben. Die Gastgeber bedankte sich, Häfner legte spät, aber dann doch eindrucksvoll den Schalter auf Angriff um und traf zum 18:21, ehe Patrail nach einem THW-Ballverlust in Unterzahl den Ball ins leere Tor warf: 19:21, elf Minuten vor dem Ende kündigte sich wie in den vorherigen Partien erneut eine dramatische Schlussphase an. Und die gab es, weil der THW trotz mehrfacher Chance, von drei auf vier Tore davonzuziehen, den Sack nicht zumachte. Weil Hannover aufdrehte und in Meyer nun auch einen Torhüter mit starken Paraden hatte.