Nächstes Heimspiel: Mittwoch gegen Gummersbach
THW will den 50. Sieg
Lichtleins 530. Bundesligaspiel
Dabei geht es für beide Mannschaften um viel. Der THW Kiel möchte sich nach der unglücklichen Niederlage beim SC Magdeburg in der Liga schadlos halten, der VfL hinkt seinen Erwartungen hinterher. Die Mannschaft, in der Julius Kühn und Simon Ernst zu Nationalspielern heranreiften, hatte vor der Saison hohe Ziele. Nach dem neunten Platz im vergangenen Spieljahr wollte der VfL wieder an das Tor zur Teilnahme am Europapokal klopfen. Bislang wurde der VfL abgewiesen, weil die Diskrepanz zwischen Heim- und Auswärtsauftritten doch zu groß ist. Auswärts siegte der Bundesliga-Dino bislang nur beim Bergischen HC (34:25) und vor einer Woche in einem sogenannten Vier-Punkte-Spiel beim HBW Balingen-Weilstetten (26:22). Dabei waren Kühn und Torhüter Carsten Lichtlein die Sieggaranten. Lichtlein, der in der Sparkassen-Arena sein 530. Bundesligaspiel bestreitet, will noch mindestens bis 2020 zwischen den VfL-Pfosten stehen.
VfL im Abstiegskampf
Haupt-Torschütze: Julius KühnAllerdings konnte auch der Routinier am Wochenende nicht verhindern, dass die Oberbergischen im Heimspiel gegen die HSG Wetzlar (27:28) zwei weitere "Big Points" im Abstiegskampf verpassten. Denn tatsächlich muss der VfL angesichts von nur noch drei Punkten Vorsprung auf die "Rote Linie" jetzt um jeden Zähler auf der Habenseite kämpfen. Julius Kühn kommt dabei eine Schlüsselrolle zu: Der 1,98 Meter große Rechtshänder, dessen Stern bei der Europameisterschaft 2016 als Nachrücker für den damals verletzten Christian Dissinger aufging, ist mit 113 Treffern bester Torschütze der Oberbergischen und logiert mit dieser Trefferanzahl unter den Top-Ten-Torschützen der DKB Handball-Bundesliga. Mit 82 Toren folgt mit Mittelmann Simon Ernst der zweite aktuelle Nationalspieler der Gummersbacher.
Kurtagic geht am Saisonende
Nyokas wieder fit
Kevynn Nyokas ist nach seiner Patellasehnen-Operation wieder fitTatsächlich stehen im Kader des VfL Gummersbach, den wir Ihnen bereits im Vorbericht zum Hinspiel ausführlich vorstellten, soviele deutsche Spieler wie bei keinem anderen Verein in der DKB Handball-Bundesliga. Mit dem Neuzugang Kevynn Nyokas hat nur ein Spieler im 19-köpfigen Kader einen anderen als den deutschen Pass. Nyokas' Genesung war auch einer der Gründe, warum der VfL dem Werben der SG Flensburg-Handewitt um Mark Bult nachgab. "Vor dem Hintergrund, dass Kevynn Nyokas wieder fit ist und sich Florian Baumgärtner äußerst gut entwickelt hat, war der Wechsel darstellbar", erklärte VfL-Geschäftsführer Frank Flatten den sofort vollzogenen Transfer.
Noch einige Tickets erhältlich
KN: Den 50. Triumph im Blick
Kiel/Gummersbach. Zahlen lügen nicht. Oder? Dass der VfL Gummersbach - heutiger Gegner des THW Kiel in der Handball-Bundesliga (19 Uhr, Sparkassen-Arena) - in der Tabelle auf Platz 13 (15:27 Punkte) nur drei Punkte vor der Abstiegszone liegt, ist jedenfalls kaum zu glauben, wagt man einen Blick auf den Kader der Oberbergischen. Die beiden Traditionsvereine des Oberhauses treffen bereits zum 91. Mal aufeinander, und die Zebras peilen eine Rekordmarke an, wollen den 50. Ligatriumph gegen den VfL feiern. Ein paar weitere Zahlen gefällig? 20 Kieler Meistertitel treffen auf zwölf Gummersbacher, und Nationalkeeper Carsten Lichtlein (36) absolviert heute sein 530. Bundesligaspiel. Respekt! Andreas Thiel (528) hat er damit überholt und von Platz sechs des Rankings nun Henning Fritz (557) im Blick. Die meisten Einsätze überhaupt erlebte ebenfalls ein Torhüter: Jan Holpert (643), aber auch das kann Lichtlein, dessen Vertrag bis 2020 läuft, noch schaffen. Nur diese 13 stört irgendwie, denn "der VfL ist viel zu gut für Platz 13", weiß THW-Trainer Alfred Gislason. Ein Blick auf den Rückraum genügt als Bestätigung, in dem der wurfgewaltige Nationalspieler Julius Kühn auf Halblinks, Spielmacher Simon Ernst, dem die Zukunft in der Nationalmannschaft gehört, und der genesene französische Linkshänder Kevynn Nyokas (nach dem Winter-Abgang von Mark Bult der einzige VfL-Akteur ohne deutschen Pass) für Gefahr sorgen. Trotzdem verbuchten die Gummersbacher in den letzten neun Spielen seit dem 23. November nur einen einzigen Sieg. Besonders schmerzte das 27:28 am Wochenende zu Hause gegen Wetzlar. "Das tat weh, aber wir müssen jetzt nach vorne gucken und uns über eine gute Leistung in Kiel Selbstvertrauen für die kommenden Wochen holen", sagt VfL-Trainer Emir Kurtagic, der am Saisonende Dirk Beuchler weichen muss. Beim THW werden neben dem Langzeitverletzten Steffen Weinhold voraussichtlich die grippal angeschlagenen Christian Zeitz und Blazenko Lackovic nicht im Aufgebot stehen. Für Zeitz könnte der Kroate Ilija Brozovic in die Abwehr rücken. Kopfzerbrechen bereiten Alfred Gislason momentan die schwankenden Leistungen seiner beiden Linksaußen Rune Dahmke und Raul Santos. Was ist da los? "Wenn ich das wüsste...", sagt Gislason und zeigt sich besonders in Bezug auf den 23-jährigen Dahmke ratlos: "So stark und variabel wie momentan habe ich ihn im Training noch nie gesehen. Aber im Spiel verkrampft er. Ich denke, es ist nur eine Frage der Zeit, bis er seine Leistung wieder auf die Platte bringt." Spezielle mentale Probleme jedenfalls - insbesondere bei den jüngeren Spielern - hat der Isländer nicht ausgemacht: "Gerade bei den jüngeren Spielern sind solche Schwankungen normal. Natürlich bin ich enttäuscht, dass der Meistertitel wahrscheinlich weg ist, aber das ist ja kein Zufall. Nicht umsonst hat vor der Saison von allen Trainern auch nur einer auf uns als Meister getippt. Wir müssen die Konzentration jetzt vor jedem Spiel hochhalten - wie vor dem Barcelona-Spiel." Auch bei Raul Santos scheint momentan der "Wurm" drin zu sein. Treffer und Fahrkarten, gelungene Aktionen und technische Fehler wechseln sich bei dem 24-jährigen Österreicher ab. "Keiner macht gern Fehler", sagt Santos. "Eine gewisse Sicherheit fehlt, man muss sich langsam wieder vorarbeiten." Im Sommer 2016 war der Linksaußen vom VfL Gummersbach an die Förde gewechselt, sucht nun selbst nach Ursachen für die Formschwankungen: "Die Umstellung nach dem Wechsel war groß, das muss man vielleicht erst einmal verarbeiten." Auf das Duell mit seinen ehemaligen Teamkollegen heute Abend freue er sich sehr: "Das wird richtig lustig." (Von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 08.03.2017)