Gastspiel in der Lanxess-Arena: BHC empfängt die Zebras
Lange Auswärtstour
Unglaubliche Verletzungsserie
Zwei Siege nach Fehlstart
Die Rückkehr Szilagyis wirkte wie ein Wecksignal: Angeführt von dem mit sieben Toren überragenden Österreichers gewann der Bergische HC überraschend bei der HSG Wetzlar. "Das waren Punkte, mit denen man nicht rechnen konnte", hatte Hinz den Coup kommentiert. "Die ersten beiden Spiele haben wir anscheinend gebraucht, um uns zu erinnern, wie wir auftreten wollen", sagte Sebastian Hinze nach dem folgenden 27:25-Erfolg gegen GWD Minden und spielte damit auf den Heim-Fehlstart an, der dem Bergischen HC zuvor zwei klare Schlappen gegen den VfL Gummersbach (25:34) und die Füchse Berlin (20:31) beschert hatte. Weil es auch auswärts in Leipzig (21:30) und Stuttgart (24:26) nichts Zählbares für den BHC zu holen gab, stürzten die "Löwen" zwischenzeitlich auf den letzten Platz der Tabelle. Inzwischen, zwei Siege und ein Unentschieden nach 8:15-Rückstand in Göppingen später, ging es hinauf auf Platz 13.
Mobiler THW-Fanshop ist in Köln
Jetzt wollen die "Löwen" am Mittwoch dem THW Kiel Paroli bieten. Zum zweiten Mal spielen sie in dieser Saison dabei in der Lanxess-Arena. Während zur Premiere gegen Gummersbach rund 4.300 Zuschauer den Weg in die gigantische Arena fanden, erwartet man am Mittwoch gegen den Rekordmeister mindestens die doppelte Anzahl an Fans. THW-Anhänger - vor allem aus der Rhein-Region - können noch live dabei sein, die Partie ist nicht ausverkauft (Tickets gibt es hier). Wer sich vor dem Spiel noch mit Fan-Artikeln des Rekordmeisters eindecken möchte, hat dazu ebenfalls Gelegenheit: Der mobile Fanshop ist vor Ort (zwischen den Eingängen Süd-Ost und Süd-West in der Lanxess-Arena) und hat unter anderem die neuen Bundesliga-Trikots an Bord.
Szilagyi ist zurück
Hilfe bekam das Team dann aus der eigenen Geschäftsstelle: Mittelmann Viktor Szilagyi, der sich vor der Saison mit mittlerweile 38 Jahren als Sportlicher Leiter des BHC eigentlich aus dem aktiven Sport verabschiedet und nur noch zum Abtrainieren bei den Übungseinheiten der "Löwen" mitgemacht hatte, sprang im Trikot in die Bresche und sorgte für Jubel auf dem Feld. Im Anzug, wieder abseits der Platte, holte er dann mit Bogdan Criciotoiu (früher Friesenheim und Eisenach) und dem jungen Max Bettin kurzfristig zwei "Neue" in den Kader, der zuvor nur durch den tschechischen Spielmacher Tomas Babak (kam aus der Schweiz von St. Otmar St. Gallen) und den Champions League-erfahrenen Kreisläufer Uros Vilovski (Baia Mare, Rumänien) verstärkt worden war.
"Wir wollen unbedingt gewinnen!"
KN: Viktor Szilagyis märchenhaftes Comeback
Solingen/Kiel. Oktober, die Vierte: Heute Abend (20.15 Uhr, Lanxess-Arena) tritt der THW Kiel in der Handball-Bundesliga beim Bergischen HC in Köln an. Die Zebras bleiben anschließend in Leverkusen, reisen von dort aus am Freitag weiter zum Champions-League-Duell bei Telekom Veszprem (Sonnabend, 17.30 Uhr). "Unser Fokus liegt aber ganz klar auf dem BHC. Eine Niederlage in der Champions League lässt sich kitten, in der Bundesliga ist der Schaden größer", sagt THW-Trainer Alfred Gislason vor dem Auftritt beim BHC, der zuletzt dank des Comebacks von Viktor Szilagyi eine märchenhafte Geschichte schrieb. "Er ist der beste spielende Sportliche Leiter der Liga", scherzt Gislason. Und in der Tat leitete der 38-jährige Ex-Kieler, der vor der Saison sein Karriereende erklärte und an den Schreibtisch des Sportlichen Leiters wechselte, bei den BHC-Wölfen nach einem mit 0:8 Punkten verpatzten Saisonstart die Wende ein, führte seine Mannschaft in Wetzlar und gegen Minden zum Sieg, in Göppingen zu einem sensationellen Remis nach Sieben-Tore-Rückstand. Nicht nur, weil es beim BHC nicht lief, sondern weil sich zu Saisonbeginn ein Spieler nach dem anderen verletzte. "Jetzt quäle ich mich da durch, spiele eine viel größere Rolle, als mir lieb ist", sagt Szilagyi und blickt auf eine "unglaublich intensive Zeit" in den vergangenen Wochen. Der Österreicher avancierte zur Schlüsselfigur. Neben dem Spielfeld, weil auch vom Schreibtisch aus alles bei dem deutschen Meister von 2006 bis 2008 und Champions-League-Sieger 2007 Hand und Fuß und diese typische Mischung aus intelligentem Weitblick und kurzfristiger Dynamik hat. Für die ausgefallenen Linkshänder Kristian Nippes (Schulter) und Maciej Majdzinski (Kreuzbandriss) holte Szilagyi den Rumänen Bogdan Criciotoiu von Dinamo Bukarest. Alexander Hermann (Hüfte) und Fabian Gutbrod (Innenbandriss) fielen aus, und Szilagyi stattete den jungen Max Bettin (Bayer Dormagen) mit einem Zweitspielrecht aus. Auf dem Spielfeld, weil sich dann mit Maximilian Hermann einer der wenigen verbliebenen Rückraumspieler krank abmeldete, die Not immer größer wurde. Szilagyi tat, was er unbedingt vermeiden wollte und feierte in Wetzlar sein Comeback. Und was für eins: "Viktor hat zuletzt überragend gespielt, glänzend mit Tomas Babak im Rückraum harmoniert", ergab auch Gislasons Video-Analyse. Da sich die Situation bei den Bergischen voraussichtlich bis heute Abend nicht entspannen wird, steht Szilagyi nun gegen seinen Ex-Klub der vierte Auftritt in Folge bevor. Der Spielmacher lacht: "Also beim Rückspiel in Kiel möchte ich in anderer Arbeitskleidung auftauchen. ich hatte ja gute Gründe für meinen Rücktritt. Aber meine Knie machen noch mit, der Schritt war ja richtig, und jetzt kann es sein, dass ich wieder spiele gegen die Kieler Burschen, die zum Teil 19 Jahre jünger sind als ich." Szilagyis Landsmann Nikola Bilyk zum Beispiel, dem er eine "Weltklasse-Karriere" voraussagt. "Niko bringt alles mit, ist mental unglaublich weit. Man sieht ihm den Spaß an der Herausforderung in Kiel an, und es ist unglaublich, welche große Rolle er bei Alfred bereits spielt. Was er da abzieht, ist echt beeindruckend." Ohnehin sei Szilagyi überrascht, wie wenig dem THW Kiel der Umbruch anzumerken sei. "Bemerkenswert, wie die früh in der Saison schon auftreten. Es wird ein klassischer Kampf David gegen Goliath", sagt der BHC-Stratege. Und: "Kiel kann uns vielleicht schwer einschätzen momentan. Aber wir uns bei all den Personalsorgen auch nicht. Wir werden uns etwas einfallen lassen, um Kiel aus der Ruhe zu bringen. Aber Alfred wird sowieso auf alles vorbereitet sein." Die Marke von 13 380 Zuschauern wie beim "Christmas Fight" im Dezember, den der THW mit 31:28 gewann und den Ausfall von René Toft Hansen (Kreuzbandriss) erlitt, wird der BHC dieses Mal nicht erreichen. Am Dienstag waren rund 5000 Karten verkauft. Auf der Tribüne wird allerdings ein ganz besonderer Gast "dem BHC unbedingt die Daumen drücken". Peter Stöger, österreichischer Trainer des Fußball-Bundesligisten 1. FC Köln, freut sich auf seine Landsleute Viktor Szilagyi und die Hermann-Brüder im BHC-Dress sowie Nikola Bilyk auf Seiten des THW. Raul Santos (Oberschenkelzerrung) ist indes in Kiel geblieben, für ihn wird der genesene Rune Dahmke zumindest phasenweise wieder auf Linksaußen ins Geschehen eingreifen. (Von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 12.10.2016)