THW mit hart erkämpftem Arbeitssieg gegen Lübbecke
Gislason fehlt vier Mal Weltklasse
THW-Trainer Alfred Gislason musste seine Mannschaft im Vergleich zum Champions-League-Viertelfinale einmal mehr kräftig umbauen: Steffen Weinhold wird den Kielern mehrere Wochen nach seinem Handbruch fehlen, Niclas Ekberg laboriert weiterhin an seiner Muskelverletzung, und auch Christian Dissinger musste passen - für ihn muss die Reha nach seiner Meniskus-Operation im Vordergrund stehen. Mit dem Langzeitverletzten Rene Toft Hansen fehlten dem Kieler Coach gleich vier Weltklasse-Akteure gegen den hart um den Klassenerhalt kämpfenden Traditionsclub aus Ostwestfalen, mehrere weitere "Zebras" gingen zudem angeschlagen oder mit müden Beinen in die Partie.
1:1 nach elf Minuten
Das alles waren die Zutaten zu einer Anfangsphase, wie man sie im modernen Handball nicht oft zu sehen bekommt. TuS-Torhüter Nikola Blazicko hatte gleich im ersten Kieler Angriff einen Aufsetzer ans Kinn bekommen und musste mehrere Minuten behandelt werden. Danach war er aber hellwach, parierte neben zwei Siebenmeter viele weitere Würfe der "Zebras". Auf der anderen Seite tat es ihm Nikolas Katisigiannis nach: Ball um Ball landete nach einer Parade der "Katze" im Tor-Aus. Nach neun Minuten (!) stand es weiterhin 0:0, und erst ein Bobby Schagen verwandelter Siebenmeter brach den Torbann. Auf das erste Feldtor mussten die 10.285 Fans in der Sparkassen-Arena allerdings noch weitere zwei Minuten warten: Katsigiannis hielt spektakulär, und nach schier unglaublichen 11:10 Minuten erzielte Blazenko Lackovic das erste THW-Tor der Partie - wohlgemerkt zum 1:1-Zwischenstand.
Lübbecke führt über weite Strecken
Doch ein echter Brustlöser war auch dieser Treffer nicht. Die Lübbecker kämpften mit Haken und Ösen, machten mit einer aggressiven Abwehr jeden Angriff der müden Kieler zu einer wahren Geduldsprobe. Auf der anderen Seite agierten die Ostwestfalen mit lange ausgespielten Offensiv-Aktionen, die sie dann erfolgreich abschlossen. 17 Minuten sollte es dauern, bis Rune Dahmke mit einem Gegenstoß die "Zebras" zum ersten Mal mit einem Treffer in Führung gehen ließ. Der agile Ilija Brozovic behauptete vom Kreis den Vorsprung, ehe Zettermann und Schagen die Gäste wieder nach vorn brachten. Längst war Domagoj Duvnjak aufs Feld beordert worden, und auch der durch einen Virus-Infekt angeschlagene Wiencek musste ran. Doch das alles half zunächst nichts: Bechtloff brachte seine Farben beim 9:8 wieder in Führung.
Hauchdünne Pausenführung
Sonntag ist Wetzlar zu Gast
Vier-Tore-Vorsprung pulverisiert
Nach dem Wechsel hütete Niklas Landin das Tor: Der Däne führte sich gleich mit einer starken Parade gegen Lazovic ein, und Brozovic machte das 14:12. Der Neustart gelang: Jaanimaa zerlegte die 3-3-Defensive der Lübbecker mit dem 15:12, Wiencek holte einen Siebenmeter heraus, den Vujin zur Vier-Tore-Führung verwandelte. Nach 35 Minuten atmeten die Fans ein wenig auf - doch für Erleichterung war es viel zu früh. Denn in Überzahl leisteten sich die Kieler einige dicke Fehler. Landin setzte kurzfristig beim Herauseilen den zurückeilenden Sprenger außer Gefecht, während sich Bechtloff für das leere Tor mit dem 13:16 bedankte. Dann vergab der zuvor sichere Brozovic zwei Mal freistehend gegen Blazicko, Pieczkowski und erneut Bechtloff machten das Gäste-3:0 in Unterzahl perfekt. Zwei Minuten nach der vermeintlich sichereren Führung war alles wieder offen.
THW stellt in Unterzahl die Weichen
Zu allem Unglück war Canellas umgeknickt, musste behandelt werden. In der 40. Minuten markierte erneut Pieczkowski den 17:17-Ausgleich. Die Partie wurde zum Nervenspiel - für beide Seiten. Denn auch zehn Minuten vor dem Ende waren der THW und der TuS nahezu gleichauf. Die Vorentscheidung fiel dann innerhalb von drei Minuten - von denen die Kieler zwei mit einem Mann weniger auf der Platte standen: Erst verwandelte Vujin einen Siebenmeter zum 23:21 (51.), dann hielt Niklas Landin in Unterzahl einen Wurf von Pieczkowski, auf der anderen Seite drehte Jaanimaa von Außen den Ball spektakulär zum 24:21 in die Maschen (52.), ehe Vujin mit einem krachenden Wurf an die Unterkante der Latte und hinter die Linie ebenfalls noch in Unterzahl das 25:21 (53.) markierte.