Spitzenspiel am Sonntag: der SC Magdeburg zu Gast in Kiel
Isländer bringt Erfolg zurück
Die "Zebras" sind bereit für die Spitzenpartie. Der SC Magdeburg ist es auch. Das Team von Trainer Geir Sveinsson klopft noch lauter als im vergangenen Jahr an die Tür zur "VELUX EHF Champions League". Das zumindest glauben die Experten nach dem tollen vierten Platz des SCM in der vergangenen Bundesligasaison, die mit der besten Platzierung seit zehn Jahren endete. Und wieder sitzt ein Isländer auf der Bank. Zufall? Der letzte Isländer, der mit dem SCM die ganz großen Erfolge feierte, hieß Alfred Gislason. In seinem zweiten Jahr in Magdeburg gelang Gislason dort ein "Quadruple". Vier Titel in einer Spielzeit. Nach der deutschen Meisterschaft folgten der Super-Cup, EHF-Cup unddie Champions Trophy, wie die europäische Vereinsmeisterschaft damals genannt wurde. Ein Jahr später folgte der Champions-League-Sieg, ehe die Magdeburger sich für viele Jahre still und leise aus dem Spitzenfeld des deutschen Handballs verabschiedeten.
Bisher 32 Kieler Siege
Zuletzt kehrten die Magdeburger aber mit einem 28:27-Sieg gegen Balingen wieder in die Zwei-Punkte-Spur zurück. SCM-Youngster Alex Saul, der den nach einer Knie-Operation ausfallenden Andreas Rojewski ersetzen wird, schickt schon einmal Grüße nach Kiel: "Klar ist der THW Favorit. Aber wir denken nicht daran, als Punktelieferant nach Kiel zu fahren." Die Magdeburger werden am Sonnabend ihr Mannschaftsquartier in Hamburg beziehen und sich in der Hansestadt auf das Spitzenspiel in Kiel vorbereiten. Die Begegnung am Sonntag ist das 49. Bundesliga-Spiel beider Teams gegeneinander. Einige davon, wie die 24:39-Auswärts-Niederlage im Dezember 2006 oder der 54:34-Heimsieg im Dezember 2005 (siehe Spielbericht) waren ein Fall für die Handball-Geschichtsbücher. Bisher verlor der THW elf Partien, es gab fünf Unentschieden, und 32 Mal gewann der THW Kiel (siehe auch Gegnerstatistik im THW-Archiv).
Holpriger Saisonstart
Der Saisonstart verlief für die Magdeburger alles anderes als geplant. Gegen die Rhein-Neckar Löwen führte der SC Magdeburg über weite Strecken, musste dann aber doch in eine knappe Niederlage einwilligen. Noch mehr schmerzte aber die Derby-Niederlage beim Aufsteiger in Leipzig. "Wir hatten einen holprigen Start, und in den ersten Spielen war die Leichtigkeit noch nicht da", sagt Michael Haaß. Der Mittelmann, seit 2013 in Magdeburg, sieht aber auch die positive Entwicklung in der Börde: "Uns trennt noch etwas von den Meisterkandidaten, aber der SCM gehört früher oder später wieder zurück in die Champions League!" Jure Natek ist der gleichen Ansicht: "Wir arbeiten hart, und ich bin überzeugt, dass wir auf einem guten Weg sind." Für Natek ist das Gastspiel in Kiel "immer etwas Besonderes. Nachdem unsere Leistung in dieser Saison bisher nicht so gut war, wie wir es erwartet haben, ist es eine schöne Aufgabe am Sonntag. Wir können uns zeigen und befreit, ohne großen Druck, spielen. "
Jurecki hat sich verabschiedet
Nun ist nicht nur das begeisterungsfähige Publikum an der Elbe wieder auf den Geschmack gekommen. Viele träumen von der guten, alten Zeit. Hauchdünn verpasste Sveinsson in seinem ersten SCM-Jahr einen Titel. Erst im Siebenmeterwerfen mussten sich die Magdeburger im DHB-Pokalfinale der SG Flensburg-Handewitt geschlagen geben. Zur neuen Saison wollen die Magdeburger ihren eingeschlagenen Weg fortsetzen. Von den Abgängen zählte eigentlich nur Bartosz Jurecki zum Stammpersonal. Den Publikumsliebling hätten vor allem die Fans gerne weiter im grün-roten-Dress gesehen. Aber angesichts seiner 36 Jahre kam Jureckis Abschied in dessen polnische Heimat nicht ganz überraschend.
Drei Neue im Team
Dafür hat der Klub einen richtigen Riesen dazu gewonnen. Vom TBV Lemgo ist Finn Lemke an die Elbe gekommen. Der 2,10-Meter-Mann soll für Druck aus dem Rückraum sorgen. Er freut sich auf das Gastspiel in Kiel: "Wir können am Sonntag befreit aufspielen." Zweiter Neuzugang für den Rückraum ist Michael Damgaard: Der 25-jährige dänische Nationalspieler teilt sich die Position mit Kapitän Fabian van Olphen, der seine Mannschaft bereits im neunten Jahr in die Arenen der Republik führt und den Teamgeist beflügelt. Dass dieser in der Mannschaft eine große Rolle spielt, zeigte sich auch, als Spielmacher Marko Bezjak und der Jurecki-Ersatz am Kreis, Zeljko Musa vom Champions-League-Halbfinalisten KS Kielce, kurzzeitig eine WG bildeten. Auf dem Spielfeld verstand sich die slowenisch-kroatische Kombination schon zu gemeinsamen Zeiten im Trikot von RK Velenje (Slowenien) nahezu perfekt.
Noch Tickets erhältlich
KN: Keine Zeit für großen Ärger
Kiel. Mund abputzen, weitermachen – unter diesem Motto steht das Wochenende des THW Kiel. Nach der Niederlage im ersten Spiel der Handball-Champions-League in Zagreb steht am Sonntag gleich das nächste Bundesligaspiel auf dem Programm. Ausruhen können sich die Zebras nicht: Zu Gast in der Sparkassen-Arena ist der Vorjahresvierte SC Magdeburg. Die Lehren, die der THW aus dem verlorenen Königsklassen-Auftakt ziehen muss, sind nicht neu. Der deutsche Meister verpasste es in der Viertelstunde nach dem Seitenwechsel, seine Führung auf mehr als zwei Tore auszubauen. Danach schlug die kroatische Abwehr zu – im wahrsten Sinne. "Es ist eine Schande für unsere Sportart, was dort gepfiffen worden ist", ging THW-Trainer Alfred Gislason mit dem Gespann hart ins Gericht. Immerhin: Kein Zebra verletzte sich. "Das hätte auch ganz anders aussehen können", sagte der Isländer. Doch es spielten auch andere Faktoren eine Rolle. Zagrebs Torhüter Filip Ivic kam in der Schlussphase immer mehr auf Touren und konnte nach 60 Minuten 16 Paraden vorweisen. Auf gut die Hälfte kamen Niklas Landin und Geburtstagskind Nikolas Katsigiannis, sie verloren das Torhüterduell deutlich. Das Gespann braucht wie die ganze Mannschaft noch Zeit bis zur Topform, Landin war lange verletzt und kam wie Katsigiannis erst im Sommer zum THW. Wenn dann wie in Zagreb die vorhandenen Automatismen nicht greifen und Domagoj Duvnjak nicht voll einschlägt, wird es für den THW ganz schwer. "Letztes Jahr haben wir in Zagreb auch verloren und trotzdem das Final Four erreicht. Also nehmen wir das als gutes Zeichen", versuchte der enttäuschte Kroate der Niederlage etwas Positives abzugewinnen. Auch der überragende Linksaußen Rune Dahmke widmete sich direkt nach Abpfiff bereits der nächsten Aufgabe. "Wir müssen uns jetzt schon auf Magdeburg konzentrieren und voll da sein", sagte der 22-Jährige. Mit dem SCM kommt ein Team, das in der vergangenen Saison wieder in die Topgruppe der Bundesliga vorgestoßen und ein echter Kandidat für die Champions-League-Plätze geworden ist. Der THW dürfte gewarnt sein - trotz der klaren Siege gegen die Magdeburger in der vergangenen Saison. "Das wird ein ähnlich intensives Spiel wie in Zagreb", prognostiziert Gislason. "Wir müssen einfach gut stehen." Der Gast hat mit Bartosz Jurecki lediglich einen prominenten Abgang zu verkraften, verpflichtete im Gegenzug mit Finn Lemke aus Lemgo und dem Dänen Michael Damgaard mehr Power für den Rückraum. In die Saison startete der SC dennoch sehr durchwachsen. Nach knappen Erfolgen gegen den Bergischen HC und Lübbecke brachte das Team gegen die Rhein-Neckar Löwen eine lange währende Führung nicht über die Zeit, im "Derby" gegen Aufsteiger Leipzig setzte es eine unerwartete Niederlage. Erst mit dem Sieg gegen Balingen am vergangenen Wochenende wurde der Negativtrend beendet. In Kiel muss das Team von Trainer Geir Sveinsson auf Rückraumspieler Andreas Rojewski verzichten. Der 30-Jährige hat sich wegen anhaltender Beschwerden einer Knie-Operation unterziehen müssen. Auf Seiten der Zebras fehlen weiterhin die verletzten Dominik Klein und Torsten Jansen. Alexander Williams und Rogerio Ferreira spielen heute für den TSV Altenholz. Einer von beiden wird am Sonntag wohl auch in die Sparkassen-Arena einlaufen, "wahrscheinlich Rogerio", so Gislason. Der am Donnerstag verpflichtete Dragos Oprea ist gegen Magdeburg noch nicht im Kader. (Von Niklas Schomburg, aus den Kieler Nachrichten vom 19.09.2015)