KN: Handball-Drama, zweiter Teil?
THW Kiel und die RN Löwen liefern sich wieder ein Wettrennen
Paragraph 44 der Spielordnung regelt eindeutig, dass es keine weiteren Kriterien gibt. Der direkte Vergleich, international das Maß aller Dinge, spielt keine Rolle. Auch die absolute Anzahl der geworfenen Tore nicht. In der vergangenen Saison entschieden letztlich zwei Tore darüber, dass die Mannheimer ihre erste Meisterschaft trotz einer beeindruckenden Serie von 17 Siegen verpassten. Einer der Leidtragenden war Thorsten Storm. Der Manager der Löwen erlebte in der Schwalbe-Arena des VfL Gummersbach mit, wie seine Mannschaft letztlich am Druck zerbrach, den die Kieler durch ihr zeitgleich ausgetragenes Schützenfest gegen die Füchse Berlin aufbauten. Der THW gewann am 24. Mai mit 37:23, die Löwen 40:35 beim VfL - es reichte nicht. Storm, inzwischen Manager der Kieler, sprach sich anschließend nicht dafür aus, die Regeln zu ändern. "Die Diskussion hat seinerzeit Gudmundur Gudmundsson, der damalige Trainer der Löwen, ins Rollen gebracht", sagt er. "Aber einen entsprechenden Antrag auf der Ligaversammlung gab es nicht." Die Regeln seien klar, so Storm. Am Ende könne keiner sagen, er hätte es nicht gewusst. Gudmundsson trainiert inzwischen die dänische Nationalmannschaft, doch auch sein Nachfolger ist nicht glücklich über den Paragraphen 44. Mit seinem Teammanager Oliver Roggisch hatte sich Nikolaj Jacobsen am Sonntag den beeindruckenden Auftritt der Zebras in der Friedrich-Ebert-Halle angesehen, um letzte Eindrücke vor dem morgigen Pokal-Viertelfinale (19 Uhr, Sport1) in der nur zehn Kilometer entfernt liegenden SAP-Arena zu gewinnen. "Ich finde es keine gute Lösung, dass am Ende ein paar Tore über die Meisterschaft entscheiden", sagt der Däne. "Wir haben nicht die Breite im Kader wie der THW und können nicht so konsequent durchwechseln." Er müsse seine Jungs schonen, um in allen Wettbewerben möglichst weit zu kommen. "Ich kann nicht in jeder Partie volle Pulle spielen lassen." Geht es nach Frank Bohmann, muss sich Jacobsen keine Sorgen machen. Der Geschäftsführer der Handball-Bundesliga (HBL) geht davon aus, dass die Meisterschaft am 5. April (17.15 Uhr) entschieden wird. Dann, wenn die Kieler die nach Minuspunkten derzeit gleichauf liegenden Löwen (44:6/42:6) in eigener Halle empfangen. Das Wettschießen in der vergangenen Spielzeit sei für die Wahrnehmung der Sportart eine gute Sache gewesen, erinnert sich Bohmann. Nur die ARD hätte nicht mitgespielt. Die HBL hatte den letzten Spieltag eigens auf den Sonnabendnachmittag verlegt, um in der Sportschau eine würdige Plattform für den Handball-Krimi zu bekommen. Doch dann, so Bohmann, hätte der Sender überwiegend über die Vorbereitungen der deutschen Fußball-Nationalmannschaft auf die WM in Brasilien berichtet. "Das war eine große Enttäuschung für uns." Der Paragraph 44 sieht zwar zwei Endspiele vor, doch das, so Bohmann, ließe sich in Absprache mit den Vereinen auch auf ein Finale reduzieren. Wie sich das anfühlen könnte, wird sich morgen zeigen. Mehr als 10000 Tickets sind bereits für das Duell der beiden deutschen Top-Mannschaften verkauft worden. Nur eine wird das "Final Four" in Hamburg (9./10. Mai) erreichen, ein Endspiel also. Eines, in dem den Zebras wieder Filip Jicha zur Verfügung steht. Der Kapitän, von einer Grippe genesen, reiste gestern am frühen Morgen mit Storm in den Süden, um mit seinen Kollegen in Friesenheim zu trainieren. (Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 03.03.2015, Foto: Sascha Klahn)