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Teil 3 der Heimspiel-Trilogie: Sonntag kommt Gummersbach

Bundesliga

Teil 3 der Heimspiel-Trilogie: Sonntag kommt Gummersbach

Letzter Teil der Kieler Heimspiel-Trilogie: Nach den beiden Königsklassen-Partien gegen Paris und Zagreb geht es am Sonntag wieder in der DKB Handball-Bundesliga um wichtige Punkte: Zu Gast ist der Altmeister VfL Gummersbach, der in dieser Saison mit einer jungen Mannschaft auf dem Weg nach oben ist und momentan Rang acht belegt. Anwurf in der Sparkassen-Arena ist um 15 Uhr, Sport1 überträgt live, das ZDF berichtet ab 17.10 Uhr in der Sportreportage. Noch sind einige Karten erhältlich (Jetzt Tickets sichern!).  

Mammut-Programm

Das Mammutprogramm der "Zebras" geht am Sonntag in seine letzte November-Runde: Acht Partien hatte die Mannschaft von Trainer Alfred Gislason allein in diesem Monat zu absolvieren, vier im Fußballbereich gerne als „englische“ titulierte lange Wochen im Drei-Tage-Rhythmus hinter sich zu bringen. 3.170 Kilometer reisten die Kieler Handballer allein im November per Bus und Flugzeug durch Deutschland und Europa, um zu den Auswärtsspielen zu gelangen. Da tut es gut, wenn man nach den langen Reisen den Monat im eigenen "Wohnzimmer" Sparkassen-Arena zu Ende bringt. "Es ist gut, dass wir jetzt zu Hause spielen", sagt Joan Cañellas. "Unsere Fans geben uns zusätzliche Energie."

"Kieler sind auch nur Menschen"

Die wird Sonntag auch nötig sein, schickt sich der VfL Gummersbach in dieser Saison doch an, an "gute alte Zeiten" anknüpfen zu wollen. Bis auf Platz acht ist der Altmeister mit seiner jungen Mannschaft bereits geklettert, und bis zu Platz fünf sind es nur wenige Zähler. Die Gäste richten ihren Blick in die oberen Tabellenregionen und werden Sonntag sicherlich alles daran setzen, die "Zebras" richtig herauszufordern.  "Für meine Spieler ist es auf jeden Fall etwas Großes. Eine tolle Halle und ein Fernsehspiel gegen die vielleicht beste Mannschaft der Welt", erklärt VfL-Trainer Emir Kurtagic. "Die Kieler sind aber auch nur Menschen, und jedes Spiel läuft anders. Meine Jungs wollen sich natürlich zeigen, präsentieren und beweisen."

VfL auf Zukunftskurs

Lange Jahre gehörte der Altmeister VfL Gummersbach zu den Sorgenkindern der DKB Handball-Bundesliga. Die ehrwürdige Eugen-Haas-Halle, in der der VfL viele Triumphe gefeiert hatte, war nicht mehr zeitgemäß, und auch sportlich lief es lange nicht rund bei den Oberbergischen, die vor zwei Jahren erst am letzten Spieltag den Klassenerhalt sichern konnten. Doch das ist Vergangenheit: Mit der schmucken "Schwalbe Arena", einer neuen Identifikation der Fans mit ihrer Mannschaft und einem verjüngten Kader ist der VfL Gummersbach auf Kurs Zukunft.

Neue Arena sorgt für Aufbruchstimmung

"Ohne diese Arena gäbe es den VfL nicht mehr", sagt VfL-Manager Frank Flatten beim Blick auf die mehr als 4.000 Plätze in der neuen, schmucken Schwalbe-Arena. "In der Eugen-Haas-Halle hätten wir nicht mehr spielen dürfen."Auch wirtschaftlich ergeben sich dem VfL durch die Arena und vor allem die Hospitality-Angebote neue Möglichkeiten. Hinzu kommt ein Konsolidierungskurs, den Flatten seit seinem Amtsantritt 2012 eingeschlagen hat, damit Lizenzängste zukünftig gar nicht mehr aufkommen. "Wir werden die Saison 2014/2015 ohne Probleme bestreiten", hatte Flatten bei der Saisoneröffnungs-Pressekonferenz verkündet – angesichts der finanziellen Schwierigkeiten, in denen der VfL noch vor einigen Jahren steckte, war das für die VfL-Fans die wohl wichtigste Meldung. 

VfL setzt auf junge Spieler

Nach Rang 13 in der vergangenen Saison soll sich der VfL auch sportlich weiter entwickeln. Als Ziel gaben Flatten und Trainer Emir Kurtagic vor der Saison einen "Platz zwischen neun und elf" im Abschlussklassement an. Dabei setzen die Verantwortlichen auf junge Spieler. Mit Simon Ernst (Bayer Dormagen) gehört der Spielmacher der U20-Nationalmannschaft zu den fünf Neuverpflichtungen, mit Rückraumspieler Julius Kühn (21) aus Essen und Kreisläufer Alexander Becker (23) aus Neuhausen wurden zwei weitere junge Akteure geholt. Die erfahrensten Neuzugänge sind der 27-jährige Mittelmann Gunnar Stein Jonsson, der bisher 17 Länderspiele für Island absolvierte und aus dem französischen Nantes zum VfL wechselte, und der junge, schwedische Linkshänder Magnus Persson (23) vom letztjährigen Champions-League-Teilnehmer Drott Halmstad. 

Durchschnittsalter 25

Mit einem Durchschnittsalter von 25 Jahren gehört der "neue" VfL Gummersbach zu den jüngsten Mannschaften der Liga. Raul Santos, Publikumsliebling der Oberbergischen und mittlerweile auf Platz zwei der Bundesligatorschützenliste, unterbietet diesen Schnitt sogar noch um drei Jahre. Die meiste Erfahrung bringt Torhüter Carsten Lichtlein mit: Der 34-jährige Torhüter, im vergangenen Jahr vom TBV Lemgo nach Gummersbach gewechselt, hat 441 Bundesligaspiele und mehr als 180 Länderspiele mit der DHB-Auswahl bestritten. Die Mischung aus Jung und Alt beim VfL gefällt offensichtlich: "In Gummersbach ist man sehr begeistert von der Art und Weise, wie die Mannschaft auftritt, aber auch spielt", berichtet Flatten. "Man will sich mit einer Mannschaft identifizieren können, und jungen Spielern verzeiht man eher Fehler. Es herrscht jetzt eine ganz andere Atmosphäre bei den Spielen." Die Fans strömen in die neue Arena: Mehr als 3.000 besuchten bisher im Schnitt die Heimspiele er Blau-Weißen.

VfL rückt auf Platz acht vor

Sie sahen einen VfL, der gut in die Saison gestartet war: Am dritten Spieltag rückte er nach einem Remis gegen den HSV und Siegen in Melsungen und gegen Friesenheim sogar bis auf Platz drei der Tabelle vor. Allerdings: Nach zum Teil engen Spielen in Berlin und gegen die Löwen stand der VfL mit leeren Händen da und geriet Anfang November mit drei sieglosen Spielen in Folge wieder in die Nähe der Abstiegsränge, bis der 31:25-Erfolg gegen Balingen und der jüngste 29:28-Sieg gegen Lemgo die Gummersbacher wieder nach vorn spülte: Aktuell auf Platz acht, Platz fünf ist inzwischen in Schlagdistanz gerückt - und nicht nur die VfL-Fans träumen nach Jahren der Enttäuschungen und der Angst um ihren finanziell angeschlagenen Club von einem Sprung nach oben.

Wiedersehen nach gegenseitiger Schützenhilfe

Am Sonntag kommt es in Kiel nicht nur zum Duell Rekordmeister gegen Altmeister, sondern auch zum Wiedersehen nach der knappsten Meisterschaftsentscheidung aller Zeiten, bei der der VfL am Ende der vergangenen Spielzeit eine wichtige Rolle spielte: Gummersbach stemmte sich im letzten Saisonspiel gegen die Rhein-Neckar Löwen gegen die Torejagd der Mannheimer und half so dem THW Kiel auf dem Weg zum 19. Titel. Ein Dank für das Engagement der Kieler in der Saison zuvor, als der THW den Abstieg der Oberbergischen durch einen Erfolg in Großwallstadt verhinderte. "Ich hoffe, dass der VfL in Kiel freundlich begrüßt wird, in den 60 Minuten danach ist die Freundschaft aber vergessen", sagt Alfred Gislason.

19 gegen 12 Meisterschaften

Der VfL Gummersbach ist neben dem THW Kiel die einzige Mannschaft, die seit Gründung der eingleisigen Bundesliga immer erstklassig gespielt hat. Der 1861 gegründete Traditionsclub feierte insgesamt zwölf Meisterschaften, die letzte davon 1991, und gehörte vor allem in den 1970er- und 1980er-Jahren zu den besten Vereinen Europas. In dieser Zeit fallen auch vier der insgesamt fünf Triumphe im Europapokal der Landesmeister (Vorläufer der heutigen Champions League) und die fünf Pokalsiege. Den letzten großen Titel bejubelten die Blau-Weißen 2011, als der VfL nach dem Sieg im EHF-Pokal (2009) zum zweiten Mal in Folge den Europapokal der Pokalsieger gewann. 

81. Bundesliga-Duell der "Dinos"

Trotz der langen, erfolgreichen Geschichte beider heute gegeneinander spielenden Mannschaften gab es noch kein Europapokalspiel zwischen dem THW und dem VfL. Ganz anders in der Bundesliga: Dort trafen beide Teams 80 Mal aufeinander. 44 Siegen des THW Kiel stehen 33 Niederlagen und lediglich drei Punkteteilungen gegenüber (siehe auch Gummersbach-Gegnerdaten im THW-Archiv). Am Sonntag steht also Duell Nummer 81 an, für das es noch einige Karten im Vorverkauf und ander Tageskasse (ab 13 Uhr) gibt (Jetzt Tickets sichern!). Schiedsrichter der Partie sind Hanspeter Brodbeck und Simon Reich. 

KN: „Wir waren die Wundertüte der Bundesliga“

Gummersbach. Mit dem Heimspiel gegen den VfL Gummersbach (morgen, 15 Uhr/Sport1) kehrt Handballmeister THW Kiel nach den Siegen in der Champions League gegen Paris und Zagreb wieder in die Bundesliga zurück. Die Bilanz der Zebras gegen die Oberbergischen spricht klar dafür, dass der THW seine Serie in der Liga auf 24:0 Punkte ausbaut. Der VfL verlor zuletzt siebenmal in Folge gegen den Rekordmeister, der letzte Sieg in Kiel gelang im September 2006. Doch Kapitän Christoph Schindler verspricht, einen selbstbewussten Gast in die Halle zu führen.

Herr Schindler, der VfL ist mit 16:14 Punkten derzeit die Nummer acht der Liga. Zufrieden?

Ja, vor der Saison galten wir noch als die Wundertüte der Liga, doch bisher läuft es überraschend gut für uns. In der vergangenen Saison hatten wir zu diesem Zeitpunkt nur acht Punkte. Im Jahr davor, als uns der THW mit seinem Sieg in Großwallstadt den Klassenerhalt ermöglicht hat, waren es am Ende 15.
Was läuft besser als in den Vorjahren?
Wir haben jetzt eine Mannschaft, in der sich jeder für den Verein zerreißt. Das war zuletzt nicht immer so. Zwar mussten wir einmal mehr gestandene Spieler abgeben, und außer Alexander Becker, der für den TV Neuhausen ein Jahr in der Bundesliga spielte, kannte keiner unserer Neuzugänge diese Liga. Aber wir haben eine super Stimmung in der Mannschaft. Außerdem ist unser Kader mittlerweile so breit, dass wir Ausfälle kompensieren können.
Wie wichtig war die neue Schwalbe-Arena, die vor eineinhalb Jahren fertiggestellt wurde, für die Gesundung des Vereins?
Sehr. Jetzt können bis zu 4000 Zuschauer kommen, in der Eugen-Haas-Halle waren 1900 das Maximum. Inzwischen haben wir sie auch als Mannschaft angenommen, anfangs haben wir in der für uns noch ungewohnten Umgebung doch meistens verloren.
Hat der von einigen Krisen geschüttelte VfL demnach die Talsohle durchschritten?
Ich denke schon. Zum Saisonende wären die Verträge von fünf Spielern ausgelaufen, vier davon haben inzwischen verlängert. Das ist ein klares Bekenntnis zum Verein.
Und wie sieht Ihre Zukunft aus?
Ich bin seit fünf Jahren hier und damit der dienstälteste Spieler des VfL. Ich habe immer gesagt, dass ich mir vorstellen kann, hier auch zu bleiben. Aber ich bin mittlerweile 31 Jahre alt, im April werde ich zum ersten Mal Vater - ich muss also eine kluge Entscheidung treffen.
Wie erleben Sie die Entwicklung des THW Kiel, für den Sie von 2006 bis 2008 gespielt haben?
Obwohl mit Zeitzi (Christian Zeitz/Veszprem, d. Red.) inzwischen auch der letzte Spieler aus meiner Zeit gegangen ist, verfolgen ich noch sehr genau, was in Kiel passiert. Nach anfänglichen Schwierigkeiten, die zu erwarten gewesen sind, spielt die Mannschaft derzeit wieder den besten Handball in Deutschland.
In Kiel ist noch immer unvergessen, wie der VfL am letzten Spieltag der vergangenen Saison durch eine starke Leistung gegen die Rhein-Neckar Löwen (35:40) dem THW die Meisterschaft ermöglichte. Ist das bei Ihnen noch ein Thema?
Nein, das ist ja schon ein halbes Jahr her. Wir haben damals unsere Schuld gegenüber dem THW beglichen, der uns in der Saison zuvor geholfen hatte. Aber uns ging es nicht darum, den THW zum Meister zu machen. Wir haben nur für uns gespielt.
Den VfL erwartet voraussichtlich trotzdem ein freundlicher Empfang...
...wenn wir mit Applaus empfangen werden, freuen wir uns natürlich darüber. Aber mir wäre es lieber, wenn das Spiel einen solchen Verlauf nimmt, dass wir anschließend keinen Applaus mehr bekommen.
(Das Gespräch führte Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 29.11.2014)