Vor dem Saisonstart: THW mit Vorfreude und Selbstbewusstsein
Mit launigen Worten hatte Matthew Wilby, Vorstand der Provinzial Nord Brandkasse AG, die "Zebras" und rund 40 Journalisten begrüßt. "Ich denke jeden Tag an das letzte Saisonspiel zurück, seitdem weiß ich, dass die Sommerpause zur Erholung der Fans gedacht ist." Wilby wünschte den Kielern viel Erfolg "und vor allem Gesundheit" in der kommenden Saison.
Etat von 9,5 Millionen Euro
Dahmke: "Lange und hart gearbeitet"
Der jüngste der Neuzugänge, Rune Dahmke, ist ein besonderer: Erstmals seit vielen Jahren schaffte es mit dem 21-Jährigen ein "Eigengewächs" aus dem THW-Nachwuchsbereich in den Profikader. "Wenn ich an mein erstes Spiel als Profi in der Sparkassen-Arena denke, werde ich schon ein bisschen nervös", gestand der Linksaußen. "Ich habe lange und hart dafür gearbeitet, diesen Moment zu erleben. Jetzt möchte ich beweisen, dass es für beide Seiten die richtige Entscheidung war." Auf seine Vorbildfunktion für die vielen Spieler im Nachwuchs-Leistungsbereich des THW Kiel angesprochen, sagte Dahmke: "Ich gewöhne mich selbst erst langsam daran, dass ich bald auf dem Feld und nicht mehr auf der Tribüne der Sparkassen-Arena stehe. Aber wenn ich ein Vorbild sein sollte, bin ich das gerne und gebe Tipps."
Weinhold: "Die Teamkollegen sind alles super Jungs!"
Joan Canellas: "Endlich bin ich hier!"
Neuzugang Nummer drei, EM-Torschützenkönig und Weltmeister Joan Canellas vom HSV Hamburg, freut sich auf die kommende Zeit beim THW Kiel: "Endlich bin ich hier. Kiel ist eine kleine und schöne Stadt - und das Wetter ist auch schöner als erwartet." Dabei strahlte der Spanier, hatte er mit dieser Einschätzung doch die Lacher auf seiner Seite. "Wenn man durch Kiel geht, merkt man, dass Handball hier eine ganz große Rolle spielt. Ich habe oft gegen Kiel gespielt und verloren, jetzt möchte ich mit dem THW Kiel um alle Titel kämpfen. Angefangen mit dem Super Cup am Dienstag." Nach Jahren mit einer Vielzahl an Problemen, so Canellas weiter, hoffe er, "viele Jahre in Kiel bleiben zu können. Wir haben eine gute Mannschaft."
Domagoj Duvnjak: "Ich freue mich auf den Saisonstart"
Gislason: "Wir haben eine bessere Mannschaft als im vergangenen Jahr"
Trainer Alfred Gislason freut sich auf die kommende Saison. "Die Vorbereitung war gut, und die Neuen sind schon erstaunlich gut integriert." Der Ligastart halte ein sehr schwieriges Programm zum Auftakt bereit. "Aber ich gehe optimistisch in die Saison. Wir haben eine bessere Mannschaft als in den vergangenen Jahren, sind vor allem in der Breite besser aufgestellt. Dadurch kann ich mehr rotieren lassen und probieren, den Gegner 60 Minuten lang unter Druck zu setzen." Jeder der Neuzugänge bringe neue Qualitäten in die Mannschaft. "Wir sind der Favorit und stehen dazu." Als Mitfavoriten sieht Gislason die Rhein-Neckar Löwen ("Sie haben die Mannschaft verjüngt und einen breiten Kader. Die Löwen können noch besser werden.", Flensburg ("Die SG hatte großes Verletzungspech und mit Lars Kaufmann, der kaum gespielt hatte, einen weiteren namhaften Neuzugang. Flensburg wird stärker") sowie den HSV: "Die Hamburger haben trotz des Weggangs vieler wichtiger Spieler eine starke erste Sieben. Sie werden keine schlechtere Rolle als in den vergangenen Jahren spielen." Auch Berlin kämpfe um die Champions-League-Plätze, "und Magdeburg kann bis auf Rang vier vorstoßen." Zudem sei Melsungen sehr gut besetzt, auch der MT traut Gislason einen Platz unter den besten Mannschaften zu.
Jicha: "Wir sind bereit"
Kieler Nachrichten: Der THW ist hungrig auf neue Titel
Kiel. Handball-Rekordmeister THW Kiel nimmt Kurs auf weitere Titelgewinne. Zur Saisoneröffnungs-Pressekonferenz präsentierte sich der deutsche Meister selbstbewusst und hungrig auf Trophäen auf nationaler und europäischer Ebene. Mit seinen Neuzugängen verfügt Trainer Alfred Gislason über einen Weltklasse-Rückraum, der mit der Kieler Mannschaft aus der Spielzeit 2011/12 zu vergleichen ist. In der Rekord-Saison gewann das Team alle 34 Bundesliga-Spiele, holte zudem den deutschen Pokalsieg und den Champions-League-Titel. Mit einer jungen Mannschaft im Umbruch hatte der THW in der vergangenen Saison den deutschen Titel gewonnen, jetzt geht er mit der Verstärkung der gestandenen Rückraum-Asse Steffen Weinhold, Domagoj Duvnjak und Joan Canellas sowie dem jungen Eigengewächs Rune Dahmke auf Linksaußen ins Rennen. Der Respekt vor dieser Mannschaft in der Bundesliga und auf europäischer Ebene könnte daher kaum größer sein. Und die Verantwortlichen des THW kaschieren ihren Titelhunger kaum. "Wir wollen tollen Handball sehen und natürlich in allen Wettbewerben vorn dabei sein. Ein Titel würde uns freuen", formuliert Klaus-Hinrich Vater, Vorsitzender des THW-Aufsichtsrats, die Saisonziele. Um diese zu erreichen, steht ein Etat zur Verfügung, der um 500000 Euro auf 9,5 Millionen gestiegen ist. Diese Steigerung war laut Aufsichtsrats-Mitglied Reinhard Ziegenbein durch höhere Werbeerlöse möglich. "Sollte nichts Außergewöhnliches passieren, sind wir so aufgestellt, dass die kommenden drei Jahre abgesichert sind", sagte Ziegenbein. Damit war es auch möglich, den Ex-Hamburger Canellas aus seinem Vertrag auszulösen: "Es stimmt, wir wollen keine Ablösen mehr bezahlen, haben aber auch die Einschränkung gemacht, davon in besonderen Fällen eine Ausnahme zu machen. Joan war ein solcher Fall." Die Dienste des Spaniers wollten sich die Kieler sichern, um den Weggang von Aron Palmarsson zur kommenden Saison zu kompensieren. Die Zahlung an den HSV dafür solle laut Ziegenbein aber deutlich unter den spekulierten 200000 Euro gelegen haben. Für Canellas ist mit dem Wechsel zum THW nach schweren Jahren bei den finanziell angeschlagenen Vereinen von Atletico Madrid und HSV Hamburg ein Traum in Erfüllung gegangenen: "Ich habe viele Male gegen Kiel gespielt und viele Male verloren. Jetzt bin ich froh, hier zu sein, und werde um alle Titel kämpfen." Während Canellas den HSV bereits nach einem Jahr wieder verließ, spielte Duvnjak fünf Jahre in der Hansestadt und hatte sich bereits vor den Hamburger Lizenz-Problemen zu einem Wechsel entschieden. Jetzt will er mit Kiel auf Titeljagd gehen und hat dafür die Strapazen der besonders harten Saisonvorbereitung unter Alfred Gislason auf sich genommen: "Puh, das war richtig, richtig schwer. Ich freue mich jetzt auf die Saison." Der erste Auftritt gegen seine Freunde vom HSV (31. August) wird für Duvnjak ein ebenso emotionaler Moment wie für Steffen Weinhold die Partie gegen seinen Ex-Klub. Die SG Flensburg-Handewitt ist gleich zum ersten Heimspiel der Saison zu Gast in Kiel. "Aber unabhängig davon, dass es gegen Flensburg geht, wird dieser Augenblick in der Halle einmalig sein. Aber dieses Team in Kiel war die richtige Wahl. Die Neuen sind hier alle sehr gut aufgenommen worden." Dem Vorwurf, der THW, der zur kommenden Saison Torhüter Niklas Landin von den Rhein-Neckar Löwen verpflichtet hat, würde mit seinen Spielerverpflichtungen der Bundesliga schaden, entgegnete Vater: "Ein schwächerer THW würde für den Handball einen Attraktivitätsverlust bedeuten. Und wir haben den Anspruch, in allen Wettbewerben vorn mitzupielen. Dazu müssen auch Top-Spieler geholt werden." Trainer Alfred Gislason jedenfalls sieht der neuen Saison mit großer Freude entgegen: "Mein Job ist es, mit dem THW den besten Handball zu spielen. Und das ist in dieser Saison ein schöner Job, denn die Neuzugänge werden die Mannschaft noch besser machen." Der Verein stehe zu seiner Rolle als Titelfavorit. "Wir können den Vorjahreserfolg noch steigern, aber nur wenn wir weiter so arbeiten wie bisher", so Gislason. Mit Respekt vor jedem Gegner wolle man Spiel um Spiel gewinnen. Der deutsche Titel und das Erreichen der Finalrunden im deutschen Pokal und in der Champions League seien die Ziele. In der Bundesliga sieht Gislason die Rhein-Neckar Löwen und die SG Flensburg-Handewitt als größte Konkurrenten. aber auch der HSV könne trotz seines Aderlasses eine gute Rolle spielen. Zudem könnten die Füchse Berlin um die Champions-League-Plätze mitkämpfen. Die Berliner sind am Dienstag, 19. August (20.15 Uhr), beim Supercup in Stuttgart der Gegner des THW, der dann seinen ersten Titel der Spielzeit einfahren will. Zuvor spielen die Zebras morgen um 18.15 Uhr beim zehnten "Unser Norden"-Cup in der Kieler Sparkassen-Arena gegen den französischen Topklub Paris St. Germain. Im Anschluss (20.20 Uhr) gibt Christian Zeitz sein Abschiedsspiel. In zweimal 20 Minuten geht es mit der Auswahl "CZ 20" gegen den THW. (von Ralf Abratis, aus den Kieler Nachrichten vom 14.08.2014)