Bundesliga
Palicka überragend: THW feiert Arbeitssieg in Hannover
Bundesliga, 13. Spieltag: 10.11.2013, So., 15.00: TSV Hannover-Burgdorf - THW Kiel: 24:30 (10:15)
Update #2: KN-Bericht und Stimmen ergänzt...
Dank einer über weite Strecken guten Abwehr und des überragenden Andreas Palicka dahinter hat der THW Kiel auch die schwere Auswärtshürde bei der TSV Hannover-Burgdorf übersprungen. Vor 4.131 Zuschauern in der ausverkauften Swiss Life Hall gewannen die "Zebras" am Sonntagnachmittag mit 30:24 (15:10). Dabei legten die Kieler einen furiosen Start hin, kassierten erst in der 12. Minute ihren ersten Gegentreffer und bauten ihren Vorsprung auf zwischenzeitlich sieben Tore aus. Im zweiten Durchgang kämpften sich die Hausherren aber heran und hatten beim Stand von 20:21 (47.) sogar die Chance zum Ausgleich. Doch der THW Kiel behielt kühlen Kopf, gewann eine Phase in doppelter Unterzahl gar mit 2:0 und konnte sich letztlich über den 12. Saisonsieg in der DKB Handball-Bundesliga freuen.
Fast zwölf Minuten ohne Gegentor
Erstmals in dieser Saison war die "Swiss Life Hall", wie die Sporthalle in Niedersachsens Hauptstadt seit dieser Saison heißt, ausverkauft. Dies lag auch an den vielen mitgereisten Kieler Fans, die die Arena über weite Strecken der Partie in ihrer (Stimm-)Gewalt hatten. Kein Wunder, erwischte der THW besonders in der Abwehr einen Start nach Maß. Die 6:0-Deckung, die wie beim Heimsieg gegen die Rhein-Neckar Löwen von Patrick Wiencek und Rene Toft Hansen im Mittelblock geführt wurde, machte den "Recken" das Angriffsleben schwer. Und wenn sich dann doch einmal eine Chance bot wie bei Buschmanns Versuch, Johannsens Wurf aus dem Rückraum oder einem Siebenmeter Lehnhoffs, war Andreas Palicka im Kieler Tor zur Stelle. Die Kieler Deckung stand stark, blockte gar Würfe der Hünen Patrail und Mackovsek und blieb bis zur 12. Minute ohne Gegentreffer, ehe Lars Lahnhoff per zweiter Welle endlich das erste Tor für die TSV Hannover-Burgdorf erzielte. Bis zu diesem Zeitpunkt stand es 4:0 für den THW, der seinerseits kleine Schwierigkeiten im Aufbauspiel und der Chancenverwertung offenbarte, sich aber je zweimal auf die individuelle Klasse Jichas und Vujins verlassen konnte.
THW verwaltet die Führung
Auch nach dem vermeintlichen Brustlöser für die Gastgeber änderte sich nicht viel am Spielverlauf. Mit den Einwechslungen der Neuzugänge Sevaljevic und Mackovsek verbreiteten die "Recken" nun zumindest ansatzweise Gefahr aus dem Rückraum, doch bis auf zwei unglaubliche Zehn-Meter-Geschosse Mackovseks blieb diese im ersten Durchgang durchaus überschaubar. So markierten die Niedersachsen ihre zehn Treffer im ersten Durchgang hauptsächlich über Gegenstöße und die zweite Welle. Der THW hatte die Partie dank der starken Abwehr eindeutig im Griff, und einige Male zeigten die Gäste auch schöne Spielzüge, wie beispielsweise bei Palmarssons Anspiel auf Toft Hansen zum 6:2 oder bei den tollen Sprungwürfen des gut aufgelegten Vujins zum 8:3 und 9:4. Indes: Auch den Kielern unterliefen im Spiel nach vorne nach Ballgewinnen in der Deckung einige Unkonzentriertheiten, die durch das gute Rückzugsverhalten der "Recken" noch begünstigt wurden. Alfred Gislason gönnte daher Filip Jicha schon früh eine Pause, und Wael Jallouz bedankte sich mit einem furiosen Sprungwurf zum 10:5 für das Vertrauen des Trainers.
Klare Halbzeitführung
Nur kurzzeitig schien Hannover im ersten Durchgang in die Partie zu finden: Nachdem Vujin nach einem Schubser gegen Lehnhoff für zwei Minuten auf die Bank geschickt wurde und Sevaljevic per Strafwurf auf 6:10 verkürzte, wurden die Heimfans erstmals lauter. Der THW aber blieb cool: Palmarsson setzte sich in Unterzahl zum 11:6 durch, Klein fing einen für Johannsen gedachten Pass ab, und Ekberg vergoldete den Ballgewinn per Gegenstoß zum 12:6. Nach einem weiteren Geniestreich Palmarssons, einer Parade Palickas gegen Sevaljevic und einem weiteren Ekberg-Konter lagen die "Zebras" beim 14:7 (25.) sogar erstmals mit sieben Treffern vorne. Doch nach einigen weiteren Unkonzentriertheiten der Kieler konnten Johannsen und Abwehrchef Rydergard bis zur Pausensirene immerhin noch auf 10:15 verkürzen.
Hannover kämpft sich langsam heran
Der zweite Durchgang begann so wie der erste: Palicka war gegen den enttäuschenden Patrail zur Stelle und Dominik Klein sorgte trotz Fouls Buschmanns artistisch für das 16:10 aus Kieler Sicht. Doch die TSV musste diesmal nicht so lange auf ihren ersten Treffer warten: Mackovsek traf mit einer beeindruckenden "Fackel" zum 11:16. Da Vujin und Klein in der Folge an Ziemer scheiterten, konnten die Gastgeber durch einen Sevaljevic-Strafwurf und einen Lehnhoff-Dreher beim 13:16 erstmals seit dem 1:4 wieder auf drei Treffer verkürzen. Doch noch blieben die "Zebras" auf Kurs, da Jicha postwendend eine Antwort parat hatte, Buschmann an der Kieler Deckung hängen blieb und Toft Hansen per Gegenstoß auf 18:13 erhöhte.
Ausgleich liegt in der Luft
Nichtsdestotrotz waren die Hannoveraner nun endlich auf Betriebstemperatur, Lehnhoff und Johannsen bestraften Kieler Fehler im Angriff eiskalt und stellten wieder auf 15:18. Alfred Gislason hatte für Vujin und den im Abschluss unglücklichen Klein mittlerweile Zeitz und Sigurdsson gebracht. Doch der isländische Linksaußen hatte mit seinen ersten beiden Versuchen ebenfalls Pech. Dass die Gastgeber noch kein großes Kapital aus den Kieler Schwächen schlagen konnten, lag vor allem an Andreas Palicka, der Lehnhoff gar einen Gegenstoß abkaufte und auch bei einem weiteren Mackovsek-Wurf zur Stelle war. Dennoch gelang der TSV durch einen sehenswerten Johannsen-Heber und einen Patrail-Treffer der Anschluss zum 17:19. Da zudem Patrick Wiencek eine Zeitstrafe absitzen musste, erwachte die "Swiss Life Hall" wieder zum Leben. Auf der Gegenseite setzte sich aber Christian Zeitz auf dem rechten Flügel durch, traf zum 20:17 und provozierte dazu noch eine Strafe gegen Mait Patrail. Doch davon und auch von Palmarssons Treffer zum 21:18 ließen sich die "Recken" nicht mehr verunsichern. Sie nutzten zwei überhastete Würfe von Zeitz sowie ein Stürmerfoul Jichas aus, um durch Sevaljevic und Hykkerud in der 47. Minute auf 20:21 zu verkürzen. Da Zeitz' Antwort danach erneut das Tor verfehlte, ergab sich nun sogar die Chance zum Ausgleich.
Kieler 6:0-Lauf zeitweise in doppelter Unterzahl
Sevaljevic spielte Lehnhoff auf linksaußen frei, doch sein Wurf verfehlte das Kieler Tor. Auf der Gegenseite beruhigte Palmarsson per Hüftwurf zum 22:20 ein wenig die Kieler Gemüter. Dann traf Szücs nur den Innenpfosten, Sevaljevic krachte mit Wiencek zusammen, und Sigurdsson sorgte per Gegenstoß für das 23:20. Doch es blieb brenzlig für die "Zebras", nachdem sowohl Toft Hansen als auch Zeitz binnen weniger Sekunden auf die Strafbank geschickt wurden. Hannover bekam die Chance, in doppelter Überzahl zu verkürzen. Doch Palicka entschärfte den freien Wurf Johannsens, und auf der Gegenseite bediente Vujin Sprenger zum 24:20. Dann versemmelte Sevaljevic einen Strafwurf, und eine erneute Co-Produktion der Linkshänder Vujin und Sprenger sorgte für das 25:20 - mit nur vier Feldspielern hatten die Kieler für die Vorentscheidung gesorgt. Zumal Palicka danach erneut Johannsen entnervte, einen Wurf Lehnhoffs vom Kreis noch an die Latte lenkte, und Jicha und Vujin - jeweils von Palmarsson in Szene gesetzt - beim 27:20 für die endgültige Entscheidung sorgten.
Doppelduell mit Dunkerque in der Champions League
Mit nun 24:2 Punkten können sich die "Zebras" nun genüsslich das Verfolgerduell zwischen Flensburg und Hamburg am Sonntagabend anschauen - zumal der THW erst am nächsten Sonntag wieder gefordert ist. Dann steht in der Champions League die Auswärtspartie beim französischen Vizemeister US Dunkerque auf dem Plan, der drei Tage darauf (Mittwoch, 20. November) bereits zum Rückspiel in der Sparkassen-Arena anreist.
(Sascha Krokowski)