THW Kiel dreht das Spiel: Wichtiger Sieg in Montpellier
Ein sensationell aufspielender Lukas Nilsson, nach der Partie zum "Man of the Match" gewählt, hat den THW Kiel zum vierten Sieg im vierten Spiel innerhalb von nur neun Tagen geführt: Der schwedische Rückraumspieler traf beim Titelträger 2018, Montpellier HB, satte elf Mal ins Tor und glänzte zudem auch als Anspieler. Am Ende von 60 spannenden Minuten, in denen der THW Kiel nach einem Traumstart Mitte der zweiten Hälfte einem Drei-Tore-Rückstand hinterher lief, feierten die Zebras mit einem Jubelkreis den 33:30 (17:6)-Erfolg. Durch die zwei wichtigen Auswärtszähler verteidigten die Kieler ihre Spitzenposition in der Vorrunden-Gruppe B eindrucksvoll.
Neue Startformation
Der zweite 48-Stunden-Doppelpack innerhalb von nur neun Tagen: Wie schon in der Vorwoche setzte THW-Trainer Filip Jicha auf eine neue Startformation im Vergleich zum vorherigen Liga-Spiel. In Montpellier brachte er Dario Quenstedt, Ole Rahmel, Lukas Nilsson, Domagoj Duvnjak und Rune Dahmke von Beginn an, bis auf Dauerbrenner Harald Reinkind alles Zebras, die beim 30:26-Sieg in Wetzlar 45 Stunden zuvor keine oder nur wenige Einsatzminuten zu verzeichnen hatten. Zu einer Änderung war Jicha indes gezwungen: Patrick Wiencek konnte angeschlagen nicht mitwirken, Hendrik Pekeler und Pavel Horak deckten im Mittelblock, Pekeler schuf im Angriff Räume. Und wie schon zuletzt beeindruckten die Kieler ihren Gegner nachhaltig: Dahmke mit seinem berühmten "um die Ecke"-Wurf, Nilsson und erneut Dahmke nach Nilsson-Pass markierten das 3:0, in der sechsten Minute nahm MHB-Urgestein Patrice Canayer bereits die Auszeit.
THW mit druckvollem Beginn
Wieder fünf Treffer: Harald Reinkind
Der französische Trainer stellte um, brachte unter anderem die beiden lange Zeit verletzten Diego Simonet und Jonas Trochanovicius. An der Kieler Überlegenheit, an der auch Quenstedt mit einigen tollen Paraden seinen Anteil hatte, änderte das allerdings wenig. Der THW-Rückraum spielte mit der hochgelobten Defensive der Gastgeber Katz' und Maus. Reinkind aus zehn Metern: 4:1. Nilsson ansatzlos: 5:2. Reinkind aus der Rückraum-Mitte: 6:3. Nilsson mit Wucht: 8:5. Und nachdem Reinkind das 11:7 erzielt hatte, legten die Zebras noch einmal nach. Nach Quenstedts Riesen-Aktion gegen Descat traf Domagoj Duvnjak vom Kreis zum 12:7 und legte nach einem Nilsson-Steal mit viel Tempo sogar das 13:7 nach (20.).
Knappe Pausenführung
Hendrik Pekeler traf fünf Mal
Ein Spaziergang sollte diese Begegnung aber nicht werden - das zeigten die Gastgeber in den folgenden Minuten eindrucksvoll: Der für Sego gekommene Bonnefoi sorgte mit einigen Paraden für Sicherheit. Zudem leisteten sich die müden Zebras einige Fehler, die sofort bestraft wurden. Die Folge war ein 6:1-Lauf von Montpellier, beim 13:14 (26.) war der zweifache Champions-League-Sieger wieder in der Partie. Und jetzt wurde es das enge Duell, das alle zuvor erwartet hatten. Der THW legte vor, MHB konterte nach Schneller Mitte und nutzte die Lücken, die ihm die Kieler im Rückzug boten. Ärgerlich: Nachdem Nikola Bilyk zum 17:15 getroffen hatte und die Schwarz-Weißen nach Portes Fehlwurf im Ballbesitz waren, kassierten sie dennoch den 16:17-Anschluss: Duvnjak fand fünf Sekunden vor der Sirene seinen Meister in Bonnefoi, der sah Porte durchstarten, und der Nationalspieler traf per Kempatrick. Ein tolles Tor, das zeigte, wie schnell Montpellier an diesem Tag auf den Beinen war.
MHB zieht davon
Nach der Pause kamen Miha Zarabec und Niclas Ekberg, der allerdings mit seiner ersten Tempogegenstoß-Aktion an Bonnefoi scheiterte. Ärgerlich: Bei seinem Steal vor diesem Konter verletzte sich Dahmke an der Oberschenkel-Muskulatur, Magnus Landin nahm seinen Platz ein. Zu tun bekam der Däne offensiv zunächst aber nichts - Lukas Nilsson feuerte aus allen Rohren, erzielte die ersten drei Kieler Treffer im zweiten Durchgang. Nach dem 20:18 des Schweden bot sich dem THW die Gelegenheit, wieder auf drei Treffer davon zu ziehen. Doch Bonnefoi parierte gegen Reinkind, Porte traf zum 19:20. Es folgte die wohl schwersten schwarz-weißen Minuten dieser Partie: Bonnefoi hielt weiter, MHB's Descat erzielte drei Treffer in Folge: Urplötzlich lagen die Gastgeber vorn, und bauten ihre Führung durch Descats Gegenstoß beim 25:22 (46.) sogar auf drei Tore aus. Die Zebras wankten.
Tabellenführung ausgebaut
Starkes Gespann: Niklas Landin und Dario Quenstedt hielten insgesamt 14 Würfe
Doch er fielt nicht. Jicha brachte Niklas Landin für Quenstedt, beorderte seine Abwehr in die offensive Formation. Diese Maßnahmen griffen sofort: Descat verzog seinen ersten Wurf gegen Landin, Nilsson fand Pekeler am Kreis: 23:25. Horak spielte den Ball heraus, Duvnjak beidente Ekberg: 24:25. Landin hielt gegen Simonet, Duvnjak bediente mit einem No-Look-Pass den an den Kreis eingelaufenen Ekberg: Ausgleich! Drei Minuten nach dem Tief waren die Zebras wieder obenauf - und ließen nicht locker. Horak zog ein Stürmerfoul, Ekberg traf zum 26:25 für den THW. Die Gastgeber reagierten verunsichert, leisteten sich nun wieder einige Fehler. Nilsson legte zum 27:25 nach - acht Minuten vor dem Ende war der THW Kiel wieder am Drücker, und ließ diesen nicht mehr los. Auf schnellen Beinen machten die Kieler hinten Druck, vorne sorgte Nilsson für Staunen, traf zum 30:27 ins lange Eck. Als Pekeler nach Duvnjak-Pass zum 31:28 traf und Landin die Schnelle Mitte von Grebille entzauberte, riss die Bank geschlossen die Arme nach oben: Hier sollte nichts mehr schief gehen! Der THW Kiel feierte seinen wettbewerbsübergreifend elften Sieg in Folge, baute die Tabellenführung auf jetzt drei Punkte Vorsprung aus und begeisterte seine Fans einmal mehr mit einer Energieleistung!
Jetzt rufen die Nationalmannschaften
Der THW Kiel macht nach den anstrengenden wie erfolgreichen letzten Wochen erst einmal Pause: Erst am 31. Oktober spielt die Zebraherde wieder gemeinsam um Punkte. Diese Partie hat es dann aber gleich in sich - die MT Melsungen ist dann ab 19 Uhr zu Gast in der Sparkassen-Arena. Ein echtes Spitzenspiel, für das es an allen bekannten Vorverkaufsstellen, in der THW-FANWELT, bei CITTI, im Ticketcenter der Arena und in den famila-Märkten mit Ticketservice sowie online unter www.thw-handball.de/tickets noch einige Karten gibt. Entspannen kann bis dahin ein Großteil der Zebras aber nicht: Sie sind mit ihren Nationalmannschaften gefordert und werden zum Teil aus Montpellier gar nicht erst nach Kiel zurückkehren, sondern sich sofort auf den Weg zu den jeweiligen Lehrgängen machen.
VELUX EHF Champions League, 5. Spieltag: Montpellier HB (FRA) - THW Kiel: 30:33 (16:17)
Montpellier HB: Sego (1.-20., 1 Parade), Bonnefoi (20.-60., 11 Paraden), Portner (n.e.); Simonet (3), Villeminot (1), Truchanovicius (5), Descat (8/3), Grebille, Tskhovrebadze, Bos (2), Mengon, Pettersson, Porte (7), Afgour (1), Soussi (3); Trainer: Canayer
THW Kiel: N. Landin (44.-60., 5 Paraden), Quenstedt (1.-44., 9 Paraden); Duvnjak (4), Reinkind (5), M. Landin, Kristjánsson (n.e.), Wiencek (n.e.), Ekberg (4/1), Rahmel, Dahmke (2), Zarabec, Horak, Bilyk (2), Pekeler (5), Nilsson (11); Trainer: Jicha
Schiedsrichter: Vaidas Mazeika / Mindaugas Gatelis (LTU)
Zeitstrafen: MHB: 2 (Simonet (17.), Afgour (27.)) / THW: 1 (Horak (2.))
Siebenmeter: MHB: 3/3 / THW: 1/1
Spielfilm: 0:3 (5.), 1:4, 2:5 (8.), 3:6 (9.), 5:7, 5:9 (13.), 7:10 (15.), 7:13 (20.), 11:13 (23.), 13:14 (26.), 15:17 (29.), 16:17;
16:18, 18:20 (35.), 22:20 (39.), 22:21, 24:21 (42.), 25:22, 25:27 (52.), 26:27, 26:29 (54.), 27:30, 28:32 (58.), 30:33.
Zuschauer: 7400 (Sud de France Arena, Montpellier (FRA))
Stimmen zum Spiel
THW-Trainer Filip Jicha: Ich bin unglaublich stolz auf meine Mannschaft. Direkt vor dem Spiel hat sich Patrick mit Kniebproblemen abgemeldet, Peke hatte in Wetzlar 50 Minuten gespielt. Er hat das heute perfekt gemacht. Ich bin auch sehr glücklich über Lukas' sehr starke Vorstellung. Der Teamspirit ist außergewöhnlich, das Wie wir aus der schwierigen Phase in der zweiten Halbzeit zurückkommen, war außergewöhnlich. Ich kann es nur wiederholen: Ich bin sehr stolz.
THW-Toptorschütze Lukas Nilsson: Wir hatten eine schlechte Phase in der zweiten Halbzeit, aber wir haben nach den Siegen in der Champions League ein unglaublich gutes Gefühl innerhalb des Teams: Wir wussten, wenn wir einfach unser Spiel spielen und weitermachen, können wir diese Begegnung noch gewinnen.