Siegreicher Auftakt nach der WM
Die Zebras haben die lange WM-Pause offenbar gut verdaut und ihre Siegesserie in der DKB-Handball-Bundesliga auf 16 Erfolge ausgebaut: Am Donnerstagabend feierte der THW Kiel bei Frisch Auf Göppingen ein verdientes 29:25 (17:12). Dabei gerieten die Kieler nach einer ganz starken ersten Hälfte im zweiten Durchgang gleich zweimal in ernsthafte Gefahr, spielten dann aber ruhig und konzentriert weiter. Der Lohn eines insgesamt guten Neustarts waren zwei wichtige Punkte in einer schweren Auswärtshalle. Bester Torschütze war Lukas Nilsson mit neun Treffern, auch Harald Reinkind (5) und Andreas Wolff mit insgesamt 13 Paraden ragten aus einer geschlossen auftretenden Zebraherde heraus.
Traumstart der Zebras
Fünf Treffer nach einem starken Spiel: Harald Reinkind
Die lange WM-Pause und dann ein Auftritt in der "Hölle Süd": Es hätte für den THW Kiel sicherlich einfachere Aufgaben gegeben, um das erste Mal nach der Weltmeisterschaft wieder gemeinsam auf der Platte zu stehen. Doch der THW legte gegen den Gastgeber, der ohne Shootingstar Sebastian Heymann und Mittelmann Nemanja Zelenovic antreten musste, von Beginn an eine konzentrierte Leistung auf das vermeintlich rutschige Parkett. Nilsson und Domagoj Duvnjak legten das 2:0 vor, Wolff war sofort hellwach, die Abwehr verschob und zwang Frisch Auf! zu Fehlern und unvorbereiteten Würfen. Es lief rund beim THW Kiel. Reinkind erhöhte auf 4:1, Duvnjak bediente Niclas Ekberg mit einem Traumpass zum Konter-5:1 - nach etwas mehr als sechs Minuten musste Göppingens Trainer Hartmut Mayerhoffer erstmals den grünen Auszeitkarton auf den Zeitnehmertisch legen.
THW wie aus einem Guss
Nikola Bilyk traf zwei Mal
Doch die Zebras ließen sich davon nicht beirren, spielten weiter wie aus einem Guss. Wolff schnappte sich zwei Siebenmeter der Gastgeber, Nilsson traf weiter aus allen Lagen, Patrick Wiencek schuf am gegnerischen Kreis Räume und machte gemeinsam mit dem Magen-Darm-Grippe-geplagten Hendrik Pekeler defensiv das Zentrum zu. Nach 17 Minuten war die Führung auf sieben Treffer angewachsen, Nikola Bilyk fügte sich nahtlos in das Angriffsspiel ein. Nach seinem 12:5 aber riss ein wenig der Konzentrationsfaden bei den Schwarz-Weißen, die durch Fehler einen weiteren Ausbau der komfortabel wirkenden Führung verpassten. Göppingen nutzte das und verkürzte auf 7:12 - ehe das Duo Reinkind/Pekeler mit zwei spektakulär vom Vize-Weltmeister vorbereiteten und unfassbar von "Peke" vollendeten Aktionen wieder den alten Abstand herstellte. Das Tor zum 14:7 von Pekeler war eines der Marke "Tor des Jahres": Mit dem Rücken zum Tor brachte Pekeler den Ball im Fallen an Rebmann vorbei - zirkusreif!
Kieler kontern Göppinger Anschluss
Lukas Nilsson war von Frisch Auf kaum zu stoppen
Wenn es am ersten Durchgang etwas zu kristisieren gab, dann war es die mit 17:12 eigentlich zu knapp ausgefallene Führung. Das schien sich zu rächen: Nach dem Wiederanpfiff mussten die Zebras insgesamt fast vier Minuten in Unterzahl agieren, urplötzlich waren die Gastgeber im Spiel: Mit einem 3:0-Lauf verkürzten sie auf 15:17 - und jetzt machten sich auch die Fans wieder bemerkbar. Der THW Kiel indes reagierte cool: Im Spiel Sieben-gegen-Sieben blieben die Vorteile auf Seiten der Zebras, die sich nach einer Auszeit von Alfred Gislason durch Reinkind, Pekelers Steal und Nilssons Kracher, Wolffs Parade gegen Sliskovic und Reinkinds Abschluss zum 20:15 wieder Luft verschafften. Drei Minuten, drei Treffer mitten ins Herz der Arena: Als Reinkind dann das 22:16 erzielte (39.), schienen die Kieler wieder richtig in der Spur.
Zebras befreien sich aus brenzliger Situation
Artistische Tore: Hendrik Pekeler
Doch diese Partie hatte noch nicht alle Geschichten fertig geschrieben: Routinier Primosz Prost war es, der die Schwarz-Weißen noch einmal ins Wanken brachte: Dreimal hintereinander parierte er gegen frei vor ihm auftauchende Zebras, mit einem 4:0-Lauf brachte Göppingen den THW wieder in Gefahr. Gislason mahnte beim Stand von 24:23 mit einer Auszeit zur Ruhe und brachte wieder seinen Kapitän für die letzten zehn Minuten: Duvnjak setzte Nilsson in Szene, 25:23. Duvnjak holte einen Siebenmeter heraus, 26:23 durch den sicheren Ekberg. Nilsson bediente seinen an den Kreis eingelaufenen Landsmann, 27:23. Und in der Abwehr wurde wieder Beton angemischt. Sieben Minuten lang kassierten die Kieler nicht einen Gegentreffer, auch Niklas Landin trug sich mit einem gehaltenen Strafwurf in die Erfolgsliste ein, und letztlich befreiten sich die "Zebras" elegant aus der brenzligen Situation. Am Ende war es ein verdienter 29:25-Sieg, der die eigenen Fans jubeln ließ - und zwei wichtige Punkte auf die Habenseite brachte.
Sonntag bei BM Granollers
Nach der DKB Handball-Bundesliga ist vor dem EHF-Cup: Die "Zebras" reisten nach der Partie in Göppingen nicht mehr zurück an die Förde, sondern starten das Unternehmen "Gruppenphase" im internationalen Wettbewerb direkt von Süddeutschland aus. Am Freitagvormittag werden die Kieler in Göppingen eine Trainingseinheit absolvieren, ehe sie am Nachmittag von Stuttgart in die katalanische Metropole Barcelona fliegen werden. Am Sonntag dann steht mit der Partie bei Fraikin BM Granollers die Gruppenphasen-Premiere an. Anwurf im Palau d'Esports ist um 19:30 Uhr, THW-Fans können das Spiel live beim Online-Streamingdienst DAZN.com (ein Monat gratis, monatlich kündbar) verfolgen. Drei Tage später ist endlich wieder Heimspiel-Zeit: Am Mittwoch werden die "Zebras" zum ersten Mal im Kalenderjahr 2019 wieder von ihren Fans in der Sparkassen-Arena begrüßt. Anwurf des EHF-Cup-Spiels gegen Azoty-Pulawy ist um 19:45 Uhr. Noch gibt es an allen bekannten Vorverkaufsstellen - unter anderem bei CITTI, in den famila-Märkten, bei den Kieler Nachrichten und im Ticketcenter der Sparkassen-Arena-, im Online-Ticketshop des THW Kiel unter www.thw-handball.de/tickets sowie unter der telefonischen Hotline 01806 / 300 234 (gebührenpflichtig: 0,20 Euro/Anruf aus dem dt. Festnetz, max. 0,60 Euro/Anruf aus dem dt. Mobilfunknetz) Tickets für diese Begegnung. Weiter geht's, Kiel!
Fotos: Bernd Dunstheimer
Statistik: DKB Handball-Bundesliga, 20. Spieltag, 07.02.19: Frisch Auf! Göppingen - THW Kiel: 25:29 (12:17)
Frisch Auf! Göppingen: Rebmann (1.-30., 5 Paraden), Prost (31.-60., 4 Paraden); Kneule (1), Ritterbach, Damgaard, Bagersted (1), Peric (2), Sliskovic (5), Sörensen (1), Schiller (3/2), Rentschler (2), Schöngarth (3), Kozina (7/1); Trainer: Mayerhoffer
THW Kiel: N. Landin (2 Siebenmeter, 1/1 Parade), Wolff (1.-60., 13/2 Paraden); Duvnjak (1), Reinkind (5), M. Landin (2), Firnhaber (n.e.), Weinhold, Wiencek (1), Ekberg (6/4), Rahmel, Dahmke (n.e.), Zarabec, Vujin (n.e.), Bilyk (2), Pekeler (3), Nilsson (9); Trainer: Gislason
Schiedsrichter: Sebastian Grobe / Adrian Kinzel
Strafzeiten: FAG: 4 (Sliskovic (27.), Kozina (38.), Kneule (40.), Bagerstedt (44.)) / THW: 4 (Duvnjak (9.), Reinkind (25.), Ekberg (30.), Pekeler (32.))
Siebenmeter: FAG: 6/3 (Wolff hält Schiller (10.) und Rentschler (17.), Landin hält Schiller (55.)) / THW: 4/4
Spielfilm: 0:2 (3.), 1:2, 1:5 (6.), 3:6 (9.), 3:8 (11.), 5:9 (14.), 5:12 (17.), 7:12 (22.), 7:14 (23.), 9:14, 10:15, 11:17 (27.), 12:17 (30.);
15:17 (34.), 15:20 (38.), 16:22 (40.), 17:22 (41.), 19:24 (44.), 23:24 (49.), 23:27 (54.), 24:27, 24:29 (59.), 25:29.
Zuschauer: 5.100 (EWS-Arena, Göppingen)
Stimmen zum Spiel:
THW-Trainer Alfred Gislason: Wir haben sehr gut gespielt. Nach der Pause waren wir ein paar Minuten in Unterzahl und haben das nicht gut gelöst, insgesamt haben wir in der zweiten Halbzeit zehn technische Fehler gemacht. Dann kam Prost und hat den Kasten mit dem "X" zugenagelt. Aber ich muss meiner Mannschaft ein Riesen-Kompliment machen, dass sie in dieser Phase ruhig geblieben ist und konzentriert weiter gespielt hat. "Dule" hat gerade da gezeigt, wie wichtig er ist. Er hat Ruhe reingebracht und mit dem Kopf gespielt. Lukas Nilsson hat eine sehr gute Partie gemacht, obwohl er auch einiges verworfen hat. Es war aber sehr stark, dass wir das Spiel nicht haben kippen lassen.
Wir müssen jetzt weiter unsere Linie halten. Wir können Flensburg noch zwei Minuspunkte zufügen - mehr haben wir nicht in unserer Hand. Wir müssen einfach gut spielen, die Saison ist noch lang. Heute freue ich mich über einen richtig guten Start nach der langen WM-Pause.
FAG-Regisseur Tim Kneule: Wir sind schlecht in die Begegnung gekommen, und Nilsson durfte uns die Dinger einfach reinhauen, wie er wollte. Da hätten wir härter spielen müssen. In der zweiten Halbzeit haben wir es zweimal geschafft, wieder ranzukommen. Am Ende sind uns aber die Kräfte ausgegangen, und Kiel hat das dann souverän runtergespielt.
THW-Kreisläufer Hendrik Pekeler: Ich lag die ganze Woche mit einer Magen-Darm-Grippe im Bett, musste aber spielen, weil uns sonst Alternativen gefehlt hätten. Insgesamt haben wir ein richtig gutes Auswärtsspiel gemacht, in Göppingen will man nach einer langen Pause nicht unbedingt spielen, weil Frisch Auf! hier schon viele Gegner besiegt und eine starke Mannschaft hat. Wir sind schlecht aus der Pause gekommen, haben vier Minuten in Unterzahl gespielt und haben da 0:3 verloren. Dann kam die Halle, und Göppingen konnte die Emotionen reinbringen. Bis auf diese zwei Phasen war das heute aber richtig gut. Es ist wichtig, dass wir gegenüber Flensburg den Druck aufrecht erhalten. Jetzt geht es für uns erst einmal nach Spanien. Unser Ziel ist die Teilnahme an den EHF-Cup-Finals in Kiel, dafür wollen wir in Granollers den Grundstein legen und dort ein gutes Spiel machen.