Bärenstarke Zebras gewinnen bei den Löwen
Der THW Kiel hat das Top-Spiel der DKB Handball-Bundesliga gewonnen: Bei den Rhein-Neckar Löwen zeigten die Zebras über 60 Minuten eine bärenstarke Leistung, trieben die Gastgeber mit einer überragenden 6-0-Abwehr vor sich her und erarbeiteten sich das Glück, das ihnen dieses Mal in wichtigen Phasen ebenfalls hold war. Am Ende jubelten gut 400 aus ganz Deutschland angereiste Fans der Kieler über einen verdienten 27:24 (11:12)-Erfolg ihrer Mannschaft, die in Harald Reinkind mit sechs Treffern ihren besten Torschützen hatte. Geführt wurde das offensive Spiel von Miha Zarabec, der am Vortag seinen 27. Geburtstag im Zug nach Mannheim feierte: Mit fünf Treffern und unzähligen Assists wurde auch er zu einem der Matchwinner.
Spitzenspiel-Intensität
Nur 45 Stunden nach dem Abpfiff des Heimspiels gegen Wetzlar setzte THW-Trainer Alfred Gislason in der mit 12.504 Zuschauern nicht ganz ausverkauften SAP-Arena im Rückraum auf Spielmacher Zarabec, Domagoj Duvnjak auf der linken und - aufgrund des Fehlens von Marko Vujin und Steffen Weinhold erneut als Alleinunterhalter agierenden - Harald Reinkind auf der rechten Halbposition. In der Defensive sollte es wieder die 6-0-Variante richten, die schon gegen Wetzlar der Schlüssel zum Erfolg war. Und die Zebras kamen gleich richtig gut in die Partie: Zarabec ließ es krachen, und nach einer Niklas-Landin-Parade gegen Schmid feierte auch Reinkind einen perfekten Einstand an alter Wirkungsstätte. Das 2:0 blieb aber nur eine Momentaufnahme, das Spiel nahm bereits nach wenigen Minuten eine echte Spitzenspiel-Intensität auf, die in beiden Abwehrreihen in unermüdlichem Kampf um jeden Zentimeter gipfelte. Die Gastgeber glichen aus und gingen nach zwölf Minuten durch einen Doppelschlag des ehemaligen Kielers Gudjon Valur Sigurdsson erstmals in Führung.
Knappe Löwen-Führung nach 30 Minuten
Alles im Griff: die drei Ex-Löwen Harald Reinkind Niklas Landin und Hendrik Pekeler
Doch davon ließen sich die Zebras nicht aus der Ruhe bringen, glichen durch Reinkind aus, gingen ihrerseits durch Patrick Wiencek wieder in Führung. Wiencek, der allein mit seiner Körpersprache Bäume ausreißen konnte und jede gute Aktion mit der geballten Faust in Richtung Fanblock unter dem Arena-Dach feierte, wurde zu einer der prägenden Figuren im ersten Durchgang. Er holte Siebenmeter heraus, schuf Räume für Zarabec und Reinkind und sorgte im Verbund mit Hendrik Pekeler dafür, dass Andy Schmid seine gefürchteten Kreis-Anspiele nur selten zum ebenfalls starken Jannick Kohlbacher durchbringen konnte. Wenn es am Kieler Spiel etwas zu kritisieren gab, dann die Chancenverwertung: Ein ums andere Mal vereitelte Andreas Palicka ein Davonziehen seiner ehemaligen Mannschaft, hielt seine aktuellen Farben unter anderem mit einem Paraden-Doppelpack gegen Niclas Ekberg im Spiel. Ekberg war es, der den THW mit einem verwandelten Siebenmeter beim 11:10 wieder in Führung brachte, doch Sigurdsson mit einem Kempa-Tor und Andi Schmid mit einer Zwölf-Meter-Fackel vor der Halbzeitsirene sorgten für ein knappes 12:11 der Löwen zur Pause - es war überhaupt erst die zweite Führung der Mannheimer in den ersten 30 Minuten.
Grandiose fünf THW-Minuten
Seine Paraden ebneten den Weg zum 5:0-Lauf: Niklas Landin
Die ersten Minuten des zweiten Durchgangs gehörten dann den Schwarz-Weißen: Niklas Landin verhinderte gegen Petersson den Zwei-Tore-Rückstand, Reinkind glich mit Treffer Nummer fünf aus. Mensah, vom gnadenlosen Mittelblock unter Druck gesetzt, verzog, und Duvnjak brachte den THW mit 13:12 nach vorn. Dann kaufte Landin dem frei vor ihm auftauchenden Kohlbacher den Ball ab, und wieder traf "Dule". Die Löwen reagierten mit der Schnellen Mitte, doch Suigurdssons Dreher ging am langen Pfosten vorbei. Vorne ging Zarabec in unnachahmlicher Art in das Eins-gegen-Eins und ließ Palicka keine Chance, ehe Landin - nach der Auszeit von Löwen-Coach Jacobsen - erneut Sieger im Duell mit Sigurdsson blieb, Zarabec Hendrik Pekeler bediente und der mit viel Applaus empfangene ehemalige Löwe zum 16:12 für den THW Kiel einnetzte. Was für grandiose fünf Minuten der Zebras, die urplötzlich ihre Stärken auch auf die Anzeigentafel brachten. Wenn Niklas Landin, nachdem er einen Schmid-Wurf festgehalten hatte, mit dem Wurf aufs leere Löwen-Tor erfolgreich gewesen wäre, wäre eventuell schon zu diesem Zeitpunkt eine Vorentscheidung gefallen. Doch die Löwen parierten - und kehrten eindrucksvoll zurück in die Partie.
Gastgeber wieder dran
Hendrik Pekeler überwand Palicka mit diesem Wurf zum 16:12
Kohlbacher und Schmid waren es, die die Löwen wieder heranbrachten. Aber: Die Zebras blieben cool, hielten die Gastgeber auf Abstand. Zarabec bediente Magnus Landin zum 17:14 in Unterzahl, Nikola Bilyk netzte zum 18:15 ein, bediente Ekberg mit einem Traumpass quer über das Feld zum 19:16, und Reinkind, der bis auf die letzten Körner alles an Energie in diesem Spiel ließ, hämmerte den Ball aus zehn Metern zum 20:17 in die Maschen. Die Löwen zeigten Nerven: Sigurdsson warf einen Siebenmeter über das Tor, später sollte Schmid es ihm gleichtun. Trotzdem war der Pokalsieger kurz darauf wieder dran: Mensah hatte bei drohendem Zeitspiel und kurz darauf erneut getroffen, und nun lief auch Schmid als Torschütze zur Galaform auf: Beim 21:22 des Schweizers in Unterzahl waren noch 13 Minuten zu spielen. Doch ruhig parierten die Schwarz-Weißen jeden Löwen-Angriff, versäumten es aber, nach Ekbergs 23:21 frühzeitig wieder mehr Luft zwischen sich und den Gegner zu bringen: Ekberg scheiterte mit einem Strafwurf an Palicka, ehe Magnus Landin das lange Eck um Zentimeter verfehlte. Es blieb spannend.
THW Kiel jubelt
Ausgelassen feierten die Zebras den Erfolg in Mannheim
Zarabec war es, der einen weiteren Strafwurf herausholte: Diesen verwandelte Linksaußen Landin sicher zum 24:21, der Druck auf die Gastgeber stieg. Die machten Tempo und reagierten mit einem Traum-Anspiel von Groetzki auf Kohlbacher, der mit seinem fünf Treffer zum 22:24 die Hoffnungen der Gastgeber am Leben hielt. Zarabec setzte sich zum 25:22 durch, was Fäth direkt mit dem Anschluss beantwortete. Die Vorentscheidung war dann wieder eine Kapitäns-Sache: Duvnjak überlistete Palicka mit einem verdeckten Wurf, und Landin hielt den nächsten Ball von Fäth einfach fest. Aber weil auch Duvnjak den Löwen-Kasten knapp verfehlte und Kohlbacher traf, musste noch einmal um die Punkte gezittert werden: Doch Bilyks abgefälschter Wurf bei drohendem Zeitspiel zum 27:24 (58.) sowie das clevere Herunterspielen der Uhr durch die Zebras beseitigten letzte Zweifel: Unter dem Hallendach erklang "Oh wie ist das schön" aus dem THW-Fanblock, und auf dem Feld bedankte sich Alfred Gislason bei jedem seiner Spieler persönlich. Zum ersten Mal seit fast vier Jahren war es dem THW Kiel gelungen, auswärts beide Zähler aus Mannheim zu entführen - und das mit einer wahrlich bärenstarken Leistung.
Alle Fotos: AS Sportfoto/Soerli Binder
Mittwoch K.o.-Spiel gegen Leipzig
In der DKB Handball-Bundesliga haben die Zebras jetzt erst einmal acht Tage Pause, ehe am 21. Oktober der VfL Gummersbach an der Förde gastiert (jetzt Tickets sichern!). Dafür sind die Kieler am Mittwoch im DHB-Pokal gefordert: Sie empfangen im ersten Pokal-Heimspiel seit mehr als drei Jahren den SC DHfK Leipzig zum Duell um den Viertelfinal-Einzug in der Sparkassen-Arena. Für dieses K.o.-Spiel gibt es noch Tickets (ab 10 Euro) an allen bekannten Vorverkaufsstellen - unter anderem bei CITTI, in den famila-Märkten, bei den Kieler Nachrichten und im Ticketcenter der Sparkassen-Arena-, im Online-Ticketshop des THW Kiel unter www.thw-handball.de/tickets sowie unter der telefonischen Hotline 01806 / 300 234 (gebührenpflichtig: 0,20 Euro/Anruf aus dem dt. Festnetz, max. 0,60 Euro/Anruf aus dem dt. Mobilfunknetz). Weil das Spiel in den schleswig-holsteinischen Herbstferien liegt und viele Familien Urlaub im Land zwischen den Meeren machen, gibt es eine besondere Ticketaktion für alle Kinder und Jugendlichen von 6 bis 16 Jahren: Sie erhalten beim Kauf einer Eintrittskarte fünf Euro Rabatt - ganz gleich, für welche Kategorie sie sich entscheiden. Kinder unter sechs Jahren zahlen gar keinen Eintritt: Für sie gibt es die kostenlosen Kinderkarten (ohne Sitzplatzanspruch, nur solange der Vorrat reicht) ebenfalls im Onlineshop unter www.thw-handball.de/tickets und an der telefonischen Hotline.Weiter geht's im Pokal, Kiel!
Statistik: DKB Handball-Bundesliga, 6. Spieltag, 13.10.18: Rhein-Neckar Löwen - THW Kiel: 24:27 (12:11)
Rhein-Neckar Löwen: Appelgren (41.-52., 1 Paraden), Palicka (1.-41., 52.-60. und 1 Siebenmeter, 8/2 Paraden), Schmid (5), Lipovina, Sigurdsson (6), Radivojevic, Tollbring, Abutovic, Mensah (1), Fäth (2), Groetzki (1), Taleski, Guardiola, Petersson (2), Nielsen, Kohlbacher (6); Trainer: Jacobsen
THW Kiel: N. Landin (1.-45., 47.-60., 13 Paraden), Wolff (45.-47., keine Parade); Duvnjak (3), Reinkind (6), M. Landin (3/1), Firnhaber (n.e.), Kristjánsson (n.e.), Wiencek (2), Ekberg (5/3), Rahmel (n.e.), Dahmke, Zarabec (5), Bilyk (2), Pekeler (1), Nilsson; Trainer: Gislason
Schiedsrichter: Robert Schulze / Tobias Tönnies
Strafzeiten: Löwen: 3 (Kohlbacher (11.), Nielsen (26.), Abutovic (46.)) / THW: 3 (2x Wiencek (8., 36.), M. Landin (19.))
Siebenmeter: Löwen: 2/0 (Sigurdsson überweg (41.), Schmid überweg (53.)) / THW: 3/1 (Palicka hält 2x Ekberg (8., 50.))
Spielfilm: 0:2 (3.), 2:2 (10.), 4:3, 4:4 (12.), 5:4 (15.), 5:6 (16.), 7:8 (20.), 9:8 (22.), 9:10 (25.), 10:11 (28.), 12:11;
12:16 (35.), 14:16 (37.), 15:17, 16:18 (40.), 17:20 (43.), 19:20 (45.), 21:22 (47.), 21:24 (53.), 23:26 (55.), 24:26 (57.), 24;27 (58.).
Zuschauer: 12.504 (SAP-Arena Mannheim).
Stimmen zum Spiel:
THW-Trainer Alfred Gislason: Wir wussten, dass wir hier extrem gut spielen müssen. Und das haben wir getan. Die Abwehr stand sehr gut, der Innenblock war überragend, und Niklas Landin hat gut gehalten. Entscheidend war die Phase nach der Pause, als wir mit fünf Treffern in Folge wegziehen konnten, da hat in der Abwehr alles funktioniert, und wir haben die Gegenstöße konsequent verwandelt. Aber: Wenn wir heute verloren hätten, hätten alle gesagt, dass wir weg vom Fenster sind. Nach einem Sieg aber direkt wieder von Meisterschaft zu reden, ist natürlich Unsinn. Dieser Sieg gibt meiner Mannschaft sehr, sehr viel Selbstbewusstsein. In dieser Halle auch schwere Phasen durchzustehen und die Ruhe zu bewahren - das war klasse.
Löwen-Trainer Nikolai Jacobsen: Wir verlieren nach der Pause die ersten Minuten mit 0:5, kommen dann aber gut zurück und verschießen zu viele freie Würfe und zwei Siebenmeter. Dadurch mussten wir viel riskieren, haben verschiedene Abwehrformationen ins Rennen geschickt. Kiel war über 60 Minuten aber einen Tick besser als wir.
THW-Kreisläufer Hendrik Pekeler: Ich bin unfassbar stolz auf unsere Mannschaft. Wir haben richtig, richtig gut in der Abwehr gestanden und die größte Stärke der Löwen, den Gegenstoß, nahezu weggenommen. Ich kenne natürlich die Stärken und Schwächen der Löwen und wusste, wie sie zu verteidigen sind. Der größte Knackpunkt war, dass Andi heute nicht wie gewohnt zur Entfaltung kam.
Harald Reinkind, bester THW-Torschütze: Ich bin sehr glücklich, dass wir heute die Punkte mit nach Kiel nehmen. Es war ein besonderes Spiel für mich, weil alle alten Mannschaftskameraden und Freunde von mir auf der anderen Seite standen. Ich finde, wir standen gut in der Abwehr und hatten einen guten Torhüter, das war das Entscheidende.
Löwen-Kapitän Andy Schmid: Am Anfang haben wir uns beide neutralisiert. Unser Knackpunkt waren die ersten drei Minuten der zweiten Halbzeit. Wir lagen dann 4:0 hinten, verschießen drei freie Würfe und laufen dann dem Rückstand hinterher. Kiel hatte dann das Glück auf seiner Seite. Wir waren heute nicht gut genug, und daher war Kiel heute einen Tick besser.