THW mit klarem Sieg gegen Erlangen
Zwei Punkte und ein klarer Sieg: Der THW Kiel hat sich am Sonnabend gegen den HC Erlangen in Geduld üben müssen. Am Ende von 60 zähen Minuten, in denen die ersatzgeschwächt an dei Förde gereisten Franken das Spiel erfolgreich verschleppten, feierten die "Zebras" vor 10.285 laustarken Fans in der ausverkauften Sparkassen-Arena einen nie gefährdeten 27:21 (12:7)-Erfolg. Eine der Geschichten dieses Spiels schrieb Magnus Landin: Nach drei erfolgreich verwandelten Siebenmetern wurde der Linksaußen erst nach 44 Minuten für den vier Mal erfoglreichen Rune Dahmke eingewechselt, avancierte aber mit 8/4 Treffern zum besten Torschützen der Partie.
THW drückt auf die Tempotube
Rune Dahmke erzielte vier Treffer und musste auch ordentlich einstecken
Vier Tage nach der 37:20-Gala gegen die MT Melsungen sollten die Fans in der Sparkassen-Arena gegen den HC Erlangen ein ganz anderes Spiel erleben. Schon die ersten Minuten zeigten, in welche Richtung sich die Partie entwickeln würde: Die Franken ließen sich im Angriff Zeit. Viel Zeit. Und die "Zebras" versuchten - nach minutenlanger Abwehrarbeit endlich am Ball - auf die Tempotube zu drücken. Das funktionierte recht ordentlich - auch wenn Ole Rahmels Aufsetzer, der im Tordreieck kleben blieb, nichts Zählbares, dafür aber eine Menge Gesprächsstoff lieferte. Doch nach Nikola Bilyks krachendem Tempogegenstoß zum 3:1 nutzte der HC Erlangen die erste Überzahl um auszugleichen: Torschütze war Nikolas Katsigiannis. Der Ex-Kieler sollte im weiteren Verlauf seine ehemaligen Mannschaftskameraden auch bei seiner eigentlichen Aufgabe ordentlich ärgern: Nahezu jedes Angriffs-Zebra fand in dem HCE-Keeper mindestens einmal seinen Meister. Weil "Katzes" Vorderleute aber von der offensiven THW-Abwehr in der Folge zu Fehlern gewzungen wurden und auch Andreas Wolff einiges für sein Paraden-Konto tat, zog der THW davon: Rune Dahmke verwandelte einen Gegenstoß, Patrick Wiencek eine zweite Welle, Rahmel einen Abpraller nach Weinhold-Steal und Katsigiannis-Glanztat, und Dahmke zwei weitere Konter nach Wolff-Glanztaten gegen Sellin: Nach 17 Minuten führten die "Zebras" mit 9:4 und schienen richtig ins Laufen gekommen zu sein.
Fünf-Tore-Führung zur Pause
Bester Torschütze: Magnus Landin
Wieder war es eine Zeitstrafe, dieses Mal musste Steffen Weinhold zwei Minuten pausieren, die den HCE nach der Auszeit von Trainer Adalsteinn Eyolfsson heranführte - weil sich die "Zebras" mit dem zusätzlichen Feldspieler im Angriff erneut Fehler leisteten: Bissel traf nach 19 Minuten zum 6:9-Anschluss für die Gäste. Was folgte, waren acht Minuten Handball-"Wild West" mit ausgelassenen Möglichkeiten hüben wie drüben. Wolff hielt gegen Sellin und Links, Katsigiannis gegen den freien Wiencek und Ole Rahmels Gegenstoß. Hinzu kamen technische Fehler auf beiden Seiten - die Konsequenz: Zehn Minuten blieben die "Zebras", acht Minuten beide Mannschaften ohne Zählbares. Den Bann brach Hendrik Pekeler - es folgten drei weitere Treffer in den drei Minuten bis zum Halbzeitpfiff. Zwei davon markierte Magnus Landin - beide Male zeigte er vom Siebenmeterstrich keine Nerven. Das klare 12:7 zur Pause war verdient - die torarme Begegnung aber nicht unbedingt etwas für Handball-Gourmets.
Bilyks Kracher zur Entscheidung
Nikola Bilyks fünfter Treffer entschied die Partie
Der THW kam frisch aus der Kabine: Bilyk und Duvnjak schraubten das Ergebnis auf 14:7, auch nach Weinholds Schneller Mitte und Bilyks 102-km/h-Konter lagen die "Zebras" noch mit sieben Toren vorn. Dann aber robbte sich der HCE - auch dank weiterer Paraden von Katsigiannis - heran. Erneut nutzten er dabei die numerische Überlegenheit nach Weinholds zweiter Zeitstrafe: Links Wurf prallte vom Block unhaltbar für Wolff ins Tor, und vorn schnappte sich die "Katze" Pekelers Heber-Versuch und traf zum zweiten Mal, ehe Kellner zum 14:18 aus Sicht der Gäste einnetzte. Gislason nahm die Auszeit, brachte Magnus Landin für Dahmke und hatte damit Erfolg: Weinhold und Landin erhöhten auf 20:14 - absetzten konnte sicher der THW Kiel in diesem Wellenbad aber nicht mehr. Die Kieler legten zwei Tore vor - die Erlanger konterten. Nach zwei gehaltenen Würfen von Weinhold waren es erneut Link und Kellner, die neun Minuten vor dem Ende mit dem 17:20 den HCE wieder ins Geschäft brachten. Und vier Minuten vor dem Ende setzte Sellin mit seinem 20:23 einen weiteren Nadelstich. Was folgte, war die Aktion des Spiels: Erlangen hatte die Kieler ins drohende Zeitspiel getrieben, nur noch ein Kontakt erlaubten die Schiedsrichter. Freiwurf, Bilyk bekam den Ball und nagelte diesen mit 105 km/h in die lange Ecke: Mit dem 24:20 war die Messe gelesen, die restlichen Minuten gehörten Magnus Landin: Mit seinen drei Treffern, einer davon nach eigenem Steal, erhöhte er noch auf 27:21 - ein verdienter Erfolg nach einem zähen Ringen.
Nächster Halt: Leipzig
Lukas Nilsson und die Zebras machen eine Woche Pause und spielen dann drei Spiele in sechs Tagen
Nach zuletzt drei Heimspielen in Folge müssen die "Zebras" jetzt wieder auswärts ran: In sieben Tagen sind sie beim SC DHfK Leipzig gefordert. Das Spiel in der Messestadt, das am kommenden Sonntag um 15 Uhr angepfiffen wird, wird live vom MDR im öffentlich-rechtlichen Fernsehen gezeigt. Natürlich ist auch Sky wieder live mit von der Partie. Unterstützt werden die Kieler Handballer bei dieser schweren Auswärtsaufgabe von rund 200 Fans, auch der mobile THW-Fanshop macht sich kommenden Sonntag auf den Weg nach Leipzig. Noch ist die Arena nicht ausverkauft, Kurzentschlossene können sich unter www.scdhfk-handball.de noch Eintrittskarten im Gästeblock sichern. Das nächste Heimspiel der "Zebras" findet dann am Donnerstag, 11. Oktober, statt: Gegner ist die HSG Wetzlar, die im vergangenen Jahr ihren ersten Auswärtssieg an der Förde überhaupt feiern konnte. Auch für diese Partie gibt es noch Tickets (ab 14,50 Euro) an allen bekannten Vorverkaufsstellen - unter anderem bei CITTI, in den famila-Märkten, bei den Kieler Nachrichten und im Ticketcenter der Sparkassen-Arena-, im Online-Ticketshop des THW Kiel unter www.thw-handball.de/tickets sowie unter der telefonischen Hotline 01806 / 300 234 (gebührenpflichtig: 0,20 Euro/Anruf aus dem dt. Festnetz, max. 0,60 Euro/Anruf aus dem dt. Mobilfunknetz). Weiter geht's, Kiel!
Statistik: DKB Handball-Bundesliga, 1. Spieltag, 30.09.18: THW Kiel - HC Erlangen: 27:21 (12:7)
THW Kiel: N. Landin (45.-55., 1 Parade), Wolff (1.-45., 55.-60., 8 Paraden); Duvnjak (2), Reinkind, M. Landin (8/4), Firnhaber (n.e.), Kristjansson (n.e.), Weinhold (2), Wiencek (1), Ekberg (2/1), Rahmel (2), Dahmke (4), Zarabec, Bilyk (5), Pekeler (1), Nilsson; Trainer: Gislason
HC Erlangen: Skof (n.e.), Katsigiannis (1.-60., 16/2 Paraden, 2 Tore); Sellin (4/1), Överby, Hoffmanns (1), Gorpishin, Kellner (2), Büdel (3), Bissel (4), Schletterer, Murawski, Schäffer (1), Link (3), v. Gruchalla, Thümmler (1); Trainer: Eyjolfsson
Schiedsrichter: Hanspeter Brodbeck / Simon Reich
Zeitstrafen: THW: 3 (Duvnjak (9.), 2x Weinhold (17.,42.)) / HCE: 1 (Büdel (6.))
Siebenmeter: THW: 7/5 (Katsigiannis hält 2x Ekberg (3., 26.)) / HCE: 1/1
Spielfilm: 0:1, 3:1 (8.), 3:3 (9.), 4:4, 9:4 (17.), 9:6 (19.), 10:7 (28.), 12:7;
14:7 (32.), 16:9 (38.), 16:11, 18:11 (41.), 18:14 (44.), 20:14 (47.), 20:17 (51.), 22:17, 23:18 (54.), 23:20 (56.), 25:20 (58.), 25:21, 27:21.
Zuschauer: 10.285 (ausverkauft) (Sparkassen-Arena, Kiel)
Stimmen zum Spiel:
THW-Trainer Alfred Gislason: Ich bin zufrieden mit den zwei Punkten. In der ersten Halbzeit stehen wir gut, verwerfen aber zwei Siebenmeter und scheitern sechs Mal freistehend an Nikolas Katsigiannis. So sind wir selber schuld, dass es eng wird und wir Erlangen nicht distanzieren können. Erlangen hat extrem lange Angriffe gespielt. olange es im Handball möglich ist, mit sechs Pässen und sechs Freiwürfen drei Minuten von der Uhr zu nehmen, ist das einfach schlau gespielt. Zudem stand Erlangen gut in der Abwehr und hatte mit "Katze" den besten Mann heute in der Halle. Auch wenn wir uns viel über eigene Sachen geärgert haben, ist es doch schön, dass wir gewonnen haben. Zwei Punkte und sechs Tore plus gehen in Ordnung.
HCE-Trainer Adalsteinn Eyjolsson: Meine Mannschaft hat 60 Minuten lang gekämpft und aus ihren Möglichkeiten das Maximum herausgeholt. Bei 23:20 für den THW und drohendem Zeitspiel folgt dann die Rakete von Nikola Bilyk in die lange Ecke. Kompliment an mein Team, wie es die Aufgaben heute gelöst hat. Mit dem Verlauf des Spiels und dem Wie meiner Mannschaft bin ich sehr zufrieden. Das war eine klasse Performance.
Viktor Szilagyi, Sportlicher Leiter THW Kiel: Zwei Punkte in diesem extremen Geduldsspiel - das war heute das wichtigste. Bis auf unsere Chancenverwertung war das zufriedenstellend. Jetzt haben wir eine Woche Zeit, uns auf die dann folgende intensive Woche mit drei Spielen in sechs Tagen vorzubereiten. Deshalb bin ich auch froh, dass bis auf Marko Vujin alle einsatzbereit sind und sich heute niemand verletzt hat.
HCE-Geschäftsführer Rene Selke: Wir wollten uns heute so teuer wie möglich verkaufen - das haben wir getan. Es war ein sensationelles Spiel von uns, wenn man sieht, dass bei uns heute fast die U23 gespielt hat und einige unserer Akteure ihr Bundesliga-Debüt gefeiert haben. Wir haben alles aufgefahren, was wir hatten und konnten damit den THW Kiel bis kurz vor Schluss in die Bredouille bringen. Wir können mit mehr als erhobenem Haupt nach Hause fahren, Katzes herausragende Leistung war die Grundlage für unsere Performance.