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KN: Fuchsjagd mit Kieler Instinkt

Bundesliga

KN: Fuchsjagd mit Kieler Instinkt

Kiel. Der THW Kiel klettert in der Handball-Bundesliga auf Platz fünf, macht durch ein 25:20 (15:8, siehe auch THW-Spielbericht) am Donnerstagabend gegen die Füchse Berlin weiter Boden im Kampf um einen europäischen Startplatz gut. Der Erfolg gegen den Tabellendritten aus der Hauptstadt gerät zwischenzeitlich zu einer Demonstration Kieler Stärke.

Die Aufholjagd des THW Kiel geht weiter

Im Kieler Ensemble, in dem Linksaußen Raul Santos mit Adduktorenproblemen nach dem Warmmachen kurzfristig passen muss, trifft Coach Alfred Gislason die wichtigste Entscheidung weit vor dem Anpfiff. Er setzt in der Abwehr auf eine offensive 3:2:1-Formation mit seinem Kapitän Domagoj Duvnjak an der Spitze. Der zeigt dem Fuchsrudel nach vier Minuten mit einer rüden Aktion gegen Steffen Fäth erst einmal, wie es ist, wenn in Kiel zur Jagd geblasen wird. Nach zehn Minuten liegen die Berliner, die auf Plaza Jimenez, Drux, Kopljar und Mandalinic verzichten müssen, dennoch mit 5:2 in Führung, aber in der Zebraherde bleiben alle ruhig.

Nichts passiert, einfach weitermachen, so lautet offenbar die Devise. Irgendwann entfaltet sich dann der gesammelte Handball-Instinkt des kroatischen Superstars. Duvnjak wackelt und zappelt und macht die Räume klein, bringt den Gegner mit seinem Defensivdirigat vollends aus dem Konzept. Killerinstinkt. Kieler Instinkt. Die logische Konsequenz sind Ballgewinne, die Gastgeber kommen mit der 10 285-köpfigen "weißen Wand" im Rücken ins Tempo, schaffen es jetzt, aus dem gebundenen Spiel richtig abzuräumen (Öfors zum 5:6/15.), tanken mit etwas glücklichem Billard-Bomber (Nilsson zum 10:7/22.) Selbstvertrauen und haben das Geschehen bis zum 12:7 (24.) komplett gedreht. Duvnjak gelingt ein frecher Steal, den der Käpt’n aufs leere Tor der Berliner selbst veredelt. Berlin reagiert "gelähmt" (Füchse-Trainer Velimir Petkovic), der namhafte Rückraum mit Fabian Wiede, Steffen Fäth und Mattias Zachrisson zeigt Schwächen im Abschluss. Landin entschärft einen Tempogegenstoß von Kevin Struck (26.), Niclas Ekberg gibt den rastlosen Unruheherd. Die Berliner wollen jetzt den Störenfried Duvnjak ihrerseits stören, die Kieler 3:2:1 irgendwie sprengen. Kreisläufer Johan Koch kommt weit raus, setzt Sperren. Und was macht Duvnjak? Ballgewinn, Wurf aufs leere Tor, 15:8, Pause.

So kann's weitergehen. Oder eben auch nicht, denn schon nach 30 zum Teil fantastischen Minuten denkt Alfred Gislason an Sonntag, an Vardar Skopje, an das Viertelfinale in der Champions League, an den Traum vom Final Four in Köln. "Ich brauche alle in Top-Form, wollte darum einigen Akteuren Spielpraxis geben." Miha Zarabec, Christian Dissinger und Ole Rahmel kommen für Bilyk, Nilsson, Ekberg. Mit ihnen - das lässt sich nicht wegdiskutieren - kommt ein Bruch im gebundenen Spiel. Was bleibt, ist Instinkt. Landin pariert Elisson (35.), Lindberg (37.), Schmidt (39.), Vukovic (40.), macht unter dem Applaus der Kieler Fans Platz für Andreas Wolff (46.). Instinkt ist auch, wie schnell Rahmel beim Einwurf umschaltet, Patrick Wiencek zum 18:10 bedient (39.). Der THW kann längst lange Angriffe spielen, nur zwischen dem 22:12 (49.) und 22:16 (54.) haben die Füchse Oberwasser. Aber wer will den Zebras diesen Schlendrian verdenken? Berlin hat die Deckung umgestellt, mit Vukovic an der Spitze kommen die Kieler nicht gut zurecht. Die Partie verflacht, der Sieg bleibt ungefährdet, am Ende immerhin durch Highlights versüßt. Durch Andi Wolff zum Beispiel, der reinkommt und drei Bälle in Folge hält. Oder durch Lukas Nilssons perfektes Timing bei einem Kempa-Trick, den der starke Emil Frend Öfors mit dem letzten Kieler Tor zum 25:18 (58.) abschließt. Rune Dahmke verletzt, Raul Santos angeschlagen, dann muss eben Linksaußen Nummer drei liefern. Ganz nach dem Geschmack von Alfred Gislason.

(Von Tamo Schwarz und Niklas Schomburg, aus den Kieler Nachrichten vom 20.04.2018, Foto: Sascha Klahn)