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Deutschland verliert gegen Katar: 24:26 ärgert Sigurdsson

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Deutschland verliert gegen Katar: 24:26 ärgert Sigurdsson

Der Rahmen für das "Abschiedsspiel" von Bundestrainer Dagur Sigurdsson in dessen zweiter Heimat Berlin stimmte: Mehr als 8.000 Zuschauer sorgten in der Max-Schmeling-Halle für eine großartige Atmosphäre. Docn anders als beim rauschartigen 32:17-Erfolg zwei Tage zuvor in Leipzig vermochte die Stimmung die deutsche Mannschaft nicht zu pushen: Aufgrund einer Vielzahl an eigenen Fehlern ließ sich der Europameister das langsame, körperbetonte Spiel des Asienmeisters Katar aufzwängen und verlor verdient mit 24:26 (11:14). Der erste Rückschlag in der Vorbereitung auf die olympischen Spiele.

Sigurdsson angefressen

Der Bundestrainer war nach der ersten Niederlage nach dem EM-Auftakt gegen Spanien angefressen. "Wir verlieren dieses Spiel, weil wir nicht bereit waren, den Kampf anzunehmen und immer einen Schritt zu spät kamen", sagte Dagur Sigurdsson und baut auf die heilsame Wirkung der 60 Minuten von Berlin: "Wenn man tausend Mal hört, wie gut man ist und wie toll die Mannschaft ist, dann verliert man irgendwann den Kopf." 

Jetzt steht der THW Kiel wieder im Fokus

Jetzt kehren die Nationalspieler erst einmal zu ihren Vereinsmannschaften zurück. Auf Rune Dahmke und die "Zebraherde" wartet zunächst das Champions-League-Achtelfinale gegen Pick Szeged - gegen die Ungarn geht es am 20. März zunächst auswärts um eine gute Ausgangssituation, das entscheidende Rückspiel findet am 23. März in Kiel statt (Jetzt online Tickets sichern!) - und am Ostersonntag in der Hannoverander TUI Arena um wichtige Bundesliga-Punkte. Dann startet der Kieler Youngster wieder das "Projekt Rio": Am 1. April trifft die DHB-Auswahl im Zuge der Olympia-Vorbereitung in der Kölner Lanxess-Arena auf Dänemark, den Europameister von 2008 und 2012. Den Abschluss der Lehrgangsmaßnahmen bildet die Partie gegen Österreich am 3. April in der ausverkauften Schwalbe-Arena in Gummersbach.

Testspiel, 13.03.16: Deutschland - Katar: 24:26 (14:16)

Deutschland: Lichtlein, Wolff, Heinevetter; Gensheimer (4/2), Sellin (3/2), Lemke, Wiede (2), Strobel, Groetzki (3), Müller (3), Pevnov (1), Dahmke (3), Kühn (3), Späth, Ernst (1), Pieczkowski, Drux (1) Katar: Stojanovic, Magdi; Markovic (8/4), Bagaric (1), Roine (2), Capote (5), Lopez, Murad (3), Memisevic, Vidal, Mallash (5), Tomic, Sami, Benali (1), Venic, Hassaballa (1) Schiedsrichter: Palsson/Eliasson (Island) Zeitstrafen: 6:4 Minuten (Gensheimer, Müller, Ernst – Benali/4) Siebenmeter: 5/4:5/4 (Gensheimer scheitert an Stojanovic – Markovic scheitert an Lichtlein) Spielfilm: 2:2 (5.), 7:7 (18.), 8:11 (22.), 10:13 (26.), 11:14 (Halbzeit), 12:18 (35.), 14:19 (40.), 16:21 (45.), 24:26 (Endstand) Zuschauer: 8500 (ausverkauft) in Berlin

Dahmke mit drei Treffern

Die deutsche Mannschaft hatte mit einer starken Abwehr einen guten Start erwischt, war aber immer wieder an ihrer mangelnden Chancenverwertung gescheitert. Die Katari agierten auf der anderen Seite um Klassen besser als noch am Freitag in Leipzig: Sie zwangen der deutschen Mannschaft ihr körperbetontes Spiel auf und hatten In Markovic (8/4) und Capote (5) ihre besten Schützen. So lag die DHB-Auswahl bereits zur Pause mit 11:14 zurück. In dieser gab es einen Eklat: Katar war offenbar nicht zufrieden mit der Schiedsrichterleistung und war erst mit mehrminütiger Verspätung auf das Feld zurückgekehrt. Nach dem Wechsel wurde es dann deutlich: Das deutsche Spiel litt weiterhin an Fehlern im Aufbau und an mangelnder Präzision im Abschluss. So führte Katar beim 18:12 (35.) erstmals mit sechs Treffern und hielt bis kurz vor dem finalen Pfiff einen klaren Vorsprung. Rune Dahmke gestaltete dann mit drei tollen Toren in der Schlussphase das Resultat noch ein wenig freundlicher.

KN: Missglücktes Olympia-Casting

Berlin. Die "Bad Boys" sind hart auf dem Berliner Boden der Tatsachen gelandet. Die Siegesserie des Handball-Europameisters Deutschland ist nach acht Erfolgen gerissen. Auf das berauschende 32:17 am Freitag in Leipzig im ersten von zwei Testspielen gegen Vize-Weltmeister Katar folgte am Sonntagnachmittag ein 24:26 (11:14), das deutliche Schwächen offenlegte. "Nach dem 15-Tore-Sieg am Freitag haben wir alle noch einmal gehört, wie toll wir sind. Heute waren wir mental nicht bereit", ätzt Bundestrainer Dagur Sigurdsson nach enttäuschenden 60 Minuten in der mit 9000 Zuschauern ausverkauften Max-Schmeling-Halle. Sechs Jahr lang hat der Isländer dort die Füchse Berlin trainiert. Dieses Länderspiel soll sein Abschied aus der Hauptstadt sein. Doch die Weltauswahl Katars macht ihm einen Strich durch die Rechnung. Der Kuba-Katari Rafael Capote und Marko Bagaric - einst ein Kroate - befehligen eine im Vergleich zum Test von Leipzig wie ausgewechselte, energische Deckung der Gäste. Deutschland beginnt mit einer offensiven 5:1-Abwehr mit Patrick Groetzki an der Spitze, stellt nach einer Viertelstunde auf 6:0 um und kommt trotzdem nicht ins Spiel. Fünf Europameister stehen in der Anfangsformation, Andreas Wolff gibt im Tor keine gute Figur ab, zwischen dem 8:7 (19.) und 8:11 (23.) macht sich torlose Ideenlosigkeit breit. Die "Bad Boys" lassen sich allzu oft von schnellen, unbequemen Vize-Weltmeistern narren. In der Deckung fehlt Hendrik Pekeler (krank), doch das größte Defizit zeigt sich in dem Ensemble ohne acht Spieler aus dem Team, das sechs Wochen zuvor Europameister geworden war, im Offensivbemühen. Pevnov und Späth statt Pekeler, Schmidt, Kohlbacher am Kreis. Und das Fehlen des oft unterschätzten und aus privaten Gründen abgereisten Martin Strobel sowie des Gold-Spielmachers Steffen Fäth (Schulterprobleme) wird zur zentnerschweren Hypothek. Nun ist Simon Ernst ebenso wie der für den an der Hand verletzten EM-Helden Kai Häfner nachnominierte Michael Müller eingeladen, seine Olympia-Bewerbung einzureichen. In der Rückraum-Mitte ziehen zuerst Niclas Pieczkowski, später Paul Drux die Fäden. Doch dessen noch weit hinter Normalform mäandernde Uwe-Seeler-Behäbigkeit versetzen das deutsche Spiel in einen lähmenden Aggregatzustand des Standhandballs. Längst ist der EM-Titel Geschichte, hat das Olympia-Casting für Rio begonnen. Doch zwischen Abspielfehlern und Konzeptlosigkeit deutet sich beim 14:21 (43.) ein Debakel an. "Unsere Chancenauswertung war schwach", zürnt Sigurdsson. Da reiht sich auch der Kieler Rune Dahmke kurzzeitig ein, dem der Ball bei seiner ersten echten Chance durch die Finger gleitet. Immerhin, Sekunden später macht er mit einem kraftvollen Tempogegenstoß-Finish seinen Fehler wieder gut (19:23, 53.), erzielt schließlich insgesamt drei Tore binnen sieben Minuten, trägt so aber nur zur Ergebniskosmetik bei. Zu viele Fehler wie der schwache Gegenstoß-Abschluss von Johannes Sellin (57.), der Goran Stojanovic den Ball auf den Fuß wirft, verhindern mehr in diesem missglückten Olympia-Casting. Stimmen zum Spiel: Dagur Sigurdsson, Bundestrainer: Offenbar waren wir zu verliebt in uns selbst, haben nicht die nötige Konzentration gefunden. Da bin ich natürlich auch schuld. Das muss raus aus den Köpfen, denn wenn wir nicht fokussiert sind, sind wir einfach nicht gut genug. Heute war die Mannschaft in jeder Aktion einen Schritt zu spät. Darum bin ich überhaupt nicht zufrieden. Uwe Gensheimer, Nationalmannschaftskapitän: Gegen die aggressive Deckung der Kataris haben wir uns zu wenig ohne Ball bewegt, zu viele technische Fehler gemacht. Der Angriff war unser Problem. Wir konnten in diesem Spiel genau sehen, was bei uns noch nicht gut läuft. Katar war viel besser als im ersten Spiel, hat die Eins-gegen-Eins-Situationen besser angenommen. Rune Dahmke, Kieler Linksaußen: Vielleicht ist diese Niederlage gut für unsere Entwicklung. Das war als Abschluss der Lehrgangs-Woche Licht und Schatten. Die 5:1-Abwehr haben wir am Sonnabend zum ersten Mal trainiert. Richtig gut hat das nicht funktioniert, aber wir müssen uns eben immer neu einstellen auf die Gegner, variabler werden. Aber heute waren wir einfach nicht so konsequent wie im ersten Spiel gegen Katar. Patrick Groetzki, Rechtsaußen: Der Gegner war in einer anderen Verfassung als in Leipzig - aber wir waren auch deutlich schlechter. Aber irgendwie ist das doch auch ein gutes Gefühl: Wir wissen, dass wir viele Sachen besser machen können. Wir haben zu viele leichte Fehler gemacht, haben im Angriff zu viele Bälle weggeworfen, außerdem stimmte das Tempo nicht. In der zweiten Halbzeit sind wir dann von Anfang an nicht mehr rangekommen. (Von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 14.03.2016)