Neustart nach der EM-Pause: Mittwoch ist Gummersbach zu Gast
Erster Heimauftritt nach Sieg gegen die Löwen
Drei Europameister im VfL-Kader
Beim Altmeister aus Gummersbach wächst wieder etwas Großes heran. Im Kader des zwölfmaligen Deutschen Meisters, den wir Ihnen bereits im Vorbericht zum Hinspiel ausfüghrlich vorstellten, stehen mit Carsten Lichtlein, Simon Ernst und Julius Kühn drei frisch gebackene Europameister. Zusammen mit dem THW Kiel und der HSG Wetzlar stellt der VfL die meisten Spieler im Nationalteam von Trainer Dagur Sigurdsson. Lichtlein, mit 35 Jahren ältester Gummersbacher, hofft auf einen guten Auftakt, auch wenn der Alltag bei ihm und den beiden anderen Europameistern seines VfL noch nicht eingekehrt sei: "Der große Empfang war ja gleich nach unserem Sieg. Freitag war das All Star Game, Sonnabend der Ball des Sports und das Aktuelle Sportstudio. Am Sonntag haben wir in Gummersbach das erste Mal trainiert. Am Montag hatte ich eine Einladung für denden Rosenmontagszug in Köln. Richtig Ruhe ist noch nicht eingekehrt."
84. Bundesliga-Duell zwischen beiden Teams
Lange Zeit war der VfL Gummersbach ein "rotes Tuch" für die "Zebras". Bis 1990 gab es lediglich zehn Siege. Erst zum Ende des vergangenen Jahrhunderts besserte sich die Bilanz gegen die Oberbergischen. Inzwischen ist der THW in der Bundesliga fast zehn Jahre ohne Niederlage gegen den VfL. Das 37:39 vom 6. September 2006, der letzte von insgesamt 33 Gummersbacher Siegen, ging auf das Konto von Alfred Gislason, der damals das Zepter beim VfL schwang. In seiner Mannschaft spielten mit Daniel Narcisse, Momir Ilic und Gudjon Valur Sigurdsson sogar drei spätere Kieler. Beim letzten Punktverlust des THW (26:26 am 19. Dezember 2010, eines von nur drei Unentschieden) gehörte Patrick Wiencek ebenso noch zum VfL wie Igor Anic. Der 30:26-Erfolg im "Jubiläumsspiel" zum 50. Geburtstag der DKB Handball-Bundesliga im August (siehe Spielbericht) war der 47. Erfolg der Kieler gegen den VfL (siehe Gegnerstatistik im THW-Archiv).
Santos am Knie verletzt
Auch der VfL ist nach den Nationalmannschafts-Wochen vom Verletzungspech betroffen. Im Vorqualifikationsspiel zur Weltmeisterschaft gegen Rumänien verdrehte sich der wieselflinke Österreicher Raul Santos das Knie und zog sich einen Innenband- sowie eine Meniskusverletzung zu. Als Ersatz für ihren bisher besten Torschützen (111 Treffer) verpflichtete VfL-Manager Frank Flatten aus der Konkursmasse des HSV Handball Kevin Schmidt. Der 27-Jährige steht beim VfL für zweieinhalb Jahre unter Vertrag. Vieles spricht dafür, dass Schmidt zukünftig Linksaußen Nummer eins des VfL sein wird, denn im kommenden Sommer wechselt Santos bekanntlich nach Kiel.
Kampfansage an Kiel
Schwere Verletzungen wirbeln THW durch
Dahmke: "Andere müssen in die Bresche springen!"
Dem soll nach Möglichkeit am Mittwoch Sieg Nummer 48 folgen. Denn klein beigeben wollen die Kieler trotz des großen Verletzungspechs nicht: "Ich wünsche mir nach der EM-Euphorie, dass wir mit unseren unglaublichen Fans im Rücken nun auch mit dem THW Kiel zu neuen Erfolgen aufbrechen", sagt Europameister Rune Dahmke, der bei den "Zebras" eine Parallele zur DHB-Auswahl sieht: "Von großem Verletzungspech haben wir uns schon in der Nationalmannschaft nicht beirren lassen. Jetzt müssen eben andere in die Bresche springen. Alles ist möglich, wenn unsere Fans wie wir jede Partie zu einem Endspiel machen. Denn: Wir sind Kiel!"
Ehrungen vor und nach dem Spiel
KN: Krakau, Kiel, Rio: Rückkehr in den Alltag
Kiel. Die Handball-Europameisterschaft war gestern. Heute ist Alltag: Training, Handball-Bundesliga, Champions League. Oder? Was bleibt, ist Euphorie, sind verletzte Spieler, müde Knochen. Und trotzdem Vorfreude auf den Rest der spannenden Saison. Los geht’s heute (19 Uhr, Sparkassen-Arena) mit dem Dino-Duell der beiden Altmeister, die als einzige Klubs seit 1977 ununterbrochen der Ersten Bundesliga angehören. Der THW Kiel empfängt den VfL Gummersbach. Die EM war gestern. Findet auch Europameister Carsten Lichtlein. "Abgehakt!", sagt der 35-jährige VfL-Keeper. "Mein neues Ziel: die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro." Krakau, Kiel, Rio - dieses Ziel, das weiß auch "Lütti" Lichtlein, wird er nur über starke Leistungen im Verein erreichen. "Darum bin ich wieder voll fokussiert. Auch wenn ich ehrlich zugeben muss: Nach dem ganzen Rummel und den Feierlichkeiten habe ich erst zweimal trainiert." Empfang in Berlin, All Star Game in Nürnberg, Ball des Sports, "Aktuelles Sportstudio", am Montag ließ sich Lichtlein auch noch beim Rosenmontagszug in Köln blicken. So richtig Ruhe kehrte da nicht ein, und dann machte auch noch das Gerücht die Runde, er werde bei den Rhein-Neckar Löwen anheuern. "Stand jetzt habe ich in Gummersbach einen Vertrag bis 2017. Alles weitere werden wir besprechen", sagt Lichtlein und klingt, als habe er mit dem zwölfmaligen deutschen Meister noch Großes vor: "Wir haben noch viel Potenzial nach oben." In Polen avancierte Lichtlein zum Torwart-Grandseigneur an der Seitenlinie, akzeptierte still den kometenhaften Aufstieg von Andreas Wolff, glänzte gegen Russland, als er gebraucht wurde, beeindruckte als Teamplayer und durfte am Ende als "heimlicher" Kapitän nach dem Ausfall von Steffen Weinhold als erster die Schale in die Höhe stemmen. Lichtlein ist nicht der einzige Champion von Krakau, der heute Abend in der Kieler Arena eine Bühne bekommt. Die Zebras Weinhold, Christian Dissinger und Rune Dahmke sowieso. Aber mit Simon Ernst und Julius Kühn bringt auch der VfL noch ein junges Gold-Duo mit an die Förde. "Schon im Dezember war der VfL richtig stark", erinnert sich THW-Trainer Alfred Gislason, spielt insbesondere auf das 25:28 in Flensburg an. "Außerdem", so Gislason, "hatten die Gummersbacher eher eine schonende EM." Weinhold, Dissinger, Dahmke, Cañellas und Duvnjak heißen die Kieler Ausfälle und Angeschlagenen. Beim VfL fehlt indes nur ein Zebra in spe: der Österreicher Raul Santos, der sich in einem WM-Qualifikationsspiel gegen Rumänien eine Innenband- und Meniskusverletzung zuzog. Als Ersatz (und Nachfolger) für den mit 105 Treffern besten Gummersbacher Torschützen verpflichtete der VfL in der Winterpause Kevin Schmidt vom HSV. Während der VfL also frisch und eingespielt auftreten wird, wird Alfred Gislason wieder einmal zum "Integrationsbeauftragten" der Zebraherde, muss die Neuzugänge Dener Jaanimaa, Ilija Brozovic und Blazenko Lackovic in sein taktisches Gefüge einbauen. Dabei komme besonders Abwehr-Spezialist Brozovic eine Schlüsselrolle zu. "Er kann offensiv und defensiv decken, und auch Igor Anic muss jetzt mehr Abwehr spielen. Das müssen wir schnell hinkriegen", so der Isländer. Trotz der Kieler Personalsorgen, weiß auch Carsten Lichtlein: "Die Kieler Fans sind wie eine Mauer - sensationell. Und die Neuzugänge, die der THW gerade gekauft hat, sind ja nun auch nicht von schlechten Eltern. Wir werden aber einfach unser Ding machen." Gestern EM, morgen Rio, heute: Bundesliga-Alltag. (Von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 10.02.2016)