Champions League
Klare Niederlage: Zebras verlieren bei Paris Saint-Germain
Der THW Kiel hat beim französischen Titelträger Paris Saint-Germain am Sonnabendabend mit 30:37 (12:18) verloren. Vor 4.000 Zuschauern waren die "Zebras" dem Titelfavoriten der "VELUX EHF Champions League" in diesem Spiel der Vorrunden-Gruppe A klar unterlegen, kämpften sich aber nach einem zwischenzeitlichen Elf-Tore-Rückstand noch ein wenig zurück und verhinderten so eine noch deutlichere Niederlage. Beste Torschützen der Kieler waren Christian Dissinger und Marko Vujin mit je sechs Treffern.
Spiel im Hochsicherheits-Trakt
Das Spiel in der mit rund 4.o00 Zuschauern gefüllten Halle "Georges Carpentier" in Paris, die nur wenige Kilometer von den Anschlagsorten vom 13. November entfernt liegt, fand aufgrund der schrecklichen Ereignisse der vergangenen Woche ein großes Interesse bei Medien aus dem In- und Ausland. Mit dem THW Kiel gastierte schließlich die erste deutsche Mannschaft nach den Anschlägen in der französischen Hauptstadt. Die hatte dafür gesorgt, dass sich die Arena in einen Hochsicherheits-Trakt mit bewaffneten Polizisten und zusätzlichem Security-Personal verwandelte.
"Das kann ein Sportler nicht ausblenden"
Die Spieler des THW Kiel, die sich in den vergangenen Tagen intensiv mit der Situation in Paris beschäftigt hatten, wurden von 22 Fans in die Hauptstadt begleitet. Die mussten sich wie alle Zuschauer intensiven Leibesvisitationen unterziehen und unter anderem ihre Tröten abgeben. Untersagt war auch das Mitbringen von Rucksäcken und Taschen. "Man merkt deutlich, dass hier etwas ganz Schreckliches passiert ist", hatte THW-Geschäftsführer Thorsten Storm am Morgen während der kurzen Trainingseinheit in der Halle "Georges Carpentier" gesagt. "Das kann man als Sportler nicht ausblenden. Aber wir dürfen uns davon nicht unterkriegen lassen und diesen Menschen, die solche Taten verüben, die Stirn bieten."
Franzosen legen von Beginn an los
Nach einer beeindruckenden Zeremonie, bei der beide Mannschaften in aller Stille das Feld betraten und nach einer Schweigeminute EHF-Präsident Jean Brihault für ein Zusammenstehen der Handballfamilie angesichts des Terrors warb, wurde in einem Meer aus blau-weiß-roten Fahnen die "Marsellaise" gesungen. Momente der Einkehr, der Trauer und des Stolzes der Stadt Paris - dann regierte der Handball. Und hier zeigten die Franzosen von Beginn an eine Extra-Portion Motivation. Gegen die Kieler, bei denen Dominik Klein erstmals seit seinem Kreuzbandriss auf der Bank Platz nahm und Nikolas Katsigiannis im Tor begann, legten sie ein schnelles 2:0 vor und überstanden dabei auch eine frühe Zeitstrafe unbeschadet.
THW verliert den Anschluss
5:10 Minuten brauchten die "Zebras", um Thierry Omeyer im PSG-Tor erstmals zu überwinden. Der starke Domagoj Duvnjak war es auch, der gemeinsam mit Christian Dissinger in den nächsten Minuten den THW im Spiel hielt. Bei 5:6 hatte der THW die Chance auf den Ausgleich, doch die aggressive Pariser Abwehr zwang Vujin zu einem Wurf, den Omeyer festhielt: Statt Remis führte Paris nach Nikola Karabatics Treffer mit 7:5. Kurz darauf legte Abalo nach - der THW verlor wie bereits im Hinspiel Mitte der ersten Hälfte den Anschluss, auch wenn Rune Dahmke eine artistische Vorlage von Duvnjak zum 8:6 verwandelte. Das Momentum war aber längst auf Seiten der Franzosen, die jede erfolgreiche Kieler Aktion mit einer rasanten Schnelle-Mitte-Antwort belegten.
Mittwoch Top-Spiel gegen Melsungen
Für den THW Kiel beginnt mit der Rückreise aus der Stadt der Trauer und der Terrorangst nach Kiel ein Stück weit wieder der Handball-Alltag. Und der hält bereits am Mittwoch ein extrem wichtiges Spitzenspiel für die Kieler parat: Um 20:15 gastiert der Tabellenzweite MT Melsungen, der am Sonnabend mit 25:23 den Rhein-Neckar Löwen ihre erste Saisonniederlage in der DKB Handball-Bundesliga zufügte, in der Sparkassen-Arena. Für diese Top-Partie gibt es noch rund 150 Sitz- und Stehplatzkarten an allen bekannten Vorverkaufsstellen und online (mit Print@Home zum Selbstausdrucken) im THW-Ticketshop (jetzt direkt Karten ordern!). Auf geht's, Zebras!
Sechs Tore Rückstand zur Pause
Die Folge: Die "Zebras" kamen kaum noch zum Zug, liefen sich immer wieder in der PSG-Deckung fest und fand gegen die individuelle Klasse der Hansens, Karabatics, Narcisses und Co. wenig Mittel. Nach Dissingers 8:11 und Canellas 10:14 (24.) ebnete Thierry Omeyer seinen neuen Teamkollegen den Weg: Der ehemalige Kieler Torhüter parierte nacheinander Würfe von Weinhold, Dissinger und erneut Weinhold, was PSG durch Karabatic, Abalo und Narcisse zum 17:10 nutzte. Bis zur Pause konnten die Kieler den Rückstand noch auf 12:18 verkürzen, gingen aber mit der gleichen Hypothek wie im Hinspiel in die Kabine.
Paris baut Vorsprung aus
Nach dem Wechsel markierte der gute Canellas das 13:18, und in Überzahl hätten die Kieler eine Aufholjagd starten können. Doch eine Vielzahl technischer Fehler, die weiterhin extrem bewegliche Pariser Abwehr und Thierry Omeyer stoppten die erhoffte Aufholjagd im Keim: Onufryienko brachte Paris wieder mit sieben Treffern in Führung, ehe Dissinger sich ganz stark zum 14:20 durchsetzte. Bei diesem Rückstand blieb es eine Weile: Immer konnte Paris die Treffer des THW kontern. Ganz bitter wurde es dann nach Dissingers 17:23: Vier Minuten blieben die Kieler ohne Tor und luden PSG zu Treffern förmlich ein. Die Franzosen bedankten sich mit einem Hattrick von Nikola Karabatic und einem Treffer von Mollgaard, ehe Honrubia mit dem fünften Pariser Tor in Folge zum 28:17 auch die letzten Zweifel an einem Erfolg der Gastgeber ausräumte.
THW kann verkürzen
Am Ende konnten sich die Kieler dank einiger toller Paraden von Katsigiannis noch herankämpfen. Rogerio Ferreira erzielte mit seinem zweiten Tor in der "VELUX EHF Champions League" das 27:33 (55.), Anic das Tor zum 28:34 (56.). Und als Vujin mit einem Doppelschlag das 30:35 erzielte, schienen die "Zebras" die Niederlage wieder in Grenzen zu halten und zumindest die zweite Halbzeit zu gewinnen. Doch mit zwei Gegenstößen machte PSG auch diesem Unterfangen ein Ende. Mit 30:37 verloren die Kieler diese Partie, in die sie nie richtig hineingefunden hat. Zudem ärgerlich: Sowohl Steffen Weinhold, der sich an der Leiste behandeln ließ, als auch Rene Toft Hansen (Veilchen) und Katsigiannis, der in der 58. Minute einen bösen Kopftreffer von Nikola Karabatic kassierte, gingen angeschlagen aus der Partie.