
Spielfreude pur beim 41:34-Erfolg: Zebras gewinnen auch das Auswärtsspiel in Leipzig
Der THW Kiel surft in der DAIKIN Handball-Bundesliga weiterhin auf seiner Erfolgswelle. Am Sonntagabend gewannen die Zebras mit einer überzeugenden Leistung und einem erneuten Torfestival in der Quarterback Immobilien Arena beim SC DHfK Leipzig mit 41:34 (23:18). Die Kieler sprühten dabei vor Spielfreude, hatten in Kreisläufer Lukas Laube (10 Tore) ihren besten Torschützen und mit Eric Johansson, Elias Ellefsen á Skipagötu (beide sieben Treffer) und Emil Madsen (4) eine Rückraumreihe, die nicht nur die eigenen Fans begeisterte. Somit feierte der THW Kiel im fünften Saisonspiel seinen fünften Sieg und sind das einzige Team mit blütenreiner Weste in der stärksten Liga der Welt. Erstmals seit dem 3. September 2023 erklommen die Schwarz-Weißen durch den Auswärtserfolg wieder einmal die Tabellenspitze.
Lukas Laube zehnmal erfolgreich
Die Partie begann gleich mit einer Überraschung: Neuzugang Lukas Laube wurde von THW-Trainer Filip Jicha bestimmt, gegen Ex-Zebra Tomas Mrkva wegen desser profunder Kenntnisse der etatmäßigen Schützen Bence Imre und Lukas Zerbe die Siebenmeter zu werfen. Ein Schachzug, der sich auszahlte: Laube versenkte alle vier Strafwürfe im Leipziger Kasten und war mit insgesamt zehn Treffern torhungrigstes Zebras an diesem Handballabend. Überragender THW-Angreifer aber war erneut Elias Ellefsen á Skipagötu, der auch von der Leipziger Abwehrreihe nicht in den Griff zu bekommen war. Der quirlige Färinger Mittelmann war neben seinen sieben Treffern auch siebenmal erfolgreicher Vorlagengeber für THW-Tore. Und das sehenswert, mit weiten Pässen auf die Außen oder auch einem unfassbaren Anspiel hinter dem Rücken auf Laube. Der junge Mittelmann versetzte auch das Leipziger Publikum bisweilen in Staunen. So geriet der Kieler Sieg nach schneller Führung nie mehr ernsthaft in Gefahr. Für die mit der Kieler Offensiv-Maschinerie überforderten Gastgeber zeichnete sich der Isländer Blaer Hinriksson mit acht Treffern als erfolgreichster SC-Schütze aus.
Duvnjak lobt seine Mitspieler
THW-Kapitän Domagoj Duvnjak freute sich mit strahlenden Augen über den Erfolg seiner Mannschaft, stellte dabei die erneute Glanzleistung von Elias Ellefsen á Skipagötu in den Mittelpunkt. "Es war ein super Spiel der gesamten Mannschaft", bemerkte "Dule", der als Störenfried in der Abwehr die Leipziger Angreifer zur Verzweiflung brachte, nach der Partie. "Das hat richtig Spaß gemacht und macht mich total stolz. Großartig war vor allem das Tempospiel über die erste, zweite oder auch dritte Welle. Unser Antreiber war Elias. Es ist einfach unfassbar, mit welchem Tempo er unser Spiel vorantreibt, selbst Tore erzielt und mit glanzvollen Assists Tore vorbereitet. Wir funktionieren als Mannschaft, auch in Phasen, in denen es eng wurde. Das macht Hoffnung. Aber nichts ist gewonnen, die Saison ist noch jung."
Wiedersehen mit Tomas Mrkva
Ein besonderes Spiel war die Partie für Leipzigs Tomas Mrkva, der im Sommer nach drei Jahren in Kiel nach Sachsen gewechselt war, am Sonntag aber zwischen den Pfosten der Gastgeber stand. Das Wiedersehen mit seinen ehemaligen Mitspielern und Freunden war herzlich, dauerte zunächst allerdings nur zwölf Minuten, weil die Zebras viel Tempo in ihr Spiel brachten, schnell eine Vier-Tore-Führung schafften. Mrkva brachte in dieser Phase nur einmal die Hände an den Ball. Leipzigs Trainer Raul Alonso, der ebenfalls eine THW-Vergangenheit in seiner sportlichen Vita hat, wechselte, stellte Domenico Ebner zwischen die SC-Pfosten. Der Südtiroler hatte zunächst mehr Glück, musste in der zweiten Halbzeit aber wieder Platz für Mrkva machen.
Torreiches Spiel
Elias Ellefsen á Skipagötu machte in Leipzig dort weiter, wo er zuletzt aufgehört hatte. Er brachte die Zebras schnell mit 1:0 in Front. Der ebenfalls starke Eric Johansson und Emil Madsen, der mit Wurfwucht und als Vorlagengeber ebenfalls glänzte, standen dem Färinger im THW-Rückraum in nichts nach: Madsen drosch den Ball wenig später zum 2:0 in die Leipziger Maschen. Schnell entwickelte sich ein torreiches Spiel, in dem die Angriffsreihen auf beiden Seiten überzeugten. Nachdem Laube seinen ersten Siebenmeter im THW-Dress eiskalt zum 3:1 verwandelt hatte, erhöhte á Skipagötu nach großartigem Steal von Veron Nacinovic wenig später per Tempogegenstoß auf 4:1. Anlass für SC-Coach Alonso, schon nach fünf Minuten auf den Buzzer zu drücken, eine erste Auszeit zu nehmen. Diese Auszeit zeigte Wirkung, Leipzig leistete sich weniger technische Fehler, war auch im Angriff erfolgreich. Nach acht Minuten stand's 7:4, THW-Rechtsaußen Lukas Zerbe war dann per Doppelschlag erfolgreich – 10:6. Aber die Gastgeber hielten dagegen. Nach 14 Minuten nahm THW-Trainer Filip Jicha seine erste Auszeit, fokussierte seine Mannen auf die Abwehrarbeit.
Klare Pausenführung der Zebras
Weg kamen die Zebras vorerst aber nicht, obwohl sie defensiv die Wege der Leipziger effektiv störten. Es dauerte bis zur 24. Minute, in der sich die Zebras erstmals auf fünf Tore absetzten. Glanzvoll von á Skipagötu angespielt, verwandelte Laube zum 19:14. Per krachendem Stemmer netzte Johansson in der 26. Minute zum 22:15 ein, die erste Kieler Sieben-Tore-Führung. Als die Unparteiischen zur Pause pfiffen, hatte Leipzig aber verkürzt: Hinriksson war kurz vor dem Wechsel zum 18:23-Pausenstand zur Stelle. "Wir müssen im Rückzug noch zulegen", analysierte Laube vor dem Gang in die Kabinen, "ansonsten dürfen wir mit unserem Spiel sehr zufrieden sein."
Starke Reaktion auf kurzen Negativ-Lauf
Und das erste Tor nach dem Seitenwechsel? Erzielte wieder Kiels Tempomacher. von den Färöer: Der Doppelschlag durch Magnus Landin und Johansson bescherte den Zebras in der 36. Minute die 28:21-Führung, Raul Alonso drückte schnell wieder auf den Buzzer. In der folgte bauten die Kieler ein paar leichte Fehler ein, scheiterten zudem aus aussichtsreichen Positionen an Ebner. So ermöglichten sie den Leipzigern einen 4:0-Lauf: Das 25:28 durch Franz Sempers Kracher in die Kieler Maschen wcckte die gut 4500 Fans in der Arena, darunter der ehemalige Holstein-Coach und heutige Leipziger Erstligatrainer Ole Werner, auf: Sie hofften auf den großen Wurf. Und die THW-Antwort? Folgte prompt und schmerzlich für die Gastgeber. Bence Imre, in der zweiten Halbzeit für Lukas Zerbe auf Rechtsaußen gekommen, traf zweimal sehenswert, Lukas Laube nach tollem Zuspiel von Johansson, außerdem traf á Skipagötu nach Duvnjak-Steal. Ein 4:0-Lauf der Zebras als Reaktion auf ein 0:4 wenige Minuten zuvor - das war bärenstark. Der verärgerte Alonso nahm in der 43. Minute früh seine letzte Auszeit.
Spielzeit auch für die Youngster
Auf der anderen Seite blieb der Fokus, der mit viel Spielfreude einherging. Jetzt kamen die Zebras richtig ins Laufen: Landin war von Linksaußen zur Stelle, Laube traf nach dem letztmöglichen Pass bei drohendem Zeitspiel vom Kreis - per Rückhand angespielt von á Skipagötu. Die Zuschauer staunten, es wurde ruhiger im Rund, außer im lautstarken Kieler Block. Und die Kieler stürmten weiter davon. Laube erzielte Tor Nummer zehn, Landin bejubelte seinen vierten Treffer aus vier Versuchen. Und als Emil Madsen den Ball in der 53. Minute unter die Leipziger Torlatte schmetterte, lagen die Zebras mit zehn Toren in Front. Die Partie war vorentschieden, Filip Jicha reagierte wenig später, gab seinen jungen Leuten Spielzeiten. Rasmus Ankermann fügte sich im Rückraum ein, Leon Nowottny löste Andreas Wolff im Kieler Tor ab, zeigte schnell eine starke Parade gegen Semper. Nachdem Bence Imre nach tollem Madsen-Anspiel das 40. Kieler Tor geworfen hatte, beteiligte sich auch Ankermann am Kieler Sieg mit einem herausgeholten Siebenmeter: Lukas Laube trat an, verwandelte sicher zum 41:33. Der Rest war Freude pur im Kieler Lager, die Zuschauer spendeten fair Beifall für einen Gegner, der nach fünf Siegen aus den ersten fünf Spielen die Heimreise in bester Siegerlaune antreten durfte.
Donnerstag endlich wieder ein Heimspiel
Nach zuletzt zwei Partien in der Fremde kehren die Zebras endlich wieder in heimische Gefilde zurück: Am Donnerstag ist der gut in die Saison gestartete Aufsteiger GWD Minden zu Gast. Die Mindener, nach zwei Jahren Abstinenz zurück im Oberhaus, reisen mit Selbstbewusstsein und ohne Druck an die Förde. Der Handball-Streamingdienst Dyn überträgt das Traditionsduell an der Förde wie gewohnt live. Die Zebras gehen als Tabellenführer der DAIKIN HBL in das Spiel und freuen sich auf die Unterstützung ihrer "weißen Wand", die mithelfen soll, Sieg Nummer sechs im sechsten Spiel einzufahren. Für das Heimspiel gibt es noch Eintrittskarten unter www.thw-tickets.de, bei CITTI und in der THW-FANWELT. Weiter geht’s gegen Minden, Kiel!
Text: Reimer Plöhn / Fotos: SC DHfK/Klaus Trotter
DAIKIN HBL, 5. Spieltag: SC DHfK Leipzig – THW Kiel: 34:41 (18:23)
SC DHfK Leipzig: Ebner (12.-48., 7 Paraden), Mrkva (1.-12., 48.-60., 3 Paraden); Piroch (6/2), Krzikalla, Oehlrich (2), Binder (6), Mamic, Lönn (1), Nasralla (2), Peter (1), Bogojevic (5), Gauer, Semper (3), Hinriksson (8), Rasch, Koscheck, ; Trainer: Alonso
THW Kiel: Nowottny (52.-60., 1 Parade), Wolff (1.-52., 8/1 Paraden); Duvnjak, Reinkind (1), Landin (4), Överby, Laube (10/4), Johansson (7), Ankermann, Dahmke, Zerbe (4), Madsen (4), á Skipagötu (7), Imre (3), Nacinovic (1); Trainer: Jicha
Schiedsrichter: Thomas Kern / Thorsten Kuschel
Zeitstrafen: SC DHfK: 3 (Hinriksson (8.), Nasralla (20.), Oehlrich (40.)) / THW: 2 (Duvnjak (5.), Laube (13.))
Siebenmeter: SC DHfK: 4/2 (Wolff hält Piroch (18.), Binder an die Latte (23.)) / THW: 4/4
Spielfilm: 1:2, 1:4 (5.), 4:7, 6:8 (11.), 6:10 (11.), 10:14, 11:15 (19.), 13:15 (20.), 14:17, 14:20 (25.), 15:22 (26.), 17:22 (27.), 18:23;
2. Hz.: 18:24, 21:26 (35.), 21:28, 25:28 (40.), 25:32 (43.), 28:34 (46.), 28:38 (53.), 29:39, 32:40 (58.), 34:41.
Zuschauer: 4462 (Quarterback Immobilien Arena, Leipzig)
Stimmen zum Spiel:
THW-Trainer Filip Jicha: Ich bin sehr zufrieden mit meiner Mannschaft, und das nicht nur, wie das Spiel verlaufen ist, sondern auch, wie sie die gesamte Woche gearbeitet hat. Es war eine starke Woche. Heute waren wir sehr fokussiert und wollten auf das Gaspedal drücken, ich habe 30 Angriffe in der ersten Halbzeit von uns gezählt – das ist ein guter Wert. Daraus 23 Tore zu machen, ist eine gute Zahl. Das war die Basis. In der zweiten Halbzeit kamen wir in eine Situation, wo wir unsere gut herausgespielten Chancen nicht reinmachen. Das hat Leipzig gnadenlos bestraft mit ihrem 4:0-Lauf. Was mich gefreut hat, war die Phase danach: Denn wir antworten direkt mit einem 4:0-Lauf darauf. Ab da waren wir wieder das Team, dass das Spiel unter Kontrolle hat. Die Tabellenführung ist eine schöne Momentaufnahme, aber wir wissen, wo wir herkommen und wohin wir wollen. Die Jungs arbeiten mit viel Lust. Jetzt freuen wir uns, nach zwei Auswärtsspielen zwei Spiele zu Hause mit unseren Fans zu haben. Ich freue mich auch, dass Eric in dieser Woche große Gefahr ausgestrahlt und eine hohe Effizienz im Abschluss hatte. Das erwarte ich aber auch von ihm ,weil er ein Weltklasse-Spieler ist, der diese Leistungen konsolidieren soll. Die Siebenmeter heute wollte ich Lukas werfen lassen, weil Tommy unsere anderen beiden Schützen seht gut kennt. Ich habe ihm vor zwei Tagen gesagt, dass er werfen soll, weil er mich gebeten hatte, etwas Zeit zu haben, um sich auf diese Situation einzustellen. Der lange Anlauf hat gut funktioniert.
SC DHfK-Trainer Raul Alonso: Dieses Heimspiel hatten wir uns anders vorgestellt, wir wollten das viel enger gestalten, um in die Situation zu kommen, den THW auch mal zu ärgern. Der Sieg war auch in der Höhe verdient. Ich fand’s schade, dass wir das nicht umgesetzt haben, was wir uns vorgenommen hatten. Wir haben zwölf Minuten gebraucht, um reinzukommen. Aber wenn du 34 Tore gegen den THW Kiel wirfst und trotzdem mit minus sieben aus der Halle gehst, weißt du, woran es gelegen hat. Nicht nur Skipagötu hat beim THW Kiel gut gespielt, das gesamte Kieler Ensemble war super abgestimmt. Wir waren heute nicht da, wo man sein sollte, um solch einer Mannschaft Paroli zu bieten: Wir schenken leider in der Phase, wo wir wieder ins Spiel kommen, drei, vier Bälle her. Der THW hat diese Fehler gnadenlos ausgenutzt.
THW-Toptorschütze Lukas Laube: Wenn man als Kreisläufer solche Anspiele wie heute bekommt, ist es immer ein guter Tag. Wir haben heute über weite Strecken sehr souverän gespielt, es gab aber auch Phasen, wo wir gefühlt einen Gang zurückgeschaltet haben. Aus diese, sind wir super zurückgekommen, haben vier, fünf Gänge hochgeschaltet und dann den Sack früh zugemacht. Jetzt als Tabellenführer in das Heimspiel gegen Minden zu gehen, wird uns einen Schub geben. Zu Hause zu spielen, ist immer wunderschön. Aber das mit Platz eins im Rücken angehen zu können, ist fantastisch.
THW-Rechtsaußen Lukas Zerbe: Wir hatten uns viel vorgenommen und haben vieles davon auch gut umgesetzt. Das Spiel war ein wenig in Phasen eingeteilt, wir sind gut reingekommen, hatten aber zwischendurch immer mal wieder auch nicht ganz so gute Momente. In diesen sind wir cool geblieben, haben nur auf uns geschaut und konnten uns dann Stück für Stück wieder absetzen. Ich bin superstolz auf die Mannschaft, wie wir das heute wieder durchgezogen haben. Eine schöne Randnotiz ist, dass wir jetzt Tabellenführer sind. Es ist für mich das erste Mal überhaupt, dass ich mal mit meinem Team ganz oben stehe. Wir wollen jetzt versuchen, solange es geht da oben zu bleiben.
THW-Rückraumspieler Eric Johansson: Das heute hat sich gut angefühlt. Wir waren von der ersten bis zur 60. Minute voll da und hatten das Spiel unter Kontrolle. Natürlich kommt Leipzig auch noch einmal zurück, aber darauf haben wir gut geantwortet. Wir können mit unserer Leistung heute wirklich zufrieden sein.