Pokal-Kracher am Mittwoch: "Löwen" fordern die "Zebras" heraus
Gelungene "Generalproben"
Guardiola verletzt
Gensheimer bester Löwen-Schütze
Dafür rückt bei den Mannheimern, deren Kader wir bereits im Vorbericht zum Bundesliga-Hinspiel ausführlich vorgestellt hatten, Kreisläufer Bjarte Myrhol ins Abwehrzentrum. "Mit ihm wird die Deckung mit Sicherheit nicht schlechter stehen", sagt THW-Trainer Alfred Gislason. Die Rhein-Neckar Löwen, die in der Liga in Linksaußen Uwe Gensheimer (126 Tore) ihren besten Schützen haben, qualifizierten sich mit 37:27 beim Drittligisten TSB Heilbronn/Horkheim und einem 31:27 beim Drittligisten Wilhelmshavener HV für die Runde der letzten Acht. Die Kieler besiegten auf ihrem Weg ins Viertelfinale den TBV Lemgo (32:20) und in einem engen Match den Tus N-Lübbecke (30:29).
Neuauflage des Achtelfinals
Nahezu ausgeglichene Bilanz
KN: Erstes Finale für den THW
Mannheim. Vizemeister RN Löwen erwartet im Pokal-Viertelfinale Rekordmeister THW Kiel – höher kann ein Handball-Gipfel kaum sein. Die Top-Teams der Liga (Kiel 44:6 Punkte/Löwen 42:6) liefern sich wie im Vorjahr ein dramatisches Wettschießen um die Meisterschaft. Im Pokal, so viel steht fest, wird in der mit 13200 Zuschauern voraussichtlich ausverkauften SAP-Arena von Mannheim bereits heute (19 Uhr/Sport1) eine Entscheidung fallen: Nur der Sieger erreicht das "Final Four" am 9./10. Mai in Hamburg. Im Dezember 2013 gewannen die Löwen im Achtelfinale beim THW Kiel mit 32:30. Der neunmalige Champion schaute nur zu, als sich die Füchse Berlin schließlich überraschend den DHB-Cup schnappten. Nach dem Selbstverständnis der Kieler ist die Teilnahme an der Endrunde ein fester Bestandteil der Saison. Das "Final Four" hat sich längst als Kultveranstaltung etabliert, die kein Handballer verpassen will. Während die Löwen sich mit Siegen gegen die Drittligisten TSB Heilbronn/Horkheim (37:27) und Wilhelmshavener HV (31:27) für das Viertelfinale qualifizierten, stand der THW im Achtelfinale vor dem Aus. Das Team von Alfred Gislason hatte sich zuvor am TBV Lemgo (32:20) für die Auftaktniederlage in der Liga gerächt, doch im Heimspiel gegen den TuS N-Lübbecke musste Domagoj Duvnjak die Zebras im Alleingang retten. Der Kroate bog in der Schlussphase mit zwei Toren einen 28:29-Rückstand um. Duvnjak war es auch, der im Oktober vergangenen Jahres das entscheidende Tor beim 29:28-Auswärtssieg gegen die Löwen in der Bundesliga erzielte. Die Gäste beendeten damals die stolze Serie der Badener, die zuvor 602 Tage in eigener Halle ungeschlagen geblieben waren. Seitdem haben sich die Vorzeichen verändert, sagt Löwen-Mittelmann Andy Schmid, der den THW als Favoriten erachtet. Damals, so Schmid, hätten den Kielern mit den verletzten Filip Jicha, Rasmus Lauge und Aron Palmarsson drei Stammkräfte gefehlt, die nun alle zur Verfügung stünden. Für sie sei der Ausfall von Gedeon Guardiola (Schulter ausgekugelt) dagegen kaum zu kompensieren. "Das ist ein riesiger Verlust." Die Kieler besiegten am Sonntag auf der anderen Rheinseite die TSG Ludwigshafen-Friesenheim mit 33:20 und bereiten sich seitdem in der Nachbarstadt Mannheims auf den Pokal-Hit vor. Am Montag stieß der zuletzt an einer Grippe erkrankte Jicha zur Mannschaft, so dass Gislason auf seinen kompletten Kader zurückgreifen kann. Auch Joan Canellas, im Oktober neunfacher Torschütze, scheint seine Schulterverletzung überstanden zu haben. Gegen Friesenheim spielte er erstmals wieder im Angriff mit. "Es ist schon wieder fast perfekt", sagte der Spanier. Auch Rune Dahmke ist auf dem Weg der Besserung. Der Linksaußen verletzte sich am vergangenen Mittwoch beim 37:18-Heimsieg gegen Balingen an der Wirbelsäule. Der elffache Torschütze landete nach einem Foul von Nationalspieler Fabian Böhm unsanft auf dem Hallenboden. "Zur Prellung ist noch eine Schwellung hinzugekommen, die schmerzhaft auf den Knochen drückt", sagte Dahmke nach dem Friesenheim-Spiel, das er nur als Zuschauer erlebte. "Aber gegen die Löwen bin ich wieder fit." Gute Nachrichten gab es auch von Johan Sjöstrand. Der Torhüter hatte sich vor dem Balingen-Spiel noch mit den Kollegen aufgewärmt, doch Minuten vor dem Anpfiff wegen einer Migräne abgesagt. "Früher hatte ich ein- bis zweimal pro Jahr solche Anfälle", sagte der Schwede. "Doch seit meiner Gehirnerschütterung kommen sie häufiger." Sjöstrand war im März 2014 beim Heimspiel gegen den SC Magdeburg (27:27) am Kopf getroffen worden. In Friesenheim blieb er beschwerdefrei und hatte nach seiner Einwechslung in der 39. Minute großen Anteil an der Höhe des Sieges. Er sei zuversichtlich, dass ihm die Migräne heute keinen Strich durch die Rechnung machen werde. (Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 4.3.2015)
KN: Fünf Punkte sprechen für die Löwen, fünf für Kiel
Für die Löwen SAP Arena: "Wenn man Pokalsieger werden will, muss man sowieso Kiel schlagen", sagt Rechtsaußen Patrick Groetzki: "Die Chance ist nirgends größer, als in der eigenen Halle mit unseren Fans." Pelle: Pelle ist knapp zwei Wochen alt und der Sohn von Niklas Landin. "Es hat keine große Veränderung stattgefunden, aber etwas ist jetzt doch anders", fühlt der Torhüter einen zusätzlichen Motivationsschub. Thorsten Storm: Der Macher wurde in Mannheim akzeptiert und respektiert, Liebe schlug ihm aber nie entgegen. Viele haben ihm übel genommen, dass er ausgerechnet zum größten Rivalen wechselte, weshalb er nicht überall mit offenen Armen empfangen wird - dem Ex-Manager wollen es viele zeigen. Kim Ekdahl du Rietz: Der Schwede trat aus der Nationalmannschaft zurück, um sich zu schonen. Statt der WM in Katar machte er Urlaub. „Es hat richtig gut getan.“ Die Löwen profitieren von der urwüchsigen Kraft des Halblinken. Flügelzange: Mit Uwe Gensheimer und Groetzki sind die Außenpositionen perfekt besetzt. Zuletzt schwächelte Gensheimer zwar, gegen die Zebras wird die Konzentration aber wieder bei 100 Prozent sein. Und Groetzki, das Sprungwunder, liefert seine Tore sowieso verlässlich wie ein Postbote ab. Für die Zebras Endspiel: Für den THW ist das Viertelfinale ein gefühltes Endspiel. Und die, das hat in Kiel Tradition, werden in der Regel vom THW gewonnen. Kader: Auch wenn Filip Jicha (Grippe), Joan Canellas (Schulter) und Rasmus Lauge (Leiste) noch nicht im Vollbesitz ihrer Kräfte sind, stehen sie für Kurzeinsätze zur Verfügung. Mit diesem Kader kann der THW bis zum Abpfiff ein hohes Tempo gehen und flüssig rotieren. Abwehr: Anders als die Löwen beherrscht der THW mit der 3:2:1- und der 6:0-Deckung zwei Abwehrsysteme perfekt. In der offensiven Variante gibt es mit Jicha und Domagoj Duvnjak zudem gleich zwei Spitzen, die das Spiel des Gegners effektiv zerstören. Die Löwen haben dagegen mit Gedeon Guardiola ihren Abwehrchef verloren. Bus: Die Kieler sind schon in der Erfolgsspur. Seit Sonnabend pendeln sie in einem Bus zwischen Flughafen, Halle und Hotel, der im Alltag ein Team transportiert, das ebenfalls das Siegen beherrscht – die deutsche Fußballnationalmannschaft. "Er wurde uns für diese Tage angeboten, kostet nicht mehr und ist gut", erklärte Storm. "Da haben wir ihn einmal ausprobiert." Urlaub: Alfred Gislason hat für Siege gegen Friesenheim und die Löwen drei freie Tage in Aussicht gestellt. Ein möglicher Kurzurlaub verleiht stets Flügel. (von Michael Wilkening (RN-Zeitung) und Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 4.3.2015)