Nächstes Nordduell: Dienstag kommt der HSV
Auf der Suche nach der neuen Rolle
Holpriger Saisonstart
Führt Regie: Kentin Mahé.Allen Unkenrufen zum Trotz verfügt der HSV Hamburg auch in dieser Saison über eine starke und eingespielte erste Sieben, in der der Franzose Kentin Mahé in der Mitte die Fäden ziehen darf (den Kader der Hamburger stellten wir Ihnen bereits im Vorbericht zum Hinspiel ausführlich vor). "Aber es ist alles noch nicht so fest, wie man sich das wünscht", betont Geschäftsführer Christian Fitzek und erklärt: "Die erste Sieben entscheidet selber, ob sie gewinnt oder verliert. Danach wird es dünner, da fehlt noch die Erfahrung." Der Saisonstart verlief dementsprechend holprig bei den Hamburgern. Sechs Partien benötigte der HSV, der zwischenzeitlich bis auf Platz 18 abgerutscht war, um seinen ersten Sieg zu feiern. Weil dann sieben weitere Erfolge aus neun Spielen folgten, kletterten die Hansestädter nach oben.
Trainer entlassen
Entlassen: Christian Gaudin musste vorzeitig gehen.Zunächst einmal mussten die Fans allerdings einen neuerlichen Rückschritt erleben: Nach der 28:32-Heimniederlage gegen den zuvor auf dem letztenTabellenplatz rangierenden TBV Lemgo wurde Trainer Christian Gaudin entlassen. Die Mannschaft wird bis Jahresende von Co-Trainer Jens Häusler betreut - wodurch am Dienstag ein Kieler im Hamburger Dress an der Seitenlinie stehen wird. "In Anbetracht der sportlichen Entwicklung der vergangenen Wochen haben wir den Eindruck gewonnen, dass uns eine positive Wendung mit Christian Gaudin nicht mehr gelingen wird – unabhängig davon, dass uns derzeit wichtige Spieler verletzungsbedingt nicht zur Verfügung stehen", erklärte Fitzek, der Häusler vorerst als Co-Trainer assistieren wird.
13. Bundesliga-Saison des HSV
Gladeck: "Saisonetat gedeckt"
Zuschauer-Rückgang
Großes Interesse
Cañellas und Duvnjak im Mittelpunkt
KN: HSV, die Wundertüte der Liga
Kiel. Mit der 22:26-Niederlage in Flensburg endete am Sonnabend der Überflug des Handballmeisters THW Kiel. Der HSV Hamburg, heute (19 Uhr, Sport1) zu Gast in Kiel, beendete zeitgleich mit einem überzeugenden 36:30-Sieg bei der TSV Hannover-Burgdorf seinen freien Fall durch die Bundesliga. Es spricht viel dafür, dass sich der ewige und der ehemalige Gigant auf Augenhöhe begegnen werden. Der Champions-League-Sieger des Jahres 2013 hat turbulente Zeiten hinter sich. Im Sommer bekam der hoch verschuldete HSV die Lizenz erst im dritten Anlauf, was dazu führte, dass die Liga auf 19 Vereine aufgebläht wurde und die Beliebtheitswerte der Hanseaten sich weiter dramatisch verschlechterten. In der Folge der Krise mussten Stars wie Joan Canellas gehen. Domagoj Duvnjak, jahrelang der Chef-Maschinist, hatte sich bereits zuvor für einen Arbeitgeber entschieden, der verbindlich Gehälter überweist. Mit dem neuen Trainer Christian Gaudin, in der Bundesliga völlig unerfahren, stolperte der noch immer mit einigen Stars wie Pascal Hens und Jogi Bitter besetzte HSV durch die Liga. Nach der 28:32-Heimniederlage gegen Kellerkind TBV Lemgo wurde Gaudin vor wenigen Tagen entlassen. Co-Trainer Jens Häusler tat, was er vor drei Jahren schon einmal machen musste, als er nach der Weihnachts-Entlassung von Per Carlen einsprang. Damals kam die Beförderung zu früh, wenige Wochen später kehrte der zum Geschäftsführer beförderte Martin Schwalb als Cheftrainer zurück, Häusler setzte sich auf eigenen Wunsch wieder in die zweite Reihe. Der 47-Jährige, der auch schon den TSV Altenholz trainierte, übernimmt diesmal nur für zehn Tage das Kommando. Nach der WM-Pause will Christian Fitzek den Neuen präsentieren. „Er soll die Richtung im Verein vorgeben und 100 Jahre hier Trainer sein“, sagte der Geschäftsführer der „Mopo“. Mit Häusler („Ich will hier wieder strahlende Gesichter sehen“) glänzte der HSV zuletzt in Hannover. Bitter, der seinen Vertrag bis Juni 2017 verlängerte, hielt überragend. Und Hens, der bislang auf eine ganz schwache Saison blickt, traf aus Entfernungen, die in diesem Sport eigentlich zu groß sind, um ein Tor zu erzielen. „Geil, das waren für uns mehr als zwei Punkte“, sagte Kreisläufer Henrik Toft Hansen, Bruder des Kieler Kreisläufers Rene, der „Mopo“. Der HSV nimmt offenbar rechtzeitig vor den Top-Spielen gegen Kiel und die Löwen (27. Dezember) einen neuen Anlauf. Und die Bosse liefern auch schon wieder Vollmundiges. Obwohl der Zuschauerschnitt von 8800 auf knapp 6000 sank und 1200 Dauerkarteninhaber vor der Saison absprangen, soll der Etat gesichert sein. Dem Lizenzierungsverfahren im Frühjahr schaue er gelassen entgehen, teilte Karl Gladbeck dem „Hamburger Abendblatt“ mit. Der Reiseunternehmer, seit Oktober neuer Präsident, hat als mittelfristiges Ziel die Qualifikation für die Champions League ausgerufen. An die Zebras hat der HSV aber keine guten Erinnerungen. Das Hinspiel verlor er nach einem dramatischen Verlauf mit 19:20 und vor einem Jahr erlebte er in Kiel eine Lehrstunde. Nach 60 rasanten Minuten, in denen Torhüter Johan Sjöstrand zum Matchwinner wurde, siegte der THW mit 35:24 (19:12). Ausgerechnet hinter Sjöstrand steht aber ein Fragezeichen, der Schwede zog sich im Training eine Fingerverletzung zu. „Beim HSV scheint kurzfristig eine andere Atmosphäre eingekehrt zu sein“, sagte Kiels Trainer Alfred Gislason. „Es ist gut möglich, dass dieser HSV gegen uns und die Löwen nun seine besten Saisonspiele abliefert.“ Vor dem Anpfiff steht nur fest, wie der Abend endet: Die Brüder Toft Hansen treffen sich mit ihren Familien in Melsdorf, um dort gemeinsam Weihnachten zu feiern. Am Nachmittag des 25. Dezembers ist auch der Frieden im Hause Toft Hansen schon wieder gestört, bereiten die Zebras sich doch dann auf das letzte Punktspiel des Jahres vor: Am Freitag (17.15 Uhr) kommt die HSG Wetzlar. (von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 23.12.2014)