Am Ende souveräner Erfolg gegen RK Nexe sichert vorzeitigen Hauptrunden-Einzug
Die Zebras galoppieren weiter durch die Vorrundengruppe E der EHF European League. Sie gewannen nach dem 35:26-Hinspielsieg vor Wochenfrist auch am Dienstagabend vor 5049 Zuschauern in der Kieler Wunderino Arena gegen Kroatiens Vizemeister RK Nexe mit 31:28 (15:12). Damit führt der THW Kiel die Tabelle mit der makellosen Bilanz von 8:0-Zählern an, ist vorzeitig für die Teilnahme an der Hauptrunde qualifiziert. Die Kieler hatten einen schwierigen Start, rissen dann mit viel Tempo die Partie an sich, um in der Schlussphase den Gegner noch einmal auf Tuchfühlung kommen zu lassen. Am Ende war der Erfolg eine geschlossene Teamleistung und trotzdem souverän, da die Zebras mit dem herausragenden Andreas Wolff und ihren beiden besten Torschützen Karl Wallinius und Bence Imre auch die auffälligsten Einzelakteure stellten.
Överby: "Viel Selbstvertrauen entwickelt"
"Angst, eventuell noch Punkte abzugeben, hatten wir nie", sagte Kreisläufer Petter Överby nach den dann doch noch aufregenden letzten Minuten. "Wir hatten viele gute Momente im Spiel, auch einige nicht so gute. Aber in der Mannschaft hat sich mittlerweile soviel Selbstvertrauen entwickelt, dass wir für alle Situationen immer die richtigen Antworten finden. Es ist gut, dass unser Kader wieder fast vollzählig beisammen ist." Bester Spieler auf dem Parkett war Torhüter Andreas Wolff: Der Nationalkeeper hielt insgesamt 20 Bälle auf, war schon vor der Pause 13-mal mit irgendeinem Körperteil am Ball, verdarb den Gästen den Spaß am Torewerfen. Vorne teilten sich Bence Imre und Karl Wallinius mit je sechs Treffern die Torjäger-Krone.
Sonder-Ticketaktion für soziale Berufe
Freude am lange Zeit glanzvollen Kieler Auftritt hatten auch rund 1000 besondere Gäste, die in sozialen Berufen wie in Pflegeheimen, Rettungsdiensten oder bei Feuerwehren beschäftigt sind. Mit einer Sonder-Ticketaktion bedankte sich der THW Kiel bei ihnen für ihre Arbeit mit Menschen, sie sorgten mit für die lautstarke Atmosphäre und großartige Stimmung im Kieler Handball-Tempel. Die Partie gegen den Rukometni Klub (RK, Handballverein) wurde nahezu zum Spiegelbild der Auseinandersetzung beider Teams vor einer Woche in der Heimat von THW-Kapitän Domagoj Duvnjak. Nach durchwachsenem Beginn nahmen die Kieler das Zepter in die Hand, lagen im zweiten Abschnitt bald klar vorne, ehe Wurfpech und Unaufmerksamkeiten den Gast noch einmal stark machten.
Zebras kamen schwer in die Partie
Aber: Der THW ließ nie Zweifel am Erfolg aufkommen. Die Zebras taten sich zu Beginn allerdings schwer, lagen nach den Treffern von Moslavac schnell mit 0:2 zurück und liefen nach dem 2:2 durch Eric Johanssons Solo und Bence Imres Treffer, der nach Petter Överbys Pfostenkracher am schnellsten reagierte, ständig einer knappen Gästeführung hinterher. Gut, dass von Beginn an auf Andi Wolff Verlass war: Er korrigierte Fehler und Holztreffer seiner Mitspieler mit Glanzparaden am Stück, sorgte dafür, dass RK Nexe nicht allzu weit davonrauschte. Mit einem 3:0-Lauf waren die Kroaten in der 14. Minute aber mit 9:5 in Führung gegangen. Grund genug für Trainer Filip Jicha, auf den Buzzer zu drücken, seinen Mannen in der Auszeit auf den Zahn zu fühlen. Jicha brachte Domagoj Duvnjak und Hendrik Pekeler, beide sorgten für mehr Stabilität in der Abwehr, in der auch Karl Wallinius erfolgreich Schwerstarbeit leistete.
Wallinius bringt Zebra-Express ins Rollen
Und der Schwede wurde auch im Angriff zu einem extrem wichtigen Faktor, führte die Zebras mit vier Toren in Folge, zumeist über die schnelle Mitte oder zweite Welle, in nur vier Minuten auf 9:10 heran. Der THW kam ins Rollen, auch, weil Andi Wolff hinter einer nun fester stehenden Abwehr mehr und mehr zum Schreckgespenst für Nexe Angreifer wurde, seinen Kasten in den letzten 15 Minuten nahezu vernagelte und nur noch zwei Tore für die Gäste zuließ. Nexes Trainer Kreso Ivankovic setzte auf die Auszeit. Doch der THW-Express war ins Rollen gekommen, von der Abwehr der Kroaten nicht mehr aufzuhalten. Youngster Henri Pabst, über 40 Minuten für den leicht erkrankten Emil Madsen auf dem Parkett, glich in der 19. Minute zum 10:10 aus, Nikola Bilyk erzielte wenig später die erste Kieler Führung zum 11:10, die Grgic zwar noch einmal egalisierte.
Zebras ziehen davon
Dann kam die Zeit von Rechtsaußen Bence Imre, der vor dem Wechsel noch drei Treffer erzielte - nach schneller Mitte, dann nach eigenem Steal und den letzten per Siebenmeter zum Halbzeitstand von 15:12. Patrick Wiencek war unsanft von der Gästeabwehr gefoult worden. Tin Lucin verkürzte gleich nach dem Wechsel, doch die Kieler ließen sich nun nicht beirren: Henri Pabst traf, wenig später Karl Wallinius, und nach den sehenswerten Treffern von Rune Dahmke, Nikola Bilyk und Bence Imre enteilten die Kieler auf 20:15. Die Abwehr mit Wolff als letzter Instanz wurde zum Bollwerk, klaute Bälle (Imre, Pabst), und nach dem sechsten Treffer von Karl Wallinius über die zweite Welle lag der THW mit 26:19 vorn, wenig später durch Rune Dahmke gar mit 28:20.
Duvnjak schraubt den Deckel auf den neunten Oktober-Sieg
Den Fans gefiel es, sie stimmten Gesänge an, ließen sich auch von der folgenden Auszeit im Kieler Angriff nicht beirren. Das 28:20 war urplötzlich auf 28:26 geschrumpft, doch der THW Kiel blieb ruhig. Mit Duvnjak und Madsen kamen ordnende Hände auf das Feld, Johansson bediente Dahmke, und der Kieler Jungs beendete die Tor-Flaute. Den Deckel auf die Partie schraubte dann der Kapitän persönlich: Domagoj Duvnjaks energischer Soloauftritt mit dem folgenden 30:26 beendete alle Spekulationen, die Zebras trabten ungefährdet über die Ziellinie, feierten den vierten Sieg in der EHF European League in Folge. Nach dem neunten Sieg innerhalb von 26 Tagen ist der goldene THW-Oktober nun Geschichte.
Weiter geht's in Berlin
Weiter geht’s mit einem November, der es ebenfalls in sich hat: Den Anfang macht die Top-Partie des neunten Spieltags in der DAIKIN Handball-Bundesliga am kommenden Sonntag: Dann sind die Zebras zu Gast bei den Füchsen Berlin, die punktgleich direkt vor dem THW Kiel auf Rang drei der Tabelle stehen. Mit 280 erzielten Treffern stellt der Champions-League-Teilnehmer von der Spree die stärkste Offensiv-Reihe in der stärksten Liga der Welt. Da rollt eine gewaltige Angriffswucht auf die Zebras zu, die sich am Samstag auf den Weg in die Hauptstadt machen und dort am Sonntag ab 15 Uhr (live bei Dyn) den favorisierten Gastgebern einen harten Kampf liefern wollen. Nach der Nationalmannschafts-Pause geht es dann direkt mit dem Pokal-Kracher gegen den SC Magdeburg weiter: Eintrittskarten für das Spiel am Mittwoch, 13.November (20 Uhr) sind unter www.thw-tickets.de , bei CITTI sowie in der THW-FANWELT erhältlich. Doch weiter geht’s jetzt erst einmal in Berlin, Kiel!
Text: Reimer Plöhn / Fotos: Sascha Klahn
EHF European League, 4. Spieltag: THW Kiel – RK Nexe (CRO): 31:28 (15:12)
THW Kiel: Mrkva (2 Siebenmeter, keine Parade), Wolff (1.-60., 20 Paraden); Duvnjak (1), Landin (1), Överby (3), Wiencek, Pabst (3), Johansson (3), Dahmke (3), Zerbe (n.e.), Madsen, Wallinius (6), Bilyk (2), Pekeler, á Skipagötu (3), Imre (6/2); Trainer: Jicha
RK Nexe: Saric (48.-60., 6 Paraden), Car (1.-48., 10 Paraden); Bakic (1), Grgic, Haseljic (2), Marguc (1), M. Moslavac, Manci Micevic, Dolenec (2), Strlek (1), L. Moslavac (5), A. Cenic (1), O. Cenic (3), Vucko (2), Lucin (5/4), Kozina (4); Trainer: Ivankovic
Schiedsrichter: Marion Kull / Alvar Tint (EST)
Zeitstrafen: THW: 2 (2x Pekeler(25., 33.)) / Nexe: 2 (Vucko (27.), Bakic (56.))
Siebenmeter: THW: 2/2 / Nexe: 4/4
Spielfilm: 0:2, 2:2 (5.), 4:4, 5:6 (10.), 5:9 (14.), 6:10 (15.), 11:10 (21.), 13:12 (24.), 15:12;
2. Hz: 15:13, 18:15 (34.), 20:15 (35.), 20:17, 22:19 (42.), 26:19 (47.), 28:20 (51.), 28:26 (55.), 30:26 (59.), 31:28.
Zuschauer: 5034 (Wunderino Arena, Kiel)
Stimmen zum Spiel:
THW-Trainer Filip Jicha: Ich bin definitiv zufrieden. Wir sind ein bisschen langsam in die Partie gekommen, haben einige einfache Fehler gemacht. Aber dank Andis großartiger Leistung in der ersten Halbzeit konnten wir in unseren Gegenstoß-Handball kommen. Ich bin sehr zufrieden, dass wir heute einige Spieler, die im Oktober sehr viele Minuten auf dem Feld standen, auch Pausen geben zu können. Emil war ein bisschen kränklich, aber Henri hat Verantwortung für die Mannschaft übernommen. Das ist nicht selbstverständlich, man kann sich das vornehmen, aber das ist das eine. Es dann zu machen, das andere. Jetzt haben wir den Oktober ohne Niederlage abgeschlossen und freuen uns auf den November. Danke an die Fans für die großartige Unterstützung heute, das war fantastisch!
Nexes Trainer Kreso Ivankovic: Bravo an meine Jungs und Glückwunsch an den THW Kiel! Ich bin sehr stolz auf meine Mannschaft, wie wir das heute hier gelöst haben. Besonders in der ersten Halbzeit, als wir zwischenzeitlich mit vier Toren in Führung lagen. Aber Andreas Wolff war heute einfach unglaublich. In der zweiten Halbzeit war es dann die Leistung unseres jungen Torhüter Antun Saric, der uns zurück ins Spiel gebracht hat. Am Ende war dann aber die Qualität der Mannschaft aus dem Norden Deutschlands der Schlüssel zum Sieg.
Nexes Kapitän Kresimir Kozina: Es ist eigentlich alles gesagt. Kiel hat mit Andi den wahrscheinlich besten Torhüter der Welt, und er hat heute abgeliefert. Aber wir haben nie aufgegeben und wurden dafür mit einer kleinen Chance belohnt, die der THW Kiel dann mit seiner Vielzahl an erfahrenen Spielern abgewehrt hat.
THW-Torhüter Andreas Wolff: Wir hatten einen rauhen Start, haben diesen dann aber mit Fokus, Einsatz und taktischen Verbesserungen vergessen gemacht. Bei unserer Acht-Tore-Führung haben wir das Spiel vielleicht zu früh abgeschlossen, und Nexe hat dann ganz im Stile kroatischer Mannschaften nicht aufgegeben und es noch einmal spannend gemacht. Insgesamt bin ich mit unserer Abwehrleistung zufrieden, vorne waren wir in einigen Phasen nicht konzentriert genug. Das Spiel haben wir aber mit einer ruhigen, souveränen Leistung über weite Strecken sicher nach Hause gebracht, haben unsere weiße Weste nicht nur im Oktober, sondern auch in der EHF European League gewahrt.
THW-Linksaußen Rune Dahmke: Wir haben heute viel gewechselt und hätten trotzdem das Spiel – auch für unsere Zuschauer – höher gewinnen können. Es ist trotzdem eine Qualität, wie souverän wir das Spiel in einer Phase, in der es noch einmal eng hätte werden können, nach Hause gebracht haben. Und neun Siege aus neun Spielen im Oktober - das hört und fühlt sich einfach gut an!